Erhard Schnepf
Gedenktag evangelisch: 1. November
Name bedeutet: mit starker Ehre (althochdt.)
Erhard Schnepf, Sohn eines Schuhmachers, besuchte die Lateinschule in seiner Heimatstadt und studierte dann am damaligen Collegium Maium in Erfurt und an der Universität in Heidelberg Theologie und Jura. Hier hörte er 1518 die Disputation Luthers mit Professoren im Rahmen einer Konferenz des Augustinerordens, auf der er seine neuen Lehren von der rechtfertigenden Gnade Gottes, dem alleinigen Heil in Christus und der Bibel als Richtschnur darlegte. Schnepf ließ sich davon überzeugen. Er wurde dann Pfarrer an der Johanneskirche in Weinsberg und dort 1520 der erste Prediger, der sich der neuen Lehre verpflichtet fühlte, weshalb er 1522 aus der Stadt vertrieben wurde.
1524 wurde Erhard Schnepf als Prediger in die Reichsstadt Wimpfen berufen; dort lehnte er 1525 das Ansinnen der im Bauernkrieg aufständischen Bauern ab, als ihr Feldprediger zu wirken; im selben Jahr heiratete er die Tochter des Wimpfener Reichsschultheißen. 1526 rief Graf Philipp III. von Nassau ihn zur Einführung der Reformation in seine Residenzstadt Weilburg.
1528 erfolgte durch Landgraf Philipp von Hessen der Ruf an die im Jahr zuvor in den Räumen des vorherigen Dominikanerklosters gegründete Universität in Marburg und zu seinem Berater auf dem Reichstag 1529 im Ratshaus - dem heutigen Domhof - in Speyer und 1530 auf dem im Rathaus in Augsburg abgehaltenen Reichstag, wo die Reichsstände Kaiser Karl das Augsburger Bekenntnis überreichten.
1535 bestellte Herzog Ulrich ihn nach Stuttgart
zum Generalsuperintendenten der württembergischen Kirche, um
hier die Kirche gemeinsam mit Ambrosius Blarer zu reformieren, wobei
Blarer für die südlichen, Schnepf für die nördlichen Landesteile zuständig war. Der Lutheraner Schnepf geriet mehrmals in
scharfe Auseinandersetzungen mit dem eher reformiert gesinnten Blarer; deren heftigste auf dem Götzentag
1537 in
Urach verlor Schnepf: der Herzog erließ ein
Bilderverbot, das Württemberg viele wertvolle Kunstwerke gekostet hat.
Als dem württembergischen Herzog das Vorgehen Blarers zu radikal wurde, setzte er diesen 1538 ab und Schnepf wurde nun mit der Verantwortung für die Reformation im ganzen Land betraut. Mit seiner Kirchenordnung von 1536 konnte er ein gemäßigtes Luthertum in ganz Württemberg durchsetzen, das auch heute noch die württembergische Landeskirche prägt.
1543 wechselte Schnepf als Professor für Theologie nach
Tübingen. Als Gegner des Interims, mit dem die
württembergische Kirchenordnung in der Folge des Schmalkaldischen
Krieges aufgehoben wurde, legte er 1548 sein Amt nieder und ging als Dekan und Lehrer ans
Collegium Jenense
nach Jena; dort wurde
er 1557 dann Gründungsrektor der daraus wachsenden neuen Universität.
Schnepf wurde in Jena bestattet, 1982 wurde sein Grabstein in der dortigen Stadtkirche St. Michael aufgestellt. Nach Schnepfs Tod zog seine Witwe wieder nach Tübingen, dort ist ihre Grabplatte in der Stiftskirche.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die
Schlosskirche in Weilburg ist täglich außer
montags von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. (2021)
Die Universitätskirche in Marburg ist täglich
von 9 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2021)
Im ehemaligen Collegium Jenense
, aus
dem die Universität Jena wuchs, gibt es eine kleine Ausstellung zu deren Geschichte, der Eintritt ist frei. (2023)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.11.2023
Quellen:
•
• Gerhard Raff: Schusterbub wird Reformator. Evang. Gemeindeblatt für Württemberg 46/2008
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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