Euagrios Pontikos
lateinischer Name: Evagrius Pontikus
Gedenktag katholisch: 13. Juni
Gedenktag armenisch: 11. Februar, Donnerstag nach dem zweiten Adventssonntag
bedacht in der armenischen Anaphora Als Anaphora (griechisch: Erhebung) wird das Hochgebet bezeichnet, das liturgisch auf das Abendmahl hinführt.
Gedenktag syrisch-orthodox: 16. Januar
Name bedeutet: der gute Wilde / Leidenschaftliche (griech.)
Euagrius wurde von Gregor von Nazianz in Konstantinopel
- dem heutigen Ístanbul - zum Diakon geweiht.
Danach zog er sich in die Einsiedlerkolonie Kellia
- im heutigen Al Kifah - in der nitrischen Wüste in Ägypten zurück, wurde der erste Schriftsteller unter den Einsiedlern und
genoss dann hohes Ansehen. Seine Schriften beschäftigten sich mit dem Mönchsleben; so verfasste er Sammlungen von Sätzen für
Einsiedler, eine Anleitung für das gemeinsame Leben und viele weitere bis heute erhaltene Werke. Er war Begründer der
Achtlaster-Lehre
, die von Johannes Cassianus übernommen und
weiterentwickelt wurde. 1 Als Anhänger von
Origenes wurde er später mehrfach verurteilt, so 553 auf dem
2. Konzil von Konstantinopel.
1 ▲ Aus Euagrios'
Achtlaster-Lehre
entwickelte sich - so bei Papst Gregor „dem
Großen” - die katholische Lehre von den sieben Hauptsünden - im Volksmund Todsünden
genannt: 1. Hochmut,
2. Geiz, 3. Wollust, 4. Zorn, 5. Völlerei, 6. Neid und 7. Faulheit. Bei Euagrios fehlte der Neid, dazu gezählt wurden bei
ihm Ruhmsucht und Trübsinn.
Worte des Heiligen
Mit folgenden Gedanken ruft Evagrius zu einem wachsamen und bewussten Leben auf:
Wenn du in deiner Zelle sitzt, sammle deinen Geist, gedenke deines Todestages, betrachte dann das Hinsterben
deines Leibes, erwäge dein Ungemach, bedenke deine Mühe, erkenne die Vergänglichkeit in dieser Welt sowie den gesitteten
Lebenswandel und den Eifer, (die vonnöten sind,) damit du stets im selben Streben nach Einsamkeit verharren kannst und
nicht schwach wirst. Denke aber auch an den gegenwärtigen Zustand in der Unterwelt; überlege, wie sich dort demnach die
Seelen befinden, in welch bitterstem Schweigen oder in welch entsetzlichem Stöhnen, in welch großer Furcht, welcher Angst
oder in welcher Erwartung! Denke an den unaufhörlichen Schmerz, die seelischen und endlosen Tränen. Denke aber auch an den
Tag der Auferstehung und des Hintretens vor Gott. Stell dir jenen furchterregenden und schaurigen Richterstuhl vor, mach
dir klar, was für die Sünder bereitliegt: Schmach vor dem Angesicht Gottes und seines Gesalbten, der Engel, Erzengel,
Mächte und aller Menschen; auch alle Strafmittel, das ewige Feuer, den Wurm, der nicht stirbt, die Hölle, die Finsternis,
das bei alledem herrschende Zähneknirschen, die Furcht und die Qualen. Mach dir auch die Güter deutlich, die für die
Gerechten aufbewahrt sind: vertrauter Umgang mit Gott dem Vater und seinem Gesalbten, mit Engeln, Erzengeln, Mächten und
dem ganzen Volk Gottes; das Reich (Gottes) und seine Gaben, die Freude und den Genuss. Stell dir im Gedächtnis diese beiden
Bereiche vor Augen; über die Verurteilung der Sünder stöhne und weine, nimm das Bild des Schmerzes in dich auf, voller
Furcht, dass auch du dorthin gelangst. Über die Güter aber, die für die Gerechten bereitliegen, freue dich, jauchze und
frohlocke. Strebe danach, diese zu genießen, von jenen aber bewahrt zu werden. Pass auf, dass du diese Dinge nie vergisst,
ob du nun in deiner Zelle oder irgendwo außerhalb bist; wirf die Einsicht, die die Erinnerung an sie hervorruft, nicht
beiseite, damit du - wenn auch nur durch diese Tatsachen - den schmutzigen und schädlichen Gedanken entfliehst.
Quelle: Evagrius Pontikos: Grundriss des mönchischen Lebens. In: Philokalie, Bd. 1: Der Christliche Osten, 2. Aufl. Würzburg 2007, S. 76f
Zitate von Euagrios Pontikos:
Gegen einen Gedanken, der aus einer Verleumdung entsteht und den Zorn gegen einen Bruder erweckt und
zum Zorn reizt, [sprich]: Du sollst kein leeres Gerücht aufnehmen. (2. Mose 23, 1)
Gegen den Gedanken, der über ärmliches Essen und über trockenes Brot weint, [sprich]: Besser ein trockener Biss
in Frieden als ein Haus voller Fleisch in Unfrieden. (Sprüche 17, 1)
Gegen Gedanken, die uns in Verwirrung bringen, dass nämlich unsere Brüder in der Welt reich und wegen ihres
Reichtums bei allen angesehen seien, [sprich]: Im Herrn wird meine Seele Beifall finden. (Psalm 34, 3)
Gegen den Gedanken, der mich besorgt sein lässt wegen des Mangels an Brot und Öl und an den von mir erstrebten
Dingen, [sprich]: Der Mehltopf wird nicht leer werden und der Ölkrug nicht versiegen, bis der Herr Regen auf die Erde
sendet. (1. Könige 17, 14)
Gegen den Gedanken, der um Speise und Trank Sorge trägt und sich eifrig damit beschäftigt, woher er sich diese
beschaffen könnte, [sprich]: Wirf deine Sorge auf den Herrn, und er wird dich ernähren. (Psalm 55, 23)
Zur unglücklichen Seele, die voll Unlust ist und andere Orte für sich auswählt, um dort zu wohnen, [sprich]: Harre
auf den Herrn und achte auf seinen Weg, und er wird dich erhöhen, das Land zu erben. (Psalm 37, 34)
Quelle: Euagrios Pontikos: Antirrheticus - Die große Widerrede. Übersetzt von L. Trunk. Münsterschwarzach 2010
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Palladius berichtete in seiner Historia Lausiaca
über das
Leben von Euagrios,
zu lesen in der Bibliothek der Kirchenväter der Université
Fribourg auf Deutsch.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 08.09.2023
Quellen:
• https://de.wikipedia.org/wiki/Euagrios_Pontikos - abgerufen am 20.07.2023
• https://m.akhbarelyom.com/news/newdetails/2626513/1/تعرف-على-دير-القديس-مكاريوس-السكندري-بجبل-القلالي - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.