Ökumenisches Heiligenlexikon

Eulalia von Mérida

auch: Olalla; asturisch: Laya


unbekannter spanischer Meister: Leben der Eulalia, um 1350, im Museum der Kathedrale in Palma de Mallorca
unbekannter spanischer Meister: Leben der Eulalia, um 1350, im Museum der Kathedrale in Palma de Mallorca

Eulalia, Tochter einer wohlhabenden christlichen Familie, verließ der Überlieferung zufolge im Alter von dreizehn Jahren heimlich das elterliche Landgut, auf das sich ihre Familie vor den Verfolgungen unter den Kaisern Diokletian und Maximian zurückgezogen hatt, um vor dem Statthalter Datianus von Mérida gegen die Verfolgung ihrer Glaubensgenossen zu protestieren. Sie riss ein Götzenbild von der Wand und wurde daraufhin festgenommen.

Der Statthalter ließ Eulalia die Kleider vom Leib reißen, sie geißeln und foltern, schließlich lebendigen Leibes - der Überlieferung nach in einem Backofen - verbrennen. Die Legenden berichten, wie ihre befreite Seele als weiße Taube aus ihrem Mund gen Himmel flog.

Die Leidensgeschichte der Eulalia verfasste um 400 Prudentius, der hoch gelehrte christliche Dichter, in Form eines Hymnus; alle späteren Nachrichten hängen davon ab. Im 5. Jahrhundert wurde ihr in Mérida eine Kirche erbaut, aus der die heutige Basilika Santa Eulalia wuchs. Unter ihr wurden umfangreiche Ausgrabungen vorgenommen, die gut erhaltene Reste von Wohnhäusern und eine an deren Stelle im 4. Jahrhundert angelegte Nekropole zu Tage förderten, zudem die Krypta mit den Gräbern der damaligen Bischöfe sowie die erste, kleine, Eulalia geweihte Kirche mit deren Grab.

Die erste Eulalia geweihte Kirche, in den Ausgrabungen unter der Basilika Santa Eulalia in Mérida
Die erste Eulalia geweihte Kirche, in den Ausgrabungen unter der Basilika Santa Eulalia in Mérida

Direkt neben Eulalias Grab wurden unter der Basilika Santa Eulalia die Gräber des Dieners Gottes Gregorius, † am 16. Oktober 492, der Dienerin Gottes Perpetua, † am 5. Juni 582, und des Archidiakons von Bischof Masona von Mérida, sowie des Eleuterius, † am 28. Dezember 604 gefunden. Diese Kirche bezeugt mit einer Inschrift, dass ihr Vorgängerbau, von dem Reste ebenfalls erhalten sind, ursprünglich ein dem römischen Gott Mars geweihter Tempel war. 1 Noch in westgotischer Zeit wurde die erste Kirche durch eine größere Basilika ersetzt, der ein Hospital und ein Kloster angeschlossen waren.

Eulalias Verehrung war auch in Nordafrika weit verbreitet, Augustinus von Hippo widmete ihr eine Predigt. 455 wurde die Basilika in Ensérune - heute Ruinen bei Béziers - ihr geweiht. Gregor von Tours pries Eulalias Glaubenstreue und Standhaftigkeit. Eulalia wurde auch im Mosaik der Märtyrerinnenprozession des 6. Jahrhunderts in S. Apollinare Nuovo in Ravenna dargestellt. Ihre Geschichte wurde zur Vorlage für die Leidensgeschichte der Eulalia von Barcelona.

Statue in der Kathedrale in Mérida
Statue in der Kathedrale in Mérida

Eulalia ist bis heute die am meisten verehrte Märtyrerin Spaniens. Um 780 wurden ihre Gebeine durch König Silo nach Oviédo übertragen, um sie vor den Mauren zu retten; dort liegen sie heute in einem von König Alfonso VI. 1075 gestifteten Silbersarg in der ihr geweihten Kapelle der Kathedrale. Eine der ersten Kirchen nach der Eroberung durch die christlichen Heere, bereits 1230 urkundlich erwähnt, wurde in Palma de Mallorca auf den Resten einer früheren Moschee errichtet und Eulalia geweiht. Reliquien gibt es an vielen weiteren Orten, so im Dom in Breslau / Wrocław. Papst Urban VIII. ernannte Eulalia 1639 zur Patronin von Asturien. Im 9. Jahrhundert entstand in Lothringen im Anschluss an den Hymnus des Prudentius das Chanson de Sainte Eulalie. Der spanische Dichter Federico García Lorca verarbeitete ihr Martyrium in einem seiner drei historischen Romane.

Juan García de Ascucha und Domingo Suárez de la Puente: Baldachin für Eulalias Silbersarg, 1697, in der ihr geweihten  Kapelle der Kathedrale in Oviedo
Juan García de Ascucha und Domingo Suárez de la Puente: Baldachin für Eulalias Silbersarg, 1697, in der ihr geweihten Kapelle der Kathedrale in Oviedo

Attribute: Miniaturofen, Taube
Patronin von Asturien, von Mérida und Oviedo; der Wöchnerinnen, der Reisenden, gegen Ruhr und Unglück; der Diözese Perpignan-Elne

1 Dass, wie verschiedentlich zu lesen, der Ofen der Eulalia bis heute in Mérida gezeigt wird, ist nicht richtig. Nur eine Gaststätte trägt diesen Namen.

Martyrologium Romanum Flori-Legium

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon


Die Ausgrabungen unter der Basilika Santa Eulalia in Mérida sind täglich von 9 Uhr bis 21 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 12 € und gilt dann auch für alle anderen Sehenswürdigkeiten in Mérida. (2015)
Die Kathedrale in Oviedo ist täglich von 10 Uhr bis 14 Uhr und von 16 Uhr bis 18 Uhr - von März bis Juni und im Oktober abends bis 19 Uhr, von Juli bis September ohne Mittagspause zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 7 €. (2015)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 11.09.2020

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XV, Herzberg 1999
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 3. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• http://es.wikipedia.org/wiki/Eulalia_de_M%C3%A9rida - abgerufen am 20.07.2023
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.