Ökumenisches Heiligenlexikon

Franz von Paola

deutsch: von Paula
italienischer Name: Francesco d'Alessios


Franz' Eltern hatten befürchtet, keine Kinder haben zu können; als aber ihr Gesuch an Franziskus von Assisi um Fürbitte mit einer Schwangerschaft endete, versprachen die dankbaren Eltern, ihr Kind nach diesem Heiligen zu benennen; als der kleine Junge schwer erkrankte, versprachen die Eltern, im Falle einer Heilung solle er ein Jahr lang die Franziskanerkutte tragen.

Statue im Museum der Kathedrale in Gerace
Statue im Museum der Kathedrale in Gerace

Mit dreizehn Jahren ließ Franz sich als Oblat im Franziskanerkloster in San Marco Argentano aufnehmen und fiel dort bald durch seine Frömmigkeit, seine asketischen Neigungen, seinen Gehorsam und durch kleine Wundertaten auf. Mit fünfzehn verließ er das Kloster, ab 1435 lebte er dann als Einsiedler in einer Felsengrotte nahe seines Heimatortes Paola. Bald schon wurde seine Höhle zu einem Ort, wo viele Menschen Rat und Hilfe suchten; andere kamen, um ebenso wie Franz zu leben. Weitere Einsiedeleien folgten: 1444 in Paterno Calabro bei Cosenza, wo 1477 das Kloster vollendet wurde, 1453 in Spezzano della Sila bei Cosenza, später zum Kloster erweitert, und 1458 in Corigliano Calabro bei Cosenza, aus der dort ebenfalls ein Kloster wuchs.

Schon 1452 war aus der Einsiedelei in Paola das dortige Kloster für Franz und seine Gefährten - die Eremiten des heiligen Franz von Assisi, der Paulanerorden - geworden; beim Bau des Klosters soll Franz mit vielen Wundern geholfen haben.

Giannantonio Pellegrini: Franz (rechts) mit Petrus vor der heiligen Dreieinigkeit, um 1700, in der ehemaligen Kirche San Vitale / San Vidal in Venedig
Giannantonio Pellegrini: Franz (rechts) mit Petrus vor der heiligen Dreieinigkeit, um 1700, in der ehemaligen Kirche San Vitale / San Vidal in Venedig

Franz wurde mit diesem Kloster in Paola der Gründer des Ordo fratrum minimorum, des Ordens der mindersten Brüder, auch Paulanerorden genannt. Franz legte eine verschärfte Franziskanerregel zugrunde, der ein viertes Gelübde hinzugefügt wurde: der Genuss von Fleisch und jeglichen Tierprodukten wie Eier, Fett, Butter, Käse und Milch war untersagt; auch strengste Kasteiungen und Schweigevorschriften gehörten zur Lebensweise.

Papst Sixtus IV. bestätigte 1474 den Paulanerorden und ernannte Franz zum Generalsuperior. 1479 reiste Franz nach Sizilien, wo in Milazzo das Kloster gegründet wurde. 1493 wurde die Ordensregel schriftlich fixiert. Papst Alexander VI. bestätigte 1503 den Orden endgültig, verlieh ihm die Privilegien der Bettelorden und gab ihm die Bezeichnung Minimi, weil sie noch bescheidener lebten als die franziskanischen Minoriten. Die Zahl der Klöster wuchs trotz - oder wegen - der Strenge der Vorschriften, auch in Deutschland gründete Franz Niederlassungen.

Zahlreiche Heilungen und Totenerweckungen werden Franz zugeschrieben, glühende Kohlen soll er ohne Schaden in der Hand gehalten, auf seinem Mantel stehend die Meerenge von Messina durchfahren haben.

1482 wurde Franz zu König Ludwig XI. von Frankreich nach Plessis-les-Tours gerufen, damit er diesen von schwerer Krankheit heile. Unterwegs machte er Station in Fréjus und befreite lokaler Tradition zufolge die Stadt von der Pest; dort wurde ihm zum Dank um 1560 die Kapelle Saint-François de Paule errichtet. Am Ziel in Plessis-les-Tours angekommen, teilte Franz der Überlieferung nach dem oft grausam herrschenden König mit, dass er ihn nicht von seiner Krankheit befreien könne, ihn aber auf einen christlichen Tod vorbereiten wolle - ein Angebot, das der König tatsächlich akzeptierte; der König starb 1483 in seinen Armen. Franz behielt auch am königlichen Hof seinen asketischen Lebensstil bei und vermochte nicht zuletzt deswegen Frieden vermittelnd zu wirken und im Sinne von Kirche und Papst Sixtus IV. Einfluss auf Ludwig XI. und dann auf seine Nachfolger Karl VIII. und Ludwig XI. auszuüben. Karl VIII. ermöglichte Franz den Bau von zwei Klöstern in Frankreich: in Plessis-lès-Tours und in Amboise.

Gaetano Gandolfi: Maria mit Andreas (links), Antonius von Padua (ganz rechts) und Franz, um 1793, im Dom in Spoleto
Gaetano Gandolfi: Maria mit Andreas (links), Antonius von Padua (ganz rechts) und Franz, um 1793, im Dom in Spoleto

1495 gründete Franz in Andújar in Spanien den weiblichen Zweiten Orden, die Minimitinnen, die mindesten Schwestern, der heute nicht mehr besteht. Der von ihm gestiftete Dritte Orden für Laien beiderlei Geschlechts blieb unbedeutend.

In dem für Franz von König Karl VIII. erbauten Kloster in Plessis-les-Tours starb er nach einem Leben in strengster Askese mit 91 Jahren und wurde dort bestattet. Beim Tod seines Gründers hatte der Orden fünf Provinzen in Italien, Frankreich, Spanien und Deutschland. Von den Calvinisten wurden 1562 Franz' - damals angeblich noch unversehrten - Gebeine in der Reformationszeit verbrannt. Fromme Katholiken konnten einige Reliquien retten und sie ins Kloster von Plessis, ins damalige Kloster in Nigeon / Chaillot - einem heutigen Stadtteil von Paris -, ins damalige Kloster de la place Royal in Paris, ins damalige Kloster - heute ein fünf-Sterne-Hotel - in Mane bei Aix-en-Provence, ins Kloster - an der Stelle der heutigen Königlichen Basilika San Francesco di Paola - nach Neapel, ins Mutterkloster nach Paola und ins damalige Kloster de la Victoria nach Madrid bringen.

Königliche Basilika San Francesco di Paola in Neapel
Königliche Basilika San Francesco di Paola in Neapel

Papst Pius IV. bestätigte 1560 die Ordensregel endgültig. Die größte Ausdehnung erlebte der Orden im 16. Jahrhundert mit 450 Klöstern. Vom 2. bis 4. April wird Franz in seinem Heimatort gefeiert, auch mit einer Schiffsprozession. 1963 ernannte Papst Johannes XXIII. Franz zum Patron von Kalabrien. Patron von Cagliari wurde er 1907, weil er 1739 die Stadt von einer Dürre befreit hatte.

Kanonisation: Das Verfahren zur Heiligsprechung wurde schon 1512 eingeleitet, am 9. Juli 1513 wurde Franz durch Papst Leo X. seliggesprochen; erst nach Abschluss des Konkordats mit Frankreich 1517 erfolgte am 1. Mai 1519 die Heiligsprechung, ebenfalls durch Papst Leo X.
Patron von Kalabrien und Sizilien, von Cagliari; der Einsiedler, Leidenden und Seeleute; für Nachkommenschaft; gegen Pest


Worte des Heiligen

Aus einem Brief an seine Ordensmitbrüder: Bekehrt euch mit aufrichtigem Herzen!

Unser Herr Jesus Christus, der mit höchstem Großmut vergilt, belohne euch für eure Arbeit. Flieht das Böse, überwindet die Gefahren! Wir und alle unsere Brüder bitten, obwohl wir dessen nicht wert sind, Gott den Vater, seinen Sohn Jesus Christus und die jungfräuliche Mutter unablässig, dass sie euch im Streben nach Heil von Leib und Seele nicht ohne Hilfe lassen.
Ich ermahne euch eindringlich, liebe Brüder, dass ihr euch klug und fleißig um euer Seelenheil bemüht. Der Tod ist sicher, das Leben ist kurz und vergeht wie Rauch.
Darum richtet euren Geist auf das Leiden unseres Herrn Jesus Christus, der, von Liebe zu uns entzündet, vom Himmel kam, uns zu erlösen. Er trug für uns jede Pein der Seele und des Leibes und wich keinem Urteil aus. Er gab uns das Beispiel vollendeter Geduld und Liebe. Wir müssen im Unglück geduldig sein.
Legt Hass und Feindschaft ab, seid sparsam mit harten Worten, die aus eurem Mund kommen. Er hat Wunden geschlagen und soll auch Mittel zur Heilung hervorbringen. Verzeiht einander, damit ihr nicht weiterhin an das Unrecht denkt, das ihr einander zugefügt habt.
An die Bosheit zurückdenken bedeutet neues Unrecht, ist die Vollendung des Zorns, Festhalten an der Sünde, Hass gegen die Gerechtigkeit, Zerstörung der Tugend, Verwirrung im Gebet, Zerrissenheit beim Bitten, das wir vor Gott bringen, Entfremdung von der Liebe, Nagel, der in der Seele steckt, niemals schlafende Bosheit, nie endende Sünde, täglicher Tod.
Liebt den Frieden! Er ist ein Schatz, den wir uns am meisten wünschen sollen. Ihr wisst, dass unsere Sünden Gott zum Zorn reizen. Ihr müsst also Buße tun, damit Gott euch in seinem Erbarmen verschont. Was wir Menschen verbergen, für Gott liegt es offen; bekehrt euch also mit aufrichtigem Herzen! Lebt so, dass ihr den Segen des Herrn erntet, und der Friede Gottes, unseres Vaters, sei allezeit mit euch.

Quelle: Francesco di Paola: Epistola. In: A. Galucci: Origini dell' ordine dei Minimi. Rom 1967, S. 121f; zitiert nach Monastisches Lektionar zum 2. April

Zitate von Franz von Paola:

Tun wir das, um der Liebe willen; gehen wir, um der Liebe willen!
Wer Gott liebt, dem ist alles möglich.
Geh, reinige dein Haus, d. h. dein Gewissen, dann kehre zurück!
Meidet das zu viel Sprechen, denn es ist nie frei von Schuld!

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Bilder aus dem Santuario Franz von Paola


Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia


Web 3.0 - Leserkommentare:

Hallo,
Franz von Paola heißt eingedeutscht auch Franz von Paula. Die Paulaner-Brauerei in München hat den Namen vom Orden der Paulaner. Auf diese Paulaner-Brüder geht das Starkbier zurück, der Salvator. Mit diesem Starkbier haben die Mönche seinerzeit den Namenstag ihres Ordensgründers, eben Franz von Paola, am 2. April gefeiert.
Der Beginn der Starkbierzeit in München (Nockerberg etc.) hat damit indirekt etwas zu tun.
Genaues müssen sie selber rausfinden. Betreiben sie mal ordentliche Recherche! (das Heilgenlexikon ist ziemlich oberflächlich. Mehr Klasse statt Masse!)
Gruß

L. Albrecht über E-Mail, 29. Februar 2010

Es heißt richtig: Nockherberg!

J. Schäfer





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 21.05.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München 1997
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• http://web.tiscalinet.it/romiovitali/Il%20santuarioC.htm - abgerufen am 25.02.2022
• https://www.cagliariturismo.it/it/luoghi/i-luoghi-della-fede-313/conventi-e-monasteri-195/convento-di-san-francesco-di-paola-222 - abgerufen am 25.02.2022

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.