Fulbert von Chartres
Gedenktag katholisch: 10. April
Übertragung der Gebeine ins Kloster nach Lagny: 2. Juni
Name bedeutet: der im Volk Glänzende (althochdt.)
Fulbert war das Kind einfacher Eltern und kam in jungen Jahren nach Reims, wo er in der Schule an der Kathedrale Schüler von Gerbert von Aurillac, dem späteren Papst Silvester II., war. Fulbert wurde Priester und gründete um 990 die Schule von Chartres, ob seiner Lehrtätigkeit zählte die Kathedralschule zu den berühmtesten ihrer Zeit; Fulbert galt als der gelehrteste Mann seines Jahrhunderts. Seine Schüler verglichen seine Weisheit mit der von Sokrates und Pythagoras, er stand in der Tradition des neuplatonischen Philosophierens eines Dionysios Areopagites. Er war der Vater des neu erwachenden wissenschaftlichen Lebens in Frankreich, das sich später zur Scholastik entwickelte, vertrat die Transsubstantiationslehre und förderte die Marienverehrung.
1004 wurde Fulbert Kanzler der Kirche von Chartres, 1006 Bischof der Diözese, wohl aufgrund des Einflusses von König Robert, seinem früheren Mitschüler. Fulbert war der Erbauer der romanischen Kathedrale von Chartres.
Worte des Heiligen
Erste Ansprache an das Volk:
Ehrwürdige Väter, liebe Brüder, Söhne Gottes, wir wollen euch etwas in Erinnerung rufen, was ihr niemals vergessen
dürft, nämlich wie ihr glauben und leben sollt, und wie einer, der gesündigt hat, es wieder gutmachen kann. Das sind drei
Anliegen. Der katholische Glaube besteht darin, dass wir einen Herrn in der Dreiheit verehren und die Dreiheit in Einheit.
Es gibt aber viele, die das nicht verstehen können, wenn sie nicht gleichsam durch Analogien (Ähnlichkeiten) dazu
angeleitet werden. Daher wollen auch wir eine solche Analogie vorbringen: In der Sonne gibt es von Natur aus dreierlei:
den Sonnenball, die Helligkeit und die Wärme. Der Sonnenball ist von Natur aus leuchtend und wärmend. Der Höchste Vater
ist von Natur aus weise und liebend; der Sonnenball und die Helle und die Wärme sind nicht drei Sonnen, sondern eine
Sonne; so sind auch der Höchste Vater und seine Weisheit und seine Liebe nicht drei Götter, sondern ein Gott; die Weisheit
ist der Sohn Gottes und der Heilige Geist ist die Liebe: So ist also der Vater und der Sohn und der Heilige Geist ein
Gott; dieser Gott ist vor den Zeiten und auch jetzt und immer schuf er alles Sichtbare und Unsichtbare.
Es besteht aber die Frage, warum Gott Vater seinen Sohn, d. h. die Weisheit, Mensch werden lassen wollte? Wir
wollen möglichst kurz antworten: Er tat es, um den Menschen zu erlösen, der durch seine eigene Schuld der Verderbnis
ausgeliefert war und dies aus eigener Kraft nicht wieder beheben konnte. Denn bevor der Mensch sündigte, war er klug
und unsterblich und in seinem Willen frei, und doch war der Teufel so schlau, dass er ihn verführen konnte und ihn so
seiner Weisheit beraubte und sterblich und gebrechlich machte: Wie also hätte der, der töricht und gebrechlich und
sterblich geworden war, den Teufel wiederum besiegen können, der, als er noch stark und gesund war, all das von sich
nicht abwehren konnte? Doch war es auf keine Weise unmöglich, dass das in Erfüllung gehe, was im Willen des Allmächtigen
beschlossen war.
Quelle: Patrologia Latina 141, Sp. 317; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 27.07.2022
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Friedrich-Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. II, Hamm 1990
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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