Gregor von Narek
armenischer Name: Grigor Narekatsi - Գրիգոր Նարեկացի
Gedenktag katholisch: 27. Februar
nicht gebotener Gedenktag
Gedenktag armenisch: 27. Februar
liturgische Feier am Samstag nach dem vierten Sonntag nach Tag der Kreuzerhöhung
bedacht in der armenischen Anaphora
Name bedeutet: der Wachsame (griech. - latein.)
Gregor war der Sohn des späteren Erzbischofs Chosrov Andzevatsi. Weil schon in jungen Jahren seine Mutter starb, erzog
ihn seine Kusine Anania, die in Narek eine Schule gegründet hatte. Dann wurde er Mönch im Kloster Narekawank in
Narek beim Vansee und dort schon bald nach
seiner Priesterweihe Abt. Er verfasste mystische Schriften, so eine zum Hohenlied, und liturgische Texte, so das bis heute
gebrauchte Buch der Klagen
.
Gregor wurde in seinem Kloster in Narek
begraben. Sein Grab und das Kloster wurden 1915 / 1916 im Zuge der Massaker an den Armeniern zerstört. Ob seiner Bedeutung
für die Liturgie gilt er der Armenischen Kirche als Kirchenlehrer
.
Im Jahr des 100. Gedenkens an den Völkermord der Türken an den Armeniern von 1915 erhob ihn im April 2015 auch die
römisch-katholische Kirche zu ihrem 36. Kirchenlehrer, am 25. Januar 2021 wurde
der Gedenktag in der katholischen Kirche zum nicht gebotenen Gedenktag
erklärt.
Nachtgebet:
Im Schweigen dieser Mitternacht hebe ich meine Hand zu Dir für das gesegnete Zeichen Deines Kreuzes,
Quelle des Sehens, die nicht verblasst in der Dunkelheit des Unwissens, sondern auf ewig wohnt im unnahbaren Licht.
Mit dankbarem Herzen flehe ich, dass Du diese trauernde Seele unter den Schutz Deines allmächtigen Flügel nimmst.
Rette mich vor dem Ansturm äußerlicher Illusion.
Statte das Auge meines Herzen aus mit reinem Licht.
Stärke mich mit Deinem Kreuz, dem Holz des Lebens, gegen die Albträume.
Segne die Grenzen meiner Zelle mit Tropfen Deines lebensspendenden Blutes.
Heilige meine Schwelle mit dem Wasser und dem Blut aus Deiner Seite.
Möge das Dach meiner Bleibe die Gestalt Deines Kreuzes tragen.
Möge das Wunder Deines Opfers für unser Heil vor meinen erhobenen Augen erscheinen.
Möge das Werkzeug Deiner Qual auf meiner Tür befestigt sein.
Mögen mein Glaube und meine Hoffnung an Deinem gesegneten Baum hängen.
Mit Deinem Kreuz, Herr, halte auf den Töter der Seelen.
Lasse eintreten den Schutzherrn des Lichts.
Lindere die Schwere meiner Schmerzen und erleichtere die Bürde meiner Schuld.
In der stillen Kammer, wo sich mein Geist sammelt auf dem Kissen meines Bettes, sich erinnert an die bitteren Früchte der Verzweiflung,
bekenne ich Dir, allwissender Gott, meine unzähligen Taten bösen Frevels in all ihren Formen.
Worte des Heiligen
Gebete von Gregor von Narek:
Schau mich an,
(Gebet 67b)
ich bin
unwürdig des Guten, unwürdig der Gunst,
unfähig zur Liebe, angezogen von den Fäden der Sünde,
in der Tiefe meiner Eingeweide verwundet,
eine gebrochene Palme,
verschütteter Wein,
feuchter Weizen
nicht mehr gültige Hypothek,
zerrissenes Urteil,
gefälschte Dichtung,
deformiertes Bild,
versengtes Kleid,
verlorener Becher,
gesunkenes Schiff,
zerriebener Edelstein,
ausgetrocknete Pflanze,
gebrochener Strahl,
verrottetes Holz,
verstümmelte Alraune,
zusammengebrochenes Dach,
verfallener Altar,
entwurzelte Pflanze,
öliger Dreck auf der Straße,
Milch durch Asche hindurchfließend.
ein Toter im Bataillon der Tapferen.Angesichts meiner Bosheit bist du gut.
(Gebet 79d)
Angesichts meiner Verschuldung vergibst du.
Angesichts meiner Sündhaftigkeit bist du nachsichtig.
Angesichts meiner Dunkelheit, bist du Licht.
Angesichts meiner Sterblichkeit, bist du Leben.Was unmöglich ist für mich, ist leicht für dich.
(Gebet 57a)
Was außerhalb meiner Reichweite ist, ist fassbar für dich.
Was für mich in meinem gefallenen Zustand verborgen ist,
ist für deine höchste Güte sichtbar.
Was für mich nicht machbar ist, das ist von dir getan.Lass mich nicht
(Gebet 2c)
mühen ohne Geburt,
seufzen ohne Tränen,
meditieren ohne Stimme,
Wolke aufziehen sehen ohne Regen,
kämpfen ohne etwas zu erreichen,
rufen, ohne gehört zu werden,
flehen, ohne beachtet zu werden,
stöhnen ohne getröstet zu werden,
betteln ohne Hilfe zu erfahren,
glühen ohne Aroma,
Dich sehen, ohne Erfüllung zu bekommen!
Quelle: St. Narekatsi: http://www.stgregoryofnarek.am/intro.php - abgerufen am 28.12.2014; eigene Übersetzung aus dem Englischen
Zitat von Gregor von Narek:
Folgender Text erinnert an das alttestamentliche Buch Kohelet / Prediger (3, 1 - 8), wo dieser in
Gegensatzpaaren über die Zeit reflektiert:
Zwei Becher in zwei Händen, einer gefüllt mit Blut, der andere mit Milch,
(Gebet 30c)
zwei Weihrauchfässer rauchend, einer mit Weihrauch, der andere mit knusperigem Fett,
zwei Teller gefüllt mit Delikatessen, eine süß, die andere herb,
zwei überquellende Kelche, einer mit Tränen, der andere mit Schwefel,
zwei Näpfe an den Fingerspitzen, einer mit Wein, der andere mit Galle, ...
zwei Kesseln, der eine wärmend, der andere kühlend,
zwei Mienen in einem Gesicht, der eine mild und zärtlich, der andere heftig tobend,
zwei erhobene Hände, eine zum Schlagen, die andere zu schützen.
Quelle: St. Narekatsi: http://www.stgregoryofnarek.am/intro.php - abgerufen am 28.12.2014; eigene Übersetzung aus dem Englischen
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 07.03.2024
Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
• http://intelligam.blogspot.de/2009/11/aus-dem-nachtgebet-des-hl-gregor-von.html - abgerufen am 06.02.2024
• http://de.radiovaticana.va/news/2015/02/23/ein_neuer_kirchenlehrer_gregor_von_narek/1125127 - abgerufen am 06.02.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.