Johannes Fisher
englischer Vorname: John
Gedenktag katholisch: 22. Juni
nicht gebotener Gedenktag
Fest in England
gebotener Gedenktag in Wales
Gedenktag anglikanisch: 6. Juli
Name bedeutet: Gott ist gnädig (hebr.)
John Fisher studierte ab 1483 in Cambridge und wurde um 1491 zum Priester geweiht; 1501 wurde er zum Doktor der Theologie promoviert und Vizekanzler der Universität, 1502 Professor, 1504 erfolgte seine Ernennung zum Kanzler, 1514 seine Wiederwahl auf Lebenszeit. Er trieb den Ausbau der Universität voran. Als Beichtvater der Mutter von König Heinrich VIII. bewog er diese zur Stiftung eines theologischen Lehrstuhls und zur Gründung des Christ's College 1505 und des St John's College 1511. Als führender Humanist seines Landes rief er 1511 zur Reform der Universität Erasmus von Rotterdam nach Cambridge, er hatte auch Kontakte mit dem deutschen Humanisten Johannes Reuchlin. Ab 1516 förderte er das Studium der biblischen Sprachen.
1504 wurde John Fisher auch zum Bischof von
Rochester geweiht; das Amt übte er mit großem
persönlichem Einsatz aus, sorgte v. a. für Reformen der Predigt und des KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien..
Die sich ausbreitende Reformation verurteilte er scharf und verfasste mehrere Schriften gegen
Martin Luther, so 1523 Assertionis Lutheranae Confutation
,
Befreiung von der lutherischen Verwirrung
, 1525 Sacri Sacerdotii Defensio
, Verteidigung der heiligen
Priesteramtes
, 1527 De Veritate Corporis et Sanguinis Christi in
EucharistiaDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi.
Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.
,
Über den wahren Leib und das wahre Blut Christi in der Eucharistie
. Diese stark auf die Bibel bezogenen Werke wurden
beim Konzil von Trient oft ausgewertet und bildeten eine Grundlage seiner
Beschlüsse.
Als Beichtvater Katharinas von Aragon, der Ehefrau Heinrichs VIII., erhob er 1527 Einspruch gegen die Ehescheidung des
englischen Königs. Nachdem sich Fisher 1534 weigerte, den Eid auf die Ungültigkeitserklärung der bestehenden Ehe des König
zu leisten und im selben Jahr gemeinsam mit dem englischen Staatsmann Thomas
Morus das vom Parlament beschlossene königliche Supremat, das den König zum Oberhaupt der englischen Kirche erklärte,
nicht anerkannte und den Suprematseid nicht leistete, wurden beide durch Heinrich VIII. im Tower von
London eingekerkert. Im Mai 1535 ernannte Papst
Paul III. Fisher zum Kardinal. Dennoch begann einen Monat danach das Verfahren gegen Fisher, der des Hochverrats für
schuldig befunden und - gnadenhalber aus Altersgründen nur
- enthauptet wurde.
Kanonisation:
John Fisher wurde 1886 durch Papst Leo XIII. zusammen mit
Thomas Morus seliggesprochen; am
19. Mai 1935 sprach Papst Pius XI. die beiden Märtyrer heilig.
Patron
der Diözese Rochester
Worte des Heiligen
In einer Schrift gegen Martin Luther verteidigt John
Fisher die katholische Auffassung vom besonderen Priestertum gegen die Auffassung, es gebe nur ein allgemeines Priestertum
aller Gläubigen:
Dies wurde in sehr gerechter Weise von Gott bestimmt; das Volk [Gottes] nimmt die Gestalt der Herde ein, zu ihrer
Leitung werden die Priester wie Hirten eingesetzt. Deshalb sagte auch Christus schon ein drittes Mal zu
Petrus: (Johannesevangelium 21, 17). Und in der Tat, wie sehr werden
Schafe bei Abwesenheit von Hirten in mehrfacher Weise geschädigt: Denn einige verirren sich und werden von der übrigen
Herde versprengt, einige verfallen in Krankheiten, die ohne sofortige Behandlung unheilbar werden. Andere werden von
Wölfen und den anderen derartig grausamen Tieren verschlungen. Manche gehen des öfteren, weil sie nicht zu festgesetzten
Zeiten zu Wasserstellen geführt werden, an Durst und Hunger zugrunde.
So verhält es sich ohne Zweifel auch mit dem Volk [Gottes], wenn die Hirten nicht mit größter Sorgfalt wachsam sind:
Einige verfallen dann in seelische Krankheiten und stürzen in jede Art von Verbrechen, einige werden durch Häretiker und
Schismatiker zugrunde gerichtet und jämmerlich zerfleischt. Viele gehen aus Hunger und Durst zugrunde, weil das Wort
Gottes fehlt. Unzählige geraten schließlich auf Abwege und kommen weiter vom rechten Weg ab, so dass das eintritt, was
Salomon im Buch der Sprichwörter (11, 14) zum Ausdruck bringt: Wo kein Lenker ist, wird das Volk zerstreut werden.
Das wagte vielleicht ein allzu Schamloser völlig in Abrede zu stellen, wenn wir es nicht Tag für Tag mit unseren
eigenen Augen wahrnähmen. Doch haben wir die offenkundige Erfahrung gemacht: Dort wo Priester die ihnen anvertraute Herde
in gleicher Weise mit Wort und Beispiel weiden, wird das Volk von vielen Irrtümern ferngehalten. Und im Gegensatz dazu
stürzt das Volk, wenn Priester ihre Pflichten allzu nachlässig wahrnehmen, jählings in den Abgrund aller Übel. Deshalb
hat Christus zweifellos, als er eine noch ganz kleine Herde besaß, die zwölf Apostel eingesetzt, denen er noch die
siebzig Jünger zur Seite stellte, und beiden Gruppen aufgetragen, das Volk zu lehren. Doch dem Petrus, den er seiner
Herde als obersten Hirten hinterließ, legte er diese Aufgabe noch eingehender ans Herz, nämlich, er möge seine Herde,
wenn er ihn liebe, sorgsam weiden. Außerdem wurde den Aposteln auch, sei es durch Christus [selbst] oder durch den Geist
Christi, die Vollmacht verliehen, nach ihrem eigenen Ermessen Presbyter zu weihen und sie an die Spitze der Gemeinden zu
stellen. Dabei fehlte auch nicht die Verheißung künftiger Gnade, sooft sie irgendjemand zu diesem Zweck ihre Hände
auflegen würden. …
Es steht [also] hinreichend fest, dass das Priestertum nicht etwas ist, das allen Christen gemeinsam ist, und dass es
von Gott eingesetzt wurde.
Quelle: Johannes Fisher: Sacri sacerdotii defensio contra Lutherum (1525), hrsg. v. H. Klein Schmeink. = Corpus Catholicorum 9. Münster i. W. 1925, S. 82f; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
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- zuletzt aktualisiert am 09.08.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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