Josef Maria Tomasi
italienischer Name: Giuseppe Maria
Gedenktag katholisch: 1. Januar
Fest im Theatinerorden: 3. Januar
Name bedeutet: J: Gott hat hinzugefügt (hebr.)
M: der Beleibte / der Schöne / der Bittere / der von Gott Geliebte (aramäisch)
Josef Maria Tomasi, geboren im Stadtpalast
von Licata, stammte aus lokalem Adel, aus dem schon zahlreiche als heilig geltende Personen hervorgegangen waren, man
nannte die Familie die heilige Rasse
, vier seiner Schwestern waren Nonnen, darunter
Maria Tomasi, waren Nonnen.
Josef Maria verzichtete als erstgeborener Sohn auf sein Erbe als Fürst von Lampedusa und Herzog von Palma di Montechiaro und trat in Palermo an San Giuseppe dei Teatini in den Theatinerorden ein.
Nach seiner Ausbildung im Kloster der
Theatiner - an der Stelle der heutigen Kirche Sant'Antonio Abate - in Messina sowie im
damaligen Kloster an der Kirche Santa Maria della Pietà
in Ferrara, dann in Modena an der Kirche San Vincenzo
und im Ordensmutterhaus an Sant'Andrea della Valle
in Rom und der Priesterweihe, die dort 1673 erfolgte, lebte Josef Maria in Rom im Kloster an
San Silvestro al Quirinale. Als Gelehrter
erforschte er erstmals wichtige liturgische Werke der Kirchengeschichte, so das Sacramentarium
Gelasianum
, das nach Papst Gelasius I. benannte Messbuch aus dem 6.
Jahrhundert, das Missale Francorum
und das Missale Gallicanum Vetus
, die Messbücher aus dem Frankenreich und
aus Gallien. Er förderte eine aus der Liturgie wachsende Spiritualität und gilt als Fürst unter den Liturgikern seiner
Zeit
. 1712 wurde er zum Kardinal mit der Titelkirche
San Martino ai Monti ernannt.
Josef Maria Tomasi wurde in der Kirche San Martino ai Monti bestattet, 1971 wurden seine Gebeine in die Kirche Sant'Andrea della Valle übertragen.
Kanonisation: Josef Maria Tomasi wurde am 29. September 1803 durch Papst Pius VIII. selig- und am 12. Oktober 1986 durch Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.
Worte des Heiligen
Mitte Februar 1707 richtete Tomasi einen Brief an einen höheren Geistlichen:
Folgende zwei Punkte sind für das Heil der eigenen Seele und der Ihnen anvertrauten Seelen sehr wesentlich. Es
sind dies häufige Ansprachen oder Predigten für das Volk wenigstens an den Sonntagen und Hochfesten, wie es das
Konzil von Trient nicht nur an einer, sondern an zwei oder drei Stellen
(5, 22. und 24. Sitzung) vorsieht. Die Ausführung dieser Dekrete, die naturgemäß in der pastoralen Notwendigkeit begründet
sind, ist umso notwendiger in einem Land, je ungebildeter dort die betreuten Personen sind und sie nicht über das Wissen
und die Möglichkeit verfügen, sich anderswoher mit der für die Seele notwendigen Nahrung zu versehen.
Der andere sehr notwendige Punkt ist der der christlichen Lehrunterweisung für Kinder, wenigstens an Sonn- und
anderen Festtagen, wie es das Konzil von Trient in seiner 24. Sitzung anordnet. Die christliche Lehre soll zuerst kürzer
und dann umfangreicher gemäß der Fassungskraft der Kinder dargestellt werden; denn diese nehmen wie weißes Papier die
Eindrücke besser auf als die Erwachsenen, um sie dann für ihr ganzes Leben beizubehalten.
In diesem Zusammenhang bitte ich Euer Hochwürden darauf zu bestehen, sie das Glaubensbekenntnis und das Paternoster
[Vaterunser] in der Volkssprache lernen zu lassen, und dass sie sie privat in der Volkssprache rezitieren; … denn
diese Weise ist ein verkürzter Weg, um die Geheimnisse des Glaubens zu vermitteln und gleichzeitig Akte des Glaubens, der
Hoffnung und Liebe zu erwecken, wozu wir alle Christen unter Strafe der Sünde verpflichtet sind. Nun, wer das
Glaubensbekenntnis spricht und es versteht und mit inneren Akten der Sehnsucht und Freude über Ruhm, Ehre und Reich
Gottes begleitet, wie es beim sonntäglichen Hochgebet geschieht, der erweckt Akte der Hoffnung und Liebe. Darum sagte
der heilige Augustinus von Hippo: Fides credit, spes et caritas orant
,
Der Glaube vertraut, Hoffnung und Liebe beten.
Wenn Euer Hochwürden bei Euren Unterweisungen des Volkes hin und wieder über das sonntägliche [Hoch-]Gebet sprechen und
es erklären würden im Zusammenhang mit seiner Belehrung, würden Sie den im Alter fortgeschrittenen Personen, Männern und
Frauen, einen nützlichen Dienst erweisen.
Nach Tomasi braucht ein Pfarrer dem entsprechend folgende Eigenschaften für seinen Dienst:
Die Hauptqualitäten [eines Pfarrers] müssen folgende sein: Güte in seiner Lebensführung, Eifer für das Heil der
Seelen, wünschenswert wäre die Lehrfähigkeit eines Theologen, oder zumindest eines Kirchenrechtlers, und die Fähigkeit,
das Evangelium erklären zu können und den Menschen an allen Sonn- und Feiertagen im Zeitraum einer gesungenen Messe
dem Volk leichte und verständliche Unterweisung zu geben und nach dem Mittagessen eine Kinderkatechese zu halten.
Zitat von Josef Maria Tomasi:
Tomasi rät seinem Neffen, jeden Tag mindestens eine halbe Stunde damit zu verbringen, andächtig
zu lesen und über die Heilige Schrift zu meditieren, insbesondere die vier Evangelien, die Apostelgeschichte, Jesus Sirach
und das Buch Tobit, wo man gute Regeln finden wird, um sich selbst zu regieren.
Stoßgebete sind üblich; sie erheben den Geist zu Gott bei jeder Tätigkeit und Angelegenheit, auch bei zeitweiser
Zerstreuung; denn es ist sehr leicht, das Herz kurz zu Gott zu erheben, um von ihm Hilfe zu erbitten, so wie es für den,
der auf der Erde unterwegs ist, leicht ist, einen kurzen Blick auf die Sonne zu werfen; außerdem kann er dann manch
besondere Zeit finden, um ein längeres Gebet zu verrichten. Dabei ist meiner Meinung nach das beste Gebet das, das uns
der Heilige Geist eingibt, der weiß, was nötig ist und worum wir beten sollen, wie wir es in den Psalmen finden.
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Kirche Sant'Andrea della Valle in Rom ist täglich von 7.30 Uhr bis 19.45 Uhr geöffnet. (2017)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 17.04.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://it.wikipedia.org/wiki/Giuseppe_Maria_Tomasi - abgerufen am 20.07.2023
• https://it.wikipedia.org/wiki/Tomasi_di_Lampedusa_(famiglia) - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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