Juniperus Serra
spanischer Name: Junípero
Taufname: Michael Josef - spanisch: Miguel José
Gedenktag katholisch: 28. August
nicht gebotener Gedenktag in den USA: 1. Juli
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Mallorca, im Bistum Menaorca und im Orden der Franziskaner-Observanten: 26. August
Name bedeutet: Ju: der Wacholder (latein.)
M: Wer ist wie Gott? (hebr.)
Jo: Gott hat hinzugefügt (hebr.)
Michael Josef Serra besuchte die Schule im Franziskanerkloster St. Bernhardin nahe seines Wohnhauses 1 in Petra. Im Alter von 16 Jahren kam er 1730 zum Studium ans Franziskanerkloster nach Palma. Wohl 1731 trat er dort mit dem Ordensnamen Juniperus - nach einem der ersten Gefährten von Franziskus von Assisi - in den Orden ein und wurde 1737 zum Priester geweiht. Zunächst begann er eine akademische Karriere an der Universität in Palma, wurde Doktor der Philosophie und Theologie und 1744 Professor für Theologie. 1748 entschied er sich für die Mission. Im April 1749 brach er mit einem Gefährten aus Palma auf; nach Zwischenstationen in Cádiz und in San Juan auf Puerto Rico kamen sie im Dezember nach Veracruz in Mexiko. Das Angebot des Vizekönigs, mit einem Pferd nach Mexiko City zu reiten, lehnten sie ob des franziskanischen Armutsideals ab und gingen zu Fuß. Juniperus wurde dabei von einem Insekt gestochen und musste deshalb bis zu seinem Lebendende hinken.
Nach fünf Monaten in Mexiko City, wo er in der Verwaltung seines Ordens tätig war, reiste Juniperus weiter in die Missionsstation Jalpan - dem heute nach ihm benannten Jalpan de Serra. Um die Indianer bei seinen Missionsbemühungen in ihrer Sprache ansprechen zu können, lernte er ihre Sprache; für die Messfeiern übersetzte er einige Gebete in ihre Sprache. 1750 wurde er zum Oberen der Missionsstationen der Region ernannt. In Jalpan entstand unter seiner Regie eine barocke, Jakobus geweihte Kirche aus Stein – erstmals in diesen Breiten und ein Vorbild für weitere Bauten. Er wirkte dann als Novizenmeister im Kolleg San Fernando in Mexiko City und ab 1758 als Prediger in mehreren mexikanischen Bistümern; 1754 gründete er die Missionsstation in Tilaco im Bundesstaat Querétaro 2, um 1765 die in Tancoyol - heute ein Ortsteil von Jalpan de Serra -, in Concá im heutigen Arroyo Seco und als letzte in Landa - heute Landa de Matamoros 3.
Nach der Vertreibung der Jesuiten aus allen spanischen Kolonien wurde Juniperus Serra 1767 Oberer der Missionen im südlichen Kalifornien. Dort übernahm 1769 er von den Jesuiten die Missionsstation San Fernando in Niederkalifornien; weil inzwischen die Russen Alaska erobert hatten und es Gerüchte über ihr Vordringen nach Süden gab, war nun Eile bei der Ausbreitung Richtung Norrden angesagt. In Begleitung eines ebenfalls aus Maölorca stammenden Ordensbruders und unter dem Schutz der spanischen Truppen gründete er zunächst 1769 die Missionsstation San Diego, dann 1770 San Carlos Borromeao - heute ein Stadtteil von Monterey -, die zum seinem Hauptquartier wurde und den weiteren Weg für die Mission im nördlichen Kalifornien bereitete, 1771 folgten die Missionsstationen San Antonio bei Jolon und San Gabriel im heutigen Los Angeles, 1772 San Luis Obispo und nach einem Aufenthalt in Mexiko 1775 San Juan Capistrano und 1776 San Francisco, 1777 Santa Clara und 1782 die Missionsstation San Buenaventura im heutigen Ventura sowie die Kapelle in Santa Barbara. Er legte auf seinen Pastoralreisen rund 10.000 km zurück, dazu kamen 5400 Seemeilen.
1773 kehrte Juniperus nach Mexiko City zurück;
dort traf er den spanischen Vizekönig und verfasste die Representación
, Darstellung
, als erstes Gesetzbuch,
das bestimmte, dass die Franziskaner fpr die Verwaltung der Indianer zuständig
sind; Missbrauch durch die spanischen Truppen sollte so verhindert werden. Er starb in
San Carlos und wurde dort bestattet.
Juniperus Serra gilt als einer der Gründerväter der USA. Als einzige eines Spaniers steht deshalb seine Statue in der National Statuary Hall des Kapitols in Washington.
Im Vorfeld der 2015 bei der USA-Reise von Papst Franziskus erfolgten Heiligsprechung gab es Diskussionen in den USA:
Wir wehren uns entschieden dagegen, dass der Mörder unseres Volks und unserer Kultur in den Heiligenstand erhoben
wird
, sagte Toypurina Carac, der Sprecher des Indianervolks der Kizh Gabrieleño im Großraum
Los Angeles. Ron Andrade, der Leiter des
Museums für die amerikanischen Ureinwohner in Los Angeles, nennt Juniperus Serra verantwortlich für den Völkermord
an den Ureinwohnern, obwohl er niemanden selbst getötet hat. Nach den Worten des Geschichtsprofessors Steven Hackel war
Serra bereits zu Lebzeiten eine umstrittene Figur
. Er sei jähzornig und stur gewesen. Für die Ureinwohner habe das
Leben in den Missionen einen Verlust ihrer Freiheit bedeutet. Die Indianer seien gezwungen worden, eine fremde Sprache zu
lernen, viele seien zwangsverheiratet worden, viele den durch die Europäer eingeschleppten Krankheiten zum Opfer gefallen.
Elías Castillo, Autor eines Buches über die Versklavung der Indianer in Kalifornien, sagt: zehntausende Indianer seien
wegen Misshandlung, Krankheiten oder Unterernährung gestorben. Es sei Serra gewesen, der entschieden habe, die Indianer
zu versklaven
.
Serras Biograf Gregory Orfalea beurteilt das Vermächtnis des Geistlichen positiver: er habe die Indianer oft
gegenüber den Autoritäten der spanischen Kolonialmacht verteidigt. Der dramatische Rückgang der Indianer Kaliforniens
um 80 Prozent sei erst 100 Jahre nach Seras Wirken Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgt, als viele von ihnen während des
Goldrauschs von weißen Siedlern getötet wurden. Der Erzbischof von Los Angeles, José Gómez, verteidigte die Pläne des
Papstes als Geschenk für Kalifornien und Amerika
. Die Heiligsprechung rufe zwar vergangenes Unrecht während der
Missionierung und Kolonialherrschaft ins Gedächtnis; Papst Johannes Paul
II. habe aber die amerikanischen Indianervölker schon 1992 um Entschuldigung gebeten für das Leid, das ihnen damals
angetan wurde.
Im Zuge von landes- und weltweiten Protesten gegen Rassismus wurden 2020 die in
San Francisco aufgestellte Statue des
Junípero Serra von Demonstranten eingerissen und die Kirche der Mission St. Gabriel
in
Los Angeles in Brand gesteckt.
Kanonisation: Juniperus Serra wurde am 25. September 1988 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Am 23. September 2015 wurde er durch Papst Franziskus bei dessen USA-Reise in Washington heiliggesprochen aufgrund der Entscheidung des Papstes, dies auch ohne den Nachweis eines zweiten durch Juniperos Fürsprache geweikte Wunder zu vollziehen.
1 ▲ Das Geburtshaus ist nicht erhalten, aber das neugebaute Haus, in dem die Familie ab 1719 wohnte.
2 ▲ Nach einigen Quellen war dies erst 1774.
3 ▲ Nach einigen Quellen war auch dies erst 1774.
Museum Juniperus Serra in Petra
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Kirche des ehemaligen
Franziskanerklosters
St. Bernhardin in Petra kann täglich von
10 Uhr bis 12.30 Uhr und von 16 Uhr bis 17.30 Uhr besichtigt werden, der Eintritt ist frei. (2016)
Das Museum Juniperus Serra neben seinem Wohnhaus
in Petra auf Mallorca und das Wohnhaus selbst sind montags bis freitags von 10 Uhr bis 13.30 Uhr geöffnet, der Eintritt
beträgt 5 €; er schließt auch die Besichtigung des Klosters
Lluc einschließlich Parkgebühr, des Museums an der
Franziskanerkirche und der
Kirche La Porciúncula in Palma, des
Klosters Cura bei Randa und des Klosters
de la Real in Palma ein. (2016)
Die Franziskanerkirche und das Kloster in
Palma können täglich außer sonntags von 10 Uhr bis 14.30 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr besichtigt werden der Eintritt ist
im genannten Kombi-Ticket enthalten. (2016)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 01.08.2020
Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_72915024/zoff-um-heiligsprechung-papst-plan-erzuernt-indianer-in-den-usa.html
- abgerufen am 07.02.2024
• http://de.radiovaticana.va/news/2015/09/23/papst_spricht_kalifornien-missionar_heilig/1174096 - abgerufen am 07.02.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.