Matthäus Ricci
italienischer Vorname: Matteo
chinesischer Name: Lì Mǎdòu
Gedenktag katholisch: 11. Mai
Name bedeutet: Gottes Geschenk (griech.-hebr.)
Matthäus Ricci besuchte das Kolleg der Jesuiten in seiner Heimatstadt. Im Alter von 18 Jahren trat er in den Orden ein und studierte am Kolleg der Jesuiten in Rom - damals noch auf dem Kapitolshügel - Philosophie, Mathematik, Astronomie und Kosmographie. 1577 wurde er als Missionar nach Goa - das heutige Velha Goa - ausgesandt, dort wurde er zum Priester ordiniert. Nachdem erste Missionierungsversuche der Jesuiten in China gescheitert waren, ging er 1582 nach Macau und erlernte Sprache, Schrift und Kultur der Chinesen. 1583 begab er sich zusammen mit == Michelle Ruggieri nach Zhaoqing. In kluger und zurückhaltender Weise begannen sie ihre Missionsarbeit, nahmen das lokale Brauchtum an, trugen das Gewand buddhistischer Mönche und wurden von den Chinesen auch als solche angesehen. Matthäus fand schnell einflussreiche Freunde.
In Zhaoqing übersetzten Matteo Ricci und
== Michele Ruggieri ein chinesisches Lexikon ins Portugiesische; damit wurde erstmals die chinesische in eine europäische
Sprache übersetzt. Ab 1588 war Ricci alleiniger Leiter der katholischen Mission in China; er fand schnell einflussreiche
Freunde unter hochrangigen Gelehrten und Beamten, von denen er umfangreiche Kenntnisse über den Konfuzianismus erwarb.
1591 übersetzte er die Abhandlung des griechischen Mathematikers Euklid über Arithmetik und Geometrie, die Elemente
und die Kommentare des Mathematikers und Jesuitenpaters Christophorus Clavius, der
Riccis Mathematiklehrer war, ins Chinesische.
Ricci zog dann weiter nach Chaozhou im Norden
der Provinz Guangdong, denn er wollte bis nach Beijing
kommen, dort als Botschafter des Papstes Kaiser Wanli aufsuchen und ihn möglichst auch bekehren. 1594 verfasste Ricci sein
missionarisches Hauptwerk Tiānzhǔ Shíyì
, Die wahre Lehre vom Herrn des Himmels
, 1595 erschien Jiāoyǒu
lùn
, Über die Freundschaft
, über das Ideal der Freundschaft und Ethik, eines der meistgelesenen westlichen Bücher
im damaligen China. Nachdem 1592 Japan Korea besetzt hatte, wurden alle Ausländer der Spionage für Japan verdächtigt. Ricci
kam 1595 noch bis in die alte Hauptstadt Nanjing /
Nanking, musste aber zunächst wieder umkehren und konnte sich erst 1598 dort niederlassen. Ab 1599 widmete er sich
mathematischen, astronomischen und geographischen Studien. Auch auf dem Gebiet der Kartografie betätigte er sich, fertigte
einen Stadtplan von Nanking an, zeichnete eine runde Weltkarte und bestimmte später in
Beijing die Koordinaten der Stadt. Ricci gab
die erste Weltkarte heraus, auf der China genau in der Mitte der bekannten Welt dargestellt wurde, was den Vorstellungen vom
Reich der Mitte
entsprach; zudem war es die erste chinesische Karte, in der auch Amerika abgebildet war.
1601 kam Ricci schließlich nach Beijing
und dort auch in die Verbotene Stadt
; er erhielt die Erlaubnis, sich in der Hauptstadt niederzulassen. Bald konnten
ihm weitere Jesuiten aus Europa folgen. Wegen seiner mathematischen, geographischen und
astronomischen Fähigkeiten wurde dann auch Kaiser Wanli auf ihn aufmerksam, Ricci durfte ihn aber nie persönlich kennenlernen.
Einige hohe Beamte konnte er zum Christentum bekehren; 1584 gab es in China drei Christen, bei Riccis Tod zählte sein Orden
in Peking vier Missionsstationen und eine Gemeinde von rund 2500 Mitgliedern. 1605 schrieb er einen chinesischen Katechismus.
Riccis zwischen 1609 und 1610 verfasster Bericht über die China-Mission Della Entrata della Compagnia di Giesù e
Chirstianità nella Cina
, Vom Eintritt der Gesellschaft Jesu und des Christentums in China
wurde nach seinem Tod
von einem Ordensbruder ins Lateinische übersetzt und 1615 in
Augsburg veröffentlicht; er beeinflusste weithin
die europäische Sichtweise auf China.
Ricci war Vermittler zwischen zwei gegensätzlichen Kulturen. Die Chinesen überzeugte er weniger durch christliche
Verkündigung als durch seine hervorragenden Kenntnisse in der Wissenschaft. In dem im Jahr 2000 eingeweihten Milleniumsdenkmal
in Beijing ist Matthäus Ricci neben Marco Polo
abgebildet. Gegen seine Auffassung von Missionsarbeit als Anpassung an die fremde Kultur und Übernahme ihrer Vorstellungen
und Begriffe wurden alsbald von Missionaren aus dem Dominikaner- und
Franziskanerorden grundlegende dogmatische Einwände erhoben: dieser Ritenstreit
wurde erst 1704 entschieden, als Papst Clemens XI. ein Verbot der chinesischen Bräuche aussprach. Daraufhin verbot Kaiser
Yongzheng 1724 das Christentum in China, das kirchliche Leben wurde in den Untergrund abgedrängt, Missionare mussten das
Land verlassen. Erst 1939 wurde das Verbot von Papst Pius XII. wieder aufgehoben.
Nach Matthäus Riccis Tod erwies ihm Kaiser Wanli die Ehre, ein Grab in Beijing zu belegen, in dem seine Gebeine bis heute ruhen. Heute wird Ricci, der auch in Chinas Schulbüchern steht, im Welt-Kunst-Museum in Beijing zusammen mit Marco Polo als einziger bedeutender Ausländer in der Geschichte des Landes geehrt.
Die Instituts Ricci
mit Sitz in Paris und
Taipei übersetzen wichtige Werke aus dem
Chinesischen in europäische Sprachen und forschen über chinesische Wissenschaft und Kultur. Das chinesisch-französische
Wörterbuch Le Grand Dictionnaire Ricci
ist mit 7 Bänden, 13.500 Schriftzeichen und 300.000 zusammengesetzten Wörtern
und Wendungen das größte chinesisch-westlichsprachige Wörterbuch.
Kanonisation:
Mitte Dezember 2022 anerkannte Papst Franziskus den heroischen Tugendgrad
von Matthäus Ricci, eine Stufe auf dem Weg
zur Seligsprechung.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 12.11.2023
Quellen:
• https://de.wikipedia.org/wiki/Matteo_Ricci - abgerufen am 20.12.2022
• Walter Demel. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon,
Bd. VIII, Herzberg 1995
• https://katholisches.info/2022/12/20/matteo-ricci-der-grosse-china-missionar - abgerufen am 12.11.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.