Paul Speratus
Gedenktag evangelisch: 12. August
Name bedeutet: der Kleine (griech.)
Paul Offer - der sich dann latinisiert Speratus
, der Hoffende
nannte - wurde 15056 zum Priester geweiht
und war dann Prediger an St. Georg in Dinkelsbühl,
ab 1512 Prediger in Salzburg und ab 1520
Prediger am Dom in Würzburg. Seit der Salzburger
Zeit hatte er sich Gedanken der Reformation angenähert und er lebte in eheähnlicher Gemeinschaft mit Anna Fuchs, was ihm in
Würzburg Schwierigkeiten bereitete. Er sollte deshalb eine Stelle in Ofen - dem Stadtteil Buda von
Budapest - in Ungarn übernehmen.
Auf dem Weg nach Ungarn predigte er im Januar 1522 in Wien im
Stephansdom; diese Predigt zum Thema Ehe
erregte Aufmerksamkeit und eine negative Stellungnahme der Universität - dem damaligen
Herzogskolleg an der Stelle des heutigen
Universitätsarchivs - in Wien. Speratus wollte sich nun offen der Reformation
Martin Luthers zuwenden und machte sich auf den Weg nach
Wittenberg; unterwegs blieb er in Iglau - dem
heutigen Jihlava - in Mähren hängen und wurde
bald offiziell als Pfarrer der Gemeinde berufen. Seine reformatorischen Predigten erregten Anstand beim Bischof; Speratus
wurde gefangen genommen und in Olmütz - dem heutigen
Olomouc - als Ketzer ins Gefängnis geworfen
und zum Tod durch Verbrennen verurteilt.
Speratus wurde dann aber begnadigt, kam nach
Wittenberg und beteiligte sich an der
Zusammenstellung der ersten Sammlung von reformatorischen Kirchenliedern, des von
Luther herausgegebenen Achtliederbuches
mit vier Liedern von
Luther und drei Liedern von Speratus. 1524 wurde er vom Hochmeister des Deutschen
Ordens, Albrecht von Preußen, als Reformator und Hofprediger
nach Königsberg - dem heutigen Kaliningrad
- berufen, er reformierte das Ordensland und wurde zum Herzog von Preußen ernannt. 1530 wurde er erster lutherischer
Bischof von Pomesanien mit Sitz in Marienwerder - dem heutigen
Kwidzyn.
Das Evangelische Gesangbuch enthält das von Speratus getextete Lied Es ist das Heil uns kommen her
(EG 342),
möglicherweise im Gefängnis in Olomouc
entstanden, das die wichtigsten theologischen Auffassungen der Reformation komprimiert in 14 Strophen zusammenfasst.
Eine ausführliche Biographie verfasste Paul Tschakkert: Paul Speartus von Rötlen = Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte 8 / 4. Verlag Max Niemeyer, Halle 1891, im Internet verfügbar.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Der Stephansdom in Wien ist werktags von 9 Uhr bis 11.30 Uhr und von 13 Uhr bis 16.30 Uhr, sonntags nur nachmittags zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 3,50 €. (2021); die Katakomben können nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden, diese findet in den Öffnungszeiten zu jeder vollen Stunde statt und kostet 6 €.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 11.10.2023
Quellen:
• dtv-Lexikon, Bd. 17, München 1980
• Evangelisches Gesangbuch. Gesangbuchverlag, Stuttgart 1996
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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