Ökumenisches Heiligenlexikon

Petrus Faber

französischer Name: Pierre Favre oder Lefèvre

1 Gedenktag katholisch: 1. August
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Mainz und Speyer
nicht gebotener Gedenktag im Jesuitenorden: 2. August

Name bedeutet: der Fels (griech. - latein.)

Ordensmann, Priester
* 13. April 1506 in Le Villaret, Ortsteil von St-Jean-de-Sixt in Savoyen in Frankreich
1. August 1546 in Rom


Bild in der Petrus Faber geweihten Kapelle in Le Villaret
Bild in der Petrus Faber geweihten Kapelle in Le Villaret

Petrus Faber, Sohn eines Bauern, ging ab 1516 in Thones zur Schule, studierte ab 1525 in Paris Philosophie und legte 1530 das Diplom ab. In Paris begegnete er 1529 Ignatius von Loyola und gehörte als erster zu der Gruppe von sieben Studenten, die sich mit diesem zu einer Gemeinschaft zusammenschlossen, aus der später der Jesuitenorden entstand.

Petrus wohnte im Kolleg Sainte Barbe, in dem auch Ignatius und Franz Xaver lebten. 1529 bis 1533 studierte Petrus Theologie in Paris, 1534 wurde er dort zum Priester geweiht; weil er damals der einzige Priester der Gruppe war, las er am 15. August - dem Hochfest „Mariä Himmelfahrt” - die Messe in der Kapelle der Märtyrer auf dem Montmartre, bei der Ignatius und die Gefährten ihre Gelübde der Armut, der Keuschheit und der Verpflichtung zur Mission im Heiligen Land ablegten.

Petrus Faber geweihte Kapelle in Le Villaret an der Stelle des baufällig gewordenen Hauses der Familie Favre, erbaut 1607, nach der Verwüstung in der Französischen Revolution 1823 bis 1826 erneuert, 1982 restauriert
Petrus Faber geweihte Kapelle in Le Villaret an der Stelle des baufällig gewordenen Hauses der Familie Favre, erbaut 1607, nach der Verwüstung in der Französischen Revolution 1823 bis 1826 erneuert, 1982 restauriert

Petrus war ab 1534 in Rom als Prediger tätig; 1537 traf er in Venedigwieder mit Ignatius von Loyola zusammen, als dieser dort zusammen mit fünf weiteren Gefährten in der Kirche Santa Maria Assunta - heute: dei Gesuiti - zum Priester geweiht wurde. 1539 begleitete Petrus im Auftrag des Papstes einen Kardinal nach Parma, wo er unermüdlich als Prediger und Beichtvater an der Kirche San Rocco tätig wurde. 1540 nahm er teil an Gesandtschaften des Geschäftsträgers von Kaiser Karl V. nach Spanien und Deutschland, wo er 1540 und 1541 an den Religionsgesprächen mit den Protestanten im Bischofshof in Worms und im damaligen Herzogshof in Regensburg teilnahm.

Altarbild in der Petrus Faber geweihten Kapelle in Le Villaret
Altarbild in der Petrus Faber geweihten Kapelle in Le Villaret

Petrus Faber vertrat die katholische Dogmatik, war aber skeptisch gegenüber allen Versuchen, durch militärische Lösungen oder auch durch Verhandlungen mit der Reformation in Deutschland fertig zu werden und die Kirchenspaltung zu verhindern; die entscheidende Antwort auf die Reformation war für ihn nicht im theologischen Disput zu geben, sondern durch Reform und Besinnung auf das Eigentliche: wer katholisch bleiben wolle, müsse dazu entschieden sein und durch Exerzitien diese Entscheidung bewusst durch innere Erneuerung vollenden.

Alte Kapelle - heute Stiftskirche Unserer Lieben Frau - in Regensburg
Alte Kapelle - heute Stiftskirche Unserer Lieben Frau - in Regensburg

Im Juli 1541 legte Petrus Faber in der Alten Kapelle - der heute Stiftskirche Unserer Lieben Frau - in Regensburg seine feierliche Profess bei den Jesuiten ab und wirkte dann als Exerzitienmeister in Speyer, in Mainz an der damaligen Kirche St. Christoph und in Köln. Dabei besuchte ihn in Mainz der junge Petrus Canisius, der unter Fabers Einfluss für den Jesuitenorden gewonnen wurde. 1542 beendete Petrus Faber seine Arbeit an einer Anleitung für Pilger und begann mit den Aufschrieben für sein Tagebuch Mémorial. 1542 und 1543 assistierte er dem päpstlichen Gesandten bei Reichstagen, 1543 war er in den Niederlanden und in Spanien auf Missionsreisen. 1544 gründete er zusammen mit Petrus Canisius in Köln an der Kirche St. Peter die erste Niederlassung des Jesuitenordens in Deutschland. Von 1544 bis 1546 bereiste er wieder Spanien und Portugal, predigte in Barcelona, Valencia, Gandía, Madrid, Valladolid, Salamanca, Évora, Coimbra und Lissabon, wohin er Reliquien der 11.000 Märtyrerinnen mitführte. 1546 wurde Petrus von Papst Paul III. und Ignatius als Delegierter des Konzils von Trient benannt; deshalb reiste er - schon von Fieber geschüttelt - von Barcelona nach Rom, wo der als Nachfolger von Ignatius Vorgesehene ausgezehrt im Alter von erst 40 Jahren starb.

Pierre Favre
Pierre Favre

Petrus Faber hinterließ ein Tagebuch, das Memoriale, mit Einsichten und geistlichen Erkenntnissen aus seiner Tätigkeit als Seelsorger in der Beichte und im geistlichen Gespräch, das Mitte des 20. Jahrhunderts durch den Jesuitenpater Michel de Certeau neu entdeckt und herausgegeben wurde: (Link mit Vergütung) Das geistliche Tagebuch des ersten Jesuiten in Deutschland.

Kanonisation: Am 5. September 1872 wurde Petrus Faber von Papst Pius IX. selig- und am 17. Dezember 2013 von Papst Franziskus heiliggesprochen.

Worte des Heiligen

Die drei Stufen der Liebe und ihre Unterstufen:
Gebe Gott mir und allen meinen Brüdern und allen Lebenden, Männern wie Frauen, so hohe Liebe! Ich gestehe, dass ich noch weit von ihr entfernt bin - wenigstens von einer so hohen Liebe; denn ich glaube, nicht jeder Liebe bar zu sein, noch jeder Gnade Christi unseres Herrn. Aber es ist ein anderes, Christus zum Weg, Christus zur Wahrheit und Christus zum Leben zu haben; wieder ein anderes ist der Weg der Reinigung, ein anderes der Weg der Erleuchtung, ein anderes der Weg der Vervollkommnung; und so gibt es Anfänger, Fortschreitende und Vollkommene, die doch alle in der einen Liebe sein können - aber es ist eben etwas anderes, möchte ich sagen, in der Liebe zu sein, etwas anderes in der Liebe zu leben, etwas anderes in der Liebe bewegt zu werden [vgl. Apostelgeschichte 17, 28].
Die Anfänger haben die Liebe in der Erkenntnis, dem Abscheu vor ihren Sünden und im Streben, hier durch fromme Wünsche Fortschritte zu machen und sich von den Fehlern zu reinigen. Auch die Fortschreitenden haben die Liebe: in der Form von Einsicht und von frommen Wünschen nach dem Göttlichen, d. h. nach den christlichen Tugenden, in denen sie täglich höher steigen und wachsen möchten. Die Vollkommenen aber haben und leben die Liebe in ihrer eigentlichen Form, sofern sie von der Liebe angeregt werden, nach der Erkenntnis Gottes und Seines Willens zu forschen, um diesen so gut sie können zu erfüllen. Bei den Erstgenannten bewirkt die Liebe also, dass sie wider ihre Sünden angehen und sie ausrotten; bei den Zweiten, dass sie sich inständig um die Erlangung der Tugenden bemühen; bei den Letzten, dass sie nach Wachstum an unmittelbarer Erkenntnis und Gottesliebe verlangen, damit all ihr Tun, Reden und Denken von der Liebe als dem Urquell ausgehe.
Die Anfänger dagegen haben zum Quell all ihrer guten Taten die Abscheu vor der Sünde, und die Fortschreitenden das Verlangen nach dem Schmuck der Tugenden. Die Ersten, d. h. die Anfänger, befleißigen sich, den alten Menschen auszuziehen, die Fortschreitenden wollen sozusagen ein Alltagsgewand anziehen, die Vollkommenen dagegen möchten im hochzeitlichen Kleid [Matthäusevangelium 22, 11] erscheinen.
Schließlich ist hier noch zu vermerken, dass es in jeder dieser drei Menschenklassen drei Stufen gibt, so dass wir auch sagen können, es gäbe unter den Vollkommenen Anfänger, Fortgeschrittene und Vollkommene; und das gilt entsprechend auch von den beiden anderen Klassen. In jeder von ihnen gibt es einen Anfang, eine Mitte und ein Ende.

Quelle: Peter Faber: Memoriale - Das geistliche Tagebuch des ersten Jesuiten in Deutschland, übersetzt von Peter Henrici. = Christliche Meister 38. Johannes Verlag Einsiedeln / Trier 1963, Nr. 67, S. 82f

Zitate von Petrus Faber:

Den Brief, dem dieser Auszug entstammt, schrieb Petrus Faber, als er selbst in Madrid weilte, an einen seiner in Deutschland zurückgebliebenen Mitbrüder:
Als Erstes muss, wer den Irrgläubigen unserer Zeit helfen will, zusehen, dass er ihnen viel Liebe entgegenbringt und dass er sie in Wahrheit liebt, indem er seinen Geist von allen Überlegungen freimacht, die der Achtung vor ihnen abträglich sein könnten. Als Zweites müssen wir ihre Gunst zu gewinnen suchen, dass sie uns lieben und uns einen guten Platz in ihrem Geiste geben. Das geschieht, wenn man sich mit ihnen freundschaftlich über Dinge unterhält, die ihnen und uns gemeinsam sind, und sich vor allen Streitgesprächen hütet, wo einer den anderen herabzusetzen sucht. Zuerst nämlich müssen wir mit ihnen in den Dingen Umgang pflegen, die uns einen, und nicht in den anderen, wo eine Verschiedenheit der Auffassungen zutage tritt.

Im Mémorial schreibt er über Glauben und Vertrauen; das heißt: Gott das unmöglich Scheinende zutrauen:
Als ich heute nach der Messe die Unterschiede zwischen den Geistern erwog, die mich oft bewegt hatten, und die meine Meinung, ob ich in Deutschland Frucht bringen könne oder nicht, schwanken ließen, da vermerkte ich, dass wir auf keinen Fall den Worten jenes Geistes beipflichten dürfen, der alles für unmöglich erklärt und immerfort Unzuträglichkeiten aufzeigt. Wir müssen vielmehr den Worten und Anregungen des anderen Geistes Gehör schenken, der die Dinge als möglich darstellt und Mut macht.

Je mehr man sich mit Gott vereinigt, desto reicher ist der Segen, den Gott auf diese Arbeiten ausgießt, in dessen Abhängigkeit und nach dessen Willen diese Arbeiten getan werden.

Eine gute Regung ließ mich nun wünschen, es möge in meiner Seele geistlicherweise vier Jahreszeiten geben: Erst einen geistlichen Winter, der die Gotteskeime, die ins Erdreich meiner Seele gesenkt sind, hegt und Wurzel fassen lässt; dann einen geistlichen Frühling, damit mein Erdreich seinen Samen aufsprießen lasse; drittens einen geistlichen Sommer, der die Früchte zu bester Ernte heranreifen lässt; viertens einen geistlichen Herbst, um die reifen Früchte zu sammeln, sie in die göttlichen Scheunen einzufahren (Matthäusevangelium 13, 30) und sie aufzuspeichern, dass nichts verloren gehe (Johannesevangelium 6, 12).

Quelle: Peter Faber: Memoriale - Das geistliche Tagebuch des ersten Jesuiten in Deutschland, übersetzt von Peter Henrici. = Christliche Meister 38. Johannes Verlag Einsiedeln / Trier 1963, Nr. Nr. 2006, S. 174f.
Jesuiten, Dezember 2018
Willi Lambert SJ, wS. 7
Klaus Schatz: Deutschland und die Reformation in der Sicht Peter Fabers. In: Geist und Leben, Bd. 69, Nr. 4, 1996, S. 259
Peter Faber, Kathpedia

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Pierre Favre - Ein geistlicher Werdegang

Catholic Encyclopedia

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kirche Santa Maria Assunta dei Gesuiti in Venedig ist täglich von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr und von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr - freitags, samstags und sonntags am Nachmittag von 15 Uhr bis 19 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 3 €. (2020)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 01.04.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• http://de.radiovaticana.va/news/2013/12/18/heiligsprechung_von_pater_faber:_reformpriester_und_patron_der/ted-756309
• Andreas Falkner SJ vom Exerzitienhaus Ahmsen in 49774 Lähden-Ahmsen, E-Mail vom 31. Januar 2014
• André Rainer: Le Grand Pierre Favre, Ateliers Henry Labat, Paris 1997

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.