Ökumenisches Heiligenlexikon

Petrus - Cathedra Petri - Petri Stuhlfeier

syrisch-orthodox: Gründung der Kathedra von Antiochia durch Petrus


Biografie: => Petrus

Alte biblische Überlieferung berichtet von der Wirksamkeit des Petrus in Antiochia - dem heutigen Antakya in der Türkei. Die Überlieferung macht ihn zum ersten Bischof der Stadt, der 42 hier seinen Sitz - den Stuhl Petri - genommen habe, der also älter ist als der in Rom.

Die Legende berichtet, dass der Statthalter von Antiochia namens Theophilus Petrus ins Gefängnis werfen ließ. Paulus bot Theophilus daraufhin seine Dienste als Künstler in allerlei Handwerk an und erreichte, dass Petrus zur Probe freigelassen wurde und dann den längst verstorbenen Sohn des Theophilus wieder zum Leben erweckte. Theophilus bekehrte sich und setzte Petrus auf einen hohen Stuhl, damit alle ihn sehen und sein Wort hören sollten. Petrus blieb danach sieben Jahre lang als Bischof in Antiochia.

„Thron” in der Petrusgrotte in Antakya
Thron in der Petrusgrotte in Antakya Dick Osseman

Die Christengemeinde traf sich damals in einer Höhle oberhalb der Stadt, die heute Petrusgrotte genannt wird und als Kirche ausgebaut ist. Der Raum ist leer - bis auf einen weißen Steinaltar, der aus der Zeit von Petrus stamme, einer modernen Statue von Petrus aus dem Jahr 1932 und dem Thron des Apostels. Die Grotte gilt als erste christliche Kirche der Welt. Auf der rechten Seite gibt es eine kleine Quelle, diesem Wasser wurde Heilkraft zugesprochen, heute wird damit getauft; links davon gab es einen Fluchtweg in die Berge.

Das Fest dient in der katholischen Kirche heute aber dem Gedenken an die Übertragung des besonderen Hirtenamtes, des Papstamtes, an Petrus und an die Errichtung des Bischofsstuhles in Rom durch Petrus, es ist in Rom schon Mitte des 4. Jahrhunderts bezeugt und wurde damals auch noch am 18. Januar gefeiert. Im alten Rom wurde am 22. Februar unter dem Namen Cathedra, Sesselmahl, das Totenmahl gefeiert; die Ablehnung dieser Feier durch die Christen führte zur Einführung des Petrus-Festes, wohl im Anklang an die Feier der Thronbesteigung eines Kaisers gefeiert, das aber um 500 wieder außer Gebrauch kam. In Gallien wurde dann im 6./7. Jahrhundert am 18. Januar ein Fest zur Erinnerung an die Berufung des Petrus zum Schlüsselverwalter begangen, von hier kam dieses Fest nach Rom mit Datum 22. Februar und wurde zunehmend mit dem Inhalt des Gedenkens an den Amtsantritt in Antiochia gefüllt. Papst Paul IV. bestimmte 1558 den 18. Februar als Gedenktag des Amtsantritts des Petrus in Rom. Bis zur Liturgiereform nach dem 2. Vatikanisches Konzil wurde das Fest Cathedra Petri immer am 18. Januar gefeiert und zusätzlich am 22. Februar das Fest Cathedra Petri in Antiochien; so ist es im maronitischen Ritus noch heute der Fall.

Gian Lorenzo Bernini: Die „Kathedra Petri”, getragen von Ambrosius von Mailand, Augustinus von Hippo, Athanasios von Alexandria und Johannes „Chrysostomus”, 1657 - 66, in der Apsis der Peterskirche in Rom
Gian Lorenzo Bernini: Die Kathedra Petri, getragen von Ambrosius von Mailand, Augustinus von Hippo, Athanasios von Alexandria und Johannes „Chrysostomus”, 1657 - 66, in der Apsis der Peterskirche in Rom

Papst Gregor I. ließ im Petersdom einen steinernen Papstthron errichten, der bis zum 13. Jahrhundert als Kathedra Petri bezeichnet wurde. Dann wurde allmählich einen anderer, hölzerner Thron mit diesem Attribut ausgezeichnet; dieser war wohl im 9. Jahrhundert für Kaiser Karl den Kahlen hergestellt und von diesem dann Papst Johannes VIII. geschenkt worden; später wurden Tafeln aus Elfenbein, die die Taten des Herkules darstellen, hinzugefügt. Seit dem 13. Jahrhundert galt er als wichtige Petrusreliquie. Im 17. Jahrhundert wurde er in einer von Gian Lorenzo Bernini geschaffenen Hülle aus Bronze in der Apsis des neuen Petersdomes aufgestellt; neuere Untersuchungen haben ergeben, dass der Holzstuhl aus dem Mittelalter stammt.

Auch der Stuhl des Patriarchen von Venedig in der früheren Patriarchatskirche San Pietro di Castello wurde als der originale Stuhl des Petrus aus Antiochia bezeichnet, tatsächlich stammt er aus dem 13. Jahrhundert und enthält muslimische Schriftzeichen.

Die Armenische Kirche feiert die Einrichtung des Bischofssitzes durch Petrus in Antiochia am 22. Februar, die Syrisch-malabrische Kirche feiert dies am 18. Januar.

Die koptische Kirche feiert das Fest des Christusbekenntnisses von Petrus und der Übergabe der Schlüssel an ihn nach der im Matthäusevangelium 16, 13 - 20 geschilderten Szene am 1. August.

Bauernregeln: St. Clemens uns den Winter bringt,/St. Petri Stuhl den Frühling winkt, / den Sommer bringt uns St. Urban,/der Herbst fängt um Bartholomäi an.
Ist es zu St. Petri kalt, / übt die Kälte noch 40 Tage Gewalt.
Wenns friert auf Petri Stuhlfeier, / friert`s noch vierzigmal heuer.
Ist St. Peter kalt, / hat der Winter noch lange Halt.
Hat Petri Stuhlfeier Eis und Ost, / bringt der Winter noch herben Frost.
Hat's in der Petersnacht gefroren, / lässt uns der Frost dann ungeschoren.
Wenn Petri die Bäche sind offen, / wird auch kein Eis mehr auf ihnen getroffen.
Ist an Petrus das Wetter schön, / dann kann man bald Kohl und Erbsen säen.
St. Peter hebt den Lenz an, / er geht aus auf St. Urban.

Papst Benedikt XVI. stellte in einer Generalaudienz 2006 die Bedeutung der Kathedra Petri dar.

Catholic Encyclopedia

Der Petersdom - die Basilika Sancti Petri in Vaticano - in Rom ist täglich von 7 Uhr bis 19 Uhr, mittwochs erst ab 13 Uhr geöffnet, der Eintritt ist wie in alle Kirchen Roms frei. Die Vatikanischen Grotten unter der Peterskirche mit dem Petrusgrab sind vom linken vorderen Vierungspfeiler des Petersdoms aus zugänglich und können von 8 Uhr bis 18 Uhr kostenfrei besucht werden. Der Besuch der darunter liegenden Nekropole ist nur nach Anmeldung unter scavi@fsp.va und mit Führung möglich, diese kostet 13 €. Der Besuch des Museums in der Sakristei ist von 8.30 Uhr bis 18.30 Uhr möglich, der Eintritt beträgt 5 €; der Besuch des Daches des Petersdoms, von dem man auch die Kuppel besteigen kann, kostet 6 €, bei der Fahrt mit dem Aufzug 8 €. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 07.01.2021

Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/februar.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.