Philipp Friedrich Hiller
Gedenktag evangelisch: 25. April
Name bedeutet: P: der Pferdefreund (griech.)
F: der Friedensreiche (althochdt.)
Hiller wurde als Sohn des Pfarrers von Mühlhausen geboren, aber schon als er zwei Jahre alt war starb sein Vater. Im Alter von acht Jahren war Hiller mit seiner Mutter und seinem Stiefvater auf der Flucht vor den mordenden und plündernden Soldaten der französischen Besatzung. Schon früh wurde seine außerordentliche Begabung als musikalisches Wunderkind deutlich. Er wurde an der Lateinschule in Vaihingen und ab 1713 in der Klosterschule in Denkendorf ausgebildet; in Denkendorf war er Schüler von Albrecht Bengel. Ab 1719 studierte er Theologie am Stift in Tübingen, wo er 1724 das Examen ablegte.
Nach einigen Stellen als Vikar und zwei Jahren als Hauslehrer in
Nürnberg wurde er 1732 Pfarrer in
Neckargröningen bei Ludwigsburg und heiratete
eine Pfarrerstochter. Sein Talent als Liederdichter stellte er bei der Vertonung des Paradiesgärtleins
, einer
Gebetssammlung des Theologen Johann Arndt, unter Beweis.
1748 wurde Hiller Pfarrer in Steinheim
bei Heidenheim. Seine elf Kinder stellten ihn wegen seines niedrigen Gehalts vor ständige Versorgungsprobleme,
auch ein 1751 plötzlich auftretendes Halsleiden bereitete ihm Kopfzerbrechen. Ein anonymer Geldgeber sorgte für
Linderung der finanziellen Situation, aber auch Medikamente konnten den drohenden Verlust der Stimme nicht
aufhalten. Hiller konnte nicht mehr predigen, das besorgte nun ein Vikar; Hiller selbst musste sich auf Seelsorge
und Erbauungsstunden im privaten Kreis beschränken, er widmete sich nun vertieftem Bibelstudium und seinen
Dichtungen. Die Krankheit veranlasste eine Gruppe von Gemeindegliedern, beim zuständigen Dekan Hillers Amtsenthebung
zu fordern. Einer Überlieferung zufolge habe die Beschwerdedelegation auf dem Weg dorthin ein Liedmanuskript ihres
Pfarrers gefunden, das dieser verloren hatte. In Unkenntnis der Autorenschaft hätten sie den Dekan gebeten, ihnen
statt ihres stimmlosen Pfarrers einen richtigen
Pfarrer zu vermitteln, der solche Lieder komponieren könne.
Als sie beim Schlichtungsgespräch diesen Wunsch erneuerten, hätte der Dekan ihnen ihren eigenen und stimmlosen
Pfarrer als Autor vorgestellt, worauf die Beschwerdeführer vor Scham gerne im Boden versunken wären. Hiller blieb
im Amt.
Gott, wie tröstlich ist dein Name!
Gott des Trostes heißest du.
Da ich oft in Trübsal käme,
sprachst du mir so herzlich zu;
und ich fühlte wohl dabei,
daß dein Trösten göttlich sei.
Deinem Trost kann's stets gelingen,
Menschtrost dringt wenig ein.
Soll ein Trost das Herz durchdringen,
muß er ja lebendig sein;
dieser nützt inallerNot,
letztens dient er auch im Tod.
In dieser Zeit enstanden die beiden Teile seines Geistlichen Liederkästleins
. Der erste Teil erschien 1762 und
enthält 366 Werke aus Hillers Frühzeit und Lieder über die Gebete in Arndts
Paradiesgärtlein
, sein thematischer Schwerpunkt ist das Gotteslob. Im zweiten Teil, 1767 erschienen, sind 732
Lieder zu ausgewählten Bibelworten enthalten, sein Schwerpunkt ist die Hoffnung auf die Wiederkunft
Christi und das vollkommene Heil mit dem Ende von Krankheit und Leid.
Hiller schrieb jeweils neue Texte zu alten, bekannten Melodien. Die Lieder der Geistlichen Liederkästlein
unterscheiden sich durch ihre knappe und nüchterne Sprache von dem eher süßlichen und überschwänglichen Stil des
Halle'schen
Pietismus und der Herrnhuter
Bewegung Zinzendorfs. Die streng auf Christus bezogenen
Texte setzten sich von der Aufklärung ab, die auch in der Kirche inzwischen Wurzeln schlug. Das Lob Gottes sei sein
Anliegen, schrieb Hiller in der Vorrede zum ersten Liederkästlein. Er starb nach einem Schlaganfall.
Insgesamt hat Hiller über tausend Lieder getextet, das Lied Jesus Christus herrscht als König
(EG 123) wird
vielfach zu den schönsten Kirchenliedern des 18. Jahrhunderts gerechnet. Seine Texte fanden schnell Eingang in den
Erbauungsstunden
der Gemeinschaften im schwäbischen Pietismus; ins
offizielle Kirchengesangbuch wurden sie erst 1842 auf Initiative von Albert
Knapp aufgenommen. Heute enthält das Evangelische Gesangbuch vier Lieder mit Texten von Hiller.
In Steinheim wurde das Schulzentrum nach Philipp Friedrich Hiller benannt.
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Die Peterskirche in Steinheim ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2016)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 31.03.2021
Quellen:
• Evangelisches Gesangbuch. Gesangbuchverlag, Stuttgart 1996
• Kurt Rommel: Stimme des stummen Pfarrers. Evang. Gemeindeblatt für Württemberg, 1/1999
• Joachim Schnürle: Man duldet Gott zu Lobe und rühmt sich seiner Huld!
250 Jahre Hillers
Liederkästlein
, Deutsches Pfarrerblatt 11/2012
• http://www.steinheim-evangelisch.de/17.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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