Ratbert von Corbie
auch: Paschasius Ratbertus, Paschasius Radbertus
Gedenktag katholisch: 26. April
Erhebung und Übertragung der Gebeine: 12. Juli
Name bedeutet: R: glänzender Rat (althochdt.)
P: der Österliche (hebr. - latein.)
Ratbert wurde im damaligen Frauenkloster Notre
Dame in Soissons erzogen. Er wurde Mönch im Kloster
Corvey der Benediktiner, war dort ein Schüler von
Adalhard von Corbie, wurde Diakon - aber nie Priester - und selbst angesehener
Lehrer. 842 wurde Ratbert Abt seines Klosters, dann wurde er hineingezogen in die Auseinandersetzungen des Abtes
Wala von Corbie mit Kaiser Ludwig dem Frommen und schrieb zu Walas Verteidigung das
Epitaphium Arsenii
; deshalb musste er das Amt des Abtes aufgeben und lebte dann nur noch für seine Studien,
zeitweise in St-Riquier.
Ratbert verfasste die Leidensgeschichte von Valerius und Rufinus
und die Lebensgeschichte von Adalhard, eine Auslegung der Klagelieder des
Jeremia mit Anspielungen auf die Zeitgeschichte. De fide, spe et caritate
,
Von Glaube, Hoffnung und Liebe
, und seine Auslegung des 44. Psalms sind erbauliche Schriften. Am umfangreichsten
ist die in jahrelanger Arbeit entstandene Auslegung des Matthäusevangeliums. Nachdem Ratbert 822 mit
Wala und Adalhard an der Gründung des
Klosters Corvey teilgenommen hatte, schrieb er
auf Bitten von Abt Guarinus De corpore et sanguine Domini
,
Über Körper und Blut Christi
. Ratbert betonte darin die völlige
Einheit des eucharistischenDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi.
Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.
und des historischen Leibes Christi und legte damit den Grundstein für die
Transsubstantiationslehre: Weil Christi Leib eine geistliche Speise sei,
bleibe zwar die äußere Gestalt und der Geschmack der Elemente erhalten, die Substanz werde aber innerlich verwandelt
in den realen fleischlichen Leib Christi, wie er ihn auf Erden getragen hat. Das Werk wurde bald schon
Augustinus zugeschrieben und erhielt damit höchste Autorität; nachdem Ratbert
seine Überarbeitung 844 König Karl dem Kahlen gewidmet hatte, erfuhr er aber auch Kritik, so durch
Hrabanus Maurus. Auch zur Lehre über
Maria trugen Ratberts Werke wesentliches bei, v. a. seine Abhandlung cogitis
me
, Ich glaube
über die Aufnahme Marias in den Himmel, die
bald schon ins Brevier übernommen und somit weit verbreitet wurde.
Ratberts Gebeine wurden 1073 erhoben und in die Pfarrkirche St-Pierre in Corbie übertragen.
Das Kloster Corvey wurde 1792 durch Papst Pius VI. auf eigenen Antrag hin aufgehoben, 1803 endgültig säkularisiert; die adeligen Besitzer bauten die Gebäude des Klosters zum Schloss aus, die Kirche schenkten sie 1977 dem Bistum Paderborn, das sie an die örtliche Kirchengemeinde weitergab. 2014 wurde die gesamte Klosteranlage zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Kanonisation: Die auf Anordnung von Papst Gregor X. erfolgte Erhebung der Gebeine am 12. Juli 1073 bedeutete die Heiligsprechung.
Worte des Heiligen
Paschasius Radbertus’ bekanntestes Werk heißt Vom Leib und Blut des Herrn
. Auf die Frage, warum
das einmal vollbrachte Opfer Christi täglich dargebracht werden muss und welchen Nutzen die Mysterien denen bringen, die sie
würdig empfangen, gibt er darin zur Antwort:
Christus hat zwar einmal im Fleisch gelitten und durch sein einmaliges Todesleiden die Welt ein für allemal
erlöst. Er ist aus dem Tod wieder zum Leben
erstanden
(Hebräerbrief 9, 12), und der Tod hat über ihn keine
Gewalt mehr
(Römerbrief 6, 9). Trotzdem wird dieses Opfer täglich erneuert, weil die Weisheit Gottes, des Vaters, dies
aus vielen Gründen für uns als notwendig erachtet hat.
Erstens deswegen, weil wir täglich Sünden begehen, wenigstens solche, die der schwache Mensch nicht vermeiden kann.
Zwar wird in der Taufe alle Schuld nachgelassen, aber es bleibt im Fleische die Neigung zur Sünde. Daher sagt der Psalmist
(Psalm 102, 1.3): Preise, meine Seele, den Herrn, der alle deine Sünden vergibt, der alle deine Gebrechen heilt.
Weil wir also täglich fallen, wird auch täglich Christus sakramental für uns geopfert und das Leiden Christi im Mysterium
überliefert, damit er, der einmal durch sein Sterben den Tod besiegt hat, täglich durch diese Geheimnisse seines Leibes und
Blutes die Rückfälle in die Sünde wiedergutmache. …
Zweitens wird es gefeiert, damit, wie im Paradies der Baum des Lebens
stand, so die heilige Kirche Gottes, die
im Hohenlied (4, 13) das Paradies der Wonne
genannt wird, in sich das Mysterium des Lebens besitze, das dieser Baum
vorbildete. Wer davon isst und die Gebote des Lebens hält, kann auf ewig nicht sterben.
Der dritte Grund ist, dass alle Wiedergeborenen, die würdig dieses Leben empfangen, eins werden, wenn Christus, den sie
schon in der Taufe angezogen haben, durch dieses Sakrament in ihnen leibhaft bleibt, so dass sie als Gläubige in Christus
eins sind und er in ihnen verharrt. So soll jenes Wort in Erfüllung gehen, das er selber zum Vater betet: Doch nicht für
sie allein bitte ich, sondern auch für jene, die auf ihr Wort hin an mich glauben werden, auf dass sie alle eins seien wie
du, Vater, in mir und ich in dir, auf dass auch sie in uns eins seien.
(Johannesevangelium 17, 20f) …
Das also sind die Wirkungen der beiden Sakramente. Durch die Taufe werden wir in Christus wiedergeboren, und durch das
Sakrament des Leibes und Blutes bleibt Christus nicht nur durch den Glauben, sondern auch durch die Einheit des Fleisches
und Blutes unleugbar in uns. So sind wir nunmehr Glieder Christi und nähren uns von seinem Fleisch, so dass wir nichts
anderes sind als sein Fleisch und Blut, wovon wir leben.
Quelle: Paschasius Radbert: Vom Leib und Blut des Herrn. Christliche Meister 34, Trier 1988, S. 42 - 45
Nichts Größeres hat nämlich Christus seiner Kirche im Mysterium hinterlassen als dieses Sakrament
und die Taufe und die Heiligen Schriften. In allen dreien wirkt der Heilige Geist, das Unterpfand der ganzen Kirche, unter
der äußeren Hülle geheimnisvoll unser Heil im Hinblick auf das unsterbliche Leben.
Dazu also ist
das Wort Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt
(Johannesevangelium 1, 14), damit durch
das fleischgewordene göttliche Wort das Fleisch zum göttlichen Wort aufsteige, da ja das Fleisch des Wortes in diesem
Mysterium Nahrung und Speise der Gläubigen wird.Dieses Sakrament … wird deshalb mit Brot gefeiert, weil Christus
das Brot ist, das vom Himmel
herabkam
(Johannesevangelium 6,51). Doch wie Brot hier etwas ganz anderes bedeutet als unser Brot, so ist sein Fleisch
von unserem jetzigen sterblichen Fleisch gar sehr verschieden. Sein Fleisch vollbringt durch Leiden die Erlösung der
Menschheit, und zwar als wirkliches Fleisch, als Brot aber gewährt es den für die Ewigkeit Wiedergeborenen die Nahrung der
Unsterblichkeit. Daher ist es nicht zu verwundern, wenn schon das (irdische) Fleisch Christi Brot genannt wird, da auch das
Fleisch, das unter der sichtbaren Gestalt von Brot dargereicht wird, nichts anderes ist als sein Fleisch, und zwar jenes,
von dem der Glaube bekennt, dass Christus wahrhaft im gleichen Fleisch gelitten hat, und zugleich Brot ist, weil das
Weizenkorn in die Erde gefallen ist und uns aus sich durch den Glauben als reinen Weizen erzeugt hat. So schenkte er sich
selbst seinen aus ihm geborenen Gliedern als das Leben und war damit für uns nichts anderes als das ewige Brot.
Quelle: Paschasius Radbert: Vom Leib und Blut des Herrn. Christliche Meister 34, Trier 1988, S. 16f, 48
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Schriften von Ratbert gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Das Kloster Corvey mit der Kirche und Ausstellungen in manchen Räumen des Schlosses ist von der Woche vor Ostern bis Oktober täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt für die Kirche 5 €, für Kirche und Schloss 14 €. (2024)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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- zuletzt aktualisiert am 16.10.2024
Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.