Richard Henkes
Gedenktag katholisch: 21. Februar
Name bedeutet: der reiche Starke (althochdt.)
Richard Henkes besuchte ab 1912 das Seminar der Palottiner in Schönstatt in Vallendar, wo Josef Kentenich neuer Spiritual geworden war und dann der Wallfahrtsort wuchs. Nach dem Kriegsdienst machte Richard Henkes 1919 das Abitur und trat dann im Kloster in Limburg den Pallottinern bei; 1925 wurde er dort zum Priester geweiht und war dann Lehrer in Schönstatt. 1931 wurde er in die Pallottiner-Schule nach Katscher in Oberschlesien - das heutige Kietrz bei Opole - gesandt und 1937 nach Frankenstein in Niederschlesien - das heutige Ząbkowice Śląskie.
Henke kritisierte mutig und öffentlich den Nationalsozialismus im Unterricht, bei Exerzitien für die Jugend und in
seinen Predigten. 1937 wurde er nach einer Predigt in der
Kapelle in seinem Heimatort Ruppach angezeigt,
wegen Verunglimpfung des Führers
wurde ihm am Sondergericht in Breslau - dem heutigen
Wrocław - der Prozess gemacht, der aber
eingestellt wurde. Dennoch entfernten seine Oberen ihn aus dem Schuldienst und setzten ihn ein als Jugendseelsorger
und Exerzitienmeister in Branitz - dem heutigen
Branice, von wo aus er in großen Kirchen in
Oberschlesien und im Wallfahrtsort Annaberg - dem heutigen
Góra Świętej Anny - vor vielen Zuhörern predigte.
Um der Einberufung durch die Wehrmacht zu entgehen, wurde er 1941 als Pfarrverwalter nach Strandorf - dem heutigen
Strandorf, heute Strahovice in Tschechien -
versetzt. Dort bemühte er sich um Ausgleich und Versöhnung zwischen Deutschen und Tschechen. Mehrfach wurde er von der
Gestapo vorgeladen und im April 1943 schließlich wegen einer Predigt in Branitz, in der er gegen den Abtransport von
Kranken aus der örtlichen Heilanstalt protestierte und die Tötung Behinderter offen als Mord anklagte, von der Gestapo
wegen Aufwiegelung des Volkes von der Kanzel
verhaftet, zunächst in Ratibor - dem heutigen
Racibórz - ins Gefängnis gesteckt und im Juli ins
Konzentrationslager nach Dachau eingeliefert.
Nachdem im Konzentrationslager Dachau Ende 1944 eine große Typhusepidemie ausgebrochen war, meldete sich Richard Henkes freiwillig für die Pflege der Kranken - im Wissen um die tödliche Bedrohung durch die Krankheit. Nach rund zwei Monaten infizierte er sich und starb nach fünf Tagen.
Pfarrer Richard Schneider und seinen zwölf im KZ Dachau inhaftierten Mitbrüdern der Palottiner gelang es, dass Richard Henkes einzeln verbrannt wurde, somit konnte seine Asche bewahrt werden. Die Urne wurde im Juni 1945 am 20. Jahrestag seiner Primiz auf dem Pallottiner-Friedhof in Limburg feierlich beigesetzt und 1990 in die Bischofsgruft im Dom übertragen. 2001 wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet, er wurde auch von der tschechischen Bischofskonferenz unterstützt.
In Ruppach wurde vor Henkes' Geburtshaus ein
Stolperstein
im Gehweg eingelassen, auf der Gefallenentafel der
Friedhofskapelle erinnert die Inschrift an ihn.
Kanonisation:
Die Seligsprechung als Märtyrer der Nächstenliebe
erfolgte am 15. September 2019
durch Kurienkardinal Kurt Koch im Auftrag von Papst Franziskus im
Dom in Limburg.
Worte des Seligen
In teils geheim aus Gefängnis und KZ geschmuggelten Briefen gibt Henkes Einblick in sein inneres Leben,
aber auch in die spirituelle Aufarbeitung seiner Gefangenschaft:
Du wirst Dich interessieren, wie es mir geht. Bis heute bin ich in Einzelhaft, das reißt sehr an den Nerven,
aber trotzdem bin ich seelisch und körperlich gesund. … Aber ein Kreuzweg bleibt es trotzdem. Am Anfang habe ich noch
um meine Freiheit gebetet, jetzt habe ich mich durchgerungen, und wenn ich auch ins Lager müsste, dann werde ich genauso
Deo gratias sagen wie bei meiner Verhaftung. Schließlich muss ich ja wahrmachen können, was ich anderen in Exerzitien
gepredigt habe. … Man ist der Willkür der Menschen ausgeliefert, und so hat bloß das eine noch Sinn, sich radikal
dem Herrgott zu überantworten. Es wird ja für alle, die mir einmal anvertraut waren, nicht zwecklos sein, dass ich den Weg
für sie gehe. Es liegt ja in der Zeit, dass wir Priester heute dem Heiland nach Getsemani folgen und vielleicht auch nach
Golgota.
(Ratibor 24. Mai 1943)
Bisher bin ich den Weg des freudenreichen Rosenkranzes gegangen. Wenn
ich bisher auf der Kanzel oder im Vortragssaal stand, dann war das viel freudiges Priesterwirken. Und wenn Ihr liebe
Mutter jetzt oft vor dem Kreuze den schmerzhaften Rosenkranz betet, dann denkt daran, dass ich mit dem Heiland diesen Weg
gehe. Das ist für einen Priester keine Schande. Ob ich den glorreichen Rosenkranz noch auf Erden oder im Himmel erlebe,
überlasse ich dem lieben Gott.
(Ratibor 1. Juli
1943)
Der Herrgott hat mich den Weg geführt und wird mich nicht verlassen. Es ist zwar eine harte Erziehungsschule,
in die einen der Herrgott nimmt, aber es ist doch Gottes Schule und die ist immer gut. Menschlich ist ja manches hart und
schwer, aber ich habe oft genug vom Opferweg gesprochen und werde wohl den Mut haben auszuführen, was ich andern gesagt.
Vielleicht erinnerst du dich noch an die letzten Vorträge in der Kapelle. Ich habe nicht übertrieben, sondern alles viel
zu milde gesagt.
(KZ Dachau, 31. Juli 1943)
Was einem am schwersten fällt das enge Zueinandergefroschtsein im Wohnen und im Schlafen. Und es kommen immer
noch mehr dazu. Es fiel mir ja zu Hause schon schwer, in der Wohnung zu bleiben und Du weißt ja wie ich ständig unterwegs
war und nun hat man nur die Lagerstrasse, die rund 600 m lang ist und auf der in der Freizeit sich je nachdem bis 15.000
Menschen bewegen und überall ist man von elektrisch geladenem Stacheldraht umgeben. Dazu steht noch alle 50 m ein Posten.
Man vergisst nie, dass man Sträfling ist. Man vergisst es auch nicht durch das Kleid.
(KZ Dachau 22. Dezember 1943)
Es ist und bleibt ein Opferleben. Es ist schwer immer unter Zwang zu stehen, schwer stets bewacht zu sein,
schwer das enge Zusammenwohnen, schwer die ungewohnte Arbeit, schwer das Getrenntsein von lieben Menschen und der
Berufsarbeit. Ich will es nicht leugnen, dass ich oft Heimweh habe und die Gedanken viel bei Euch sind und bei meiner
Gemeinde. Aber andernseits muss ich gestehen, dass alles eine große Gnade ist. Wir fühlen es, dass wir unter dem sichtbaren
Schutz Gottes stehen und wenn wir auch einen Kreuzweg gehen, dann geht der Heiland doch mit. Sonst wäre es wohl nicht
erträglich.
(KZ Dachau 17. Februar 1944)
Inzwischen hat sich hier vieles geändert. Auf der Lagerseite wo ich arbeite ist eine Epidemie ausgebrochen und
damit sie nicht weiter um sich greift, sind wir gänzlich isoliert worden. So bin ich von den anderen getrennt und kann nur
auf Umwegen mit ihnen verkehren. Einer spielt alle paar Tage den Tarsizius [sic!],
so bin ich doch nicht ganz verlassen. Sonst sieht es recht schlimm bei uns aus. Die Leute sterben in Massen, weil sie
vollständig ausgehungert sind. Es sind dann nur noch Gerippe. Ein grauenhaftes Bild.
(KZ Dachau 4. Februar 1945)
Quelle: Manfred Probst SAC: Glaubenszeuge im KZ Dachau. Das Leben und Sterben des Pallottinerpaters Richard Henkes (1900 - 1945), 2. Aufl. Pallotti-Verlag, Friedberg bei Ausgburg 2007
Zitat von Richard Henkes:
Am 12. März 1943 hielt P. Henkes innerhalb eines Triduums in der Pfarrkirche von
Branitz eine Predigt. Ihr Inhalt wurde in den
Meldungen der Stapostellen über wichtige staatspolizeiliche Ereignisse 1943
wie folgt zusammengefasst:
Man braucht heute keine intelligenten Menschen mehr, sondern den Herdenmenschen, den Hammel. Am liebsten hätte man
für ihn eine Uniform. Im dritten Jahrhundert haben die Leute für ihren christlichen Glauben gekämpft, haben alles hergegeben,
haben ihre Existenz aufs Spiel gesetzt, ihre Kinder, ihre Familie, sogar ihr Leben. So wird das auch wieder werden. Wir
haben heute bei der Erziehung unserer Kinder in den Schulen nichts mehr zu sagen. Wir haben draußen nichts mehr zu sagen,
und wir haben bald auch hier nichts mehr zu sagen. Wenn ich in meiner Heimat am Rhein hinausziehe, sieht man Kirchen, die
nach römischen Legionsführern benannt sind. Die Männer waren so treu, dass man die Kirche nach ihrem Namen benannte. Ich
möchte heute den katholischen Offizier sehen, der so treu ist, dass man auf seinen Namen eine Kirche bauen könnte.
Quelle: Manfred Probst SAC: Glaubenszeuge im KZ Dachau. Das Leben und Sterben des Pallottinerpaters Richard Henkes (1900 - 1945), 2. Aufl. Pallotti-Verlag, Friedberg bei Ausgburg 2007
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Die 1965 eröffnete Gedenkstätte Konzentrationslager Dachau ist täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt ist frei. (2020)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 25.02.2022
Quellen:
• https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Henkes - abgerufen am 25.02.2022
• https://www.pallottiner.org/gemeinschaft/ueber-uns/vorbilder-im-glauben/pater-richard-henkes - abgerufen am 25.02.2022
• https://bistumlimburg.de/beitrag/gewalt-in-liebe-umgewandelt - abgerufen am 25.02.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.