Simon von Trient
italienische Verniedlichung: Simonino
Gedenktag katholisch: abgeschafft
24. März
Name bedeutet: Er (Gott) erhört (hebr.)
Am Gründonnerstag 1475, zugleich der Tag des jüdischen Passahfestes, verschwand in Trient ein dreijähriges - nach anderen Berichten zweijähriges - Kind: Simon, der Sohn eines Gerbers. Der jüdische Hofbesitzer Samuel entdeckte drei Tage später - also am Ostersonntag - in einem Bach vor seinem Haus eine Kinderleiche. Gemeinsam mit Vertretern der jüdischen Gemeinde meldete er den Fund den Behörden. Der Bischof von Trient, Johann Hinderbach, strengte den Prozess an, bei dem Samuel, der jüdische Arzt Tobias und weitere angesehene jüdische Bürger, denen man durch Foltern Geständnisse abgepresst hatte, des Mordes angeklagt wurden; er endete mit der Verurteilung von fünfzehn Verdächtigen zum Tode.
Papst Sixtus IV. setzte eine Kommission ein, um die Schuldfrage zu klären. Vorsitzender und Berichterstatter war ein
Freund des früher in der Stadt wirkenden, als Antisemiten ausgewiesenen
Bernhardin von Feltre; der hatte sich in seinen Predigten gegen
eine zu starke Annährung zwischen Juden und Christen gewandt und soll einen derartigen Vorfall prophezeit haben. Papst
Sixtus IV. erklärte das Verfahren für formell einwandfrei, aber er verbot, die Juden weiter zu verfolgen. Doch waren die
angeblichen Mörder und acht weitere Juden bereits hingerichtet. Der Bischof von Trient förderte in seiner Diözese die
Verehrung Simons, in der Kirche Santi Pietro e Paolo
wurden seine Gebeine in einer Liegefigur gezeigt. Der Gedenktag wurde 1588 durch
Papst Sixtus V. ins Martyrologium Romanum aufgenommen. 1755 bestätigte
Papst Benedikt XIV. mit der Bulle Beatus Andreas
die Gültigkeit des Prozesses sowie die Widmung des öffentlichen
Gottesdienstes und bekräftigte, dass das Martyrium durch Juden in Hass auf den Glauben an
Christus
stattgefunden habe. 1883 wurden Teile der vatikanischen
Prozessakten in Deutschland veröffentlicht und untermauerten antsemitische Erzählungen.
Die Geschichte des Simon ist die Übelste der im blutigen Antisemitismus jener Zeit verbreiteten
Horrorgeschichten über jüdische Ritualmorde
, die die Begründung
für grausame Verfolgungen von Juden bildeten. Simon wurde schon bald als Märtyrer verehrt. Von den Kanzeln in ganz
Mitteleuropa wurde gegen die Juden gepredigt und der Judenhass neu geschürt, es kam zu vielen Verfolgungen. In
Frankfurt am Main wurde an der Mainbrücke - heute: Alte
Mainbrücke - ein Standbild von Simon angebracht, das das gemarterte Kind und die Juden mit dem Teufel darstellte, die
Bildunterschrift lautete: Solange Trient
und das Kind wird genannt, / der Juden Schelmstück wird bekannt.
Kanonisation:
Papst Sixtus V. bestätigte 1588 den Kult für Simon. 1965 empfahl eine päpstliche
Kommission nach den Verlautbarungen des 2. Vatikanischen Konzils
die Aufhebung der Verehrung Simons und stellte fest, dass die
Trienter Juden einem Justizirrtum zum Opfer
gefallen waren. Zugleich verfügte der Erzbischof von
Trient die Wende in Sachen Simonino
mit Aufhebung des Kultes, der Entfernung seiner Gebeine aus der Kirche
Santi Pietro e Paolo und der Abschaffung der
traditionellen Prozession durch die Straßen der Stadt. Im neuen Martyrologium
Romanum von 2001/2004 ist Simon also nicht mehr verzeichnet.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 20.08.2022
Quellen:
•
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• https://it.wikipedia.org/wiki/Simonino_di_Trento - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.