Ökumenisches Heiligenlexikon

Stanislaus Kostka

polnischer Name: Stanisław

1 Gedenktag katholisch: 15. August
Fest in Polen: 18. September
Diözesankalender von Płock und Warszawa/Warschau
gebotener Gedenktagim Erzbistum Wien und im Jesuitenorden: 13. November
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Augsburg: 13. November
Messe an einigen Orten: 13. November

Name bedeutet: der im Lager Berühmte (slawisch)

Novize
* 28. Oktober (?) 1550 im Schloss in Rostkowo in Masowien in Polen
15. August 1568 in Rom


Portrait aus dem Jahr 1568, wohl unmittelbar nach Stanislaw Kostkas Tod entstanden
Portrait aus dem Jahr 1568, wohl unmittelbar nach Stanislaw Kostkas Tod entstanden

Stanislaus stammte aus vornehmer polnischer Adelsfamilie. Ab 1564 ging er zusammen mit seinem älteren Bruder Paul am Jesuitenkolleg an der Oberen Jesuitenkirche - der heutigen Kirche Am Hof in Wien zur Schule; dabei wohnte er und sein Bruder und unter Aufsicht des polnische Edelmanns Bilinski im nahen Haus Zur goldenen Schlange. Sein Bruder übte einen eher weltlichen Lebenswandel, Stanislaus jedoch wollte nach sechs Monaten an der Schule aufgrund einer Erscheinung von Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm in den Jesuitenorden eintreten.

Franz Stecher: wundersame Kommunion für Stanislaus, 1840, in der Kapelle im Haus „Zur goldenen Schlange” in Wien
Haus Zur goldenen Schlange mit Stanislaus-Kostka-Kapelle (ganz links) in Wien Foto: Ricardalovesmonuments

Sein Bruder wollte Stanislaus am Ordenseintritt hindern, auch die Ordensprovinz der Jesuiten in Österreich verweigerte die Aufnahme, wohl aus Furcht vor politischen Verwicklungen und Schwierigkeiten für den Orden durch die einflussreiche Familie Kostka. Nach der Schließung des Internats durch Kaiser Maximilian II. 1565 wurde Stanislaus 1566 schwer krank, der protestantische Besitzer des Hauses Zur goldenen Schlange 1 verwehrte ihm aber den Besuch eines Priesters. Die EucharistieDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi. Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23. erhielt er deshalb auf wundersame Weise von einem Engel - oder von Barbara.

Stanislaus floh dann 1567 - als Bettler verkleidet - nach Augsburg, um dort Petrus Canisius zu treffen, der dort als Mitarbeiter und Berater des Bischofs Kardinal Otto Truchseß von Waldburg wirkte; weil dieser aber in Dillingen an der Donau, weilte, folgte er ihm; Canisius unterzog ihn einer Prüfung und schickte ihn daraufhin nach Rom zum Ordensgeneral der Jesuiten, Franz von Borja, der Stanislaus an seinem 17. Geburtstag als Novize aufnahm. Die Überlieferung erzählt, dass er diese Wanderschaften barfuß machte.

Christoph Thomas Scheffler: Stanislaus (rechts) und Aloisius von Gonzaga vor Maria und dem Jesuskind, 1727, in der Jesuitenkirche in Dillingen
Christoph Thomas Scheffler: Stanislaus (rechts) und Aloisius von Gonzaga vor Maria und dem Jesuskind, 1727, in der Jesuitenkirche in Dillingen

Auch in Rom bedrohte die Familie Stanislaus und kündigte seine Entführung und Einkerkerung an für die Schande, die er durch seine Entscheidung der Familie zugefügt habe. Mit seiner fröhlichen und bescheidenen Art und seiner Frömmigkeit beeindruckte Stanislaus seine Mitnovizen. Wohl durch die Flucht geschwächt, starb er nach zehn Monaten in Rom mit nur 18 Jahren an heftigem Fieber, möglicherweise durch Malaria.

Stanislaus wurde in der Kirche Sant'Andrea al Quirinale in Rom bestattet. Seine Wohnräume im damals dort angebauten Jesuitenkloster wurden zur Gedenkstätte und Kapelle umgebaut. Auch sein ehemaliges Zimmer im Haus Zur goldenen Schlange in Wien wurde 1583 zu einer einfachen Kapelle umgebaut.

Briefmarke der polnischen Post zum 450. Geburtstag im Jahr 2000
Briefmarke der polnischen Post zum 450. Geburtstag im Jahr 2000

Weil Stanislaus' Fürsprache zu mehreren Siegen bei wichtigen Schlachten geführt haben soll, wurde er 1674 Patron der polnisch-litauischen Krone. Zudem bewahrte Stanislaus' Fürbitte 1629 die Stadt Lublin von der Pest. 1630 wurde dort ein in einen Brunnen gefallener toter Junge zum Leben erweckt.

Kanonisation: Stanislaus wurde am 19. Oktober 1605 zusammen mit Aloisius von Gonzaga durch Papst Paul V. selig- und am 31. Dezember 1726 - wiederum zusammen mit Aloisius von Gonzaga - durch Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen.
Attribute: IHS-Zeichen, Marienbild, Rosenkranz
Patron von Polen, Warschau, Posen / Poznań, Lublin, Lemberg / L'viv und Gnesen / Gniezno; der studierenden Jugend, der Sterbenden; bei inneren Glaubenskämpfen, gegen Fieber, Augenleiden, Gliederbrüche, Herzklopfen und schwere Krankheiten

Stanislaus' Sarg in der Kirche Sant'Andrea al Quirinale in Rom
Stanislaus' Sarg in der Kirche Sant'Andrea al Quirinale in Rom

1 Das Haus Zur goldenen Schlange gehörte 1563 bis 1599 dem Schneider Caspar Wachenschwanz - nicht, wie meist zu lesen, dem Senator Kimbercker. Aufgrund des Ereignisses der wundersamen Kommunion wurde Stanislaus' Zimmer 1583 in eine einfache Kapelle umgestaltet. Maria Barbara Koller von Mohrenfeld, die 1735 in den Besitz des Hauses gelangte, ließ 1742 die Kapelle mit Gold und Marmor reich ausschmücken und bestimmte testamentarisch, dass der Mietertrag des Hauses zur Erhaltung der Kapelle zu verwenden sei. Seit 1915 gehört das das Haus - mit Unterbrechung von 1938 bis 1948 aufgrund nationalsozialistischer Beschlagnahme - dem Verband der christlichen Hausgehilfinnen in Wien, die Kapelle wird von den Wiener Jesuiten betreut.


Worte des Heiligen

Der Vater von Stanislaus schreibt nach Rom:
Du hast unser Haus und Geschlecht verhöhnt und offenem Spott ausgesetzt. Als Landstreicher und verächtlicher Bettelbub hast Du Dich in ganz Deutschland und Italien sehen lassen. Du bist ein Schandfleck für das Haus Kostka und verdienst es, in aller Schärfe gestraft zu werden. Ich werde alles daransetzen, Dich nach Polen zurückzubringen. Jene Ketten aus Gold, die ich Dir vorbereitet habe, um Dich standesgemäß damit zu zieren, wirst Du in Eisen vorfinden. Ich werde Dich damit an den Füßen gebunden ins Gefängnis werfen, damit Du keine Gelegenheit mehr erhältst, den so adeligen Namen und Stamm in noch größere Schande und Spott zu bringen. … Überlege die Sache gut und besinne Dich eines besseren, wenn Du mich nicht mit Gewalt zu dieser Maßregel zwingen willst. … Das Haus Kostka wird diesen Schandfleck nie von seinem Wappenschild abzuwaschen vermögen: ein Kostka-Bettler!

Stanislaus schreibt seinem Vater einen Antwortbrief:
Warum, teuerster Vater, ängstigen Sie sich so sehr, dass mich Gott in die Gesellschaft Jesu berufen hat? Sie sollten sich im Gegenteil darüber freuen, und dem Herrn innigsten Dank sagen. Eltern glauben, ihren Kindern nichts Besseres tun zu können, als dass sie ihnen eine Stellung verschaffen in der nächsten Nähe der Großen der Welt, die doch sterben und dieses Leben jeden Augenblick verlassen können. Wie sehr sollten Sie sich also freuen, dass ich mich Gott ganz geschenkt habe, der, weit davon entfernt mich je im Stich zu lassen, mich hundertfältig belohnen wird für alles, was ich für IHN tue. Sind Kinder nicht eher Gottes Eigentum als Besitz der Eltern? Hoffen Sie nicht, lieber Vater, dass ich je meinen ersten Entschluss ändern werde. Der Wille Gottes gilt mehr als das Gefallen der Menschen. Bereits habe ich mich gegen Gott verbindlich gemacht durch die Gelübde der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams, und ich bin bereit, lieber jedes Übel, jede Pein, auch Eisen und Ketten, ja den Tod zu erleiden, als meiner Berufung untreu zu werden. Sie würden mir eine wirkliche Liebe bezeigen, wenn Sie zu GOTT beten würden, dass ER meine frommen Vorsätze segne und mir die Gnade gewähre, dieselben bis ans Ende meines Lebens getreu zu erfüllen. Auf diese Weise werden Sie sich in den Augen GOTTES ein großes Verdienst erwerben, und ich werde Ihnen für immer zum innigsten Dank verpflichtet sein. Ich bitte Sie auf den Knien um Ihren väterlichen Segen.

Später fand man sein Testament, in dem er den Konvent in Dillingen als seinen Erben einsetzte:
Gereift durchs Leben, schreibe ich Wahres, weil ich in jenem Augenblick schreibe, in dem niemand lügt. Schon nahe der Ewigkeit, spreche ich gleichsam als Verewigter. Das Bild des gekreuzigten Erlösers, der Rosenkranz der Jungfrau und die Ordensregeln haben mir beim Sterben den größten Trost gegeben. Ich übergebe euch diese Reichtümer. Sie sind sehr groß, weil sie die größten und ewigen Werte nach sich ziehen. …
Glaubt den falschen Propheten nicht: Honig haben sie im Mund, Galle im Herzen, Küsse auf den Lippen, Gift auf der Zunge, Lachen in den Augen, Zorn in den Eingeweiden, Heiligkeit in den Worten, Gotteslästerung in den Taten. Im Angesicht sind sie Engel, im Geiste Dämonen, in der Bekleidung Lämmer, in den Sitten Wölfe.
Nichts ist gering, was GOTT befiehlt. … Darum empfehle ich euch die Verehrung der göttlichen Mutter am wärmsten. Nichts ist mächtiger, nichts lieblicher, nichts stärker als sie! GOTT ist nicht geizig. Er bietet seine Vorräte ohne Türschlösser an. Alle seine Reichtümer ruhen in Grotten. Wer den Schatz hier nicht findet, den haltet für verloren. Das ist der Weg zum Himmel. Wer nicht durch dieses Tor zu GOTT eingeht, ist ein Dieb und Räuber.

Quelle: Aldo-Giovanni Secchi: Alle gegen einen. Hl. Stanislaus Kostka, Patron der Jugend. Nach authentischen Quellen. Udligenswil 1994, S. 58, 60, 98

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die Gedenkstätte und Kapelle in Stanislaus' Zimmern in Rom



Catholic Encyclopedia

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Stanislauskapelle und die kleine Ausstellung im Haus Zur goldenen Schlange in Wien ist nur in der Oktav des Gedenktages in Wien, also vom 13. bis zum 20. November jeweils von 7 Uhr bis 12 Uhr - sonntags erst ab 9 Uhr - und von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet.
Die Kirche Sant'Andrea al Quirinale in Rom ist täglich außer montags von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, dieselben Zeiten gelten für Stanislaus' Zimmer und Kapelle im 1. Stock, hierfür beträgt der Eintritt 2 €. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 01.05.2023

Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• Richard Mayer (Hg.): Die Heiligen in Deutschland. Verlag Neue Stadt, München 1987
• https://de.zenit.org/articles/stanislaus-kostka-und-seine-wiener-kapelle nicht mehr erreichbar
• https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Zur_goldenen_Schlange - abgerufen am 01.05.2023
• https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Stanislaus-Kostka-Kapelle - abgerufen am 01.05.2023
• https://www.erzdioezese-wien.at/pages/pfarren/9001/article/78194.html nicht mehr erreichbar

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.