Ökumenisches Heiligenlexikon

Stephanus I.


Stephanus wurde 254 zum römischen Bischof gewählt. Zwischen den Christenverfolgungen von Kaiser Decius und denen von Kaiser Valerianus war seine Amtszeit nicht von äußerem Druck belastet. Die Legende berichtet, dass Stephanus unermüdlich Heiden bekehrte und christliche Märtyrer bestattete. Ein blindes Mädchen namens Lucilla soll er geheilt und dann die ganze Familie getauft haben.

In heftigen Auseinandersetzungen mit Cyprian von Karthago stärkte Stephanus die Zentralgewalt der römischen Kirche. Die Kirchen in Nordafrika, Syrien und Kleinasien vertraten zusammen mit Cyprian, dass eine Taufe nur innerhalb der Kirche gespendet werden könne, eine von Häretikern vollzogene Taufe ungültig sei; bekehrte Ketzer müssten sich deshalb einer erneuten, gültigen Taufe unterziehen. Stephanus beharrte jedoch darauf, dass Wiedertaufe ausgeschlossen sei und Häretiker lediglich der Lossprechung durch Handauflegung bedürfen. Die Cyprians Position stützenden Beschlüsse zweier nordafrikanischen SynodenSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. lehnte Stephanus ab und drohte den afrikanischen und kleinasiatischen Gemeinden mit Ausschluss aus der Kirchengemeinschaft - nach mancher Auffassung vollzog er sie auch. Vermittlungsversuche durch Dionysius von Alexandria blieben erfolglos; es drohte der Bruch zwischen Rom und großen Teilen der Kirche, bis Stephanus - und ein Jahr später auch Cyprian - starb, wodurch die spannungsgeladene Situation unter Stephanus' Nachfolger Sixtus II. entschärft wurde.

Stephanus legte Wert auf die besondere Stellung Roms, gegen gallische und spanische Bischöfe ergriff er auf dieser Grundlage Disziplinarmaßnahmen.

Kaiser Valerianus ließ - nach der legendären Erzählung, die Stephanus auf Grund einer Verwechslung zum Märtyrer macht - Stephanus suchen, ihn gefangen nehmen und zum Marstempel - heute Ruine im Forum des Augustus - führen, wo er opfern sollte. Stephanus betete, woraufhin Stücke des Tempels herunterfielen und das Volk floh; Stephanus ging frei zur Begräbnisstätte der Lucina. Dort fanden ihn die Häscher und enthaupteten ihn am Altar.

Ruinen des Marstempels in Rom
Ruinen des Marstempels in Rom

Stephanus wurde in den Katakomben des Callistus in Rom bestattet. Die Kopfreliquie von Stephanus wird in der Katharinenkapelle im Dom in Speyer verehrt.

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Eusebius von Cäsarea dokumentierte den zwischen Stephanus und der afrikanischen Kirche geführten Ketzertaufstreit in seiner Kirchengeschichte, zu finden auf Deutsch ab dem 2. Kapitel in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.

Briefe und Dekrete von Stephanus gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Katakomben des Callistus sind täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet; der Eintritt beträgt 8 €. (2017)
Der Kaiserdom in Speyer ist werktäglich von 9 Uhr bis 19 Uhr, von November bis März nur bis 17 Uhr, sonntags von 11.30 Uhr bis 17.30 Uhr zur Besichtigung geöffnet. (2019)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 14.11.2023

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.bautz.de/bbkl/s/s4/stephan_i_p.shtml
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• http://www.roma-antiqua.de/antikes_rom/kaiserforen/augustusforum

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.