Teresio Olivelli
Gedenktag katholisch: 16. Januar
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Bamberg: 5. Oktober
Name bedeutet: von der Insel Thera (der heutigen Insel Santorin) stammend (griech.)
Teresio Olivelli, Sohn von Domenico Olivelli und Clelia geb. Invernizzi, besuchte nach dem Umzug der Familie nach Mortara
dort das Gymnasium Travelli und schloss sich dann
der Katholischen Aktion
an; anschließend besuchte er das
Gymnasium Cairoli in Vigevano bei Mailand. Von
1934 bis 1938 studierte er an der Universität in
Pavia Rechtswissenschaften, wobei er im Kolleg Ghislieri
wohnte; 1938 promovierte er sich mit Auszeichnung in Verwaltungsrecht. 1936 hatte ihn seine Familie nur mit Mühe davon abhalten
können, im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Katholiken und
Putschisten zu kämpfen.
Ab 1938 wurde Teresio Olivelli Assistenzprofessor für Verwaltungsrecht an der
Universität in Turin und arbeitete dort
ehrenamtlich im von Josef Benedikt Cottolengo gegründeten
Piccola casa della Divina Provvidenza
,
dem Kleinen Haus von der göttlichen Vorsehung
für Arme und Kranke. Wie viele katholische Zeitgenossen unterstützte
er den Faschismus und wurde Sekretär des Faschistischen Kulturinstituts sowie im Büro für Studien und Gesetzgebung im
Palazzo del Littorio, untergebracht im Kloster an
Santi Cosma e Damiano in Rom . 1939 und 1941
nahm er an Fortbildungen in Berlin teil.
Als Antikommunist meldete Teresio Olivelli sich zu den Gebirgsjägern und nahm 1941 freiwillig am Russlandfeldzug teil. Im März 1943 kehrte er nach Italien zurück, kümmerte sich um Familien von Gefallenen und wurde Rektor des Instituts, an dem er studiert hatte, des Collegio Ghislieri in Pavia. Im Juli 1943 wurde er wieder eingezogen; nach dem Waffenstillstand von Cassibile am 9. September 1943, mit dem sich Italien aus dem Bündnis mit dem Deutschen Reich löste, wurde er von deutschen Truppen gefangen genommen, verweigerte den Schwur auf den geflohenen, aber von den deutschen Besatzern unterstützten Mussolini und wurde in das Internierungslager - an der Stelle des heutigen Recyclinghofes - in Innsbruck und dann ins Kriegsgefangenenlager - an der Stelle der heutigen Krobatinkaseren - nach St. Johann im Pongau gebracht. 1
Aus dem Lager in St. Johann im Pongau konnte
Olivelli im Oktober 1943 fliehen und erreichte Udine,
wo er von einer Familie versteckt wurde. Er schloss sich dem katholischen Flügel der italienischen Freiheitsbewegung an und
beteiligte sich unter dem Kampfnamen Agostino Gracchi am Aufbau der katholische Partisanenorganisation Brigate Fiamme
Verdi
, der Brigaden der Grünen Flamme
, in
Brescia. Im Februar 1944 war er Mitbegründer der
Widerstandszeitschrift Il Ribelle
, Der Rebell
, die in Norditalien verteilt wurde.
Ende April 1944 wurde Olivelli in Mailand verhaftet und ins Gefängnis San Vittore gebracht. Zusammen mit 71 weiteren Gefangenen sollte er als Vergeltungsmaßnahme für die in Carpi durch Partisanen erfolgte Tötung von sieben deutschen Soldaten erschossen werden; Erzbischof Ildefons Schuster bewirkte, dass er nicht sofort getötet wurde, sondern ins Durchgangslager nach Fossoli bei Carpi verlegt wurde.
Im Lager in Fossoli konnte Olivelli sich verstecken, Fluchtversuche scheiterten aber, schließlich wurde er entdeckt. Im September 1944 kam er ins Konzentrationslager nach Flossenbürg, von dort im Oktober in dessen Außenstelle nach Hersbruck. Als im Januar 1945 ein junger Mithäftling aus dem Osten von einem Aufseher verprügelt wurde, warf er sich dazwischen, erhielt einen heftigen Tritt in den Bauch und 25 Schläge, kam in die Krankenstation, erholte sich aber nicht.
Teresio Olivellis Leichnam wurde eingeäschert. Die Nationale Vereinigung der Partisanen Italiens
(A.N.P.I.)
nannte ihn eine Lichtgestalt des katholischen Widerstands
. 1953 wurde ihm postum die italienische Tapferkeitsmedaille
in Gold verliehen. In den Nachkriegsjahren gab es immer wieder Initiativen zur Seligsprechung, aber die Erzdiözese
Bamberg - zuständig, weil Olivelli auf ihrem
Gebiet gestorben war -, unternahm nichts.
Schließlich leitete das Bistum Vigevano - da Olivelli zwei Drittel seines Lebens in diesem Bistum verbracht hatte - das Verfahren ein. 1988 ernannte Papst Johannes Paul II. ihn zum Diener Gottes. Im Dezember 2015 wurde Olivelli von Papst Franziskus als Ehrwürdiger Diener Gottes anerkannt und im Juni 2017 auch als Märtyrer. 2018 nahm das Erzbistum Bamberg Olivelli zusammen mit den ebenfalls auf ihrem Gebiet gestorbenen Nazi-Opfern Josef Mayr-Nusser und Eduard Focherini in den Diözesankalender auf.
Kanonisation: Teresio Olivelli wurde am 3. Februar 2018 durch Kardinal Angelo Amato im Palazzetto Palasport in Vigevano im Auftrag von Papst Franziskus seliggesprochen.
1 ▲ Außer dem
Kriegsgefangenenlager gab es in St. Johann im
Pongau ein weiteres Lager speziell für sowjetische Gefangene. Die rund 3600 Toten wurden auf dem Russenfriedhof
bestattet, an dem nun eine kleine Gedenkstätte
eingerichtet ist.
Das ehemalige Durchgangslager in Fossoli wird als Gedenkstätte erhalten und weiter renoviert; diese kann - außer im August und Dezember - sonntags von 10 Uhr bis 12.30 Uhr und von 15 Uhr bis 19 Uhr besucht werden. (2023)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Teresio Olivelli
Wikipedia: Artikel über Teresio Olivelli
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Severus
Johann Hüglin
Erminthrudis von Köln
Unser Reise-Blog:
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 04.02.2024
Quellen:
• https://it.wikipedia.org/wiki/Teresio_Olivelli - abgerufen am 11.02.2023
• http://www.ca.archiworld.it/riviste/riviste/rivista_arch/anno_2002/giugno/num4B.pdf - abgerufen am 11.02.2023
• https://tirol.orf.at/news/stories/2578893 - abgerufen am 11.02.2023
• https://www.sn.at/wiki/Kriegsgefangenenlager_Markt_Pongau - abgerufen am 11.02.2023
• https://www.wiesentbote.de/2018/11/25/erzbistum-bamberg-verehrt-drei-weitere-maertyrer-der-ns-diktatur - abgerufen am 11.02.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.