Ökumenisches Heiligenlexikon

Theodor von Canterbury

auch: von Tarsus

1 Gedenktag katholisch: 19. September
nicht gebotener Gedenktag in England
Übertragung der Gebeine: 13. September

1 Gedenktag anglikanisch: 19. September

1 Gedenktag orthodox: 19. September

Name bedeutet: Gottes Geschenk (griech.)

Erzbischof von Canterbury
* 602 in Tarsus in Kilikien in der Türkei
19. September 690 in Canterbury (?) in England


Ruinen der Anfang des 5. Jahrhunderts offenbar als Bischofskirche errichteten Kirche Megala Panagia im Gelände der Ausgrabungen an der Hadriansbibliothek in Athen
Ruinen der um 400 offenbar als Bischofskirche errichteten Kirche Megala Panagia im Gelände der Ausgrabungen an der Hadriansbibliothek in Athen

Theodor war ein griechischer Mönch, ausgebildet in Tarsus, dann in Athen. Nach der SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Whitby sandten die Könige von Kent und Northumbrien den dort zum Erzbischof von Canterbury bestimmten Priester Wigheard zur Weihe durch den Papst nach Rom. Wigheard aber starb dort, der Papst wollte zunächst den Mönch Hadrian - einen Afrikaner - schicken, der aber zurücktrat und den Mönch Theodor empfahl. Papst Vitalianus weihte also Theodor - auch, weil damals in England eine schlimme Pestseuche wütete, die auch viele Priester und Bischöfe hinweggerafft hatte.

Skulptur an der Theodor geweihten katholischen Kirche in Crawley in West Sussex
Skulptur an der Theodor geweihten katholischen Kirche in Crawley in West Sussex

Theodor gelang es, die Strukturen der Kirche von England dauerhaft nach römischem Vorbild zu organisieren, er wurde nach dem Zeugnis von Beda Venerabilis der erste Erzbischof, den die ganze Kirche der Angelsachsen anerkannte. Dabei half ihm seine fremde Herkunft, die ihm von Rom verliehene Autorität und seine innere Unabhängigkeit. Er weihte auf die vielen unbesetzten Bistümer unbestreitbar Romtreue - also nicht der irischen Tradition zugeneigte - Amtsinhaber und machte die Kirche unabhängig von den vielen Kleinkönigen. Lange bevor England ein einheitlicher Staat wurde, waren so dessen Grundzüge kirchlicherseits bereits vorgeprägt. Zur Durchsetzung seiner Amtsautorität in ganz England halfen auch die von ihm einberufenen SynodenSynode (altgriech. für Zusammenkunft) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden "Konzil" und "Synode" synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Hereford 672 und in Hatfield 678 enthob er Bischof Wilfrid von York seines Amtes, denn der hatte sich geweigert, der Aufteilung seiner Diözese in drei kleinere Bistümer zuzustimmen; Theodor wollte mit der Auslgliederung der Bistümer Hexham und Lindsey mit Sitz in Lincoln der Ausbildung einer nordenglischen Gegenmacht und eines zweiten englischen Erzbistums in York entgegenwirken. Zwar bekam Wilfried die Unterstützung von Papst Agatho, aber Theodor erklärte das päpstliche Dekret als Fälschung.

In Canterbury richtete Theodor ein Ausbildungszentrum ein, in dem er die Fülle der christlichen und antiken Bildung für England zugänglich machte. Unter seiner Führung, so Beda, machten die Kirchen der Engländer größeren spirituellen Fortschritt denn je zuvor.

Neben Augustinus von Canterbury gilt Theodor als der zweite Gründer der Kirche von England.

Worte des Heiligen

Die Hauptsünden und die ihnen untergeordneten Sünden:
Nun will ich dir die acht Hauptsünden vorstellen. … Aus ihnen entspringen alle übrigen Laster:
Aus dem Hochmut, der Ursprung jeder Sünde und König aller Übel ist, entspringen Ungehorsam, Anmaßung, Hartnäckigkeit, Streitereien, Häresien, Stolz.
Aus Neid und Missgunst entspringen Hass, Ohrenbläserei, Herabsetzung, Freude, wenn dem Nächsten etwas Schlimmes zustößt, Betrübnis, wenn es ihm gut geht.
Aus eitler Ruhmsucht kommen Prahlerei, Anmaßung, Entrüstung, Zwietracht, eitle Ruhmgier und Heuchelei.
Zorn ist die Quelle von Händel, Aufgeblasenheit, Schmähungen, Geschrei, Entrüstung, Vermessenheit, Lästerungen, Blutvergießen, Totschlag, Rachsucht, Nachträglichkeit.
In der Traurigkeit wurzeln Bosheit, innerer Groll, Kleinmut, Bitterkeit, Verzweiflung, Betäubung, innere Unstetigkeit, oft auch höchster Lebensgenuss.
Aus der Habsucht entspringen Missgunst, Diebstahl, Raub, Mord, Lüge, Meineide, Raubzüge, innere Unruhe, Gewalttätigkeiten, ungerechtes Urteil, Verachtung der Wahrheit, Vergessen des künftigen Glückseligkeit, Verhärtung des Herzens.
Aus der Völlerei kommen unpassende Fröhlichkeit, Possenreißerei, Leichtsinn, Geschwätzigkeit, körperliche Unreinheit, geistige Instabilität, Trunksucht, Wollust, sinnliche Stumpfheit.
Aus der Verschwendungssucht erwächst geistige Blindheit, Unüberlegtheit, Unbeständigkeit, Unbeherrschtheit der Augen und des ganzen Körpers, Hass auf die Gebote Gottes, Weltverfallenheit, Zukunftsangst und Verzweiflung."


Die Tugenden, mit denen die entsprechenden Laster überwunden werden können:
Wenn du bis jetzt hochmütig warst, dann verdemütige dich vor Gott!
Wenn du eitlen Ruhm geliebt hast, dann bedenke, dass du nicht wegen vergänglichem Lob den ewigen Lohn verlierst.
Wenn dich bisher der Rost des Neides aufgezehrt hat, - dies ist die größte Sünde und über alles verwerflich, da der Neider dem Teufel zugeführt wird, der dem ersten Menschen die Gabe missgönnt hat, die er selbst durch seine eigene Schuld verloren hatte -, dann tu Buße und sieh den Erfolg anderer als deinen eigenen an!
Wenn dich Traurigkeit überkommt, dann betrachte Geduld und Langmut!
Wenn dir die Krankheit der Habgier zu schaffen macht, dann denk daran, dass sie die Wurzel aller Übel ist und dem Götzendienst Vorschub leistet, und darum sollst du freigebig sein!
Wenn in dir Zorn aufkommt, der im Inneren der Toren seinen Platz hat, dann sollst du deinen Geist beherrschen und ihn durch Gemütsruhe von dir vertreiben!
Wenn die Gefräßigkeit dich zum übermäßigen Essen verleitet, dann bemühe dich um Nüchternheit.
Wenn es sich um Schwelgerei handelt, dann gelobe Keuschheit.

Quelle: Bußbuch c. 12 und c. 13. In: Patrologia Latina 99, Sp.940f; eigene Übersetzung

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Schriften von Theodor gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.

Informationen zu Canterbury gibt es auf der Homepage der Kirchengemeinde der Kathedrale von Canterbury.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Hadriansbibliothek in Athen und das Ausgrabungsgelände westlich davon ist täglich von 8 Uhr bis 20 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 4 €. Für alle archäologischen Stätten in Athen gibt es ein fünf Tage gültiges Kombiticket zum Preis von 30 €. (2019)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 17.05.2020

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Roland Hill: Gregors große englische Mission. Stuttgarter Zeitung 14. Juni 1997
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.