Ökumenisches Heiligenlexikon

Veit

lateinisch: Vitus

1 Gedenktag katholisch: 15. Juni
nicht gebotener Gedenktag für das deutsche Sprachgebiet
Hochfest in der Stadt Montalto delle Marche
Gedenktag IV. Klasse      Im alten Messbuch entspricht die IV. Klasse einem nichtgebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Feste der IV. Klasse können außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) statt der Tagesliturgie gefeiert werden, müssen aber nicht gefeiert werden, sondern können stattdessen auch nur kommemoriert werden (dann wird das zweite oder dritte Gebet von dem Gedenktag IV. Klasse genommen, während die übrigen Texte vom Tag sind).

in Paderborn, in Corbie und in Riga: Übertragung der Gebeine: 10. März
Übertragung der Gebeine 801: 26. April
in Ellwangen: 15. Mai
Übertragung der Gebeine nach Corvey: 13. Juni
Weihe des Altares in Prag: 27. September

1 Gedenktag orthodox: 16. Mai, 15. Juni

Name: lateinisch, vielleicht von Wido, d. h. Holz (althochdt.)

Märtyrer, Nothelfer
* in Mazara, heute Mazara del Vallo auf Sizilien in Italien
um 304 nahe Santa Cecilia bei Eboli in Italien


Gemälde von Meister Theoderic aus Prag, um 1365
Gemälde von Meister Theoderic aus Prag, um 1365

Der Legende zufolge wurde Veit, der Sohn des heidnischen Senators Hylas in Mazara, von seiner Amme Crescentia und seinem Erzieher Modestus bekehrt. Schon als 7-jähriger wirkte er Wunder und wurde deshalb von seinem Vater geschlagen und vor den für die Verfolgungen unter Diokletian zuständigen Richter gebracht, weil er nicht von seinem Glauben lassen wollte. Auch der Richter befahl, ihn zu schlagen, aber dem Richter und seinen Knechten verdorrten die Arme, worauf Veit betete und sie heilte. Der Vater schloss ihn mit musizierenden und tanzenden Mädchen ein, die ihn verführen sollten. Als er ihn dabei durchs Schlüsselloch beobachtete, sah er seinen Sohn von sieben Engeln umgeben und wurde blind. Er gelobte vergeblich, einen Stier mit goldenen Hörnern im Jupiter-Tempel zu opfern; erst das Gebet des Sohnes heilte ihn.

Bronzerelief: Veit und seine Gefährten besteigen das Boot zur Flucht, an der Tür der Kirche San Vito a Mare in Mazara del Vallo
Bronzerelief: Veit und seine Gefährten besteigen das Boot zur Flucht, an der Tür der Kirche San Vito a Mare in Mazara del Vallo

Trotzdem trachtete der wütende Vater seinem Sohn nun nach dem Leben, aber ein Engel veranlasste Veit, mit seinem Lehrer Modestus und seiner Amme Creszentia auf einem Schiff nach Lukanien zu fliehen, wo ihnen ein Adler Brot brachte.

Veit und seine Begleiter wurden entdeckt und zu Kaiser Diokletian nach Rom gerufen. Veit heilte zwar den besessenen Sohn des Kaisers, aber er weigerte sich auch jetzt, den Göttern zu opfern und wurde mit Modestus und Crescentia ins Gefängnis geworfen. Die schweren Eisenplatten, die sie erdrücken sollten, fielen von ihnen und Engel erleuchteten die Finsternis des Kerkers. Man warf sie in einen heißen Ölkessel, aber sie stiegen unversehrt heraus.

Anton Wenzeslaus Haffner: Veit wird im Ölkessel gemartert, 1685, in der Vituskirche in Ellwangen
Anton Wenzeslaus Haffner: Veit wird im Ölkessel gemartert, 1685, in der Vituskirche in Ellwangen

Dann wurde ein Löwe auf Veit und seine Gefährten gehetzt, aber der legte sich zahm zu ihren Füßen und leckte sie. Mit Modestus auf die Folterbank gespannt, um mit Haken zerfleischt zu werden, zerschlugen Blitze das Martergerät; ein Erdbeben ließ die Tempel rundum einstürzen, die Folterknechte und das entsetzt fliehende Volk wurden von den Trümmern erschlagen.

Engel lösten Veit, Modestus und Crescentia von ihren Fesseln, brachten sie nach Lukanien zurück und betteten sie am Ufer des Flusses Sele - an der Stelle des heutigen Sanktuariums San Vito al Sele nahe Santa Cecilia bei Eboli - heute auf Privatbesitz -, wo sie ruhten und sanft im Gebet ihre Seelen aufgaben. Adler bewachten ihre Leiber, bis die fromme Witwe Florentia sie fand und bestattete.

Ignazio Marabitti: Denkmal für den Stadtpatron, 1771, an der Kathedrale in Mazara del Vallo
Ignazio Marabitti: Denkmal für den Stadtpatron, 1771, an der Kathedrale in Mazara del Vallo

Veits Verehrung ist schon früh belegt so in der französischen Fassung des Martyrologium des Hieronymus. Papst Gelasius I. weihte Veit eine Kirche, um 600 wurde in Lukanien die legendarische Leidensgeschichte verfasst, die sich rasch in Oberitalien, Frankreich und Deutschland verbreitete. Papst Gregor I. berichtete von Klöstern auf Sizilien, die seinen Namen trugen. Der niederdeutschen Legendenfassung zufolge wurden seine Gebeine 583 von Sizilien aufs italienische Festland übertragen. Abt Fulrad erwarb 756 Reliquien für sein Kloster in St-Denis, 836 kamen diese Reliquien in das 822 eröffnete Kloster Corvey in Höxter, nachdem dessen Abt Guarinus, sie geschenkt bekommen hatte; Corvey wurde zu einem Zentrum der Veits-Verehrung und zum Haus- und Nationalheiligen der Sachsen; König Heinrich I. und seine Frau Mathilde von Ringelheim stifteten in Corvey einen Veitsaltar, Heinrich führte auf seinen Feldzügen stets eine Veitsreliquie mit sich. Mit der Erhebung der Sachsenherrscher zum Kaiser seit Otto I. wurde Veit zum Reichsheiligen.

Johann Georg Schmidt: Altarbild, 1754, in der Stadtpfarrkirche in Krems
Johann Georg Schmidt: Altarbild, 1754, in der Stadtpfarrkirche in Krems

974 wurden in Gladbach - dem heutigen - Mönchengladbach - Veitsreliquien gefunden und deshalb dort das ihm geweihte Benediktinerkloster - das heutige Münster - errichtet. Um 977 brachte Sandrad, der Abt des Klosters in Ellwangen, eine Armreliquie aus Gladbach mit, wo er auch erster Abt des Veitsklosters war. 1 Der böhmische Herzog Wenzeslaus erwarb in Corvey ebenfals eine Armreliquie, für die er in Prag eine Kirche errichtete, aus der der Veits-Dom wuchs; hinzu kamen dort weitere Reliquien, die Kaiser Karl IV. 1355 in Pavia erwarb; im 30-jährigen Krieg wurden in Corvey alle Veitsreliquien, darunter Veits Haupt, geraubt und auch nach Prag gebracht. An rund 150 weiteren Orten erklärt man sich im Besitz von Reliquien, mehr als 1300 Kirchen, Kapellen und Altäre sind ihm geweiht. In Österreich tragen elf Orte seinen Namen, der bekannteste von ihnen ist St. Veit an der Glan in Kärnten, wo die 1131 erstmals erwähnte heutige Stadtpfarrkirche ihm geweiht ist; im 18. Jahrhundert kam für sie das Patronat Heilige Dreifaltigkeit hinzu.

Statue, um 1470, am Haus 14 des Hauptplatzes in St. Veit an der Glan
Statue, um 1470, am Haus 14 des Hauptplatzes in St. Veit an der Glan

Nach einer Legende soll Bischof Otto von Bamberg bei der Bekehrung der Pommern, die einen Hahn heilig hielten, ein silbernes Reliquiar aufgestellt haben mit Gebeinen von Veit, das von einem Hahn gekrönt war; dieses Reliquiar haben die Pommern anerkannt, so wurden sie durch die Kraft der Reliquien bekehrt.

Veit ist einer der 14 Nothelfer. Über dreißig Patronate zeigen, wie volkstümlich und beliebt dieser Heilige geworden ist. Er wird traditionell von den an Chorea, dem Veitstanz, Erkrankten angerufen; Chorea ist eine der Epilepsie ähnliche Nervenkrankheit mit ungewollten, spastischen Bewegungen des gesamten Körpers, die sich willentlich nicht unterdrücken lassen und durch eine organische Schädigung im Zentralnervensystem bedingt sind.

Vielleicht weil Veits Gedenktag im Bereich der Sonnwende liegt, knüpft sich in der Volksfrömmigkeit an diesen Heiligen der Glaube, er sei für pünktliches Wachwerden ohne Uhr zuständig: Heiliger St. Veit / wecke mich zur rechten Zeit; / nicht zu früh und nicht zu spät, / bis die Glocke … schlägt. Er wurde von Sterbenden angerufen, da er nächtliche Verheißungen von Engeln erhalten hatte. Veit wird dargestellt mit einem Hahn, weil er den slawischen Lichtgott Svantovit verdrängte, dem Hühner und Hähne geopfert wurden.

Der Vidovdan, Veits-Tag, war ehedem der Feiertag des altslawischen heidnischen Kriegsgottes Svantovit. Besondere Bedeutung hat der Vidovdan als Gedenk- und Feiertag in Serbien, weil am Veits-Tag 1389 die Schlacht zwischen Serben und Osmanen auf dem Amselfeld / Kosovo Polje stattfand, bei der die beiden Heerführer umkamen; aber als Symbol der Aufopferung für die Verteidigung des Christentums hat diese Schlacht trotz der Niederlage der Serben für die serbische Identität eine, ja mythologische Bedeutung. In keinem Land wird Veit so gefeiert wie in Serbien, auch wenn eigentlich nicht Veit gefeiert wird, sondern eine - wenn auch nur symbolisch gewonnene - Schlacht.

Wappen von Mönchengladbach (bis zur Kreisreform von 1975)
Wappen von Mönchengladbach (bis zur Kreisreform von 1975)

Der Stifter der Kathedrale in Mazara del Vallo, Roger I., wollte diese nach der Eroberung von den Arabern 1072 dem Erlöser weihen, obwohl die Bevölkerung - auch in der Umgebung - Vitus besonders verehrte, deshalb wurde ihm dann die Kirche San Vito in Urbe geweiht. An der Stelle, wo Veit, Modestus und Crescentia ins Boot stiegen, um nach Lukanien zu fliehen, wurde 1176 die Kirche San Vito a Mare gebaut. Im 17. Jahrhundert kamen verschiedene Reliquien nach Mazara del Vallo, die heute im Diözesanmuseum verwahrt werden. In San Vito, einem Stadtteil von Polignano a Mare, ist ihm die ehemalige Abtei der Benediktiner - seit 1866 in Privatbesitz - geweiht. Von dort aus beginnt jedes Jahr am 14. Juni eine Schiffsprozession, die zur Pfarrkirche nach Polignano a Mare führt, wo er bis zum 16. Juni gefeiert wird. In Burladingen bei Balingen in Baden-Württemberg ist das Rathausglöckle Veit geweiht und läutet jedes Jahr am Gedenktag um 11 Uhr.

Reliquienbüste, um 1668, in den Ausstellungen im ehemaligen Kloster Corvey
Reliquienbüste, um 1668, in den Ausstellungen im ehemaligen Kloster Corvey

Das Kloster Corvey wurde 1792 durch Papst Pius VI. auf eigenen Antrag hin aufgehoben, 1803 endgültig säkularisiert; die adeligen Besitzer bauten die Gebäude des Klosters zum Schloss aus, die Kirche schenkten sie 1977 dem Bistum Paderborn, das sie an die örtliche Kirchengemeinde weitergab. 2014 wurde die gesamte Klosteranlage zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt.

bemaltes Tor: Vitus und die von ihm geheilte Valeria, neben der Kirche San Vito in Urbe in Mazara del Vallo
bemaltes Tor: Vitus und die von ihm geheilte Valeria, neben der Kirche San Vito in Urbe in Mazara del Vallo

Attribute: im Ölkessel, Adler, Rabe, Hahn, Hermelin, Wolf, Löwe, Hund an der Leine
Patron von Niedersachsen, Sachsen, Böhmen, Pommern, der Inseln Rügen und Sizilien, von Prag, Corvey und Höxter, Mönchengladbach, Ellwangen, Veitshöchheim bei Würzburg, Burladingen bei Reutlingen, Krems in Niederösterreich, St. Veit an der Glan in Kärnten, Mazara del Vallo auf Sizilien, Montalto delle Marche bei Ascoli Piceno, Polignano a Mare bei Bari, Albano di Lucania bei Potenza und 74 weiteren Orten in Italien, Rijeka (früher auf Deutsch auch St. Veit am Flaum) in Kroatien; der Jugendlichen und Epileptiker, der Gastwirte, Apotheker, Winzer, Tänzer, Schauspieler, Bierbrauer, Küfer, Bergleute, Kupferschmiede und Landsknechte; der Stummen und Tauben; der Haustiere; für Keuschheit, gute Saat und gute Ernte; gegen Besessenheit, Aufregung, Hysterie, Hunde- und Schlangenbiss; gegen Krämpfe, Tollwut und Epilepsie (Veitstanz), bettnässende Kinder, Augen- und Ohrenleiden, Unwetter, Blitz und Feuersgefahr, Unfruchtbarkeit

Bauernregeln: Regnet's an St.Veit, / Gerste nicht leid's
Heiliger Veit, regne nicht, / dass es uns nicht an Gerst' gebricht.
Ist zu St. Vitus der Himmel klar, / gibt es ein fruchtbares Jahr.
Nach St. Veit / wendet sich die Zeit.
Der Wind dreht sich um St. Veit, / da legt sich`s Laub auf die andere Seit'.
Hat der Wein abgeblüht auf St. Vit, / bringt er ein schönes Weinjahr mit.
Wer dem Veit nicht traut, / kriegt auch kein Kraut.
Hat St. Veit starken Regen, / bringt er unermesslichen Segen.
Wenn es an Vitus regnet, dann regnet es Pilze.
Der alte Vit, / der bringt nur Regen mit.
O heiliger Vitus, regne nicht, / damit es uns nicht am Korn gebricht,
denn Regen am St. Vitustag, / die Gerste nicht vertragen mag.

Nach St. Veit, / da legen sich die Blätter auf die andere Seit’.
Nach St. Veit, / da ändert sich die Zeit;
dann fängt das Laub zu stehen an, / dann haben die Vögel das Legen getan.

1 Diese Darstellung stützt sich auf die Ausführungen des Althistorikers Viktor Burr (Calendarium Elvacense. In: Archiv für Liturgiewissenschaften VI. Verlag Pustet, Regensburg 1960, S. 378ff). Andere Historiker nehmen auch eine Herkunft der Reliquie aus Corvey an.

Legenda Aurea: Vitus und Modestus

Catholic Encyclopedia

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Das Ausgrabungsgelände des alten Mazara ist geschlossen, man könne unter Tel. 329.9445989 oder 392.3063058 nachfragen. (2017)
Das Kloster Corvey mit der Kirche und Ausstellungen in manchen Räumen des Schlosses ist von der Woche vor Ostern bis Oktober täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt für die Kirche 5 €, für Kirche und Schloss 14 €. (2024)


Das Diözesanmuseum in Mazara del Vallo ist dienstags bis samstags von 10 Uhr bis 12.30 Uhr geöffnet, mittwochs, freitags und samstags auch von 16.30 Uhr bis 18.30Uhr, der Eintritt ist frei. (2017)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 17.10.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/juni.html nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 10. Herder, Freiburg im Breisgau 2001
• http://www.swp.de/hechingen/lokales/burladingen/art5604,518652 nicht mehr erreichbar
• http://www.balkanforum.info/f16/vidovdan-heidinisch-religioes-traditionel-politisch-167307 nicht mehr erreichbar
• http://www.diocesimazara.it/pls/mazaradelvallo/v3_s2ew_consultazione.mostra_pagina?id_pagina=22365 nicht mehr erreichbar
• https://it.wikipedia.org/wiki/Ipogeo_di_San_Bartolomeo_(Mazara_del_Vallo) - abgerufen am 18.07.2023
• Otto Beck: Die Stiftsbasilika St. Vitus in Ellwangen. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2003
• Hans Pfeifer: St. Vitus und seine Verehrung in Ellwangen, hg. vom Pfarramt St. Vitus, Ellwangen o. J. (2018)
• Heinz Held: DuMont Kunst-Reiseführer Kärnten und Steiermark. 4. Aufl. DuMont, Köln 1987

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.