Leben des Abtes Palladius und des eingeschlossenen thessalonischen Altvaters David
Aus: Johannes Moschus: Leimón, 69. Kapitel. In: Heribert Rosweyde: Leben der Väter oder: Lehren und Thaten der vorzüglichsten Heiligen aus den ersten Zeiten …, deutsch bearbeitet von Michael Sintzel, 2. Bd., Augsburg 1847, S. 729 - 731
Ich und der Mönch Sophronius reisten einst, ehe wir dieser Welt entsagten, nach Alexandrien zu dem Abte Palladius, einem heiligen Mann und wahren Diener Gottes, welcher zu Thelazomenus ein Kloster hatte. Da wir ihn Beide baten, er möchte uns doch ein Wort zur Erbauung sagen, sprach der Altvater zu uns wie folgt: Meine Kindlein! die Zeit ist kurz; laßt uns daher eine kleine Weile streiten und arbeiten, damit wir der unsterblichen Güter in Ewigkeit genießen. Sehet die Märtyrer , diese himmlischen Kämpfer an, wie sie männlich und tapfer Alles überwunden. Ihre Zeit ist vorüber; aber sie leben noch stets in unserem Andenken, und wohl unmöglich ist es, ihre Geduld und Standhaftigkeit genugsam zu bewundern, welche die menschlichen Kräfte übersteigt. Einigen wurden die Augen ausgestochen, Andern die Füße und die Hände abgehauen. Jene hat die Flamme schnell verzehrt, diese mußten bei langsamem Feuer länger leiden. Einige wurden in das Meer oder in Flüße versenkt, Andere von den wilden Thieren gleich großen Uebelthätern entweder lebendig zerrissen, oder nach ihrem Tode denselben vorgeworfen. Unmöglich ist es, alle Foltern und Peinen aufzuzählen, wodurch diese tapfern christlichen Helden hingerichtet wurden, auf Anstiften des bösen Feindes, welcher voll Neid gegen die heil. Märtyrer ist. O wie standhaft litten, wie voll des Glaubenseifers stritten sie, durch die Kraft des Geistes die körperliche Schwäche überwindend, und ärnteten größern Lohn, als sie selbst jemals hoffen durften. Wenn wir gleicherweise unsere Mühseligkeiten ertragen und mit Gottes Gnade überwinden, werden wir als wahre Freunde Gottes befunden werden, dann wird der Herr mit uns seyn, in uns streiten und siegen, und unsere Anstrengungen verringern. Weil wir denn wissen, meine Kinder, was wir zu thun und zu erwarten haben, so lasset uns selbst in Ruhe und Stillschweigen und erkennen. Denn in der Zeit, die uns gegönnt ist, müssen wir Buße thun, um würdige Tempel Gottes zu werden; und hiefür wird uns nicht etwa eine kleine und vorübergehende Ehre, sondern ewiger Lohn im Himmel zu Theil werden.
Wiederum sagte Palladius: Wollen wir stets Dessen eingedenk seyn, welcher nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegte (Mtth. 8, 20); weil nach dem Ausspruche des Apostels Paulus die Trübsal die Geduld wirkt (Röm. 5, 3), so wollen wir unsere Seele für das Himmelreich fähig machen. Meine Kindlein! habet nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist. ( 1. Joh. 2, 15).
Abermals sprach er: Lasset uns auf unsere Gedanken acht haben; denn dieß ist ein Mittel des Heiles.
Als wir den Abt Palladius baten, er möchte uns zu unserer Erbauung sagen, aus welchem Grunde und mit welchem Gedanken er in den klösterlichen Stand getreten sei, da erzählte er uns von einem thessalonicensischen Altvater: In meiner Gegend war außer den Stadtmauern etwa drei Meilen ein Altvater aus Mesopotamien, Namens David, ein Mann von großer Tugend, Barmherzigkeit und Enthaltsamkeit. Er brachte aber gegen achtzig Jahre in seiner Zelle eingeschloſſen zu. Weil aber aus Furcht vor den Barbaren nächtlicher Weile die Stadtmauern von Soldaten bewacht wurden, sahen diejenigen Wächter, welche gegen die Seite seiner Zelle hin aufgestellt waren, einst bei Nacht ein Feuer aus den Fenstern desselben herausfahren, und glaubten, die Soldaten hätten die Zelle des Altvaters angezündet. Am Morgen gingen sie aber hin, und fanden den Altvater unversehrt, und keine Spur eines Brandes an seiner Zelle; worüber sie sich sehr erstaunten. Derselbe Feuerschein wiederholte sich die nächste und noch viele Nächte fort; so daß es der ganzen Stadt offenbar wurde, und allnächtlich Viele auf der Mauer wachten, um dieses Feuer zu beobachten. Es wurde aber bis zum Tode des Altvaters gesehen, und ich selber habe mich davon nicht ein paarmal, sondern gar oft überzeugt, und sprach zu mir selbst: Wenn Gott seinen Dienern schon in diesem Leben solche Ehre erzeigt, welche Herrlichkeit wird er für sie erst in jenem Leben aufbewahrt haben, wenn ihr Angesicht leuchten wird wie die Sonne. Dieß war auch die Ursache, warum ich den klösterlichen Habit nahm und diese Lebensweise erwählte.
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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 07.09.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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