Bernhardin von Siena
italienischer Name: Bernardino
Gedenktag katholisch: 20. Mai
nicht gebotener Gedenktag
Fest im Orden der Franziskaner-Observanten
gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Minoriten und im Kapuzinerorden
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
Übertragung der Gebeine 1472: 17. Mai
Tag der Heiligsprechung: 19. Mai
Name bedeutet: der Bärenstarke (althochdt.)
Bernhardin entstammte der adligen Sieneser Familie der Albizzeschi, er war der Sohn des Tollo di Dino di Bando und der Nera di Bindo degli Avveduti. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wurde er von seiner Tante Diana bis 1391 in Massa Marittima aufgezogen und kam dann 1391 zu seinem Onkel Cristoforo degli Albizzeschi nach Siena; hier studierte er an der Universität Zivil- und Kirchenrecht, blieb aber ohne Abschluss. Beim Ausbruch der Pest von 1397 pflegte er Kranke im damaligen Krankenhaus Santa Maria della Scala und vollbrachte dabei auch wundersame Heilungen, dann trat er 1402 an der Kirche San Francesco den Franziskaner-Minoriten bei.
Noch vor seiner Priesterweihe im Jahr 1404 trat Bernhardin zu den
Franziskaner-Observanten - dem strengeren Zweig des Ordens - an der
im Jahr zuvor gegründeten, außerhalb der Stadt liegenden und heute nach ihm benannten Kirche
San Bernardino da Siena - auch:
dell'Osservanza
- über und führte diesen Ordenszweig in der Folge zur Blüte. Dann lebte er mit einigen Brüdern im
- heute in Ruinen liegenden - Kloster Colombaio
am Monte Amiata in nahe Seggiano bei Siena. Ab 1405 zog er als Volksprediger durch Mittel- und Norditalien; 1410 bis 1413
war er in Padua, in dieser Zeit wurde er selbst
von der Pest befallen, überwand aber die Krankheit.
1413 übernahm er den Pförtnerdienst im Konvent
in Fiesole. 1415 wurde er Leiter der Ordensobservanz für Umbrien
und die Toskana mit Sitz im
Kloster San Francesco del Monte in Perugia. Ab
1417 wanderte er wieder als Bußprediger lehrend durch Italien; seine Erfolge erregten den Neid von Gegnern, wegen der von
ihm angeregten Verehrung des Namens Jesu, für die er das Symbol
IHS
geschaffen hatte, leiteten sie 1423 einen Häresieprozess ein.
In Perugia hielt Bernhardin 1425 eine berühmte Predigt und lebte zeitweise im Konvent Monteripido der Franziskanerobservanten; dort wird er noch heute besonders verehrt. 1426 wurde er von Papst Martin V. zur Verhandlung nach Rom vorgeladen und freigesprochen; der Papst wollte ihn nun zum Bischof von Siena berufen, was Bernhardin ablehnte. 1427 hielt er dennoch in dieser Stadt 45 Tage lang seine wohl schönsten Predigten auf der Piazza del Campo, die mitgeschrieben wurden und überliefert sind.
Zahlreiche Wunder und Heilungen werden Bernhardin zugeschrieben. Bei einer seiner Predigten sei der Namenszug
Christi in einer Strahlensonne über seinem Haupt gesehen worden; die
Buchstaben IHS - ursprünglich die griechischen Buchstaben für Jesus - werden ausgelegt als Jesus - Hominum - Salvator
oder in deutschen Darstellungen als Jesus - Heiland - Seligmacher
; durch Bernhardin fand das Monogramm IHS im
Abendland weite Verbreitung: er stellte am Ende seiner Predigten immer eine Tafel mit diesem Namenszug in goldenen
Buchstaben, von Sonnenstrahlen umringt, zur Verehrung. Ignatius von
Loyola wählte rund 100 Jahre später dieses Zeichen zum Wappen des Jesuitenordens.
Bernhardin reiste nach Arezzo, 1428 nach Mailand, 1429 nach Venedig, um dort zu predigen. Wieder erkrankte er schwer, konnte aber geheilt weiterreisen nach Umbrien und in die Romagna. Erneut wurde er der Häresie bezichtigt; Papst Eugen IV. sprach ihn 1432 abermals von der Anklage frei und bot ihm nun das Amt des Bischofs von Ferrara an, das Bernhardin wieder ablehnte. Noch einmal wegen Häresie angeklagt, diesmal vor König Siegmund, wurde er wiederum rehabilitiert, gewann sogar die Freundschaft des Herrschers und begleitete ihn 1433 zur Kaiserkrönung nach Rom. Seine Predigtreisen führten ihn nun in die Marken, 1434 nach Siena, in die Lombardei und nach Ligurien. 1435 lehnte er den Bischofssitz von Urbino ab. Trotz vieler Polemik in der Auseinandersetzung mit Brüdern des eigenen Ordens, der schwer unter seiner Spaltung litt, führte Bernhardin seine Politik der Versöhnung mit dem anderen, weniger strengen Ordenszweig der Konventualen fort.
Sein Orden der Franziskaner-Observanten ernannte Bernhardin 1438 zum Generalvikar. Zusammen mit seinem Schüler Johannes von Capestrano bemühte er sich um die Einführung der strikten Observanz im ganzen Orden und war in mehr als 500 Klöstern tätig. 1439 nahm er an den Verhandlungen mit den Orthodoxen Kirchen um eine Kircheneinheit auf dem Konzil in der Kirche Santa Maria Maggiore in Florenz teil; in dieser Zeit wohnte er im Konvent an San Salvatore al Monte jenseits des Arno. 1442 legte er die Ordensleitung nieder. Hauptarbeit wurde ihm wieder die Predigttätigkeit, in den letzten Jahren seines Lebens in den Marken, in Umbrien, in der Toskana, in Rom, in der Lombardei, der Gegend um Venedig und in der Emilia; auf einer solchen Reise starb er im Konvent an der damaligen Kirche San Francesco in L'Aquila.
Bernhardin wurde zunächst in der damaligen damaligen Kirche San Francesco in L'Aquila bestattet. Johannes von Capestrano sorgte dann für den Bau der würdigen Grabstätte für Bernhardin, der 1454 bis 1472 errichteten Kirche San Bernardino in L'Aquila, in die der Leichnam 1472 übertragen wurde.
Bernhardin wirkte Frieden stiftend in italienischen Städtekriegen und wurde schon zu Lebzeiten als Heiliger verehrt. Sein Ruhm beruht aber vor allem auf seinen Predigten in der Sprache des Volkes, die von seinen Hörern gesammelt und überliefert wurden. Sie beschäftigen sich mit dem familiären, sozialen und politischen Leben jener Zeit und waren auch den ersten humanistischen Strömungen gegenüber aufgeschlossen, sie überzeugten durch ihre Klarheit und ihren gesunden Menschenverstand, waren reich an Beispielen, kräftigen Tönen und witzigen Aussprüchen.
Auf Lateinisch schrieb Bernhard Fastenpredigten: De vita christiana
, Vom christlichen Leben
1425 - 1430;
De christiana religione
, Von der christlichen Religion
1430 - 1436; De evangelio aeterno
, Vom
zeitlosen Evangelium
1430 - 1437; De Beata Virgine
, Über die selige Jungfrau
1430 - 1440; De spiritu
sancto et de inspirationibus
, Vom heiligen Geist und dessen Wirken
1442 - 1444. Daneben stehen seine Werke, in
denen er die religiösen, ethischen und mystischen Lehren des Franziskanerordens
zusammenfasste.
Reliquien von Bernhardin werden in der früher ihm geweihten Kirche - der heutigen Kirche della Compagnia del Corpus Domini - in Seggiano bewahrt.
Nachdem zwischen 1450 und 1467 in Hinterrhein an der Nordseite des Passes eine
Kapelle zu Ehren von Bernhardin erbaut wurde,
erhielt der zuvor Vogelberg genannte Pass im schweizerischen Kanton Graubünden seinen Namen
San-Bernardino-Pass
. Trotz der
Namensähnlichkeit besteht keine Beziehung zu den Pässen Grosser und Kleiner Sankt
Bernhard.
Kanonisation:
Bernhardin wurde schon am 24. Mai 1450 durch Papst Nikolaus V. heiliggesprochen.
Attribute:
Buch und Kruzifix, Strahlensonne mit den Buchstaben J H S
Patron von L'Aquila, Massa Marittima und Morano Calabro bei Cosenza; der Wollweber und Werbetreibenden; gegen Heiserkeit, Brust- und Lungenkrankheiten, Blutungen
Worte des Heiligen
Selbst ein herausragender Prediger, gibt Bernhardin auch anderen Verkündern Hinweise, wie sie predigen
sollen:
Für eine Predigt ist dreierlei zu berücksichtigen:
1. Der Prediger; hier meine ich: Der, der predigt, braucht die Beauftragung, dass er predigen kann und muss.
2. Auch braucht der Prediger den Stoff für seine Ansprache und er müsste sie so gut erklären, dass sie geeignet ist,
den Geist zu erhellen und nicht, ihn zu verwirren oder zu verdunkeln.
3. Es braucht auch den Hörer: Dieser Hörer sollte fähig sein, verstehen zu können, er sollte auch dazu bereit sein,
lernen zu wollen.
Aus diesen drei Verpflichtungen erwachsen die Einsichten der Seele.
Bernhardin fordert weiter, dass der Prediger die Lehre Christi auf eine Weise verkünden soll, dass ein
jeder sie verstehen kann
, und führt ein Negativbeispiel an, wie es nicht sein soll: Es ist gut für uns,
wenn wir nicht so handeln wie es einem Bruder unseres Ordens widerfahren ist: … Er war ein sehr tüchtiger Prediger und
sprach so fein, so überaus fein, dass es ein Wunder war; feiner als das fein gesponnene Garn eurer Töchter. Und dieser
Bruder hatte einen Mitbruder, der das Gegenteil von ihm war: Er war so grob und ungebildet, dass es eine Schande war. …
Als er einmal die Predigten dieses seines Mitbruders gehört hatte, begab er sich in den Kreis der übrigen Mitbrüder und
sagte:
Wart ihr heute Vormittag bei der Predigt meines Mitbruders, der so edel gesprochen hat?
Sie fragten ihn:
Was hat er denn gesagt?
O, er sagte die edelsten Dinge, die ihr je gehört habt!
Aber sag uns doch, was
er gesagt hat!
Er antwortete: Er sprach so hoch, dass ich nichts davon verstanden habe.
Kern der Predigt sollte die Verehrung des Namens Jesu sein:
Der Name Jesus ist der Glanz der Prediger, weil er das Verkündigen und das Hören des Gotteswortes zum hellen Leuchten
bringt. Woher, meinst du, kommt auf dem ganzen Erdkreis so schnell und glühend das Licht des Glaubens, wenn nicht dadurch,
dass Jesus verkündigt wird? Hat Gott uns nicht durch das Licht und die Lieblichkeit dieses Namens in sein wunderbares
Licht gerufen
(1. Petrusbrief 2, 9)? … Daher muss dieser Name verkündet werden, damit er leuchtet und nicht
verschwiegen wird. Aber auch in der Predigt darf der Name nicht mit einem unreinen Herzen und einem befleckten Mund
ausgesprochen werden. Er muss in einem erlesenen Gefäß aufbewahrt und aus ihm heraus verkündet werden.
Quelle: Bernardino da Siena: Prediche volgari, a cura di C. Delcorno, Vol. 1. Milano 1989, S.
142 - 144: eigene Übersetzung
Bernardino da Siena: Sermo de glorioso nomine Domini nostsro Jesu Cnristi, c. 2. = Opera omnia, Bd. 4. Quaracchi 1956,
S. 505f, zitiert nach Monastisches Lektionar um 20. Mai
Zitate von Bernhardin von Siena:
Freunde hinterlassen ein Zeichen, vielleicht einen Ring, aber Christus hinterlässt uns Seinen Leib und
Sein Blut, Seine Seele und Seine Gottheit, sich Selbst, ohne etwas zurückzubehalten.
Die Frömmigkeit ist ein Würze für alle Tugenden, die ein Mensch haben kann.
Gebet ist das Erheben des Geistes zu Gott.
Gott hat dir zwei Ohren und eine Zunge gegeben, damit du mehr hörst als sprichst.
Wer klar spricht, hat eine klare Seele. Wenn einer dunkel spricht, deutet dies eine dunkle Seele an.
Quelle: Frasi di Bernardino da Siena - https://le-citazioni.it/autori/bernardino-da-siena; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Die Kirche
San Francesco in Siena ist täglich von 7.30 Uhr
bis 12 Uhr und von 15.30 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2022)
Die Kirche San Bernardino da Siena ist
täglich von 9 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2022)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Bernhardin von Siena
Wikipedia: Artikel über Bernhardin von Siena
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Hieronymus Miraballus
Eusebius
Congar von Congresbury
Unser Reise-Blog:
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 29.03.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.catholic-forum.com/saints/saintb13.htm nicht mehr erreichbar
• http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8810.php - abgerufen am 17.10.2022
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 2. Herder, Freiburg im Breisgau 1994
• Friedrich Wilhelm Bautz. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. I,
Hamm 1990
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.