Märtyrerinnen von Compiègne
Gedenktag katholisch: 17. Juli
gebotener Gedenktag im Orden der Unbeschuhten Karmeliter
nicht gebotener Gedenktag im Orden der (Beschuhten) Karmeliter
In der Französischen Revolution wurde im Februar 1790 die Aufhebung der Ordensgelübde endgültig bestätigt. Im August wurden
die Besitztümer des damaligen Klosters der
Unbeschuhte Karmelitinnen in Compiègne inventarisiert; die Schwestern wurden
einzeln verhört und sollten sich von ihren Gelübden loszusagen, was aber jede einzelne ablehnte. An
Ostern 1792, zwei Tage nachdem das Tragen des Ordensgewands verboten worden war, sprach
die Priorin Theresa vom heiligen Augustinus (Taufname:
Madeleine-Claudine Ledoine, * 1752) mit ihren Schwestern über eine Vision, die 1693 einer 29-jährigen behinderten Laiin,
die im Karmel von Compiègne wohnte, zuteil geworden war: Sie sah Jesus,
Maria und Theresa von Ávila, die einige Karmelitinnen
auserwählten, dem Lamm zu folgen
.
Im September 1792 verließen die 20 Karmelitinnen von Compiègne ihr
Kloster und fanden an vier verschiedenen Orten
Unterschlupf in Zivilkleidung. Im November 1792 schlug Priorin Theresa vom heiligen Augustinus den Schwestern einen Akt
der Aufopferung für die Rettung Frankreichs
vor; das Gelübde wurde täglich von jeder Nonne erneuert. Am 21. Juni 1794
durchsuchten Soldaten die Wohnräume der Nonnen, am nächsten Tag wurden sie verhaftet, weil sie weiterhin ein geweihtes Leben
führten und ihre Sympathien der Monarchie galten. Die nunmehr 16-köpfige Karmelitinnengemeinschaft wurde zusammen mit
17 englischen Benediktinerinnen in einem ehemaligen Kloster der
Salesianerinnen inhaftiert. Am 12. Juli stürmte der Bürgermeister von Compiégne
in Begleitung von Soldaten in das Kloster und ließ dann die Nonnen nach
Paris bringen, wo die 16 Karmelitinnen zusammen mit
24 anderen Gefangenen als Volksfeinde
zum Tod verurteilt und noch am selben Tag mit der Guillotine enthauptet wurden;
vor ihrem Tod erneuerten sie ihre Ordensgelübde und den Akt der Aufopferung
, betend und singend bestiegen sie das
Schafott.
Mit der Priorin Theresa vom heiligen Augustinus starben weitere zehn Nonnen:
• deren Stellvertreterin Marie-Antoinette vom heiligen Ludwig,
Taufname Marie-Antoinette Brideau, * 1752,
• die frühere Priorin Henriette von Jesus, Taufname Marie-Françoise
Gabrielle de Croissy, * 1745,
• Maria vom gekreuzigten Jesus, Taufname Marie-Anne Piedcourt,
* 1715,
• die frühere stellvertretende Priorin Charlotte von der Auferstehung, Taufname Anne-Marie-Madeleine Thouret,
* 1715,
• Euphrasia von der unbefleckten Empfängnis, Taufname Marie-Claude Cyprienne
Brard, * 1736,
• Theresa vom Herzen Mariä, Taufname Marie-Antoniette Hanisset, * 1740,
• Julia Louise von Jesus, Taufname Rose-Chrétien de la Neuville,
* 1741,
• Theresa vom heiligen Ignatius, Taufname Marie-Gabrielle
Trézel, * 1743,
• Maria Henrietta von der Vorsehung, Taufname Anne Petras, * 1760,
• die Novizin Constanze von Jeus, Taufname Marie-Geneviève Meunier, * 1765
Ebenfalls ermordert wurden drei Laienschwestern:
• Martha Dufour, Taufname Marie, * 1742,
• Maria vom heiligen Geist, Taufname Angélique Roussel, * 1742,
• Julia vom heiligen Franz Xaver, Taufname Juliette Vérolot, * 1764.
Zusammen mit ihnen wurden auch die nicht dem Orden angehörenden Frauen Katharina (Catherine) Soiron, * 1742, und Thérèse Soiron, * 1748, getötet.
Gertrud von Le Fort verfasste über die Märtyrerinnen von
Compiègne die Novelle Die Letzte am
Schafott
. Diese wurde Vorlage für das Drama Die begnadete Angst
von Georges Bernanos, welches wiederum die
Grundlage für das Libretto zur Oper
Les Dialogues des Carmélites
,
Gespräche der Karmelitinnen
, von Francis Poulenc war.
Kanonisation:
Die 16 Märtyrerinnen von Compiègne wurden am 27. Mai 1906 von Papst
Pius X. seliggesprochen. Papst Franziskus nahm sie am
18. Dezember 2024 ins Verzeichnis der Heiligen auf und entsprach damit einem Beschluss
der Heiligsprechungskongregation, demzufolge die bislang vorwiegend regionale Verehrung dieser
Karmelitinnen auf die gesamte Weltkirche ausgedehnt werden soll.
Attribute:
als Karmelitinnen mit Palme und Schafott
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 23.12.2024
Quellen:
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• C. S., Brief vom 23. August 2009
• https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2022-10/progetto-sisters-suore-carmelitane-scalze-compiegne-martiri.html - abgerufen am 10.11.2022
• https://www.die-tagespost.de/kirche/vatikan-und-papst/papst-erklaert-16-maertyrerinnen-zu-heiligen-art-258840 - abgerufen am 23.12.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.