Markus von Aviano
italienischer Name: Marco
Taufname: Carlo Domenico Cristofori
Gedenktag katholisch: 13. August
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Wien und im Kapuzinerorden
Name bedeutet: dem (römischen) Kriegsgott Mars geweiht (latein.)
Carlo Domenico Cristofori, drittes von elf Kindern einer Kaufmannsfamilie, kam mit zwölf Jahren ins Kolleg der Jesuiten in Gorizia. 1647 floh er von dort, um in die Türkei zu gehen und die Muslime für das Christentum zu gewinnen. Als er ausgehungert und ermüdet zurückkam, wollte er in Koper ins Kapuzinerkloster eintreten, wurde aber nach Hause geschickt. 1648 trat er in Conegliano ins Kapuzinerkloster ein und nahm den Odensnamen Markus an; 1655 wurde er in Chioggia zum Priester geweiht und wirkte dann in Venetien.
1664 erhielt Markus die Erlaubnis, als Volksprediger zu wirken, nachdem seine außerordentliche Begabung bekannt war.
1672 wurde Markus Oberer im Konvent in Belluno, 1674 im damaligen Konvent - heute eine Villa in Privatbesitz - in Oderzo. 1676 trat er als Fastenprediger in de Kathedrale in Altamura bei Bari auf. Nachdem im selben Jahr eine Nonne, die 13 Jahre lang schwer krank war, unter seiner Fürbitte gesund wurde, verbreitete sich Markus' Ruf als Wundertäter. Heilungen wurden berichtet aus vielen Orten in Venetien, so aus Vicenza, wo das Kloster der Kapuziner an der - heute abgegangenen - Kirche San Pietro in Vivarolo war, aus Brescia, wo das Kapuzinerkloster an der Kirche Sacro Cuore ist, und aus anderen Städten. In Padua, wo Markus im Kapuzinerkloster wohnte, hielt er an Hochfest „Mariä Himmelfahrt”in der Kirche des Benediktinerinnenklosters San Prosdocimo eine mitreißende Predigt, in deren Folge eine seit 13 Jahren gelähmte Nonne vollständig geheilt wurde.
Ab 1677 reiste Markus als Fasten- und Bußprediger durch Europa; täglich hielt er Predigten von rund einstündiger Dauer. Heilungen und dadurch erfolgte Bekehrungen seien so zahlreich gewesen, dass er als einer der fruchtbarsten Seelsorger seines Jahrhunderts gilt. 1680 riefen ihn die katholischen Fürsten in Süddeutschland und Österreich als Missionar zu sich; er trat in München und Salzburg auf und besuchte auch das Kloster St. Konrad in Altötting, in dem Konrad von Parzham wirkte. Im Schloss in Linz traf er zum ersten Mal mit Kaiser Leopold I. von Österreich zusammen, dem er von da an freundschaftlich verbunden blieb und als Berater diente. 1681 erhielt er vom Papst die Vollmacht, am Ende seiner Predigten den Gläubigen die päpstliche Absolution zu erteilen.
Allein in diesem Jahr reiste er von Venedig nach
Ferrara,
Mantua,
Bergamo,
Mailand,
Novara,
Turin und
Susa, nach
Chambéry,
Lyon,
Mâcon,
Tournus,
Chalon-sur-Saône,
Villeneuve-St-Georges und
Valenciennes in Frankreich, nach
Mons,
Brüssel,
Maillen,
Antwerpen,
Gent,
Lokeren, Termonde /
Dendermonde,
Löwen (Leuven),
Namur,
Lüttich (Liège) in Belgien, nach
Roermond und
Venlo in den Niederlanden, nach
Aachen,
Düsseldorf,
Münster,
Paderborn,
Köln,
Koblenz,
Frankfurt am Main,
Aschaffenburg,
Würzburg,
Neuburg an der Donau und
Konstanz in Deutschland, nach
Innsbruck in Österreich, in der Schweiz nach
Stein am Rhein,
Baden und,
Muri im Aargau,
Luzern,
Brunnen und
Altdorf am Vierwaldstätter See und zurück über
Como, Bergamo und
Verona nach
Padua. Im Jahr darauf wurde er zum
apostolischen Missionar
ernannt.
Als päpstlicher Gesandter im Entsatzheer von Polenkönig Jan Sobiesky bei der Belagerung von Wien durch die Türken halfen 1683 Markus' begeisternde Predigten mit, dass die widerstrebenden christlichen Feldherren sich einigten, den Kampf gegen die Türken nach langem Zögern aufnahmen und die Stadt in der Schlacht am Kahlenberg gerettet wurde. 1 In der Folge konnte danach in fünf Feldzügen auch 1684 und 1686 Budapest, 1685 Neuhäusel - das heutige Nové Zámky - in der Slowakei, 1687 Mohács in Ungarn und 1688 Belgrad zurückerobert werden.
Schon 1684 hatte Markus den Eintritt von Venedig
in die Heilige Liga
mit Österreich, Polen und dem Vatikan erreicht, nun halfen
auch Truppen aus Bayern, Sachsen, Franken, Schwaben, Baden und Oberhessen, auch dafür war Markus' Einsatz wesentlich. 1699
war er maßgeblich beteiligt an den Verhandlungen zum Frieden von Karlowitz - dem heutigen
Sremski Karlovci in Serbien - zwischen Österreich,
Venedig, Polen, Russland und dem Osmanischen Reich; dabei musste das Osmanische Reich umfangreiche Gebietsabtretungen
hinnehmen, dies war der Beginn seines Zerfalls. Im selben Jahr noch versuchte Markus, den Kaiser mit dem Papst auszusöhnen,
aber er starb unterdessen an völliger Auszehrung im
Kloster der
Kapuziner in Wien, der Überlieferung zufolge in Anwesenheit des Kaiserpaares.
Markus, der Mystiker der Tat
, hinterließ spirituelle Schriften, Handschriften seiner Predigten und umfangreichen
Briefwechsel mit den geistlichen und weltlichen Fürsten.
Bei Markus' Bestattung war die Menschenmenge so groß, dass Militär eingesetzt werden musste, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Markus' Leichnam liegt in der Kapuzinerkirche in Wien - die über Jahrhunderte auch als Grablege des Herrscherhauses der Habsburger diente; die dorthin führende Straße ist nach Markus benannt. An der Kirche wurde 1935 auch ein Denkmal zu seinen Ehren aufgestellt. Im Jahr 2000 wurde in seinem Geburtsort Vilotta d'Aviano ein Pilgerzentrum eröffnet, das die Verehrung unterstützt.
Kanonisation:
Das Verfahren zur Seligsprechung wurde 1891 eingeleitet, der Prozess begann im Jahr 1912. 250 Jahre nach dem Entsatz von
Wien im Jahr 1933 wurde Markus von der
vorherrschenden nationalen politischen Strömung entdeckt: Man war um ein Denkmal bemüht, die Seligsprechung sollte
vorangetrieben und Markus zum Schutzpatron Österreichs ernannt werden. Aber erst am
27. April 2003, dem weißen Sonntag
, erfolgte die Seligsprechung durch Papst
Johannes Paul II.
1 ▲ An der von den
Kapuzinern betreuten Wallfahrtskirche
Mariahilf in Passau erinnert eine Gedenktafel
daran, dass hier 1683 Kaiser Leopold I. von Österreich, geleitet vom heiligmäßigen Kapuzinerpater Marco d'Aviano, den
Sieg der Christenheit über die Osmanen vor Wien
erflehte
.
Pilgerzentrum Markus von Aviano
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die
Kapuzinerkirche
Santissimo Redentore in Venedig ist täglich
von 10.30 Uhr bis 13.30 Uhr und von 14.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 3,50 € oder mit dem
Chorus-Pass
, gültig für 12 kostenpflichtige Kirchen in Venedig, er kostet 12 €. (2020)
Das Kapuzinerkloster in Padua ist heute
Santuario für Leopold von Castelnuovo. Es ist täglich von
8 Uhr bis 12 Uhr und von 15 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2021)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 29.10.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• https://austria-forum.org/af/Biographien/Marco_d%C2%B4Aviano - abgerufen am 20.07.2023
• Karl Johannes Grauer, Ernst Karl Winter, H. K. Zessner-Spitzenberg (Hg.:) Marco d'Aviano.
Sein Werk und seine Zeit. Festschrift zum 250. Jahrestag der Türkenbefreiung, Wien 1933
• P. Venanzio Renier: Beato Marco, la vita, l'anima. O.O. (Pordenone), 3. Auflage 2003
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Ulrich BrzosaDie Geschichte der katholischen Kirche in Düsseldorf: von den Anfängen bis zur Säkularisation. Böhlau Verlag,
Köln - Weimar - Wien 2001, S. 260f
• https://it.wikipedia.org/wiki/Chiesa_di_San_Prosdocimo - abgerufen am 20.07.2023
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.