Otto Neururer
Gedenktag katholisch: 30. Mai
gebotener Gedenktag im Bistum Innsbruck
nicht gebotener Gedenktag in den Bistümern Erfurt und Bozen-Brixen
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum München und Freising: 12. Juni
Name bedeutet: der Besitzer des Erbgutes (germanisch - althochdt)
Otto Neururer wurde als zwölftes Kind einer ärmlichen Müllers- und Bauernfamilie geboren; das Kind war so schwächlich, dass es von der Hebamme die Nottaufe erhielt. Als er acht Jahre alt war, starb sein 70-jähriger Vater, die Mutter musste nun allein die große Familie versorgen. Otto war ein etwas schüchterner, aber hochintelligenter Junge, so dass seine Lehrer eine höhere Schule empfahlen. Sein vermögender Onkel und weitere Gönner ermöglichten die Ausbildung in Brixen, wo er 1903 am fürstbischöflichen k.u.k. Gymnasium Vinzentinum das Abitur mit Auszeichnung ablegte.
Otto wäre gerne Jesuit geworden, um als Missionar zu wirken, aber seine schwächliche
Gesundheit verhinderte die Aufnahme. So erfolgte auch das Studium und 1907 die Priesterweihe im
Dom in Brixen. Nach einigen Einsätzen in
verschiedenen Pfarreien war er ab 1914 als Religionslehrer am
Gymnasium der
Franziskaner in Hall in Tirol tätig und schloss sich der Christlichsozialen
Bewegung
an, was Konflikte mit seinen Vorgesetzten zur Folge hatte. 1918 wurde er nach Innsbruck an die
Stadtpfarrkirche St. Jakob - den heutigen Dom -
berufen, 1932 wurde er Pfarrer in Götzens in Tirol.
Otto Neururer wird als eher ängstlicher, bescheidener und zurückhaltender Mensch beschrieben, dem niemand Heldentaten
zugetraut hätte. Aber schon um 1932 sagte er: Es heißt jetzt, gut ist, was dem deutschen Volk nützt, schlecht ist, was
dem deutschen Volk schadet. Damit wird deutsches Blut und deutsche Rasse an die Stelle Gottes gesetzt, der allein die Norm
für gut und schlecht ist und dem allein das zusteht. Darum ist das eine Irrlehre.
Später erklärte er: Es ist
Pflicht des Christen, alle Menschen zu lieben. Und zu allen Menschen gehören auch die Juden.
. Im Religionsunterricht
bezog er auch das Alte TestamentWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde.
in den Lehrstoff ein, was von den Nationalsozialisten verboten war.
In Götzens blieb besonders seine Verehrung des Herzens Jesu und eine von ihm organisierte Volksmission durch Jesuiten in Erinnerung, an der 99% der Bevölkerung teilnahm.
Nach dem Anschluss
Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland 1938 verklagte ein SA-Mann und Freund
des nationalsozialistischen Gauleiters Pfarrer Neururer bei der Gestapo mit dem Argument, Neururer habe eine deutsche
Ehe
verhindert, weil er einer jungen Frau erfolgreich von der Eheschließung mit diesem aus der Kirche ausgetretenen,
wesentlich älteren und geschiedenen SA-Mann abriet und die sakramentale Trauung ablehnte. Neururer wusste, dass das für
ihn Konsequenzen haben wird: Die Schwierigkeiten, die ich daraus bekommen werde, will ich nicht auf andere abwälzen. Es
ist meine Pflicht.
Am 15. Dezember 1938 wurde er festgenommen, war zunächst im
Gestapo-Gefängnis in Innsbruck, dann im
Konzentrationslager Dachau, an September 1939
im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar.
Eine Petition seiner Gemeindeglieder an den Führer
Adolf Hitler blieb erfolglos.
Im Konzentrationslager Buchenwald kam ein
Mitgefangener zu ihm mit der Bitte, ihn zu taufen; Neururer witterte eine Falle, entzog sich aber dennoch nicht dieser
Aufgabe. Tatsächlich wurde er dann zwei Tage später zur verschärften Haft in den Bunker
verbracht und mit dem Kopf
nach unten aufgehängt. Er starb daran nach einem 34 Stunden währenden, schmerzhaften Todeskampf als erster katholischer
Priester, der von den Nationalsozialisten ermordet wurde.
Pfarrer Neururer hat nie geschimpft, er hat alles so genommen, wie es gekommen ist. Ich konnte nie verstehen, dass er nie traurig oder unwillig war. … Er war ein kleiner, schmächtiger Mann, Haut und Beine, aber mutig, wie ich es sonst bei keinem gesehen habe. Wo wir anderen verzweifelt sind und Angst hatten, dass uns diese Unmenschen umbringen, hatte er ungebrochenen Mut. … Er war gehalten von seinem Glauben, hat andere noch mitgerissen. Er hat mich so beeindruckt, dass ich der Meinung war, das ist ein Heiliger. Neben ihm habe ich mich wohlgefühlt, er hat alle aufgemuntert. Die Mithäftlinge haben ihn für einen außergewöhnlichen Menschen gehaten. Auch die Kommunisten haben ihn geschätzt, die Fernstehenden hatten den Eindruck, dass er ein religiöser Mann ist. … Er hat sich allen Lagerschikanen gefügt, hat nie versucht auszukommen. Er hat alles aus seinem gläubigen Geist her überwunden … Er hat uns immer wieder Mut gemacht und uns getröstet. Dadurch, dass ich auf der Pritsche neben Otto war, habe ich mich nicht mehr so richtig im Lager gefühlt.
In der Todesanzeige in Götzens vom 31. Mai
1940 war zu lesen: Wir kannten Herrn Pfarrer Neururer als einen Mann vorbildlicher Pflichterfüllung und ganzer Hingabe an
seine Seelsorgsaufgabe. Sein Leben unter uns und sein Sterben werden wir nie vergessen.
Dies führte zur Verhaftung des
dafür verantwortlichen Mitbruders Carl Lampert, der ebenfalls ins KZ kam und
getötet wurde.
Die Urne mit Otto Neururers Asche wurde im Juni 1940 mit der Post nach Innsbruck geschickt und von seiner Haushälterin nach Götzens gebracht und dort unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der Pfarrkirche beigesetzt; heute ruht sie dort unter dem Volksaltar; auch an 30 weiteren Orten werden Teile seiner Asche verehrt. In der Gedenkstätte Konzentrationslager Buchenwald gibt es in der Todeszelle des ehemaligen Bunkers eine Gedenkstätte für Otto Neururer.
Kanonisation:
Otto Neururer wurde am 24. November 1996 zusammen mit
Jakob Gapp von Papst Johannes
Paul II. seliggesprochen.
Patron
der Familien
Worte des Seligen
Es heißt jetzt: Gut ist was dem deutschen Volk nützt, schlecht ist, was dem deutschen Volk schadet.
Damit wird deutsches, Blut und deutsche Rasse an die Stelle Gottes gesetzt, der allein die Norm für gut und schlecht ist
und dem allein das zusteht. Darum ist das eine Irrlehre.
Im Sommer 1938, nach dem sog. Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, sagte er zu einem Freund, dem späteren
Bischof Geisler: Betet für uns, dass wir nicht alle Märtyrer werden! Es kommen schwere Verfolgungen. Für mich
beginnt jetzt der Kreuzweg. Ich bin bereit, nur bitte ich Gott, dass er mir die Zeit abkürze.
Es ist Pflicht des Christen, alle Menschen zu lieben. Und zu allen Menschen gehören auch die Juden.
Pfarrer Anton Kirchner berichtet: Wir kamen auch auf die Nazi zu sprechen. Er sagte recht ernstlich und
nachdenklich: Ich werde auch den Märtyrertod sterben.
Bei der Verhaftung: Für die andern muss man sich opfern, damit sie sehend werden.
Der Herrgott hat's geschickt, er wird es auch tragen helfen.
Meine Herren! Machen Sie keine Umschweife! Es geht nicht so sehr gegen mich als gegen die Kirche und die Religion.
Ich habe nur meine Pflicht getan. Wenn das Unrecht sein soll, dann bin ich bereit, dafür auch zu sterben.
Zu einer Lehrerin, die ihn vor dem Abtransport ins KZ Dachau noch besuchen darf, sagte er: Seien sie nicht
verzagt! Was kommt, muss man nehmen als vom Herrgott geschickt! … Tun Sie fest beten, dass ich nicht kleinmütig werde;
es wird allerhand kommen, aber man muss alles ertragen.
Zu einem Mitgefangenen im KZ: Ich habe dem Werkzeugwart ein Stückchen [von meinem Brot] geschenkt. Sei mir
nicht bös! Er hat mir mit so traurigen Augen zugesehen. Ich konnte nichts anders; es hätte mir gar nicht geschmeckt, wenn
ich dem anderen nichts gegeben hätte.
Quelle: http://www.selige-kzdachau.de/portfolio/otto-neururer
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Bilder aus Otto Neururers Wirkungsort Götzens
Martyrologium Romanum Flori-Legium
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die
Gedenkstätte Konzentrationslager Buchenwald ist
taglich von 10 Uhr bis 18 Uhr - von November bis März nur bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2023)
Die 1965 eröffnete Gedenkstätte Konzentrationslager
Dachau ist täglich von 9 Uhr bis 17 Uhr zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt ist frei. (2020)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 15.12.2023
Quellen:
•
• Verein der Freunde der Wallfahrtskirche Götzens (Hg.:): Im Gewöhnlichen außergewöhnlich gut. Der selige Pfarrer
Otto Neururer. Neu-Götzens 2004
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 7., Herder, Freiburg im Breisgau 1998
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.