Morgenländisches Schisma
Morgenländisches Schisma
- griechisch: Trennung
- bezeichnet den Bruch zwischen der Ost- und der
Westkirche, der auf 1054 datiert wird, als Papst Leo IX. den Patriarchen
von Konstantinopel - des heutigen Ístanbul -,
Michael I. Kerularios, exkommunizierte 1.
Die Entfremdung zwischen der Ost- und der Westkirche hatte tiefreichende kulturelle und politische Wurzeln und bahnte
sich über einen Zeitraum von mehreren Jahrhunderten an. Die Kirche in
Konstantinopel respektierte zwar grundsätzlich
die Vorrechte Roms als der ursprünglichen
Hauptstadt des Reiches, lehnte jedoch die Rechts- und Führungsansprüche ab, die Papst
Leo IX. und seine Nachfolger ab 1049 erhoben. Die westliche Kirche wiederum
wandte sich gegen den Caesaropapismus
, die Staatsform, bei der der weltliche Herrscher zugleich auch geistliches
Oberhaupt ist, der die Kirche in Konstantinopel kennzeichnete. Als == Michael Kerullarios 1043 Patriarch von Konstantinopel
wurde, verschärften sich die Gegensätze zwischen der östlichen und westlichen Kirche und es bildeten sich
Glaubensunterschiede heraus, insbesondere bezüglich des Dogmas vom Heiligen Geist (Filioque).
1054 exkommunizierte der römische Kardinal Humbert von Silva Candida den Patriarchen von Konstantinopel, was als Exkommunikation der gesamten griechischen Kirche gedeutet wurde. Patriarch Kerullarios antwortete acht Tage später und ließ Humbert von einer SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. verdammen. Spätere Ereignisse, wie etwa die Plünderung Konstantinopels während des 4. Kreuzzuges 1204, besiegelten den Bruch, wobei alle Versöhnungsversuche erfolglos blieben.
In Folge des Konzils von Trient wuchs in der römisch-katholischen Kirche die
Überzeugung, dass Kirche nur dort gegeben sei, wo der Papst als Nachfolger von
Petrus die Gläubigen leitet, weshalb die Sakramente, die außerhalb der Zuständigkeit
des Papstes gefeiert werden, nicht legitim sein können. Um dieser Überzeugung Nachdruck zu verschaffen, hatte die Römische
Kongregation für die Glaubensverbreitung im Jahre 1729 ein Dekret erlassen, das die communicatio in sacris
, die
gottesdienstliche Gemeinschaft
strikt verbot. Damit war das Tischtuch zwischen den orthodoxenen und den lateinischen
Kirchen gründlicher zerschnitten als mit den Exkommunikationsbullen von 1054. 1755 sprachen die griechischen Patriarchen den
katholischen Sakramenten ihre Gnadenhaftigkeit ab und nannten die Sakramente der Häretiker als verkehrt, als der
apostolischen Überlieferung fremd und als Erfindungen verdorbener Menschen
, weil sie in der römisch-katholischen Kirche
nicht vollzogen werden, wie es der Heilige Geist den Aposteln auftrug und wie es die Kirche Christi bis auf den heutigen Tag
hält
.
1965 wurden im Zuge umfassender Bemühungen die wechselseitigen Exkommunikationen von Papst
Paul VI. und dem Patriarchen Athenagoras I. aufgehoben, um die beiden Kirchen
einander näher zu bringen. In einer Gemeinsamen Erklärung
wurde die gegenseitigen Exkommunikationen bedauert, sie solle
aus dem Gedächtnis und der Mitte der Kirche
getilgt und dem Vergessen anheimgegeben
werden. 2025 betonte
Kurienkardinal Kurt Koch, der Präfekt des Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen: Die Christenheit hat sich
nicht primär auseinander diskutiert und über unterschiedliche Leerformeln zerstritten, sondern auseinander gelebt.
Dabei
hätten unterschiedliche Spiritualitäten und politische Gründe eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Um die Trennung zu
überwinden, müsse der erste Schritt darin bestehen, dass sich die katholische und die orthodoxe Kirche gegenseitig als Kirche
anerkennen; dem müsse aber der zweite Schritt folgen, nämlich die Wiederaufnahme der Kommuniongemeinschaft.
1 ▲ Diese Exkommunikation wurde 1965 durch Papst Paul VI. anlässlich des 2. Vatikanischen Konzils aufgehoben.
Web 3.0 - Leserkommentare:
Ihre Erklärung des Schismas 1054 greift zu kurz, Ja, sie ist historisch
unrichtig, obwohl sie seit Jahrhunderten in Schulbüchern etc. tradiert wird.
Erstens traf der Bann nur den Patriarchen und den Legaten als Person. Mit dem
Tod von Legat und Patriarch war er erledigt. Rein rechlich war er gar wirkungslos, da
der Papst bereits tot war, als Kardinal Humbert da Silva Candida die Bulle auf den
Altar der Haghia Sophia knallte.
Tatsächlich wurde der Papst auch danach noch in der orthodoxen Liturgie zeitweise kommemoriert.
Emotional wurde das Verhältnis Rom Konstantinopel vor allem durch die Ereignisse
des 4. Kreuzzugs 1204 beschädigt, als
Konstantinopel von den Venezianern hemmungslos ausgeplündert und ein lateinisches
Kaiserreich nebst lateinischem Patriarchen errichtet wurde. Die endgültige Trennung
erfolgte römischerseits erst 1729, als die Kongregation für die Glaubensverbreitung
die commnunicatio in sacris mit den Orthodoxen verbot. 1755 erklärten die orthodoxen
Patriarchen von Alexandrien, Jerusalem und Konstantinopel im Gegenzug die Katholiken
zu Häretikern. Das Patriarchat von Antiochien, schloss sich später an, das von Moskau
jedoch nicht. Diese Erklärung ist von orthodoxer Seite bis heute nichtzurückgenommen
worden, wohingegen die die gegenseitige Bannung von 1054 während des 2.
Vatikanisches Konzils von Papst Paul VI. und dem Ökumenischen Patriarchen
Athenagoras am 7. Dezember 1965 zeitgleich in Rom und Istanbul in feierlicher
Form aus dem Gedächtnis und aus der Mitte der Kirche getilgt
wurde und
dem Vergessen anheim fallen
solle.
Quelle: http://www.oki-regensburg.de/sch_1054.htm
Mit fröhlichem Gruß
Wilhelm Tacke aus Bremen über E-Mail, 9. März 2012
PS. Ich habe auch schon Wikipedia in dieser Hinsicht verbessert.
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
Artikel kommentieren / Fehler melden
Suchen bei amazon: Bücher über Morgenländisches Schisma
Wikipedia: Artikel über Morgenländisches Schisma
Fragen? - unsere FAQs antworten!
Impressum - Datenschutzerklärung
Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 18.01.2025
Quellen:
•
• https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2025-01/katholisch-orthodox-kirchen-spaltung-1054-schisma-koch-einheit.html - abgerufen am 18.01.2025
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.