Einführung Verzeichnis der Übersichten
30. November
1. † Gedenktag des heiligen Apostels Andreas,
der nach alter Überlieferung, am Sonntag, dem 30. November 60, in
Patras, Patrai, am X-Kreuz, nach ihm Andreaskreuz genannt,
zum Märtyrer geworden ist. Ανδρεας
der Mannhafte, Bruder des Simon Petrus, כיפא
Kephas, war zuerst Jünger des heiligen Johannes des Täufers, wurde mit
einem anderen Jünger, wohl Johannes, dem späteren Evangelisten, von
jenem auf das Lamm Gottes hingewiesen und gehörte zu den beiden ersten
Jüngern Jesu (Joh 1, 35 - 40). Er führte seinen Bruder Simon zu Jesus,
indem er ihm Jesus als den Messias, המשׁיח
χριστος Gesalbten
bezeichnete (Joh 1, 41). Als einer der ersten Jünger Jesu wird er auch
bei den Synoptikern genannt (Mk 1, 16 ff; Mt 4, 18 ff), als einer der
zwölf Apostel in den Apostellisten, bei Mk und Mt an zweiter Stelle,
nach Petrus, bei Lk und Apg an vierter Stelle, nach den Zebedäussöhnen
(Mk 3, 18; Mt 10, 2; Lk 6, 14; Apg 1, 13); einmal gehörte er zum Kreis der
Vier, denen Jesus Fragen über die Endzeit beantwortet (Mk 13, 3). Als
Heimatdorf wird Betsaida genannt (Joh 1, 44).Vor der Brotvermehrung (Joh
6, 8) stellte er Jesus den Jungen mit den fünf Gerstenbroten und den
zwei Fischen vor. Zwischen Palmsonntag und Karfreitag stellte er mit
Philippus in Jerusalem griechisch-jüdische Proselyten auf deren Bitten
Jesus vor (Joh 12, 22). Nach Pfingsten verkündete er das Evangelium,
nach Überlieferungen, in Skythien (Eusebius), Epirus (Gregor von
Nazianz, 25. Januar 389/5), und Achaja (Hieronymus, 30.
September 420/1). In Patras erlitt er den Martertod am Andreaskreuz, am 30.
November 60. Hieronymus berichtet auch, dass im Jahr 356, unter Kaiser
Konstantin II., die Reliquienübertragung von Patras nach Konstantinopel
stattfand, nur das Haupt blieb in Patras zurück. Bei der Eroberung
Konstantinopels durch die lateinischen Kreuzfahrer 1204, wurden die
Reliquien von Kardinal Petrus von Capua als Beute nach Amalfi am Golf
von Sorrent gebracht und dort in der eigens erbauten Andreaskirche 1208
feierlich beigesetzt, wo sie noch heute ruhen. Nach der Eroberung
Konstantinopels durch die Türken 1453, floh Thomas Palaeologos, der
Bruder des gefallenen Kaisers Konstantin XI., nach Rom und nahm
unterwegs in Patras die Hauptreliquie des heiligen Andreas an sich, um
sie vor dem drohenden Zugriff der Türken zu retten, und schenkte sie in
Rom dem Papst Pius II.; der Papst nahm am Palmsonntag, dem 11. April
1462, im Petersdom die Andreasreliquie feierlich an und legte sie in
die Confessio, über die Reliquien seines Bruders Petrus; Kardinal
Bessarion betete mit dem Papst und dem Bruder des Kaisers gemeinsam um
Einigkeit der Bruderkirchen im Kampf gegen die islamitischen Türken.
Beim Bau des neuen Petersdomes wurde in der Vierung eine der vier die
Kuppel tragenden Pfeiler nach Andreas genannt. Am Fest Epiphanie, dem
6. Januar 1964, trafen sich in Jerusalem, auf dem Ölberg, Papst Paul
VI. und der Patriarch Athenagoras von Konstantinopel. Am 2. Juni 1964
richtete der Metropolit Konstantin von Patras an den Papst ein
Schreiben mit der Bitte um Rückgabe des Andreashauptes. Während der 3.
Sitzungs-periode des II. Vatikanischen Konzils, am Mittwoch, dem 23.
September 1964, wurde im Petersdom die kostbare Reliquie feierlich
verabschiedet, bei der Kardinal Franz König von Wien die Festpredigt
hielt und schloss: Selige Apostel Petrus und Andreas, bittet für
das ganze christliche Volk, dass der Friede und die wahre Eintracht
bleiben unter allen Völkern. Noch am selben Tag wurde die Reliquie
in der Kirche San Andrea della Valle, in der Papst Pius II. begraben
liegt, zum Abschied zur Verehrung ausgesetzt. Am Samstag, dem 26.
September 1964 erfolgte in der Metropolitankirche in Patras die
feierliche Reliquienübergabe durch Kardinal Augustin Bea an den
Metropoliten Konstantin. Patriarch Athenagoras telegrafierte an Paul
VI.: Die ganze Orthodoxie freut sich. Wir drücken persönlich
unseren brüderlichen Dank aus und bitten den Herrn durch die Fürsprache
seiner Apostel Petrus und Andreas, unsere die Einheit herbeisehnenden
Schwesterkirchen zu segnen. Die Begeisterung war so groß, dass
seitdem der 26. September jedes Jahr als kirchlicher Feiertag der
Übertragung des Andreashauptes begangen wird. Seitdem ist es Brauch
geworden, dass der Ökumenische Patriarch zum Petrusfest am 29. Juni
eine Delegation nach Rom schickt und der Papst zum Andreasfest am 30.
November eine Delegation in den Phanar nach Konstantinopel. am 30.
November 1979 reiste Papst Johannes-Paul II. sogar persönlich nach
Konstantinopel; er sagte dort: Wir müssen uns nicht so sehr
fragen, ob wir die volle Communio verwirklichen können, sondern
vielmehr, ob wir noch das Recht haben getrennt zu leben.
Erhalten sind noch Reste alter Andreas-Apokryphen: Andreasakten aus dem
2. Jahrhundert, Akten Andreas und Matthias bei den Antropophagen,
Menschenfressern, die sich sofort bekehren, ägyptische Akten Andreas
und Bartholomaeus mit der Bekehrung des Kynokephalos, Hundsköpfigen,
koptische Akten Andreas und Philemon, mit der Wiedererweckung eines
getöteten Kindes, Akten des Petrus und Andreas, Akten des Paulus und
Andreas. Andreas wird auch als Nationalheiliger Schottlands verehrt.
Nach einer Überlieferung soll Andreas in Byzanz, dem späteren
Konstantinopel, den heiligen Stachys zum Bischof geweiht und nach
Schottland als ersten Missionar ausgesandt haben. Eine andere
Überlieferung berichtet, dass in Patras der heilige Mönch Rule oder
Regulus zu den Wächtern der Andreas-Reliquien gehörte und eines nachts
im Traum zum Apostel Schottlands bestimmt wurde; er nahm einige
Andreas-Reliquien mit und ließ sich von einem Engel nach Schottland
führen, bis zu der Stelle, an der er die erste Andreaskirche bauen
sollte, als Schrein für die Reliquien; so entstand der Wallfahrtsort
Saint Andrews und wurde Saint Rule ihr erster Bischof. Eine Variante
sagt, dass der Auftrag Jesu, das Evangelium bis an die Grenzen der Erde
(Apg 1, 8) zu verkünden, den heiligen Andreas veranlasst habe, seinen
Diener Rule in Patras zu beauftragen, ihn, vertreten durch seine
Reliquie, bis an die Grenze der Erde zu tragen und dort in seinem Namen
das Evangelium zu verkünden; dies habe der heilige Rule getan und habe
genau am Ende der Erde Schiffbruch erlitten als Zeichen, dass er nicht
weiter zu reisen brauchte. Geschichtlich wahrscheinlicher ist, dass im
8. Jahrhundert Andreas-Reliquien in ein zwei Jahrhunderte früher gegründetes
Kloster Fife, auch Mucross und kilrymont genannt, kamen und die Mönche
für diese Reliquien eine Andreaskapelle bauten und den Ort Saint
Andrews umbenannten. Oder dass der Bischof Acca von Hexham, ein
leidenschaftlicher Reliquiensammler, 733 Andreasreliquien mitgebracht
hat und ihre Verehrung besonders förderte. Die alte Andreaskapelle
wurde ersetzt durch die 1160 geweihte Kathedrale Saint Andrews, das
kirchliches Zentrum Schottlands wurde. Die Calvinisten als Reformatoren
zerstörten die Kathedrale und die Reliquien; heute befindet sich in den
Ruinen auch ein Saint-Rule-Tower, die Stelle, wo die Andreas-Reliquien
verehrt wurden, ist heute durch eine Gedenkplatte bezeichnet. 1969
erhielt der schottische Bischof Gordon Gray als erster Schotte nach der
Reformation den Kardinalshut und zugleich Reliquien des heiligen
Andreas mit den Worten: Sankt Peter gibt dir seinen Bruder;
sie werden verehrt in der Marien-Kathedrale in Edinburgh. - Die Fahne
Schottlands trägt das blaue Andreaskreuz auf weißem Grund.
2. † an einem 30. November, nach 314, entschlief in Mailand, der heilige Bischof Mirocles, an den der heilige Ambrosius (4. April 397/3) erinnert als an einem seiner getreuen Vorgänger.
3. † an einem 30. November um 564 oder 598,
entschlief in Tréguier in der Bretagne, der heilige Abt und Bischof
Tugdual, Tudual, mit dem Beinamen Pabu, Väterchen, der aus
Devonshire stammte, dort Schüler des Einsiedlers Illtyd von Wales (6.
November 540/4) war, wegen der Sachsenüberfälle in die Bretagne
gekommen war, zusammen mit einigen Mönchen, der in Léon das Kloster
Lann-Pabu gründete und in der Gegend das Evangelium verkündete; ihm
strömten so viele Schüler, auch Flüchtlinge aus England zu, dass er im
Dorf Tréguier ein zweites Kloster errichtete und dort um 540 der erste
Bischof von Tréguier wurde; er war einer der großen Missionare in der
Cornouaille und Gründer vieler Klöster in dieser Gegend. Dann zog er
sich wieder in die Einsamkeit zurück, machte eine Pilgerreise nach Rom,
war zwei Jahre danach wieder in Tréguier und entschlief vier Jahre
später im Frieden des Herrn. Er wird noch heute als einer der großen
Sieben Heiligen der Bretagne verehrt.
Siehe auch 12. Dezember/5
4. † an einem 30. November, um 1181, entschlief auf dem Monte Siepe, in Etrurien, der heilige Eremit Galgano Guidotti, der, nach einer vergeudeten Jugend zu Gott bekehrt, in freiwilliger Zucht seines Leibes den Rest seines Lebens verbracht hat.
5. † am Dienstag, dem 30. November 1283, entschlief in Montpellier, der selige Priester Giovanni da Vercelli Garbella aus dem Orden der Prediger, der fast 20 Jahre ihr Allgemeiner Ordensmeister war; er hat und der vor allem die Ehrfurcht vor dem heiligen Namen Jesu gepredigt hat.
6. † am Donnerstag, dem 30. November 1329, entschlief in Regensburg, der selige Ordensmann Friedrich von Regensburg aus den Augustiner-Eremiten, der ein fleißiger Schreiner war, ein feuriger Beter und ein ausgezeichneter Mann im Gehorchen und in der Ausübung der Nächstenliebe.
7. † am Samstag, dem 30. November 1577,
wurde im Saints Stephans Fan in Launceston, Cornwall, gehenkt, ausgewaidet und gevierteilt,
der heilige Priester und Märtyrer Cuthbert Mayne, erzogen von seinem
anglikanischen Onkel-Priester, wurde er mit etwa 20 Jahren katholisch,
wurde in Douai 1575 zum Priester geweiht, 24. April 1576 nach England zurück
mit John Payne (2. April 1582/8), fand Unterschlupf bei Francis
Tregian in der Saint Probus-Pfarrei in Golden, Cornwall, dort am 8.
Juni 1577 verhaftet, verlor sein Gastgeber Vermögen und Freiheit. Er
war der erste der englischen Märtyrer, die in Douai ausgebildet worden
waren.
Sie auch 4. Mai, 6/6
8. † am Sonntag, dem 30. November
1586, dem Ersten Advent, wurde in York gehenkt, ausgewaidet und gevierteilt,
der selige Priester und Märtyrer Alexander Crow, 36 J., der Schneider
gewesen war und in Reims sich auf den Empfang der Priesterweihe
vorbereitet hat und sie dort auch empfangen hat. Zurück in England
wurde er bei der Spendung einer Taufe aufgegriffen, eingesperrt,
gerichtet und schließlich hingerichtet.
Siehe auch 12. Februar, 7/15
9. † am Sonntag, dem 30. November 1823, wurde
in Quxian in Sichuan erdrosselt, der heilige Priester und Märtyrer
Thaddaeus, Tadou Liu Ruiting, 50 J., ein Priester des Apostolischen
Vikariates Sichuan, der zum Glaubensabfall gezwungen werden sollte,
aber der lieber für Christus sein Leben gab, als ihn zu verleugnen.
Siehe auch 9. Juli, 1/15
10. † am Montag, dem 30. November 1835, wurde
bei Hué, Annam, zu Tode geprügelt, der heilige Priester und Märtyrer
Joseph Marchand von der Parister Auslandsmission, 32 J., unter Kaiser
Minh Mang.
Siehe auch 24. November, 1/11
11. † am Montag, dem 30. November 1936,
Paracuellos del Jarama, Provinz Madrid, sieben Brüder des Ordens des
heiligen Juan de Dio umgebracht, sechs aus dem Kloster Ciempozuelos,
einer aus San Rafael in Madrid:
• 1. der selige Bruder und Märtyrer Miguel, Miguel Ruedas Mejidas, 34 J.
• 2. der selige Bruder und Märtyrer Diégo de Cadiz, Santiago García
Molína, 44 J., Sekretär des Provinzialoberen
• 3. der selige Bruder und Märtyrer Nicéforo Salvador del Rio,
23 J., aus dem Kloster San Rafael in Madrid
• 4. der selige Bruder und Märtyrer Román, Rafael Touceda Fernández, 32 J.
• 5. der selige Bruder und Märtyrer Arturo Donoso Murillo, 19 J.
• 6. der selige Bruder und Märtyrer Jesús Gesta de Piquer, 21 J.
• 7. der selige Bruder und Märtyrer Antonio Martinez Gil-Leonis, 20 J., Novize
Siehe auch 25. Juli, 17/63 - 69
12. † am Montag, dem 30. November 1936, wurde
in Valencia umgebracht, der selige Priester und Märtyrer José Otin
Aquilé, 35 J., aus der Genossenschaft der Salesianer, 1928 zum Priester
geweiht, der ein hochgeschätzter Erzieher in der Schule in Alcoy war.
Siehe auch 29. Dezember, 11/216
13. † am Sonntag, dem 30. November 1941,
wurde im Konzentrationslager Dachau zugrundegerichtet, der selige
Priester und Märtyrer Ludwik Roch Gientyngier, 37 J., Priester der
Diözese Tschentschochau, Czestochowa.
Siehe auch 28. Mai, 14/26
aus dem
MARTYROLOGIUM ROMANUM 2004 übersetzt und in vielen Teilen ergänzt
von † Klaus Martin Reichenbach, Priester der Erzdiözese Köln