Einführung Verzeichnis der Übersichten
9. Juni
1. † am Sonntag, dem 9. Juni 373, entschlief
in Edessa, der heilige Diakon und Kirchenlehrer Ephrem, 67 J., der
zuerst in Nisibis, seiner Vaterstadt, das Predigeramt zur Überlieferung
der heiligen Lehre ausgeübt hat, danach, als die Perser in Nisibis
eingefallen waren, zu Edessa in Osrhoëne, wohin er mit seinen Schülern
geflohen war; dort legte er die Fundamente seiner theologischen Schule,
erfüllte seinen Dienst in Worten und Schriften, und war dermaßen
berühmt durch seine strenge Lebensführung und seine Lehre, dass er
wegen der von ihm gedichteten auserlesenen Hymnen es verdient hat,
Harfe des Heiligen Geistes genannt zu werden.
Siehe auch unten 7
Hier sei die Gelegenheit wahrgenommen, der berühmten Heiligen der altchristlichen Kirche von Edessa zu gedenken, die als Metropolie zwischen Antiochien und Konstantinopel eine machtvolle missionarische Ausstrahlung nach Armenien, Mesopotamien und Persien hatte. Die Angaben folgen der syrischen Chronik von Edessa. Die uralte Stadt Orrhoë wurde 304 v. Chr. von Seleukos I. Nikator, Νικατορ, Sieger, als seine Hauptstadt neu erbaut und Edessa genannt nach seiner alten heimatlichen makedonischen Hauptstadt Edessa, die heute Vodena heißt); die Stadt wurde um 175 v. Chr. von Antiochus IV., (vgl. in den Makkabäerbüchern) wegen der vielen antiochenischen Siedler, in Antiochien umbenannt; sie war 132 v. Chr. Hauptstadt eines neuen Königreichs Osrhoëne, wieder unter dem Namen Edessa, das unter der Dynastie der 34 Könige namens Abgar, etwa 400 Jahre, von 132 v. Chr. bis 244 n. Chr., bestand, mehr oder minder abhängig von zuerst den Persern und schließlich den Römern. Die Kirche von Edessa führt ihre Christianisierung zurück auf Taddaj, einen der 72 Jünger Jesu (siehe Lk 10, 1). Die Legende erzählt sogar von einem Briefwechsel zwischen Jesus und dem König Abgar V., Ukkama, der Schwarze, (13 - 50 n. Chr.): einen Brief schrieb der König an Jesus, den Guten Arzt in Jerusalem; der Herr sandte ihm einen Antwortbrief, dazu sein nach dem Leben gemaltes Original-Bild. Da die Stadt eine starke jüdische Gemeinde hatte, geht ihre Christianisierung wohl anfänglich auf Judenchristen zurück. So unterstand die Ortskirche der Urkirche von Jerusalem, erst später der ersten heidenchristlichen Kirche von Antiochien. Die Tradition berichtet von der Bekehrung Abgars IX. (179 - 216). Der erste historisch fassbare Bischof war der, um 200 vom Katholikos Serapion von Antiochien (30. Oktober um 211/2) geweihte, Bischof Palut, Palout. Die aramäische Sprache wurde langsam von der syrischen verdrängt; es entstand die Peshitta, die syrische Bibelübersetzung des Alten Testaments, und das damals weit verbreitete, aber leider verlorene und noch nicht aus Zitaten rekonstruierte Werk Tatians, das Diatesseron, Διατεσσερον, eine aus den Vier (Evangelien) erstellte Evangelienharmonie. Bardesanos, Bar Daisan († 222) war Philosoph, Astronom, Astrologe und berühmter Dichter christlicher Hymnen, der seine Schule in Edessa gründete. Damals wurde das Christentum Reichsreligion von Osrhoëne. Schon 197 fand die erste Bichofssynode in Edessa statt. Am 3. Juli 232 trafen aus Mailapur, Indien, in Edessa der größte Teil der Reliquien des heiligen Apostels Thomas (3. Juli/1) ein, die dort Jahrhunderte lang verehrt wurden, bis sie 1258 auf die Insel Chios und später in die Hafenstadt Ortona an der Adria überführt wurden. Das christliche Leben blühte auf, es bildeten sich theologische und bibeltheologische Schulen, es entfaltete sich eine reiche Liturgie, gefördert auch durch begabte Hymnendichter. Es bildeten sich nebeneinander verschiedene christliche Denominationen. Bischof Narses verlegte 457 den Bischofssitz nach Nisibis. Auf die Eroberung durch die Perser 609 folgte bereits 639 die Herrschaft des arabischen Islam. Seitdem heißt die Stadt Er-Roha, heute Urfa. Die christlichen Kirchen konnten sich als Minderheiten lange mehr oder weniger gut halten. Um 1100 wurde, im Zusammenhang mit den Kreuzzügen, von Rom aus ein lateinisches Erzbistum gegründet. 1845 ließen sich die Kapuziner in Urfa nieder. Erst durch dem Untergang des Osmanischen Reiches, nach dem 1. Weltkrieg, und dem Aufbau der modernen Türkei unter Atatürk, wurde zwar die Trennung von Religion und Staat Gesetz, aber zugleich der Islam einzig anerkannte Religion. Sofern die Christen nicht in den Jahren zuvor ermordet oder vertrieben worden waren, wurden sie dann ausgewiesen, so dass innerhalb kürzester Zeit das Christentum dort (fast) ganz erloschen ist.
• 1. † am 29. Januar, 251/1, gedenkt die Kirche, der in Edessa
für Christus zu Märtyrern gewordenen Heiligen, des heilige Priesters
Sarbelius, Sharbil, und seiner Schwester, der heiligen Bebaia, Barbea,
Babai, die vom heiligen Erzbischof Barsimaeos, Barsamya, (30. Januar /
2) der Taufe zugeführt worden sind und, so die Überlieferung, für
Christus das Martyrium erlitten haben. Zusätzlich zu den Acta
des Sharbil erfahren wir aus den Acta des Barsamya, dass Sharbil
nicht nur Jünger Christi, sondern auch Priester
der Kirche war; außerdem, dass er den Märtyrertod erlitten hat durch
Erhängtwerden und mit glühenden Eisenkämmen zerfleischt worden ist.
Das Martyrologium Romanum 2004 gibt, wie zu Bischof Barsimaeos, Barsamya,
das Geburtsjahr für die Ewigkeit mit um 250 an, obwohl die
erhaltenen alten Acta des Sharbil, der ein Götzenpriester gewesen
und zum Christentum bekehrt worden ist,
die Zeit um 113 angibt, nämlich die des Kaisers Trajan (98 - 117) und
des Königs Abgar VII. Sharbil war heidnischer Oberpriester im
Reichstempel in Edessa. Der Vorgang der Bekehrung durch Bischof
Barsimaeos, Barsamya, und der Dialog mit dem Richter wird ausführlich
berichtet, dann kurz seine Folterung und Enthauptung, sowie die
Enthauptung seiner Schwester Babai und schließlich das Bergen ihrer
Leichen durch Christen und die Beisetzung auf dem bischöflichen
Friedhof. Am Anfang steht das 15. Jahr des Trajan, nach dem
seleucidischen Kalender, nach heutiger Berechnung das Jahr des Herrn
113; zu seinem Martyrium stehen Wochentag und Datum des Prozesses,
nämlich Dienstag 2. Eilul, und der Hinrichtung, nämlich Freitag der 5.
Eilul. Passend wäre Freitag, der 5. Elul/September im Jahr 111; aber
wenn man auf Kaiser Decius (249 - 251) gehen will, Freitag, der 5. Elul
/ September 251.
• 2. † am 30. Januar (250?)/2, in Edessa Gedenktag des heilige
Bischofs und Metropoliten Barsimaeos, Barsamya, einem Nachfolger des
Bischofs Palut, der unter Kaiser Decius für Christus ausgepeitscht
worden sein soll, aber, nach Ende der Verfolgung aus dem Kerker
freigelassen, die restliche Lebenszeit in Edessa ein guter Hirt für die
ihm anvertraute Herde war und sich mit ganzer Hingabe seinem Dienst
hingegeben hat.
Auch seine Acta sind recht
ausführlich und beginnen mit einer Datumsangabe, dem 5. Elul im 15.
Regierungsjahr des Kaisers Trajan, dem Tag des Prozessbeginns, dazu dem
Namen des Richters Lysinus, der für Edessa und Umgebung zuständig war.
Ankläger des christlichen Bischofs waren die heidnischen Priester.
Gegenstand der Anklage war hauptsächlich, dass der Bischof den bisher
heidnischen Priester Sharbil (29. Januar/1) zum Christentum verführt
habe. Am ersten Tag kann die Verhandlung nicht weitergeführt werden,
das sich eine so große Menge von Christen eingefunden hat, die gegen
den Prozess protestiert und bereit ist, mit ihrem Bischof in den Tod zu
gehen, falls dieser verurteilt würde. Nach einigen Tagen kann der
Prozess dann doch stattfinden. Der lange Dialog zwischen dem Richter
und dem heiligen Barsamya wird protokollähnlich wiedergegeben. Als der
Richter eben das Urteil verkündet hat, nämlich dass Barsamya gehenkt
und mit Eisenkämmen zerfleischt werden soll, wird ihm ein Schreiben des
Prokonsuls Alusis überbracht, der die Verurteilung von Christen
ausschließlich aufgrund von Verbrechen, aber nicht mehr aufgrund der
Religion, erlaubt. Der Richter lässt sofort alle wichtigen Männer der
Stadt zusammenrufen, gibt ihnen den Inhalt der Anordnung bekannt und
ordnet die Freilassung des Bischofs Barsamyas an. Dann folgt ein
Vermerk, dass am folgenden Tag Lysinus seiner Ämter enthoben wird.
Auch hier entscheidet das Martyrologium Romanum 2004 sich dafür, die Zeit des Decius
ausdrücklich der Zeit Trajans vorzuziehen (vgl. oben zum 29. Januar /
1) Am Ende dieser Acta
steht eine Sukzessionsliste, die zurückreicht bis auf die Priesterweihe
der elf Apostel durch Jesus Christus, wie sie in den apokryphischen
syrischen Lehren der Apostel überliefert ist: Jesus Christus
hat die Apostel auf den Ölberg bestellt und diese finden sich dort ein
am Sonntag nach Pfingsten, dort legt Jesus jedem einzelnen der Elf die
Hände auf zur Priesterweihe und fährt danach mit ausgebreiteten Händen
zum Himmel auf. In diesen Acta hier wird der 4. Heziran 431
als Datum genannt, das wäre der 4. Juni 30 gewesen. Die
Sukzessionsliste erwähnt den wohl damals regierenden Papst Fabian (20.
Januar 250/1) und geht dann vom Papst Zephyrinus (20. Dezember 217 /
1) bis auf Petrus (29. Juni 64/1) und dessen Weihe durch Christus am
4. Heziran 431, dem 4. Juni 30, zurück. Hauptziel es ist, die
Gültigkeit der Priesterweihe des Bischofs Barsamya aufzuzeigen. In
diesen Acta hier findet sich auch die vom Martyrologium Romanum
2004 übernommene Bezeichnung des heiligen Sharbil (29. Januar/1) als
Priester, also doch wohl Jesu Christi; sonst ist in seinen eigenen Acta
nur aus seiner vorchristlichen Zeit im heidnischen Priestertum so
genannt, nach seiner Bekehrung von dem Heidentum weg zu Christus hin,
wird er in seinen eigenen Acta und in denen des Barsamya nur als Jünger bezeichnet.
Dieser nun folgende Text gründet auf der syrischen Schrift Lehren der Apostel: Ich,
Zenophilos und Patrophilos, wir sind die Notare, die diese Acta
geschrieben haben; Diodoros und Euterpes, Sharire der Stadt, legen
Zeugnis ab mit uns durch ihre eigenhändige Unterschrift, so, wie es die
alten Gesetze der alten Könige vorschreiben. Dieser Barsamya, Bischof
von Edessa, der aus Sharbil, dem Priester derselben Stadt hier, einen
Jünger machte, lebte in den Tagen des Fabianos, des Bischofs der Stadt
Rom. Und die Priesterweihe hat Barsamya empfangen von Abshelama, der
Bischof von Edessa war; und Abshelama hat die Ordination empfangen von
Palut dem Ersten; und Palut hat die Ordination empfangen von Serapion,
dem Bischof von Antiochien; und Serapion hat die Ordination empfangen
von Zephyrinus, dem Bischof von Rom; und Zephyrinus von Rom hat die
Ordination empfangen von Victor in derselben Stadt, nämlich Rom; und
Victor hat die Ordination empfangen von Eleutherius; und Eleutherius
hat sie empfangen von Soter; und Soter hat sie empfangen von Anicetus;
und Anicetus hat sie empfangen von Dapius; und Dapius hat sie empfangen
von Telesphoros; und Telesphoros hat sie empfangen von Xystos; und
Xystos hat sie empfangen von Alexander; und Alexander hat sie empfangen
von Evartis; und Evartis hat sie empfangen von Cletus; und Cletus hat
sie empfangen von Anus; und Anus hat sie empfangen von Simon Petros;
und Simon Petros hat sie empfangen von Unserem Herrn, zusammen mit
seinen Mit-Aposteln, am Ersten Tag der Woche, dem Tag der Auffahrt
Unseres Herrn zu seinem Herrlichen Vater, das war am vierten Tag des
Heziran, das war im neunzehnten Jahr der Regierung des Kaisers
Tiberius, als Konsuln waren Rufus und Rubelinus, welches das Jahr 341
war; denn im Jahr 309 geschah das Kommen Unseres Herrn in die Welt,
übereinstimmend mit dem Zeugnis, das wir selber vorgefunden haben in
einem korrekten Register unter den Archivalien, die keinesfalls irren
in irgendetwas, was sie uns vorstellen. Hier endet das Martyrium von
Barsamya, dem Bischof von Edessa.
• 3. † am Freitag, dem 15. November 306/3, wurden in Edessa enthauptet, die beiden heiligen Märtyrer Gurias, Guria, und Samson, Shamuna, nachdem sie tagelang gefoltert worden waren, unter dem Kaiser Diokletian, dem Praetor Augur, dem Gouverneur von Edessa Antonius und dem Präfekten Mysianos, zur Zeit des Erzbischofs Cognatus von Edessa. Der ausführliche Bericht über ihr Martyrium, mit Datum, ist verfasst vom berühmten Hagiographen Symeon Metaphrastos (28. November, um 1000/-), der auch lange byzantinischer Finanzminister, Λογοθετης, war.
• 4. † am Freitag, dem 2. September 320/3, dem 2. Elul, starb in Edessa den Feuertod, der heilige Diakon und Märtyrer Habib, zur Zeit des Kaisers Konstantin, unter dem Gouverneur von Edessa Licinius, als Cona Erzbischof von Edessa war. Habib stammte aus Telzeha und wirkte als Diakon in seiner Heimatstadt. Während der Christenverfolgung durch Licinius ging er auch in Edessa umher und predigte heimlich den Glauben, vor allem ermutigte er die gefangenen Christen. Aufgespürt wurde er beinahe in Zeugma, jenseits des Euphrat, als er dort heimlich das Evangelium verkündete. Da er aber wieder den Häschern entkam, wurde seine Familie verhaftet und eingesperrt. Daraufhin ging er nach Edessa und stellte sich freiwillig dem Theotecna, einem Veteranen, der am Hof des Gouverneurs Oberhaupt aller Angestellten war. Das Verhör des Gouverneurs wird ausführlich beschrieben. Zum Tod durch langsames Verbranntwerden verurteilt, wurde er in eine Grube gesetzt und das Feuer bereitet und angezündet. Als er mit einem lauten Schrei seine Seele aushauchte, schrieen die Zuschauer, meist Christen, laut auf und weinten, zogen ihn aus dem Feuer und bekleideten ihn mit kostbaren Stoffen und begruben ihn neben den heiligen Märtyrern Guria und Shamuna (15. November 306/3)
• 5. † am Samstag, dem 15. Juli 338/7, entschlief in Nisibis der heilige Bischof Jakub von Nisibis, der, nachdem er als junger Mann ein asketisches Leben in den kurdischen Bergen führte, 309 zum Bischof von Nisibis gewählt wurde. Er baute die Große Kirche in sieben Jahren auf, die nach ihmbenannt wurde und in deren Ruine noch heute sein Grab liegt. Er nahm teil am 1. Ökumenischen Konzil von Nikaia 325 und machte anschließend eine Pilgerreise nach Jerusalem, wo er an der ersten, vorläufigen Weihe der konstantinischen Grabeskirche teilnahm. Der heilige Ephraem (9. Juni/1) bezeichnet ihn als seinen Lehrer. Er starb während der ersten persischen Belagerung 338, als die Bedrohung noch abgewendet werden konnte.
• 6. † am Sonntag, dem 29. Oktober 366/5, entschlief in Beth Kiduna bei Edessa, in Osrhoë, heute Urfa, der heilige Anachoret Abraham, der dort 50 Jahre lang in einer Hütte lebte, der zeitweise umhergewandert ist und durch sein Vorbild und seine Predigt des Evangeliums die Bewohner der Gegend zu Christus bekehrt hat. Sein Leben hat der heilige Ephraem (9. Juli/1) bekannt gemacht.
• 7. † am Sonntag, dem 9. Juni 373/1, dem 9. Haziran 684 nach dem
seleukidischen Kalender, entschlief in Edessa, heute Urfa, Sanliurfa,
in der Süd-Ost-Türkei an der Grenze zu Syrien, der heilige Diakon und
Kirchenlehrer Ephrem der Syrer, auch der Weise genannt, Mar Aphrêm
Sûryâyâ, etwa 66 J. Er war gebürtig aus Nisibis, heute Nusaybin,
Türkei, Sohn der Christin Amida und eines heidnischen Priesters.
18-jährig empfing er die Taufe und war Schüler des heiligen Bischofs
Jakub von Nisibis (15. Juli 338/7), der am Konzil von Nikaia (325)
teilgenommen hat und in sich Frömmigkeit, Askese und hohe theologische
Gelehrtheit verkörperte. Ephrem wurde vom Studenten zum Lehrer und
schließlich Direktor an der theologischen Schule von Nisibis. Er
empfing die Weihe zum Diakon wahrscheinlich vom Bischof Basilaios von
Caesarea in Kappadokien, heute Eskikaisarje. Als 363 der schwache
oströmische Kaiser Jovianos, Nachfolger Julians des Abtrünnigen, der
seinen Perserfeldzug hoch verloren hatte, die Stadt Nisibis, Teil eines
großen Gebietes, kampflos dem Schah von Persien Schâpur II., dem
notorischen Christenverfolger, überließ, flüchteten die meisten
Christen, auch Ephrem mit der Schule; er verließ Nisibis, war kurz in
Beit-Garbaya, dann in Amid, Diarbekr, schließlich kam er nach Edessa,
heute Urfa, und ließ sich dort nieder. Er arbeitete auch dort mit dem
Ortsbischof zusammen, dem heiligen Barses (15. Oktober 379/2). Ob er
die Schule von Edessa gegründet hat, oder ob eine bestehende Schule
dort durch ihn Aufschwung und Berühmtheit erlangte, ist umstritten. Er
behielt seine aszetische Lebensweise bei; der heilige Gregor von Nyssa
(10. Januar 399/3) schrieb über ihn: Ephrem ist ein Nacheiferer
der ersten Apostel; er kann allen Mönchen und Eremiten als Vorbild
dienen. Er lebte ohne Tasche, ohne Stock und hatte weder Silber noch
Gold. Seine Nahrung war Haferbrot und Gemüse, sein Getränk blosses
Wasser. Sein Leib glich einem Skelett aus Ton. In Nisibis hatte er
einige Gedichte veröffentlicht, aber fast alle seine erhaltenen
Schriften sind in Edessa entstanden, die große Hymnensammlung, die
Predigten, Sermones, und die exegetischen Schriften. Grundlage ist eine
profunde Kenntnis der Bibel; zu einigen Büchern des Alten Bundes hat er
Kommentare hinterlassen. Seine besondere Liebe zur Muttergottes zeigt
sich in vielen seiner Hymnen. Viele seiner Texte sind in die heilige
Liturgie hineingenommen worden. Nach seinem Tod wurde er sehr einfach
begraben auf einem Friedhof für Fremde; das armenische Sergiuskloster
in Edessa verehrte in der Klosterkirche seine Reliquien. Wenige Monate
später im September, Elul, desselben Jahres, mussten die rechtgläubigen
Christen vor den Arianern aus Edessa fliehen, kehrten aber 379, nach
der Thronbesteigung Kaiser Theodosius I. des Großen, am 27. Dezember,
Kanun I, 379, wieder zurück. Früh wurde eine Vita, Lebensbeschreibung
Ephrems verfasst, aber durch das notwendige häufige Abschreiben haben
sich viele spätere Zusätze eingeschlichen, die nur teilweise als solche
erkennbar sind. Einer seiner Ehrentitel ist: Harfe des Heiligen
Geistes
Papst Benedikt XV. hat ihn am 5. Oktober 1920 zum Kirchenlehrer erhoben.
• 8. † wohl an einem 17. Januar um 377/3, entschlief in seiner Einsamkeit in der Wüste von Osrhoë, unweit Edessa, der heilige Eremit Julianus, Sabas, Altehrwürdiger genannt, der, dem Lärm der Stadt entflohen. in die Einsamkeit der Wüste jenseits des Euphrat gegangen war, damit er ganz für Gott leben konnte, vor allem im Singen, Beten und Betrachten der Psalmen. Es schlossen sich ihm einige Schüler an, die von ihm auch das strenge Fasten und jegliche Anspruchslosigkeit lernten. Er verließ kurzfristig seine geliebte Einsamkeit, um in Antiochien im Streitgespräch die Vertreter der arianischen Irrlehre zu beschämen.
• 9. † am Freitag, dem 29. Januar 378/6, entschlief in seiner Einsiedelei bei Antiocheia, Antakija, der heilige Anachoret Aphraates, Aphrahat, ein gebürtiger Perser, dort gut ausgebildet, der den Spuren der heiligen Weisen aus dem Morgenland (Mt 2, 1 - 12 und 6. Januar/1) folgte und in Bethlehem zu Christus konvertierte. Er begab sich dann nach Edessa und lebte dort in einem winzigen Häuschen außerhalb der Stadtmauern, voller Eifer in Wort und Schrift gegen den persischen Staatskult und für christliches Leben und Lehren. Allein zwischen 337 und 345 schrieb er dreiundzwanzig Traktate über die christliche Religion und den persischen Götzendienst. Schließlich ging er nach Antiochien und lebte in der Nähe in seiner Einsiedelei, dort ein überzeugender Kämpfer gegen den Arianismus.
• 10. † am 15. Oktober/2, gedenkt die Kirche von Edessa, ihres im März 379 in der Verbannung entschlafenen heiligen Bischofs Barsen, Barses von Edessa, der 361 vom Kaiser von Byzanz aus seinem Bistum Haran auf den Bischofsstuhl von Edessa versetzt wurde, dort von dessen Nachfolger, dem arianischen Kaiser Valens nach 364, abgesetzt und wegen seines katholischen Glaubens in sehr weit entfernte Gegenden verbannt wurde, dreimal seinen Verbannungsort wechseln musste und schließlich, ermattet, an einem unbekannten Ort, im Adar, März 379 zugrundegegangen ist.
• 11. † am Karfreitag, nach dem julianischen Kalender dem 23. April 387/3 entschlief in Edessa der heilige Bischof Eulogios, Ευλογιος, Gut-Beleumundeter. Er wurde von den Arianern zur Zeit des Kaisers Valens in die thebaische Wüste Ägyptens verbannt. Nach dessen Tod 378 kehrte er nach Edessa zurück. Er wurde 379, im Jahr der Thronbesteigung Theodosius I. des Großen in Byzanz, Bischof von Edessa, als Nachfolger des heiligen Barses (15. Oktober/2). In seine Zeit fällt das Zweite Konzil von Konstantinopel 381.
• 12. † am Donnerstag, dem 2. Dezember 471 entschlief in Edessa der
heilige Bischof Nonnus, der als Meister des asketischen Lebens unter
den Anachoreten in Tabennisiot in Ägypten hochberühmt war und deshalb
zum Bischof von Edessa gewählt worden ist. Um 448 war er Teilnehmer
einer SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten.
In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet.
in Antiochien und traf dort die bezaubernd schöne und
reiche Pelagia, die er bekehrte; sie reiste in Männerkleidern nach
Jerusalem, lebte dort jahrelang in einer Grotte als bartloser Mönch
und wurde erst nach ihrem Tod als Frau erkannt. Die ägyptischen
Christen holten ihn zu sich zurück und wählten ihn zum Bischof von
Heliopolis. Durch ihn bekehrten sich dort Tausende Beduinen. Nach dem
Tod seines Nachfolgers, des Bischofs Ibo, Hiba von Edessa, kehrte er
458 dorthin zurück.
• 13. † am Montag, dem 29. November 521/5, entschlief in Bathne, einer kleinen Stadt im Bezirk Sarug, der heilige Bischof Jakub, Jacobus Sarugensis, 70 J., der als os eloquentissimum et columna ecclesiae, sprachgewaltige Säule der Kirche, mit den heiligen Ephrem zusammen gelobt wird, der auch seine Vita verfasste. Lange war er im Bistum Sarug Visitator, Περιοδευτης, bis er, 67 J. alt, dort Bischof wurde. Von ihm sind, wie von Ephrem, sehr viele Werke erhalten.
2. † an einem 9. Juni, um 286, wurden in Rom,
an der Via Nomentana Ad Arcas, Zu den Bögen, am 15. Meilenstein
vor der Hauptstadt, die heiligen Märtyrer Primus und Felicianus bestattet.
Primus, Erster, und Felicianus, Junger-Glücklicher,
waren nach der Überlieferung Brüder und Priester in Rom. Sie erlitten
gemeinsam an der Via Nomentana den Martertod zur Zeit des Diokletian.
Papst Theodor I. ließ um 645 ihre Reliquien überführen in die Kirche
San Stefano Rotondo. 1724 wurden Reliquien übertragen nach Rottenbruch
im Pfaffenwinkel, in Bayern.
3. † wohl an einem 9. Juni, wurde in Nikaia in Bithynien, heute das türkische Dorf Isnik, der heilige Märtyrer Diomedes begraben.
4. † an einem 9. Juni, um 300 wurde in Le Mas-d’Agenais, Diözese Agen, in Aquitanien, ums Erdenleben gebracht, der heilige Märtyrer Vincentius, von dem überliefert wird, dass er, während die Einheimischen ein Fest zur Ehren der Sonne feierten, für den Namen Christi seinen Siegeskampf vollendet hat.
5. † am Mittwoch, dem 9. Juni 549 entschlief in Syrakus auf Sizilien, der heilige Bischof Maximianus, an den der heilige Papst Gregor der Große (12. März 604/6) mehrfach erinnert hat.
6. † am Sonntag, dem 9. Juni 597 entschlief auf Hy, Iona, einer Insel vor Schottland, der heilige Priester Kolumba(n), Columcille, ein Abt, der in Irland geboren und nach den dort üblichen monastischen Regeln erzogen, der zuerst in Irland mehrere Klöster gründete, dann hier auf Hy ein Mönchsklöster gegründet hat, das berühmt wurden durch eine Lebensweise wie sie Jüngern entspricht und durch hohe Wertschätzung der Buchkunst, vor allem durch die Aussendung von Missionaren des klösterlichen Lebens auf das Festland Europas; bis er schließlich, vom Alter verzehrt, den Jüngsten Tag erwartend, vor dem Altar im Herrn entschlafen ist.
7. † an einem 9. Juni um 1200, entschlief in Andria in Apulien, der heilige Bischof Richard, ein gebürtiger Engländer, Bischof von Andria, der 1179 am Dritten Laterankonzil teilgenommen hat; berühmt wegen seiner Tugend, der die Reliquien der heiligen Erasmus (2. Juni 303/3) und Pontianus (19. Januar, 2. Jahrhundert / 2) aufgefunden und ehrfürchtig beigesetzt hat.
8. † am Samstag, dem 9. Juni 1537, wurde in
London zugrunde gerichtet, der selige Märtyrer Robert Salt,
Kartäusermönch dieser Stadt, der, weil er der Kirche, gegen König Henry
VIII., fest die Treue gehalten hat, als Häftling im Kerker von Newport,
vor Hunger, nach zwölf Tagen, zugrundegegangen ist.
Siehe auch 19. Juni, 9/9
9. † am Montag, dem 9. Juni 1597 entschlief in Reritiba in Brasilien, der selige Priester José d’ Anchieta, aus der Gesellschaft Jesu, geboren auf den Kanarischen Inseln, der beinahe seines ganzen Lebens Lauf in Brasilien sich missionarischen Werken aufopferungsvoll und fruchtbar gewidmet hat. Er lebte im Regenwald unter den Ureinwohnern, lernte ihre Sprache und Sitten, schrieb für sie einen ihnen verständlichen Katechismus und verteidigte die Einheimischen gegen die Willkür von Kolonialherren.
10. † am Montag, dem 9. Juni 1794,
vor der Meeresküste vor Rochefort, auf dem Sklavenschiff Deux Associés,
wurde zugrundegerichtet der selige Priester und Märtyrer Joseph
Imbert, 74 J., der, Mitglied der Gesellschaft Jesu bis zu deren
Auflösung 1773 durch Papst Clemens XIV., zur Zeit der französischen
Revolution von Papst Pius VI. zum Apostolischen Vikar von Moulin
ernannt wurde, aber aus Hass gegen die Kirche auf ein Sklavenschiff
verschleppt worden ist, wo er von einer tödlichen Ansteckung infiziert,
zugrundegegangen ist.
Siehe auch 27. August, 16/5
11. † am Freitag, dem 9. Juni 1837 entschlief in Rom, die selige Anna Maria Taigi, 68 J., geborene Gianetti aus Siena, die 6-jährig mit ihrer Familie nach Rom zog, schon früh als Hausmädchen arbeitete, 21-jährig den Domenico Taigi heiratete, der Hausangestellter im Palast der Chigi war. Als Familienmutter, unterdrückt von ihrem jähzornigen Ehemann, sorgte sie treu für diesen und für die Kinder. Von 7 Kindern starben 3 sehr jung; sie bemühte sich, sie gut zu erziehen. Sie war in geistlichen Dingen sehr begabt, eine Mystikerin, hatte auch die Gabe der Prophezeiungen, konnte in den Herzen lesen; dabei hat sie niemals die geistliche und materielle Sorge für die Armen und die Kranken vernachlässigt.
aus dem
MARTYROLOGIUM ROMANUM 2004 übersetzt und in vielen Teilen ergänzt
von † Klaus Martin Reichenbach, Priester der Erzdiözese Köln