Ökumenisches Heiligenlexikon

Agnes von Böhmen

tschechischer Name: Anežka Česká, Anežka Přemyslovná

1 Gedenktag katholisch: 2. März
gebotener Gedenktag im Orden der Franziskaner-Observanten
nicht gebotener Gedenktag im Kapuzinerorden

Name bedeutet: die Reine (griech.)

Klostergründerin und Äbtissin in Prag, Ordensgründerin
* 20. Januar 1211 (?) in Prag in Tschechien
6. März 1282 (?) daselbst


Bild in der Castuluskirche (Kostel svatého Haštala) in Prag
Bild in der Castuluskirche (Kostel svatého Haštala) in Prag

Agnes war die Tochter des böhmischen Königs Ottokar I. Přemysl und seiner zweiten Frau Konstanze von Ungarn; Hedwig von Schlesien war ihre Tante. Schon als dreijähriges Kind wurde sie mit ihrem Cousin Bolesław von Schlesien verlobt und ihrer zukünftigen Schwiegermutter zur Erziehung überlassen. So kam sie zu den Zisterzienserinnen ins Stift Trebnitz - dem heutigen Trzebnica in Polen. Als ihr Bräutigam starb, verlobte ihr Vater sie im Alter von acht Jahren mit dem damals neunjährigen Sohn des deutschen Kaisers, dem zukünftigen Thronerben und späteren Kaiser Heinrich VII. Die kommenden sechs Jahre verbrachte sie deshalb am Babenberger Hof - an der Stelle der heutigen Kirche Am Hof - in Wien. Heinrich heiratete dann aber Margarethe von Babenberg, Agnes musste zurück nach Prag. Ein Jahr später sprach der englische König Heinrich III. in Prag vor, vier Jahre darauf löste auch er die Verlobung. Als sogar der deutsche Kaiser Friedrich II. um ihre Hand anhielt, lehnte die inzwischen erwachsene Agnes seine Werbung selbständig ab. Sie wollte ihrer Kousine Elisabeth von Thüringen nacheifern; mit Klara von Assisi stand sie in Briefkontakt.

Ab 1230 konnte Agnes nach dem Tod ihres Vaters ein eigenständiges Leben führen. Der neue König, ihr Bruder Wenzel / Václav I., ermöglichte ihr eigene Entscheidungen. 1232 gründete sie in Prag ein Armenspital, das von Ordensmännern der Franziskanerminoriten versorgt wurde. Neben diesem Männerkloster errichtete sie auch ein Klarissenkloster für adelige Frauen, das sie mit Nonnen aus Trient besiedelte. 1234 legte sie ihre Krone ab und trat selbst in ihr Kloster ein, was im europäischen Adel einiges Aufsehen erregte. Ein Jahr später wurde sie von Papst Gregor IX. zur Äbtissin ernannt. Agnes wollte einen eigenen Orden mit einer von ihr entworfenen Ordensregel strengster Armut gründen; der Papst aber betrachtete die neu entstandene Armutsbewegung kritisch und zwang sie zu Kompromissen. Sie trat daraufhin als Äbtissin zurück und lebte nur noch als ältere Schwester in ihrem Kloster. Den Plan, einen eigenen Orden auf der Grundlage der strengen, unverfälschten ursprünglichen Lehren von Franziskus zu schaffen, gab sie aber nicht auf; nach dem Tod von Gregor IX. konnte sie den einzigen original tschechischen Orden, die Kreuzritter vom roten Stern, gründen.

Um ihr klösterliches Zentrum herum bildeten sich weitere Gemeinschaften, Pflegestellen, Waisenhäuser und Heimatlosenasyle. Agnes' Verbindungen zur päpstlichen KurieAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan. ermöglichten ihr, für ihren Bruder Wenzel den Zwist zwischen ihm und seinem Sohn Ottokar II. Přemysl zu schlichten; auch diesem ihrem ehrgeizigen Neffen stand sie dann bei. Dennoch musste sie im Alter nach der Schlacht auf dem Marchfeld 1278 den Niedergang des Königreichs Böhmen erleben. Die Legenden erzählen von ihrem Leben voller Entsagung, Aufopferung für die Armen und Wundertaten. Klara von Assisi schrieb ihr vier Briefe.

Agnes wurde in dem von ihr gegründeten und heute nach ihr benannten Kloster in Prag bestattet. Die Prager Bürger haben in einer tagelangen Prozession von ihr Abschied genommen und unsere heilige Frau beweint.

Kanonisation: Die Seligsprechung von Agnes ließ lange auf sich warten, einer der Gründe war, dass ihre Gebeine in den Wirren der Hussitenkriege verloren gingen, sie erfolgte erst 1874 durch Papst Pius IX.; die Heiligsprechung erfolgte am 12. November 1989 durch Papst Johannes Paul II. in Rom, da die tschechoslowakischen Behörden dem Papst die Einreise verwehrten. In Rom durften aber Pilger aus der Tschechoslowakei teilnehmen, viele sahen ihre Fahrt auch als Auflehnung gegen das kommunistische Regime. Und nur fünf Tage nach Agnes' Heiligsprechung begann die Samtene Revolution in der Tschechoslowakei.
Attribute: mit Krone Kranke pflegend

Catholic Encyclopedia





USB-Stick Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD

Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon


Seite zum Ausdruck optimiert

Empfehlung an Freunde senden

Artikel kommentieren / Fehler melden

Suchen bei amazon: Bücher über Agnes von Böhmen

Wikipedia: Artikel über Agnes von Böhmen

Fragen? - unsere FAQs antworten!

Im Heiligenlexikon suchen

Impressum - Datenschutzerklärung

Schauen Sie sich zufällige Biografien an:
Virila von Leyre
Johannikos von Serres
Albert0
Unser Reise-Blog:
 
Reisen zu den Orten, an denen die
Heiligen lebten und verehrt werden.


      Zum Schutz Ihrer Daten: mit 2 Klicks empfehlen!

Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 15.11.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München, 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Erhard Gorys: Lexikon der Heiligen. dtv, München, 1997
• Ferdinand Holböck: Die neuen Heiligen der katholischen Kirche, Band 3. Christiana, Stein am Rhein, 1994
• Otto Wimmer, Hartmann Melzer: Lexikon der Namen und Heiligen, bearb. u. erg. von Josef Gelmi. Tyrolia, Innsbruck, 1988
• https://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/agnes-von-boehmen - abgerufen am 15.11.2024
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• https://deutsch.radio.cz/heiligsprechung-der-agnes-von-boehmen-vor-35-jahren-als-vorzeichen-der-samtenen-8833873 - abgerufen am 15.11.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.