Amalie Sieveking
Gedenktag evangelisch: 1. April
Name bedeutet: von den Amalern (einem ostgotischen Adelsgeschlecht) stammend (althochdt.)
Amalie Sieveking, Tochter des Kaufmanns und Ratsherrn Heinrich Christian Sieveking und seiner Frau Karoline Louise
geborene Volkmann, wurde als 15-jährige Waise, auch drei ihrer vier Brüder starben schon früh. 1813 kam sie bei einer
Verwandten von Friedrich Gottlieb Klopstock unter und
unterrichtete deren Nichten, um sie im Glauben zu unterweisen und auf die Konfirmation vorzubereiten. Schon nach wenigen
Jahren unterrichtete sie mit anderen Hilfskräften zusammen junge Mädchen in der von ihr gegründeten Erziehungsschule,
dazu gab sie jeden Sonntagnachmittag Unterricht in einer Armenschule; zeitlebens blieb sie dieser Arbeit treu. Großen
Eindruck machte ein Besuch in der 1767 von der Herrnhuter Brüdergemeine
errichteten Siedlung Gnadau bei Magdeburg mit deren
Großem Schwesternhaus. Werke von
Thomas von Kempen und
August Hermann Francke beeinflussten ihre Frömmigkeit, die
teilweise schwärmerische Züge annahm. Andern dienend, sich selbst verzehrend
, wurde ihr Wahlspruch.
Schon als 18-jährige wollte Amalie Sieveking eine barmherzige Schwesternschaft in der evangelischen Kirche gründen, kam
aber über die Idee nicht hinaus. 1816 gründete sie mit elf weiteren Frauen eine kleine Freischule für arme Mädchen, die bis
1858 existierte. Ab 1823 befasste sie sich mit dem Plan, nach dem Vorbild der
Vinzentinerinnen einen Orden barmherziger Schwestern innerhalb der
evangelischen Kirche zu gründen. 1824 traf sie mit Johannes
Evangelista Goßner zusammen, dessen Werk sie stark beeindruckte. Als 1831 in
Hamburg eine Choleraepidemie ausbrach, fehlte es
an ausgebildeten Pflegekräften. Amalie Sieveking meldete sich als Krankenpflegerin, bald schon übertrug man ihr die Aufsicht
über die Pflegekräfte. Bei dieser Arbeit kam sie mit der tiefen Armut großer Bevölkerungsteile in Berührung und gründete
deshalb den Weiblichen Verein für Armen- und Krankenpflege
auf genossenschaftlicher Basis. Die Mitglieder wirkten aus
ihrem bürgerlichen Alltagsleben heraus durch Vermittlung von Arbeit und Bildung sowie Hilfen zur Selbsthilfe.
Amalie Sieveking gehörte zu den ersten Frauen des Bürgertums, die sich der sozialen Not in dieser Weise annahmen. Ihr
Werk wuchs schnell und wurde Vorbild für Einrichtungen zur Krankenpflege in anderen Großstädten. Neben dem Aufbau dieser
ersten Einrichtung der freien Wohlfahrtspflege verfasste sie mehrere lesenswerte Bibelauslegungen.
Theodor Fliedner wollte ihr die Leitung seines Diakonissenhauses
übertragen, Amalie verzichtete aber und schlug ihre Mitarbeiterin Karolina
Bertheau für dieses Amt vor, denn sie wollte in Hamburg die Entwicklung ihres Vereins weiter vorantreiben. 1837 konnte
mit dem Bau von Armenwohnungen begonnen werden. 1840 wurde das
Amalienstift
eingeweiht, dem ein privates
Kinderkrankenhaus angegliedert war. Zur gleichen Zeit erteilte Amalie Sieveking in einem neuen Institut für Erzieherinnen
Religionsunterricht.
In Publikationen und auf Vortragsreisen setzte Amalie Sieveking sich mit Themen der Armenfürsorge auseinander. In ihren
1855 veröffentlichten Unterhaltungen über einzelne Abschnitte der Heiligen Schrift
knüpfte sie an ihre ersten
religiösen Schriften an.
Amalie Sieveking wurde auf dem Alten Hammer Friedhof in Hamburg im Mausoleum ihrer Familie bestattet; davor ist das Grab von Johann Hinrich Wichern.
Der von Amalie Sieveking gegründete Verein für Armen- und Krankenpflege wuchs auch nach ihrem Tod weiter und besteht
seit 1978 als Amalie-Sieveking-Stiftung
. Amalie Sieveking schuf die genossenschaftlich organisierte Vereinsbasis für
weibliche Diakonie, wobei den Frauen die Leitungs-, den Männern allenfalls Beratungsfunktion zukam; sie förderte damit die
Frauen zur Übernahme kirchlicher Verantwortung.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 29.09.2024
Quellen:
•
• Gabriele Lautenschläger. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. X, Herzberg 1995
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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