Aurelianus von Arles
auch: Aurelius
französischer Name: Aurélien
Gedenktag katholisch: 16. Juni
Name bedeutet: der Goldene (latein.)
Aurelianus' Vater Sacerdos war Bischof von Lyon,
ein Verwandter von Gregor von Tours und Vertrauter von König Childebert I.
Aurelianus wurde 546 im Alter von erst 23 Jahren nach Fürsprache des Königs Erzbischof von Arles - Kathedrale war damals die
Basilika Saint-Étienne an der Stelle der heutigen
Kathedrale Saint-Trophime. Er erhielt das
Pallium und stand als päpstlicher Vikar ganz Gallien vor.
549 nahm Aurelianus am Konzil in Orange teil,
für das er Papst Vigilius um eine Stellungnahme im Dreikapitelstreit
, in dem Kaiser
Justinian I. „der Große” aus politischen Gründen vom Papst eine Öffnung
zum Monotheletismus hin verlangte. Der Papst versicherte, er werde am
rechten Glauben festhalten - was ihm als Gefangenem des Kaisers später nicht gelang - und bat Aurelianus zugleich, König
Childebert zu einer Intervention beim Gotenkönig Totila zu bewegen zugunsten der
römischen Kirche, denn Totila hatte Rom
besetzt.
Für die von Childebert gegründeten Klöster in Arles, das 547 eröffnete Mönchskloster Saints-Apôtres - an der Stelle der späteren Kirche Sainte-Croix, seit der Französischen Revolution säkularisiert - und das Nonnenkloster Sainte-Marie an heute unbekanntem Standort, verfasste Aurelianus die Regel, indem er die Regel seines Vorgängers Cäsarius ergänzte.
Bestattet wurde Aurelianus in der Apostelkirche - der heutigen Kirche St-Nizier - in Lyon. Sein Epitaph ist wie der seines Vaters erhalten.
Worte des Heiligen
Eine Reihe von Aurelianus’ Vorschriften betreffen das brüderliche Miteinander, das natürlich auch von
Menschlichkeiten nicht frei ist. In seiner Regel steht geschrieben:
Nr. 9: Ihr sollt nicht schwören; denn der Herr hat gesagt:
Ihr sollt nicht schwören
(Matthäusevangelium 5,
34). Und eine andere Schriftstelle: Ein Mann, der viel schwört, häuft Schuld auf sich, die Strafrute weicht nicht von
seinem Haus
(Jesus Sirach 23, 11).
Ihr sollt nicht lästern; denn es ist geschrieben: Und keine Lästerer werden
das Reich Gottes erben
(1. Korintherbrief 6, 10).
Nr. 10: Ihr sollt nicht lästern; denn es ist geschrieben: ‚Und keine Lästerer werden das Reich Gottes erben
Nr. 11: Es ist überhaupt nicht erlaubt zu lügen; denn ein Mund, der lügt, tötet die Seele
(Weisheit 1, 11); und ein
anderes Schriftwort lautet: Du lässt die Lügner zugrunde gehen
(Psalm 5, 7).
Nr. 12: [Der Mönch] soll keinen Zorn bis zum nächsten Tag hin hegen; wenn also aufgrund der menschlichen Gebrechlichkeit
unter den Brüdern ein heftigerer Wortwechsel entstanden ist, sollen sie sich gegenseitig um Verzeihung bitten und einander
die Schuld erlassen, wegen des Gebotes des Herrn, in dem er sagt: Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei
einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst
mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe
(Matthäusevangelium 5, 23 f.).
Und: Wenn ihr den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben
(Matthäusevangelium 6, 15). Und wiederum: Wenn er sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt und sagt: Ich will mich
ändern!, so sollst du ihm vergeben
(Lukasevangelium 17,4). Und: Ich sage nicht bis zu siebenmal, sondern bis zu
siebenundsiebzigmal
(Matthäusevangelium 18,22). Ein anderes Schriftwort lautet: Denn im Zorn tut der Mensch nicht
das, was vor Gott recht ist
(Jakobusbrief 1, 20). Und der Apostel: Die Sonne soll über eurem Zorn nicht untergehen
(Epheserbrief 4, 26).
Wenn aber – was Gott verhüte – einer unter dem Einfluss des Teufels so sehr von Wut erfüllt ist, dass er diese Gebote
hartnäckigen Herzens verachtet, und einer von denen, die in Zwietracht leben, dem anderen zuvorkommt und ihn um Verzeihung
bittet, und dieser dem Bittsteller nicht vergibt, erhalte er die gebührende Strafe, damit er sich zur Liebe bekehre. Wenn
aber beide Streithähne diese Gebote verachten, sollen beide von der Kommunion oder vom Mahl ausgeschlossen werden, bis sie
sich gegenseitig versöhnen. …
Nr. 39: Ihr sollt keinerlei Streit haben, im Gehorsam gegenüber der Vorschrift des Apostels: Ein Knecht des Herrn soll
nicht streiten, sondern freundlich sein
(2. Timotheusbrief 2, 24).
Eine zentrale Rolle im Klosterleben spielt das gemeinsame Gebet:
Nr. 31: Beim Psalmengebet sollen eure heiligen Seelen nicht geistig umherschweifen; auch sollen sie sich nicht
herausnehmen zu arbeiten oder zu reden. Vielmehr
psalliert mit Weisheit
(Psalm 96), wie der Prophet sagt: Ich will
mit Verständnis psallieren
(Psalm 100). Ferner [wie Paulus sagt]: Ich will nicht nur im Geist beten, sondern auch mit
dem Verstand
(1. Korintherbrief 14,5). Und fürchtet jenes Wort: Verflucht sei der Mensch, der der den Gottesdienst
nachlässig verrichtet
(Jeremia 48).
Quelle: S. Aureliani Regula ad monachos. In: Migne Patrologia Latina t. 68, Sp. 385 - 390; eigene Übersetzung
Zitat von Aurelianus:
Eine Hauptaufgabe eines Klostervorstehers ist es, für die Zufriedenheit der Klostermitglieder Sorge zu
tragen:
Nr. 54: Und weil durch die Gnade Gottes für euer Kloster ein angemessenes und ausreichendes Vermögen zur Verfügung
steht, ermahne und beschwöre ich euch, heiliger Bruder Abt: Ihr möget der heiligen Gemeinschaft, die auf Eingebung und Geheiß
Gottes hin gemäß unseren Anordnungen der Regel entsprechend lebt, alles in Bezug auf Kleidung und Lebensunterhalt Notwendige
hinreichend zuteilen. Wenn ihr dies vernachlässigt und jene aufgrund einer Notlage über etwas zu murren oder etwas zu
benötigen beginnen, dann sollt ihr wissen, dass ihr euch vor dem Richterstuhl Christi zusammen mit mir verantworten müsst.
Quelle: S. Aureliani Regula ad monachos. In: Migne Patrologia Latina t. 68, Sp. 398; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Schriften von Aurelianus gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Die
Kathedrale Saint-Trophime in Arles ist täglich
von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. (2024)
Die Kirche Saint-Nizier in Lyon ist täglich
außer montags geöffnet. (2024)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 29.06.2024
Quellen:
• P. Ezechiel Britschgi: Name verpflichtet. Christiana, Stein am Rhein, 1985
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart /
Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 1. Herder, Freiburg im Breisgau 1993
• http://www.patrimoine.ville-arles.fr/index.php?action=edifice&id=114 - abgerufen am 31.05.2024
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Aur%C3%A9lien_d%27Arles - abgerufen am 31.05.2024
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.