Franz Xaver Seelos
Gedenktag katholisch: 4. Oktober
nicht gebotener Gedenktag in der Stadt Füssen und im Redemptoristenorden: 5. Oktober
Name bedeutet: F: der Franke (latein.)
X: das neue Haus (nach dem Schloss Javier des Franz Xaver)
Franz Xaver Seelos war das sechste von zwölf Kindern seiner Eltern. Sein Vater Mang Seelos war Tuchmacher, ab 1830 Mesner der Kirche St. Mang in Füssen, er wohnte in einem Haus unweit des alten Klosters. Schon früh verspürte der oft kränkliche Franz Xaver den Wunsch, Priester zu werden und in die Fußspuren seines Namenspatrons Franz Xaver zu treten. Er besuchte in Augsburg das neue staatliche Gymnasium im ehemaligen Kloster an der Kirche St. Stephan, was die Stadt Füssen durch ein Stipendium ermöglichte, und ab 1839 die Universität in München zum Studium der Philosophie. Bei seinen Freunden war er als ein herzlicher, lustiger Student beliebt. 1842 kam er in Kontakt mit den Redemtporisten und interessierte sich für die Missionsarbeit in den USA. Nach einer kurzen Zeit im von Jesuiten geleiteten Priesterseminar in Dillingen schloss er sich 1843 den Redemptoristen an und ging noch im selben Jahr in die USA.
Franz Xaver Seelos kam nach Baltimore in Maryland und begann das Noviziat bei den Redemtporisten. 1844 wurde er durch den Erzbischof von Baltimore zum Priester geweiht. 1845 kam er nach Pittsburgh in Pennsylvania, wo er Johannes Nepomuk Neumann kennenlernte. Als Pfarrer seiner Gemeinde war er beliebt und arbeitete rastlos in der lärmenden, schnell wachsenden Industriestadt; die Menschen schätzten seine anschaulichen und oft humorvollen Predigten und seine leutselige Art. 1854 wurde er wieder nach Baltimore versetzt. Dort verbrachte er unzählige Stunden im Beichtstuhl, betreute verschiedene geistliche Gemeinschaften und engagierte sich bei Volksmissionen mit einem ständigen Lächeln auf den Lippen, mit einem großzügigen Herzen insbesondere gegenüber den Bedürftigen und Entwurzelten. Seine Gesundheit wurde in dieser Zeit stark angeschlagen.
Mit der Seligsprechung von Franz Xaver Seelos lehrt uns die Kirche noch einmal, dass das christliche Leben nicht als schwere Last empfunden werden soll. Es muss nicht in Traurigkeit und dunkler Askese verbracht werden. Das Leben von Pater Seelos zeigt uns, dass Heiligkeit ein Glaubensweg ist, der mit Enthusiasmus und Gelassenheit unternommen werden muss. Denn Christen leben in der Gewissheit, dass Jesus Christus durch die österlichen Geheimnisse die gesamte Menschheit und Menschheitsgeschichte erlöst hat.
Kardinal Giovanni Battista Re, Präfekt der Kongregation
für die Bischöfe, am 12. April 2000
1857 wurde Franz Xaver Seelos Pfarrer von St Peter und Paul in Cumberland in Maryland, zugleich als Präfekt des Seminars der Redemtporisten verantwortlich für die Ausbildung von mehr als 70 Seminaristen. Einen Ruf auf den Bischofsstuhl schlug er aus, da er sich intensiv und unmittelbar zu den Ratsuchenden und einfachen Leuten hingezogen fühlte. Beim Ausbruchs des Bürgerkriegs wurden 1863 neue Gesetze über den Militärdienst erlassen; Seelos ging nach Washington zu Präsident Abraham Lincoln und bat ihn, die Studenten seiner Kongregation vom Militärdienst zu befreien. Lincoln versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun, und tatsächlich mussten die Studenten nicht in den Krieg ziehen.
Nachdem Seelos beschuldigt wurde, den jungen Menschen im Redemtporistenseminar gegenüber nicht genügend auf Strenge bedacht zu sein, wurde er 1863 vom Amt des Präfekten abgesetzt und zum Missionsoberen ernannt. Er wirkte nun in mehreren Bundesstaaten als Volksmissionar mit großer Ausstrahlung nach dem Vorbild von Alfons Maria di Liguori. Sein Lebensstil und seine Sprache waren von Einfachheit geprägt, seine Predigten wurden gerne gehört und fanden auch bei Ungebildeten Verständnis. 1865 wurde er Pfarrer in Detroit in Michigan, wo seine Fürsorge besonders den Armen und Kranken galt. 1866 rief ihn seon Orden nach New Orleans zur Seelsorge an deutschen Auswanderern. Als im September 1867 das Gelbfieber in der Stadt ausbrach, war er rastlos unter den Kranken und Sterbenden. Er infizierte sich mit der Krankheit und starb im Alter von 48 Jahren.
In New Orleans bewahrt das Father Seelos
Center
sein Andenken. In Füssen ist ihm seit der Seligsprechung eine Gedenkstätte in der
Kirche St. Mang gewidmet.
Kanonisation: Franz Xaver Seelos wurde am 9. April 2000 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Worte des Seligen
Mit Vorliebe predigte Seelos über die Vergebungsbereitschaft Gottes. Dabei war seine Ansprache sehr
direkt:
Ja, meine lieben Leute, Gott ist gnädig, und seine Gnade ist, wie der Prophet sagt, über allen seinen Werken. …
O Sünder, betrachte die Gnade Gottes. Nachdem du ihn beleidigt hast, nachdem du ihn verlassen hast, nachdem du es
vorgezogen hast, dich gegen ihn zu versündigen, hat er dich doch nicht gänzlich aufgegeben, denn er spricht zu dir, er
wendet sich dir zu, er lädt dich ein zur Umkehr und bietet dir seine Gnade …
Menschen, sagt der heilige Chrysostomus, sind langsam im
Aufbauen und schnell im Abreißen. … Ganz anders ist das bei Gott: Er war sehr schnell, als er das gesamte Universum
aufbaute, und es brauchte nur ein Wort, und die Welten waren geschaffen. … Aber die gleiche Schnelligkeit des Aufbauens
finden wir bei Gott in seiner Gnade. Der heilige Daniel, der heilige
Paul, die heilige Magdalena,
der reuige Schächer am Kreuz: Nur ein Augenblick war nötig, sie zu Heiligen zu
machen und sie aus dem tiefsten Stand der Sünde und Leidenschaft in einen sehr hohen Grad der Vollkommenheit und
Heiligkeit zu heben.
Ein sehr wichtiges Thema war für Seelos das Gebet:
Als Christen sind wir verpflichtet, im Namen Jesu zu beten. … Es bedeutet, dass wir beten müssen, wie unser
Heiland an unserer Stelle gebetet hätte. Unser Heiland war es gewohnt, in der Einsamkeit zu beten, in der Wüste, auf
einem Berg, weit weg von den Menschen, während der Nacht, wenn um ihn herum alles ruhig war. …
Ist es möglich für uns, immer zu beten, dauernd in der Kirche zu sein, den Rosenkranz und andere Gebete den lieben
langen Tag zu beten? … Damit ich richtig verstanden werde, will ich hier einen Vergleich bringen. Wie das Essen die
Nahrung für den Körper ist, so ist das Gebet die Nahrung für die Seele. Wir essen jeden Tag, um unser Leben
aufrechtzuerhalten, und wir müssen täglich beten, um das Leben unserer Seele, welches die Gnade Gottes ist, zu bewahren.
Aber man isst nicht nur einmal am Tag, sondern mehrere Male, und wenn man besonders erschöpft und schwach ist, nimmt man
ein paar zusätzliche Erfrischungen zu sich. Das Gleiche gilt im Bezug auf das Gebet. Deine Seele braucht mehrmals am Tag
eine Erfrischung, und wenn du ernsthaft in Versuchung gerätst und wenn du die Schwäche des Fleisches spürst, brauchst du
umso mehr die Gnade Gottes.
Quelle: Carl W. Hoegerl, Alicia von Stamwitz: Ein fröhlicher Heiliger. Franz Xaver Seelos. Aus dem Englischen übersetzt von Hermann Wagner. Bonn 2000, S. 134 - 138
Zitat von Franz Xaver Seelos:
Am 1. Januar 1858 schreibt Pater Seelos an eine Frau, die von einem schweren Leid betroffen ist:
Liebste Dame, welchen Stab gebe ich Ihnen für die Reise auf dem engen und steilen Pfad, der zu der schmalen Pforte
führt, durch die wir in das Haus des Lebens und des Friedens eintreten? Der Stab ist nichts anderes als das heilige Kreuz,
das wir jeden Tag zu tragen haben. Es trägt uns jeden Tag, bis es uns als Brücke dient, die über den Abgrund des Todes
ins ewige Leben führt. Wenn es aussieht, als habe uns Gott verlassen, wenn wir von den anderen abgewiesen werden, wo
können wir Frieden finden, wohin sollen wir unser Haupt legen? Unser einziger Trost kommt von einem Blick auf unser
Vorbild Jesus, der ohne Trost blieb, und auf die Mutter der Schmerzen. Nur diese können uns aufrichten.
Quelle: Carl W. Hoegerl, Alicia von Stamwitz: Ein fröhlicher Heiliger. Franz Xaver Seelos. Aus dem Englischen übersetzt von Hermann Wagner. Bonn 2000, S. 126f
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Informationen über Franz Xaver Seelos und seine Seligsprechung enthält die Seite der Redemptoristen in München und die Homepage der Pfarrei St. Mang in Füssen.
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 04.11.2020
Quellen:
•
• Karlheinz Knebel: Seliger Franz Xaver Seelos aus Füssen. Katholisches Stadtpfarramt St. Mang, Füssen o.J. (2000)
• Father Byron Miller, übersetzt von Miriam Rosenthal-English: Novene zum seligen Franz Xaver Seelos. Dominus-Verlag,
Augsburg 2011
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 4. Herder, Freiburg im Breisgau 1995
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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