Ida von Toggenburg
auch: Ita, Idda, Itha, Itta, Ydda, Judith und Gutta
Gedenktag katholisch: 3. November
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Basel und St. Gallen
Name bedeutet: die Seherin (althochdt.)
Ida, Grafentochter aus Oberkirchberg bei Ulm oder aus Kirchberg im Kanton Thurgau, heiratete der Überlieferung zufolge mit 19 Jahren Heinrich von Toggenburg. Der bezichtigte sie - wie die Legende erzählt - des Ehebruchs, weil ein Rabe ihren Ehering gestohlen hatte; er stieß sie demnach 1191 von seiner Burg - der heutigen St. Iddaburg - in den Abgrund. Doch die zu Unrecht Beschuldigte blieb unversehrt und lebte von nun an als fromme Einsiedlerin in einer Höhle - oder einer verlassenen Köhlerhütte - gegenüber der damaligen Burg unterhalb des Berges Hörnli bei Fischenthal; ein Hirsch mit zwölf Lichtern im Geweih soll ihr beim Gang zur Morgenmesse stets den Weg durch den dunklen Wald geleuchtet haben.
Nach einiger Zeit fanden Bedienstete des Grafen die im Wald lebende; nach der Aussöhnung mit ihrem einstigen Peiniger lebte sie in einer ihr von diesem erbauten Klause bei der Kirche in Au, wo sie nun viele Menschen aufsuchten und Hilfe und Rat bekommen. Ab 1218 lebte sie als Inklusin beim Benediktinerinnenkloster Fischingen.
Hintergrund der Legende ist wohl eine historische Ida, möglicherweise die mit dem Freiherrn Diethelm aus dem Geschlecht der späteren Grafen von Toggenburg und nach dessen Tod um 1160 mit dessen Nachfolger Gottfried von Märstetten verheiratet war. Seit 1138 übten die Grafen von Toggenburg die Vogtei über das Kloster Fischingen aus. Das Erzählmotiv der Legende ist wie das der in Westdeutschland verbreiteten Legende der Genoveva von Brabant.
Am 3. November - daher der Gedenktag - soll Ida von ihrem Sohn nördlich der damaligen Klosterkirche in Fischingen beigesetzt worden sein. Die Verehrung ist schon vor 1410 nachweisbar. Die Legende verfasste 1481 der Humanist Albrecht von Bonstetten im Kloster in Einsiedeln im Auftrag des Abtes des Klosters in Fischingen. Bald nach ihrem Tod wurde über dem Grab in Fischingen eine Kapelle errichtet, Ida wurde als Heilige verehrt, 1496 ein Kenotaph errichtet.
1580 gründete Abt Christoph Brunner von Fischingen eine Ida-Bruderschaft zur Verbreitung des Kultes und Förderung der
Wallfahrt. Der Neubau der Klosterkirche führte 1704 zum Abbruch der alten Kapelle
und zu einem architektonisch reich gegliederten Neubau. Im selben Jahr setzte Abt Franz Troger die detaillierten
Jahreszahlen in die Legende ein. Das Kloster wurde 1848 aufgehoben, aber 1977 wiederhergestellt als Männerkloster
Unserer Lieben Frau bei der heiligen Idda
. An der Stelle der früheren
Toggenburg wurde in den 1930er-Jahren wurde eine
Kirche errichtet, nachdem der Berg seit 1861 zum Wallfahrtsort geworden war. An der
Stelle, wo Idda in die Tiefe gestürzt worden sein soll, steht eine Gedenktafel.
Kanonisation:
Idas Verehrung wurde 1724 von Papst Benedikt XIII. anerkannt.
Attribute:
Adler
Patronin
bei Leib- umnd Kopfschmerzen und Schwangerschaftsbeschwerden, für das Wiederfinden von entlaufenem Vieh
Die Ida-Legende des Albrecht von Bonstetten
Ida in der Barockkirche in Fischingen und auf St. Iddaburg
Über
St. Iddaburg, den
Wallfahrtsort zur heiligen Idda - Einst und Jetzt
informiert das
Buch von Pfarrer Anton Restle, weiland Wallfahrtspriester.
Web 3.0 - Leserkommentare:
Es ist doch immer wieder eine Überraschung gut, das Heiligenlexikon online. Die Ida-Legende, die nun eingefügt wurde, ist in weiten Zügen identisch zur Genoveva-Legende der Genoveva von Mayen. In Mayen scheint die Genoveva-Verehrung allerdings schon deutlich älter zu sein. Die Legenden sind zum Teil auch mit den Legenden der Genoveva von Paris vermengt. So etwa das Wunder mit der vom Teufel ausgeblasenen Kerze. Allerdings gibt es auch Parallelen zur heidnisch-keltischen Genoveva-Legende der britischen Inseln, in der Hirsch und Hirschkuh vorkommen, die den Lauf des Jahres darstellen (daher auch die zwölf Kerzen auf dem Geweih des Hirschen, für die zwölf Monate!) In Mayen hat man die Genoveva offiziell durch den hl. Clemens substituiert (Festtag Genoveva: 26. 11., Festtag Clemens: 23. 11.), aber die Volksseele hat die Genoveva behalten.
Wegen der (in Mayen
tradierten) Zeit von 7 Jahren in einer Höhle scheint sie auch Patronin von Eremitagen
in Höhlen gewesen zu sein, denn das Petrus-Relief
der Externsteine
zeigt eine Person mit weiblichen Zügen und einem Schlüssel (ca. 1105 entstanden, Altarweihe laut Inschrift am
Sonntag nach dem 26. 11. 1105). Ältere Zeichnungen, entstanden offenbar zu Zeiten, als das Relief noch nicht von
Neoheiden als Hades-Wächter tituliert und verehrt wurde, so dass es sehr litt, zeigen auch eine Kopfbedeckung
des Mittelalters, das Gebände
, das auch Ida auf ihrem Grab trägt. Gerade die fälschliche Beschuldigung
des Ehebruchs war Kern der Heiligmäßigkeit, weil Gott die infame Beschuldigung durch wundersame Rettung wieder
richtet. Daher wurde in der Darstellung dieses Symbol, die Haube
, worunter die Frau gekommen war, wichtig.
Mit herzlichen Grüßen aus dem tiefsten Westen
Christian Wiltsch über E-Mail, 13. Dezember 2012
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 05.03.2021
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• http://www.swp.de/ulm/lokales/alb_donau/St-Ida-gefragt-wie-eh-und-je;art4299,802500 nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 5. Herder, Freiburg im Breisgau 1996
• Michael Tilly. In: Friedrich-Wilhelm Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. II, Hamm 1990
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.