Markianos von Syrakusai
italienischer Name: Marciano
Gedenktag katholisch: 30. Oktober
14. Juni
im Erzbistum Siracusa: 14. Juni
in Gaëta: 9. Februar, 14. Juni
Gedenktag orthodox: 9. Februar, 2. Juni, 30. Oktober
Name bedeutet: dem (römischen) Kriegsgott Mars geweiht (latein.)
Markianos war der Überlieferung zufolge Schüler des Apostels Petrus, der ihn - zusammen mit Pankratius von Taormina zum Bischof weihte - und 39 oder 40 als Glaubensbote nach Syrakusai - dem heutigen Siracusa - aussandte; er wurde damit der erste Bischof von Syrakusai 1 und zugleich neben Pankratius der erste Bischof im Westen überhaupt.
Schon auf der Überfahrt interessierten sich demnach die Schiffsleute für das Evangelium und wurden bekehrt, in
Syrakusai wirkte Markianos dann so segensreich,
dass er fast Tausende getauft
habe. Als Paulus - wohl 61 - nach
Rom reiste, hatte er nach der Erzählung in der
Apostelgeschichte (28, 12) drei Tage lang Aufenthalt in Syrakusai; die Legende erzählt entsprechendes auch über
Petrus. Markianos starb demzufolge 68 als Märtyrer, weil ihn die Statthalter
Seleucus und Gordian, die Juden, die Anhänger des Montanismus sowie die Meder
2 verfolgten; er wurde in einem Boot dem Meer ausgesetzt, aber
gerettet, dann vom großen Turm am Hafen gestoßen, blieb aber unverletzt, dann ins Feuer geworfen, das durch eine Flutwelle
gelöscht wurde, schließlich nach seiner Flucht auf die Insel
Plemmirio - heute eine Halbinsel - erwürgt.
Tatsächlich gab es wohl um 255 zur Zeit des römischen Kaiser Valerian einen Bischof Markianos in Syrakusai. Schon die Acta Sanctorum nahmen zwei Bischöfe des Namens an und setzen das Todesdatum des zweiten auf 254 bis 260, also in die Verfolgungen unter Kaiser Valerian; diese Auffassung haben etliche Forscher unterstützt - auch, weil es einen in Rom verfassten Brief an den Bischof von Syrakusai gibt, allerdings ohne Nennung eines Namens.
Die erste Notiz über Markianos stammt aus einem Kontakion - einem Hymnus - aus der zweiten Hälfte 7. Jahrhundert, als
Zosimus von Syrakus Bischof war und der griechische Ritus eingeführt
wurde; Syrakusai gehörte seit 535 zum
oströmischen Reich und war 660 bis 668 sogar Regierungssitz des oströmischen Kaisers. Die Historiker setzen Markionos
heute ins 3. Jahrhundert; noch in der Lebensgeschichte von Zosimus ist keine Rede von apostolischem oder gar
petrinischem Ursprung des Bistums. Im
Martyrologium des Hieronymus gibt es für Siracusa einen
verstümmelten Eintrag Rufini et Marcie
, wobei Rufinus mit dem Bischof von
Capua identifiziert wird und die Deutung von
Marcie
auf Markianos umstritten blieb. In Schriften der Orthodoxen Kirchen
wird Markianos erstmals im 10. Jahrhundert erwähnt, so bei Simeon
Metaphrastes.
Markianos wurde in den Katakomben unter der Kirche San Giovanni bestattet, diese sind deshalb ebenso wie der Platz vor der Kirche heute auch nach ihm benannt; bei einem Einfall der Saracenen - 827/828 oder 878 - wurden die Gebeine in die Theodor-Basilika nach Patras in Sicherheit gebracht; von dort kamen sie noch vor dem 10. Jahrhundert nach Gaëta, wo sie bis heute in der Kathedrale ruhen. Eine Armreliquie war im Dom von Siracusa verblieben, diese kam im 12. Jahrhundert nach Messina. Die älteste Darstellung, ein Fresko aus dem 8. Jahrhundert, findet sich in den Katakomben unter der Basilika Santa Lucia al Sepolcro in Siracusa.
In der Orthodoxen Tradition wird Markianos auch zusammen mit anderen Bischöfen auf Sizilien am 9. Februar mit dem Namen Marcellus verehrt.
Patron von Gaëta; der Diözese Siracusa
1 ▲ Die erste Bischofskirche in Syrakusai war die heutige Kirche S. Giovanni, damals vor den Toren der Stadt; die erste Kirche an der Stelle des heutigen Domes wurde erst im 6. Jahrhundert gebaut; auch der heutige Dom enthält noch die beim Bau einbezogenen Säulen des früheren Athena-Tempels.
2 ▲ Die Meder, ein
iranischer Volksstamm, der vom 8. bis 6. Jahrhunderte weite Teile des heutigen Iran beherrschte, werden in Apostelgeschichte
2, 9 als Zeugen des Pfingstwunders genannt; gemeint sind damit wohl Nachfahren
von Juden, die nach dem Fall Jerusalems 597/586
v. Chr. in den Osten geflüchtet waren; entsprechend sind hier wohl nach der Zerstörung der Stadt durch die Römer 70 n.Chr.
in den Westen Geflüchtete gemeint.
Die Markianos-Legende trägt deutlich antisemitische Züge; in der Zeit der byzantinischen Herrschaft in
Syracusai gab es dort starke antisemitische
Strömungen.
Der
Dom in Siracusa ist täglich außer sonntags von
9 Uhr bis 17.30 Uhr, im Sommer bis 18.30 Uhr, zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt beträgt 2 €. (2017)
Die Kathedrale in Gaeta ist freitags und
samstags von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr und freitags, samstags und sonntags von 16.30 Uhr bis 18.30 Uhr geöffnet. (2022)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 30.05.2022
Quellen:
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 4. Band: M-P. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, Fortgesetzt von
J. N. Ginal, B. Schmid'sche Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1875
• https://it.wikipedia.org/wiki/Marciano_di_Siracusa - abgerufen am 30.05.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.