Ökumenisches Heiligenlexikon

Markus von Aviano

italienischer Name: Marco
Taufname: Carlo Domenico Cristofori

1 Gedenktag katholisch: 13. August
nicht gebotener Gedenktag im Erzbistum Wien und im Kapuzinerorden

Name bedeutet: dem (römischen) Kriegsgott Mars geweiht (latein.)

Ordensmann, Priester, Prediger
* 17. November 1631 in Vilotta d'Aviano in Italien
13. August 1699 in Wien in Österreich


Carlo Domenico Cristofori, drittes von elf Kindern einer Kaufmannsfamilie, kam mit zwölf Jahren ins Kolleg der Jesuiten in Gorizia. 1647 floh er von dort, um in die Türkei zu gehen und die Muslime für das Christentum zu gewinnen. Als er ausgehungert und ermüdet zurückkam, wollte er in Koper ins Kapuzinerkloster eintreten, wurde aber nach Hause geschickt. 1648 trat er in Conegliano ins Kapuzinerkloster ein und nahm den Odensnamen Markus an; 1655 wurde er in Chioggia zum Priester geweiht und wirkte dann in Venetien.

Kloster der Kapuziner in Conegliano
Kloster der Kapuziner in Conegliano

1664 erhielt Markus die Erlaubnis, als Volksprediger zu wirken, nachdem seine außerordentliche Begabung bekannt war.

Portal der Kathedrale in Altamura
Portal der Kathedrale in Altamura

1672 wurde Markus Oberer im Konvent in Belluno, 1674 im damaligen Konvent - heute eine Villa in Privatbesitz - in Oderzo. 1676 trat er als Fastenprediger in de Kathedrale in Altamura bei Bari auf. Nachdem im selben Jahr eine Nonne, die 13 Jahre lang schwer krank war, unter seiner Fürbitte gesund wurde, verbreitete sich Markus' Ruf als Wundertäter. Heilungen wurden berichtet aus vielen Orten in Venetien, so aus Vicenza, wo das Kloster der Kapuziner an der - heute abgegangenen - Kirche San Pietro in Vivarolo war, aus Brescia, wo das Kapuzinerkloster an der Kirche Sacro Cuore ist, und aus anderen Städten. In Padua, wo Markus im Kapuzinerkloster wohnte, hielt er an Hochfest „Mariä Himmelfahrt”in der Kirche des Benediktinerinnenklosters San Prosdocimo eine mitreißende Predigt, in deren Folge eine seit 13 Jahren gelähmte Nonne vollständig geheilt wurde.

Christoph Daniel Schenk: Kanzel im Münster in Konstanz. Hier predigte Markus 1681, im Jahr nach ihrer Aufstellung
Christoph Daniel Schenk: Kanzel im Münster in Konstanz. Hier predigte Markus 1681, im Jahr nach ihrer Aufstellung

Ab 1677 reiste Markus als Fasten- und Bußprediger durch Europa; täglich hielt er Predigten von rund einstündiger Dauer. Heilungen und dadurch erfolgte Bekehrungen seien so zahlreich gewesen, dass er als einer der fruchtbarsten Seelsorger seines Jahrhunderts gilt. 1680 riefen ihn die katholischen Fürsten in Süddeutschland und Österreich als Missionar zu sich; er trat in München und Salzburg auf und besuchte auch das Kloster St. Konrad in Altötting, in dem Konrad von Parzham wirkte. Im Schloss in Linz traf er zum ersten Mal mit Kaiser Leopold I. von Österreich zusammen, dem er von da an freundschaftlich verbunden blieb und als Berater diente. 1681 erhielt er vom Papst die Vollmacht, am Ende seiner Predigten den Gläubigen die päpstliche Absolution zu erteilen.

Bild im Kloster St. Konrad in Altötting
Bild im Kloster St. Konrad in Altötting

Allein in diesem Jahr reiste er von Venedig nach Ferrara, Mantua, Bergamo, Mailand, Novara, Turin und Susa, nach Chambéry, Lyon, Mâcon, Tournus, Chalon-sur-Saône, Villeneuve-St-Georges und Valenciennes in Frankreich, nach Mons, Brüssel, Maillen, Antwerpen, Gent, Lokeren, Termonde / Dendermonde, Löwen (Leuven), Namur, Lüttich (Liège) in Belgien, nach Roermond und Venlo in den Niederlanden, nach Aachen, Düsseldorf, Münster, Paderborn, Köln, Koblenz, Frankfurt am Main, Aschaffenburg, Würzburg, Neuburg an der Donau und Konstanz in Deutschland, nach Innsbruck in Österreich, in der Schweiz nach Stein am Rhein, Baden und, Muri im Aargau, Luzern, Brunnen und Altdorf am Vierwaldstätter See und zurück über Como, Bergamo und Verona nach Padua. Im Jahr darauf wurde er zum apostolischen Missionar ernannt.

Als päpstlicher Gesandter im Entsatzheer von Polenkönig Jan Sobiesky bei der Belagerung von Wien durch die Türken halfen 1683 Markus' begeisternde Predigten mit, dass die widerstrebenden christlichen Feldherren sich einigten, den Kampf gegen die Türken nach langem Zögern aufnahmen und die Stadt in der Schlacht am Kahlenberg gerettet wurde. 1An der von den Kapuzinern betreuten Wallfahrtskirche Mariahilf in Passau erinnert eine Gedenktafel daran, dass hier 1683 Kaiser Leopold I. von Österreich, geleitet vom heiligmäßigen Kapuzinerpater Marco d'Aviano, den Sieg der Christenheit über die Osmanen vor Wien erflehte. In der Folge konnte danach in fünf Feldzügen auch 1684 und 1686 Budapest, 1685 Neuhäusel - das heutige Nové Zámky - in der Slowakei, 1687 Mohács in Ungarn und 1688 Belgrad zurückerobert werden.

Denkmal, 1935, an der Kapuzinerkirche in Wien
Bild in der Kapuzinerkirche in Reggio Emilia

Schon 1684 hatte Markus den Eintritt von Venedig in die Heilige Liga mit Österreich, Polen und dem Vatikan erreicht, nun halfen auch Truppen aus Bayern, Sachsen, Franken, Schwaben, Baden und Oberhessen, auch dafür war Markus' Einsatz wesentlich. 1699 war er maßgeblich beteiligt an den Verhandlungen zum Frieden von Karlowitz - dem heutigen Sremski Karlovci in Serbien - zwischen Österreich, Venedig, Polen, Russland und dem Osmanischen Reich; dabei musste das Osmanische Reich umfangreiche Gebietsabtretungen hinnehmen, dies war der Beginn seines Zerfalls. Im selben Jahr noch versuchte Markus, den Kaiser mit dem Papst auszusöhnen, aber er starb unterdessen an völliger Auszehrung im Kloster der Kapuziner in Wien, der Überlieferung zufolge in Anwesenheit des Kaiserpaares.

Statue im Dom San Zeno in Aviano
Statue im Dom San Zeno in Aviano

Markus, der Mystiker der Tat, hinterließ spirituelle Schriften, Handschriften seiner Predigten und umfangreichen Briefwechsel mit den geistlichen und weltlichen Fürsten.

Bei Markus' Bestattung war die Menschenmenge so groß, dass Militär eingesetzt werden musste, um die Ordnung aufrechtzuerhalten.

Markus' Leichnam liegt in der Kapuzinerkirche in Wien - die über Jahrhunderte auch als Grablege des Herrscherhauses der Habsburger diente; die dorthin führende Straße ist nach Markus benannt. An der Kirche wurde 1935 auch ein Denkmal zu seinen Ehren aufgestellt. Im Jahr 2000 wurde in seinem Geburtsort Vilotta d'Aviano ein Pilgerzentrum eröffnet, das die Verehrung unterstützt.

Kanonisation: Das Verfahren zur Seligsprechung wurde 1891 eingeleitet, der Prozess begann im Jahr 1912. 250 Jahre nach dem Entsatz von Wien im Jahr 1933 wurde Markus von der vorherrschenden nationalen politischen Strömung entdeckt: Man war um ein Denkmal bemüht, die Seligsprechung sollte vorangetrieben und Markus zum Schutzpatron Österreichs ernannt werden. Aber erst am 27. April 2003, dem weißen Sonntag, erfolgte die Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II.

1 An der von den Kapuzinern betreuten Wallfahrtskirche Mariahilf in Passau erinnert eine Gedenktafel daran, dass hier 1683 Kaiser Leopold I. von Österreich, geleitet vom heiligmäßigen Kapuzinerpater Marco d'Aviano, den Sieg der Christenheit über die Osmanen vor Wien erflehte.

Pilgerzentrum Markus von Aviano

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Die Kapuzinerkirche Santissimo Redentore in Venedig ist täglich von 10.30 Uhr bis 13.30 Uhr und von 14.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 3,50 € oder mit dem Chorus-Pass, gültig für 12 kostenpflichtige Kirchen in Venedig, er kostet 12 €. (2020)
Das Kapuzinerkloster in Padua ist heute Santuario für Leopold von Castelnuovo. Es ist täglich von 8 Uhr bis 12 Uhr und von 15 Uhr bis 19 Uhr geöffnet. (2021)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 29.10.2024

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• https://austria-forum.org/af/Biographien/Marco_d%C2%B4Aviano - abgerufen am 20.07.2023
• Karl Johannes Grauer, Ernst Karl Winter, H. K. Zessner-Spitzenberg (Hg.:) Marco d'Aviano. Sein Werk und seine Zeit. Festschrift zum 250. Jahrestag der Türkenbefreiung, Wien 1933
• P. Venanzio Renier: Beato Marco, la vita, l'anima. O.O. (Pordenone), 3. Auflage 2003
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 6., Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Ulrich BrzosaDie Geschichte der katholischen Kirche in Düsseldorf: von den Anfängen bis zur Säkularisation. Böhlau Verlag, Köln - Weimar - Wien 2001, S. 260f
• https://it.wikipedia.org/wiki/Chiesa_di_San_Prosdocimo - abgerufen am 20.07.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel Markus von Aviano, aus dem Ökumenischen Heiligenlexikon - https://www.heiligenlexikon.de/BiographienM/Markus_von_Aviano.htm, abgerufen am 24. 12. 2024
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.