Oscar Romero
ganzer spanischer Name: Óscar Arnulfo Romero y Galdámez
Gedenktag katholisch: 24. März
Gedenktag evangelisch: 24. März (ELCA)
Gedenktag anglikanisch: 24. März
Name bedeutet: Gott schützt (althochdt.)
Oscar Arnulfo Romero y Galdámez wurde in einer kleinen Gebirgsstadt als Sohn eines Fernmeldearbeiters geboren und wuchs
in bescheidenen Verhältnissen auf. Im Alter von 13 Jahren kam er als Internatsschüler in das Seminar in
San Miguel, mit 20 Jahren begann er das
Theologiestudium am Priesterseminar in San
Salvador, das er an der Päpstliche Universität
Gregoriana in Rom zum Abschluss brachte; 1942 wurde er zum Priester geweiht. 1943 brach er sein Doktoratsstudium in Rom
ab, um als Priester in seiner Heimat zu wirken. Er arbeitete als Pfarrer, dann als Redakteur kirchlicher Zeitschriften und
als Generalsekretär der Nationalen Bischofskonferenz. Er war Anhänger der traditionellen kirchlichen Soziallehre, witterte
bei den Vertretern einer neuen Pastoral an der Seite der Besitzlosen Aufruhr und Marxismus
und setzte sich stattdessen
für die klassische Armenfürsorge ein, wie sie gutkatholische Wohltäter
betrieben. 1970 wurde er zum Weihbischof, 1974
zum Titularbischof der Diözese Santiago de Maria
ernannt, 1977 zum Erzbischof von San Salvador;
die reichen staatstragenden Kreise
freuten sich.
Die Politik in El Salvador war geprägt von Unterdrückung der Arbeiter, der Bauern und Teilen des
KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.
durch das Militär und die rechtsgerichteten Herrscherfamilien. Romero galt als Konservativer, der ein gutes Einvernehmen
mit der Regierung garantierte. Doch die Brutalität der Militärs und die Not der Landbevölkerung bewirkten eine deutlich
kritische Positionierung des neuen Erzbischofs. Schlüsselerlebnisse waren für Romero das im Februar 1977 von Militärs und
Sicherheitskräften verübte Massaker an Demonstranten, die sich auf der
Plaza Libertad, dem Platz der Freiheit
,
in San Salvador versammelt hatten, um gegen den Betrug bei den Präsidentschaftswahlen zu protestieren, und dann im März
1977 die Ermordung des Jesuitenpaters
Rutilio Grande García, der in
Aguilares für die Kirche der Armen arbeitete,
und zweier seiner Begleiter. Unmittelbar danach nahmen viele Menschen eine spürbare Veränderung bei Oscar Romero wahr. Er
selbst sagte später: Als ich den toten Rutilio ansah, dachte ich: Wenn sie ihn für das umgebracht haben, was er getan hat,
dann muss ich denselben Weg gehen wie er …
Er setzte sich nun eindeutig ein für die Armen, Entrechteten und
Ausgebeuteten und für Gerechtigkeit und wurde bald schon zur herausragenden Stimme der lateinamerikanischen
Befreiungstheologie. Der Apostolische Nuntius und - mit einer Ausnahme - alle Mitglieder der salvadorianischen
Bischofskonferenz stellen sich nun gegen ihn und seinen offenen Protest, denn sie wünschten keine Missklänge im Verhältnis
zum Staat und schreckten auch vor Verleumdungskampagnen nicht zurück.
In unserem Land werden die Kinder Gottes ungestraft ermordet, besonders die Armen, die Lieblinge Gottes, zu deren Gunsten wir uns in Puebla entschieden haben.
Da sich die Kirche für reale, nicht fiktive Arme einsetzt, da sie für wirklich Ausgebeutete und Unterdrückte eintritt, lebt sie in einer politischen Welt und verwirklicht sich als Kirche auch im politischen Bereich. Und wenn sie sich - wie Jesus - den Armen zuwendet, dann hat sie auch gar keine andere Wahl!
Es gibt keinen Gegensatz zwischen dem Bild Gottes und dem Menschen. Wer einen Menschen foltert, wer einen Menschen beleidigt, der beleidigt das Bild Gottes.
Beten und alles von Gott erwarten und nichts tun, das ist nicht beten. Das ist Faulheit und Entfremdung. Das ist Passivität und Anpassung. Die Zeiten sind vorbei, meine Schwestern und Brüder, wo man sagte, das sei der Wille Gottes. Viele Dinge, die geschehen, sind nicht der Wille Gottes. Wenn der Mensch von seiner Seite etwas dazu beitragen kann, um die Verhältnisse zu verbessern und wenn er Gott um Mut bittet, das zu tun, dann handelt es sich um Gebet.
Wie viel ist nötig, damit Menschen von heute, die ihr Kapital dem Menschen vorziehen, merken, dass der Mensch mehr wert ist als alle Millionen der Erde?
1980 bei der Verleihung des Ehrendoktortitels der katholischen Universität Löwen:
Es gibt viele Menschen und Christen in El Salvador, die bereit sind, ihr Leben zu geben, damit die Armen Leben haben. Darin folgen sie Christus und machen ihren Glauben an ihn sichtbar. Sie sind eingefügt in die Welt - wie er, sie werden verfolgt und bedroht - wie er, sie geben ihr Leben - wie er, und so geben sie Zeugnis vomWort des Lebens.
Romeros nun auch poltisches Engagement wurzelte in seiner liebevollen Zuwendung zu allen Menschen. Er lebte einige Zeit
im Krankenhaus, um dort todgeweihten Krebskranken ganz nahe zu sein. Nicht aus politischen Motiven, sondern aus Mitgefühl
appellierte er, sich um die Armen, die Opfer der Unterdrückung ebenso zu kümmern wie um die Kranken. Als fester Bestandteil
des Staatsapparates fungierten die rechten Todesschwadronen
zur Einschüchterung und Ermordung von Regimegegnern;
Romero besuchte die Gemeinden, Gruppen und Familien, die zur Zielscheibe dieses Staatsterrors wurden, und ließ alle
Verbrechen der Sicherheitskräfte
akribisch dokumentieren. Die Menschen im ganzen Land betrachten Romero als ihr
Sprachrohr.
Romeros durch den Rundfunksender des Bistums und auch in vielen Ländern Lateinamerikas übertragene Predigten wurden das
meisterwartete Ereignis der Woche, es gab in El Salvador kaum ein Haus, dessen Bewohner nicht ihr Radio eingeschaltet hatten,
um ihn zu hören. Er traf sich jede Woche mehrere Stunden lang mit einem Team von Priestern und Laien, um über die Situation
des Landes nachzudenken, danach brachte er diese Überlegungen in seine Predigten ein und prangerte die Verbrechen des
Militärs, der Regierung und der herrschenden Oligarchie an. Als die in
Puebla in Mexiko versammelten Bischöfe
Lateinamerikas Anfang 1979 ihre Option für die Armen
bekräftigen, war Romero einer der Wortführer. Mehrfach musste er
nach Rom reisen, um sich zu rechtfertigen. Drei
Tage vor seiner Ermordung beschlossen drei Kardinäle des Vatikan, Papst
Johannes Paul II. seine Amtsenthebung vorzuschlagen.
1978 und 1979 wurde Oscar Romero für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Zu Beginn des Jahres 1980 war das Scheitern
der nach dem Oktober-Putsch von 1979 berufenen Reform-Junta
offenkundig: sie machte Reformversprechen, doch die
blutige Unterdrückung im Dienst der Oligarchie hielt an, allein im Januar wurden bis zu 500 Todesopfer gezählt.
In seiner letzen Sonntagspredigt, am 23. März 1980, wandte Romero sich noch einmal direkt an die Angehörigen der Armee,
der Nationalgarde und der Polizei: Brüder, ihr gehört zu unserem Volk. Ihr tötet eure eigenen Brüder unter den Bauern.
Wenn ein Mensch euch befiehlt zu töten, dann muss das Gesetz Gottes mehr gelten, das da lautet: Du sollst nicht töten!
Kein Soldat ist verpflichtet, einem Befehl zu gehorchen, der gegen das Gesetz Gottes gerichtet ist. Ein unmoralisches
Gesetz verpflichtet niemanden. … Im Namen Gottes und im Namen dieses leidenden Volkes, dessen Wehklagen täglich
eindringlicher zum Himmel steigen, flehe ich Sie an, bitte Sie inständig, ersuche ich Sie im Namen Gottes: Machen Sie der
Repression ein Ende.
Am nächsten Tag sagte der Sprecher des Generalstabes des Heeres vor der Presse, der Erzbischof
habe mit seinem Aufruf ein Vergehen begangen, das ihn an den Rand des Gesetzes des Militärs bringe. Am Nachmittag desselben
Tages wurde er während der Messfeier bei der Darbietung der eucharistischenDie Eucharistie - von griechisch „ευχαριστειν, Dank sagen” - vergegenwärtigt das heilvolle Sterben Jesu Christi.
Die Römisch-Katholische, die Orthodoxe und die Anglikanische Kirche nennen diese Mahlfeier im Anschluss an 1. Korintherbrief 11, 24 Eucharistie, die Evangelischen Kirchen sprechen von „Abendmahl” im Anschluss an Markusevangelium 14, 17 und 1. Korintherbrief 11, 23.
Gaben am Altar erschossen. Seit der Ermordung von Thomas Becket im 12.
Jahrhundert war kein so hoher kirchlicher Würdenträger mehr am Altar ermordet worden.
Über 100.000 Menschen aus dem ganzen Land kamen am Palmsonntag 1980 zu Romeros Bestattung vor der Kathedrale in San Salvador. Vom gegenüber liegenden Nationalpalast kamen Scharfschützen-Angriffe, deshalb musste die Messfeier unter Massenpanik abgebrochen werden; der Tag endet mit mehr als 30 Toten und ungezählten Verletzten. Der Mord an Romero ließ den Bürgerkrieg in El Salvador wieder aufflammen, in dem die USA das Militär mit drei Milliarden Dollar förderte und der in zwölf Jahren mehr als 75.000 Todesopfer, davon 70.000 Zivilisten, kostete.
Der Bericht der Wahrheitskommission
für El Salvador, die aufgrund der Friedensvereinbarungen zwischen der
Regierung und der Befreiungsbewegung 1992 eingerichtet worden war, kam 1993 zum Ergebnis, dass der frühere Geheimdienstchef
Roberto D'Aubuisson den Befehl zur Ermordung Romeros gab und dass er den Mitgliedern seines Sicherheitsdienstes, den
berüchtigten Todesschwadronen
, genaue Anweisungen gab, wie der Mord zu organisieren und zu überwachen sei. Außerdem
habe der Oberste Gerichtshof die Auslieferung des früheren Kapitäns Alvaro Rafael Saravia, der in die Planung und Ausführung
des Mordes verwickelt war, aus den USA verhindert. So wurde nie jemand für den Mord vor Gericht gestellt. Roberto D'Aubuisson
gründete später die Partei Republikanisch-Nationalistische Allianz
, die von 1989 bis 2009 El Salvador regierte. Die
zugesagte Agrarreform ist in dieser Zeit nicht zustande gekommen, ebensowenig wurde ein Täter oder Anstifter vor Gericht
gestellt. 1 In diesen Zeiten der Globalisierung der Wirtschaft
ging es den Armen noch schlechter als zu Romeros Zeiten. 2009 kam dann erstmals ein linksgerichteter Präsident an die Macht;
bei seiner Amtseinsetzung verwies er auf Romero als Lehrer und Leitfigur
, das Parlament erklärte den 24. März zum
jährlichen Gedenktag für Romero. Auch seit 2014 und bis heute (2018) ist ein Vertreter der Linkspartei Präsident.
Romero zählt heute für die Kirche der Armen zu den gefeiertsten Gestalten der Kirche Lateinamerikas und gilt als
Heiliger des Volkes
und Schutzpatron Amerikas. Im Vatikan und für einige
Teile der Kirche in El Salvador ist er noch immer umstritten, weil er der Stärkung linksgerichteter Gruppierungen Vorschub
geleistet habe. 1995 ernannte Papst Johannes Paul II. Fernando Saénz
Lacalle, den Militärbischof der salvadorianischen Armee, zum neuen Erzbischof von
San Salvador. Die der politischen Rechten
verbundene Tageszeitung El Diario de Hoy
, kommentierte die Ernennung: Papst Johannes Paul II. hat damit der
bisherigen pastoralen Arbeit der Erzdiözese ein entschiedenes
1996
besuchte der Papst zum zweiten Mal El Salvador, das erhoffte Wort zur Würdigung der christlichen Märtyrer blieb aus.Basta
- Schluss jetzt
zugerufen.
Der KurienAls römische Kurie (von lateinisch curare = „pflegen, sich kümmern”) werden seit dem 11. Jahrhundert die Leitungs- und Verwaltungsorgane der katholischen Weltkirche in Rom genannt. Die Kurie ist für die Gesamtkirche zuständig, nicht für die Regierung des Staates Vatikan.kardinal
José Saraiva Martins, der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, führte 2008 aus, dass für
einen positiven Entscheid des Vatikan der Hass gegen den Glauben
, odium
fidei
, als treibendes Motiv hinter der Ermordung Romeros zu erkennen sein müsste. Monseñor Rafael Urrutias, der im
Auftrag der salvadorianischen Bischofskonferenz die Seligsprechung vorantreibt, erläuterte dazu: Man muss sehen:
Monseñor Romero wurde von Katholiken ermordet, von Menschen desselben Glaubens. Das ist ein Problem für
Rom, denn Märtyrer werden normalerweise nicht
von Katholiken erzeugt, sondern von anderer Seite.
L' Osservatore Romano:
Romero war
kein Intellektueller, kein Organisator, kein Reformator und schon gar kein Politiker, sondern Bischof. … Er stand zwischen zwei Extremen: den Guerilla und den Todesschwadronen der Regierung, die das ganze Volk wie in Sklaverei hielten. Romero war gegen jede Art von Gewalt, von rechts wie von links. Er wollte das Problem mit der katholischen Soziallehre lösen. Das wurde ihm von einigen auf der rechten Seite verübelt; deswegen wurde ihm vorgehalten, ein Kommunist zu sein. Andererseits war er den Guerilla-Kämpfern zu konservativ; die bezichtigten ihn des Verrats. Doch Romero hat weder sein Volk noch das Evangelium verraten, auch nicht die Kirche oder gar sein Amt.
Die salvadorianische Bischofskonferenz forderte Rom
- erfolglos - auf, zum 30. Jahrestag der Ermordung von Romero im Jahr 2010 die Seligsprechung zu verkünden. Nach der
Wahl von Papst Franziskus 2013 gab es Stimmen, die eine Ankündigung der Seligsprechung am Gedenktag 24. März erwarteten,
die aber nicht erfolgte; Franziskus erlaubte aber die Wiederaufnahme des Verfahrens, das dann 2015 zum erfolgreichen Abschluss
kam. Papst Franziskus erklärte in einem Brief zur Feier der Seligsprechung: Bis zum letzten Augenblick
habe Romero als
Kämpfer für die Rechte der Armen mit seinem Leben Zeugnis vom Glauben
gegeben und verglich ihn mit
Mose: So wie Gott einst den Mose erwählte, damit dieser das Volk in seinem Namen
führe
, stünden auch heute Hirten nach seinem Herzen
auf und setzten sich an die Spitze der Herde.
Nicht nur bei ihm in seiner Heimat, sondern auch außerhalb hat es Widerstände gegeben, auch hier bei uns [im Vatikan] … Dieser Widerstand ist geboren als Reaktion auf das, was das Zweite Vatikanische Konzil gelehrt und die lateinamerikanische Kirche sofort nach dem Konzil bekräftigt hat: Das Evangelium ist nicht indifferent. Das Evangelium ist nicht nur eine Devotion. Das Evangelium ändert die Welt und Romero hatte verstanden, dass man, um die Welt zu ändern - wie das Evangelium sagt - mit der Liebe für die Armen beginnen muss. Viele haben geglaubt, dass diese Option für die Armen eine politische Entscheidung gewesen sei, aus marxistischer Analyse heraus. Das war aber nicht so. Die Entscheidung für die Armen ist dieselbe Entscheidung, die Jesus getroffen hat.
Am Tag nach Romeros Heiligsprechung sagte der Erzbischof von
San Salvador, Jose Luis Escobar Alas anlässlich
eines Dankgottesdienstes: Ich bitte um Vergebung für jenen Teil der Kirche, der Romero schlecht behandelt und diffamiert
hat, einschließlich seiner Mitbischöfe.
Kanonisation:
Der Seligsprechungsprozess wurde 1997 eingeleitet, bald darauf aber durch den Präfekten der Glaubenskongragation,
Kardianl Ratzinger, wieder eingefroren; die genauen Hintergründe dafür sind nicht bekannt. Die Armen in Lateinamerika
verehrten Romero gleich nach seiner Ermordung wie einen Heiligen und wünschten sich dringend die Seligsprechung durch den
Papst, aber die Oberschicht in El Salvador und manche Kirchenführer in
Rom wollten diesen radikalen
Gesellschaftskritiker lieber nicht offiziell selig sprechen. Verehrt wird Oscar Romero bislang auch in der Kirche
San Bartolomeo auf der Tiberinsel in Rom, die
den Märtyrern des 20. Jahrhunderts geweiht ist und wo das messbuch gezeigt wird, das er bei seiner letzten - tödlichen -
Messe benutzte. Der Vatikan hatte 2005 die Orthodoxie der Theologie
des
Ermordeten bestätigt, eine Kommission des Vatikans überprüfte dann lange die Orthopraxis
Romeros.
Papst Franziskus setzte sich dann seit seinem Amtsantritt dann für die Kanonisierung ein. Die Seligsprechung von
Oscar Romero fand am 24. Mai 2015 unter der Teilnahme von 200 Bischöfen und 300.000
Gläubigen in San Salvador durch Kardinal Angelo
Amato im Auftrag von Papst Franziskus statt; Papst Franziskus sprach ihn am 14. Oktober 2018 auf dem
Petersplatz in Rom heilig.
1 ▲ Wenige Tage nach der Heiligsprechung Romeros erging ein Haftbefehl gegen den inzwischen 78 Jahre alten Alvaro Rafael Saravia, der in den USA lebt.
Worte des Heiligen
Am Abend des 24. März 1980 feierte Erzbischof Romero in der Kapelle des Krankenhauses der Göttlichen
Vorsehung
das Jahresgedächtnis für Frau Sara de Pinto. Dies war seine letzte Messe. In der Predigt führte er aus:
Wir haben gerade die Worte Christi gehört. Es ist zwecklos, sich selbst zu lieben, sich vor den Gefahren des
Lebens zu hüten. Die Geschichte stellt die Menschen in diese Gefahren, und wer ihnen ausweichen will, verliert sein Leben.
Wer hingegen aus Liebe zu Christus sich in den Dienst der anderen stellt, wird leben, wie das Weizenkorn, das stirbt,
aber nur dem Scheine nach. Stirbt es nicht, so bleibt es allein. Die Ernte setzt das Sterben voraus. Nur was sich auflöst,
trägt Frucht.
In diesem
Augenblick fiel der tödliche Schuss.
Das Evangelium lehrt uns, dass es dem Menschen nichts nützt, die Welt zu gewinnen, wenn er sich selbst verliert.
Dessen ungeachtet soll man trotz der Hoffnung auf ein besseres Jenseits nicht aufhören, sich um die Neugestaltung dieser
Erde zu bemühen, die für die Menschen die Vorstufe für das Leben nach dem Tod ist. Obwohl man den zeitlichen Fortschritt
vom Wachsen des Reiches Jesu Christi sorgfältig unterscheiden muss, darf man ihn nicht vernachlässigen, weil er in enger
Beziehung zum Reich Gottes steht.
Das Reich ist bereits im Keim auf der Erde gegenwärtig. Wenn der Herr kommt, wird es sich vollkommen verwirklichen.
Dies ist die Hoffnung, aus der wir Christen leben. Wir wissen, dass jedes Bemühen um eine Besserung der Gesellschaft,
besonders wenn sie so sehr wie die unsere in Ungerechtigkeit und Sünde verstrickt ist, von Gott verlangt und gesegnet wird.
Ich bitte euch, liebe Brüder und Schwestern, dies alles mit Hoffnung, Hingabe und Aufopferung im Auge zu behalten,
und das zu tun, was noch möglich ist. Wir alle können etwas tun, und sei es nur, zur Verständigung beizutragen. Diese
vorbildliche Frau, deren Jahresgedächtnis wir begehen, konnte vielleicht nicht direkt etwas tun, sie hat aber diejenigen
ermutigt, die arbeiten und kämpfen konnten.
Ihr Gebet und Verlangen nach Gerechtigkeit und Frieden sind auch nach ihrem Tod eine Botschaft für uns. Wir wissen,
dass niemand für immer stirbt und dass diejenigen, die ihre Aufgabe mit tiefem Glauben, mit Hoffnung und Liebe erfüllt
aben, die Krone erhalten werden. In diesem Sinne beten wir für Doña Sarita und für uns selbst …Die gesellschaftlich-politischen Systeme, in denen wir uns befinden, beruhen auf materialistischen Auffassungen,
die das christliche Verständnis der menschlichen Person zerstören oder verdunkeln. Für den Kapitalismus ist der Mensch
ein Objekt der Ausbeutung und ein Konsument im Dienst des Götzen Geld. Für die
nationale Sicherheit
ist er ein
Sockel, der sich immer unter den Füßen des Götzen Macht befinden muss. Für den Kommunismus in dem Sinn, den unser
christlicher Glaube nicht akzeptieren kann und der gewisse Kämpfe für die Forderungen unseres Volkes inspiriert, ist der
Mensch auch der Sklave einer materialistischen Diktatur.
Gegenüber diesen Auffassungen vom Menschen und gegenüber weiteren, die ebenso falsch sind, behauptet und verteidigt
die Kirche die von Gott geoffenbarte ewige Wahrheit: Der Mensch ist Abbild Gottes; durch das Erlösungswerk Jesu Christi
aus der Sklaverei der Sünde befreit und zur Würde eines Gotteskindes erhoben, ist er freier Herr seines Schicksals und
Erbe der ewigen Herrlichkeit Gottes.
Quelle: Oscar SA. Romero: In meiner Bedrängnis - Tagebuch eines Märtyrerbischofs 1978 - 1980, hrsg. von Emil L. Stehle. Herder, Freiburg i. B. 1993, S.335f, 26f
Zitat von Oscar Romero:
Transzendenz bedeutet nicht: zum Himmel schauen, an das ewige Leben denken und über die Probleme der
Erde hinweggehen. Vielmehr handelt es sich um eine Transzendenz, die dem menschlichen Herzen gilt. Sie bedeutet, sich
auf das Kind, auf den Armen, auf den in Lumpen Gekleideten, auf den Kranken einzulassen, in die Elendshütten und Häuser
zu gehen und mit ihnen allen zu teilen. Transzendenz bedeutet, aus der Mitte des Elends selbst diese Lage zu überschreiten,
den Menschen zu erheben, ihn voranzubringen und ihm zu sagen: Du bist kein Abfall. Du gehörst nicht an den Rand. Das
Gegenteil ist der Fall: Du hast eine große, große Bedeutung.
(23. September 1979)
Quelle: Oscar Romero - Adveniat
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Kirche San Bartolomeo all'isola in Rom ist werktags von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr und von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr, sonntags von 9.30 Uhr bis 13 Uhr geöffnet. (2017)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 14.01.2022
Quellen:
• http://www.oscar-romero-haus.de/romero.htm
• http://www.ci-romero.de/seiten/ueber/romero.html
• http://www.ila-bonn.de/artikel/233romerosarme.htm
• http://www.rbb-online.de/_/fernsehen/magazine/beitrag_druck_jsp/key=rbb_beitrag_2177280.html
• http://www.nzz.ch/nachrichten/panorama/im_volk_heisst_der_erzbischof_san_romero_1.5203174.html
• http://www.katholisches.info/2013/04/25/generalvikar-delgado-romero-nicht-politisch-instrumentalisieren/
• http://de.radiovaticana.va/news/2017/08/11/die_zwei_martyrien_des_oscar_romero/1329960
• https://www.heise.de/tp/features/Umgebracht-wird-wer-stoert-4189951.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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