Ökumenisches Heiligenlexikon

Otto I. der Große

1 Gedenktag evangelisch: 7. Mai

Name bedeutet: der Besitzer des Erbgutes (germanisch - althochdt.)

deutscher Kaiser
* 23. November 912 in Wallhausen bei Sangerhausen in Sachsen-Anhalt
7. Mai 973 in Memleben in Sachsen-Anhalt


Schloss Wallhausen heute
Schloss Wallhausen heute

Otto, Sohn von König Heinrich I. und seiner Frau Mathilde, heiratete 929 standesgemäß Editha / Edgitha - auch mit dem Beinamen die Reine genannt 1 -, die Tochter des angelsächsischen Königs Eduard des Älteren und Halbschwester König Æthelstans. Ihr Ahnherr war König Oswald, der einst im Kampf gegen die Heiden fiel und in ganz Europa verehrt wurde, ihr Großvater Ælfred wurde ob seines Sieges über die Wikinger längst der Große genannt.

Editha verschaffte dem neuen sächsischen Königshof das nötige Prestige. Die Morgengabe Magdeburg, eine wichtige abendländische Handelsstation im Osten, baute Otto zu einem bedeutenden Missionsstützpunkt bei der Eroberung slawischer Gebiete und deren Christianisierung aus. 936 wurde Otto zum König gewählt und durch Hildebert von Mainz gekrönt und gesalbt. Ottos Regierungszeit war geprägt von zahlreichen Kämpfen mit seinem Halbbruder Thankmar und seinem jüngeren Bruder Heinrich, die ihren Thronanspruch in mehreren Aufstandsbewegungen verteidigen wollten. Auch mit dem Adel und den Herzögen, so denen von Franken, Bayern und Lothringen, gab es Konflikte, weil Otto in Anknüpfung an die karolingische Herrschaftspraxis bestrebt war, die Position des Königs wieder stärker zur Geltung zu bringen. Fast die Hälfte seiner Regierungszeit war ausgefüllt mit den mühevollen Versuchen, die Macht- und Herrschaftsverhältnisse im Reich zu klären. Ab 938 folgte die Niederschlagung der Aufständischen und eine Neuordnung im Reich durch Besetzung von Schlüsselpositionen mit loyalen Familienangehörigen.

Otto (links unten) übergibt dem thronenden Christus im Beisein von Petrus (rechts unten) und anderen Heiligen den (ersten) Magdeburger Dom, Mailand (?) um 965, im Metropolitan Museum of Art in New York
Otto (links unten) übergibt dem thronenden Christus im Beisein von Petrus (rechts unten) und anderen Heiligen den (ersten) Magdeburger Dom, Mailand um 965, im Metropolitan Museum of Art in New York

Stütze seiner Herrschaft wurde für Otto nun verstärkt die Reichskirche. Durch großzügige Ausstattung der Kirche mit Gütern und Hoheitsrechten schuf er die Voraussetzung für den Reichsdienst der Bischöfe und Äbte, dem Ausbau der Hofkapelle ließ er besondere Fürsorge angedeihen. Als loyalen Bischof setzte er seinen jüngsten Bruder Brun als Erzbischof von Köln ein. Den 927 geborenen unehelichen Sohn Wilhelm machte Otto zum Erzbischof von Mainz; die Bischofskirche stand damals an der Stelle der - heute evangelischen - Kirche St. Johannis. 937 gründete Otto das Mauritius geweihte Benediktinerkloster, 955 ließ er den damaligen Dom in Magdeburg errichten - dieser erste Dom stand an der auf dem heutigen Domplatz markierten Stelle.

946 starb nach 17-jähriger Ehe Ottos Frau Editha / Edgitha. Sie hatte den etwas groben Gemahl kultiviert und ihn zu Liebe und Milde geläutert, sich um Klöster und Arme gekümmert. Nach ihrem frühen Tod schildern Legenden viele Wundertaten der Königin, die im Volk lange als heilige Edith weiterlebte. Ihre adeligen Züge erstrahlten in herrlicher Schönheit, rühmte Roswitha von Gandersheim; Dank ihres vollkommenen Wesens und Wandels war sie im eigenen Land so gepriesen, dass nach dem einmüt'gen Urteil des Volkes sie als die herrlichste galt unter sämtlichen Frauen. Im Jahr 2009 wurde im heutigen Magdeburger Dom ein Skelett entdeckt, das von Forschern als das von Editha identifiziert wurde. Otto hat dieser Frau also trotz einer weiteren Ehe noch über den Tod hinaus die Treue gehalten: er wollte bestattet sein in loco, wo Edgith liegt; jetzt ist gewiss, dass sich sein Sohn Otto II. an dieses Vermächtnis gehalten hat.

953 kam es durch einen Aufstand des ersten Sohnes Liudolf um die Frage der Thronfolge wieder zu schweren Auseinandersetzungen, die rasch um sich griffen, bis nach Sachsen ausstrahlten und erst mit den 954 wieder einsetzenden Ungarneinfällen zum Erliegen kamen.

Die kaiserliche Familie huldigt Christus. Elfenbeinplatte, Mailand (?), um 965/983, im Castello Sforzesco in Mailand
Die kaiserliche Familie huldigt Christus. Oben rechts und links jeweils ein Engel, darunter links Maria und rechts Mauritius; zu Christi Füßen das Herrscherpaar mit seinem Sohn, links Otto, der Christi Fuß küsst. Elfenbeinplatte, Mailand (?), um 965/983, im Castello Sforzesco in Mailand

Auf Bitten der Witwe des Langobardenkönigs, Adelheid, besetzte Otto 951 Oberitalien mit Pavia, befreite Adelheid aus der Gefangenschaft bei Berengar II. von Ivrea in dessen Burg Rocca di Garda am Gardasee nahe der heutigen Einsiedelei San Giorgio und heiratete sie in der Kirche San Michele Maggiore in Pavia. Der Versuch, damit auch die Krönung zum Kaiser in Rom zu erreichen, scheiterte an den Machtverhältnissen in Rom. 955 schlug Otto mit Unterstützung von Bischof Ulrich auf dem Lechfeld bei Augsburg 2 die angreifenden Ungarn vernichtend mit der Kraft der vereinten deutschen Stämme; dabei habe er die heilige Lanze, in deren Spitze wenigstens ein Nagel des Kreuzes von Jesus Christus eingelassen war, mit sich geführt. Ottos Anhänger sollen ihn an Ort und Stelle zum magnus imperator ausgerufen haben, zum großen Feldherrn und Gebieter. Zwei Monate später wurden die Slawen an der Recknitz besiegt: Otto war nun unbestritten mächtiger als alle anderen Fürsten in Europa und galt als Retter der Christenheit. Bereits vor der Ungarnschlacht hatte Otto dem Tagesheiligen Laurentius die Gründung eines Bistums in Merseburg gelobt; nach dem Sieg über die Ungarn war der Weg zur Missionierung und Herrschaft im Osten geebnet.

Buchmalerei: Ottos als Sieger über Berengar II., um 1200, Manuscriptum Mediolanense
Buchmalerei: Ottos als Sieger über Berengar II., um 1200, Manuscriptum Mediolanense

961 folgte Ottos zweiter Italienfeldzug, weil Papst Johannes XII. - nach Robert Bellarmin von allen Päpsten fast der schlechteste - gegen Berengar II. um Schutz nachsuchte; nachdem so die Herrschaft auch in Italien gesichert war, erfolgte 962 die Kaiserkrönung durch Johannes XII. in Rom; im Gegenzug bestätigte Otto Besitzungen und Rechte der römischen Kirche.

Otto führte nun auch den Titel Stellvertreter Christi - diesen Titel benützten in der Folge seine Römisch-Deutschen Kaisernachfolger ebenfalls; die Päpste übernahmen ihn dann ab dem zwölften Jahrhundert. Die Salbung als Teil der Krönungs-Zeremonie verdeutlichte den sakralen, priesterlichen Charakter des Kaisertums. Die Sicherung der Herrschaft in Italien nahm Otto so in Anspruch, dass er erst 965 nach Deutschland zurückkehrte.

Ottos Reich
Ottos Reich Foto: Captain Blood

Ein Hilferuf von Papst Johannes XIII., der sich von den Byzantinern in Süditalien bedroht sah, war Anlass für Ottos dritten Italienzug, der von 966 bis 972 dauerte. Es kam zu einer Neuauflage der Rivalität und des Zweikaiser-Problems, um deren Beilegung sich Otto vergeblich bemühte. Demonstrativ ließ er deshalb an Weihnachten 967 seinen Sohn Otto II. nach byzantinischem Vorbild zum Mitkaiser krönen; als Geste der Aussöhnung diente auch die Heirat des Thronfolgers mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu.

Statue, um 1250, im Dom in Meißen
Statue, um 1250, im Dom in Meißen

Mit Unterstützung von Papst Johannes XIII. gelang Otto nun die Verwirklichung seines Missionsplans in den unterworfenen slawischen Gebieten. 967 wurde auf einer SynodeSynode (altgriech. für „Zusammenkunft”) bezeichnet eine Versammlung in kirchlichen Angelegenheiten. In der alten Kirche wurden „Konzil” und „Synode” synonym gebraucht. In der römisch-katholischen Kirche sind Synoden Bischofsversammlungen zu bestimmten Themen, aber mit geringerem Rang als Konzile. In evangelischen Kirchen werden nur die altkirchlichen Versammlungen als Konzile, die neuzeitlichen Versammlungen als Synode bezeichnet. in Ravenna die Gründung des Erzbistums Magdeburg beschlossen, dem neben dem 948 - oder 965 - gegründeten, aber schon 983 nach einem Aufstand der WendenDie Wenden sind die Westslawen, die vom 7. Jahrhundert an große Teile Nord- und Ostdeutschlands bewohnten. Höhepunkt ihrer Geschichte war die Staatsbildung der Abodriten im heutigen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg im 11. Jahrhundert. Sie kämpften gegen Dänen und Deutsche um die Vorherrschaft im südlichen Ostseeraum. Durch die fränkische Kolonisation des Ostens ab dem 11. Jahrhundert verloren sie ihre Herrschaft und es kam zur Verschmelzung mit den zugewanderten deutschen Siedlern. wieder untergegangenen Bistum Brandenburg an der Havel und dem 946/948 gegründeten Bistum Havelberg.

Auch die zur Sicherung der Ostgrenzen 968 errichteten Bistümer Merseburg, Meißen und Zeitz - 1028 nach Naumburg verlegt - wurden dem Erzbistum Magdeburg zugeordnet. Magdeburg wurde zur Metropolie, die auch Rom des Ostens genannt wurde.

Dom St. Peter und Paul in Zeitz
Dom St. Peter und Paul in Zeitz

Ottos Ziel war die Schaffung des Heiligen Römischen Reiches, ein Europa unter dem Zeichen des Kreuzes. Kolonisation und Mission gingen Hand in Hand. Er belehnte die Bischöfe, die ihn bei dieser Aufgabe tatkräftig unterstützten, mit großen Besitztümern, forderte von ihnen aber auch höhere Abgaben und mehr Soldaten für das kaiserliche Heer als von weltlichen Herzögen. Damit verhalf er der Kirche zu wirtschaftlicher und militärischer Macht und band sie in das Staatsgefüge ein.

Mit der Rückkehr aus Italien hatte Otto 972 den Höhepunkt seiner Macht erreicht. Ein 973, kurz vor seinem Tode, in der 919 gegründeten Reichspflaz in Quedlinburg abgehaltener Hoftag - das Eingangstor zum Querhaus von deren Monumentalkirche ist erhalten - pries den Kaiser als Haupt der Welt, geehrt durch Gesandte aus nahezu allen Teilen der damals bekannten Welt. Sein auf den Akt der Salbung gegründetes Königtum wurde zum Vorbild der christlichen Monarchien des Mittelalters. Wegen der Erneuerung des abendländischen Kaisertums, das fortan mit dem deutschen Königtum verbunden blieb, belegte ihn Bischof Otto von Freising mit dem Beinamen der Große.

Ottos Sarkophag, 973, im Dom in Magdeburg
Ottos Sarkophag, 973, im Dom in Magdeburg

Otto starb in der damaligen Kaiserpfalz in Memleben und wurde in seinem damaligen Dom in Magdeburg bestattet, wo schon Editha ihr Grab hatte. Heute sind ihre Sarkophage im neuen Dom.

1 Editha war möglicherweise nicht Ottos erste Frau. Überlieferungen berichten von einer ersten Ehe mit einer Slawenprinzessin aus der Brandenburg - die Burg stand an der Stelle des heutigen Domes; diese wurde von Ottos Vater Heinrich seinem Sohn aus politischen Gründen anverlobte. Auch der Name dieser Heidin ist nicht bekannt, sehr unsichere Quellen sprechen von Dragomira. Zumindest soll der Sohn, der dieser Verbindung entstammte, der 968 verstorbene Erzbischof Wilhelm von Mainz gewesen sein. 930, im Jahr nach der Niederringung der Brandenburg, als die Liaison politisch wertlos wurde, hat man die Frau demnach in ein Kloster gegeben, wo sie namen- und gedenkenlos verstarb.

2 Das Lechfeld erstreckt sich südlich von Augsburg. In seinem Zentrum wurde 2009 im Ort Königsbrunn der 955 – Informations- und Präsentationspavillon eröffnet, der mit einem Diorama mit über 12.000 Zinnfiguren den Kampfverlauf nachstellt.

Catholic Encyclopedia

Ottos Dokument über die Privilegien für St. Peter gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia, dort gibt es auch die Erlasse der Synode von Ingelheim.

Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon

Der 955 – Informations- und Präsentationspavillon in Königsbrunn bei Augsburg ist dienstags, donnerstags und freitag von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr und von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr geöffnet - freitags nur vormittags -, zudem samstags und sonntags von 14 Uhr bis 15 Uhr; samstags und sonntags finden um 15 Uhr und um 16 Uhr Führungen statt; der Eintritt ist frei, die Führungen kosten 3 €. (2020)
Der Dom in Magdeburg ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)
Der Dom in Brandenburg an der Havel ist täglich von 10 Uhr bis 17 Uhr - von November bis März nur von 11 Uhr bis 16 Uhr - geöffnet. (2023)
Der Dom St. Marien in Havelberg ist von April bis Oktober täglich außer montags von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)
Der Dom in Meißen ist täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr - von November bis März nur bis 16 Uhr - geöffnet, der Eintritt beträgt 6 €. (2023)
Der Dom in Merseburg ist von April bis Oktober täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 9,50 €. (2023)
Der Dom St. Peter und Paul in Zeitz ist von Ostern bis Ende Oktober täglich außer montags von 14 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. (2023)
Das unmittelbar nach Otto Tod an der Kaiserpflaz gegründete Kloster in Memleben ist heute Museum, es kann täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr - von November bis Mitte März nur bis 16 Uhr und nur die Außenanlagen - besichtigt werden, der Eintritt beträgt 8,90 €. (2024)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 24.09.2024

Quellen:
• http://www.glaubenszeugen.de/kalender/o/kalo018.htm - abgerufen am 18.10.2023
• https://www.milanocastello.it/it/content/il-cortile-della-rocchetta - abgerufen am 18.10.2023
• K.K. Bajun vom Preußischen Landboten in Plaue an der Havel, E-Mail vom 18. März 2006
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler, Stuttgart / Weimar 2000
• Willi Winkler: Heidenjagd auf dem Lechfeld. Süddeutsche Zeitung, 1. September 2007
• https://de.wikipedia.org/wiki/Heilige_Lanze - abgerufen am 18.10.2023
• http://www.rp-online.de/public/article/aktuelles/politik/ausland/517471 nicht mehr erreichbar
• http://www.abendblatt.de/daten/2009/01/29/1028348.html nicht mehr erreichbar
• https://www.welt.de/kultur/article8073340/Forscher-identifizieren-Gebeine-von-Koenigin-Editha.html - abgerufen am 18.10.2023

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.