Petrus Chrysologus
Gedenktag katholisch: 30. Juli
nicht gebotener Gedenktag
gebotener Gedenktag im Erzbistum Bologna
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.
4. Dezember, Todestag: 2. Dezember
Gedenktag orthodox: 3. Dezember
Name bedeutet: P: der Fels (griech. - latein.)
C: das goldene Wort (griech. - latein.)
Petrus Chrysologus, in seiner Heimatstadt
zum Priester geweiht, war Erzdiakon an der Kathedrale in Imola; die Kathedrale war dort damals die
Kirche San Lorenzo. Petrus wurde 424 (oder 429)
vom römischen Bischof Coelestin I. zum Bischof geweiht und 431 als Metropolit
von Ravenna eingesetzt, das während seiner
Amtszeit Hauptstadt des Weströmischen Reiches war und unter ihm Erzbistum wurde. Er war eng mit Papst
Leo dem Großen befreundet, auch am kaiserlichen Hof hatte er großen
Einfluss. Petrus war ein großer Prediger, gleichermaßen gelehrt und volkstümlich, eine Tatsache, der er seinen Ehrennamen
Chrysologus
, Goldredner
, verdankt. Er bemühte sich, nie länger als 15 Minuten zu reden; 183 seiner Predigten
sind noch erhalten; sie enthalten Auslegungen neutestamentlicher Texte und von Psalmen, Erläuterungen zu den Festen des
Kirchenjahres, zur Unterweisung der Taufbewerber und über Heilige. An heißen Sommertagen machte er Predigtferien
.
Als Petrus den Tod nahen spürte, begab er sich zum Sterben wieder in seinen Geburtsort. Sein Grab ist in der Krypta der heutigen Kathedrale in Imola.
Den Beinamen Chrysologus
erhielt Petrus erstmals im Päpstebuch des 9. Jahrhunderts, er erinnert an
Johannes „Chrysostomus”. Papst Benedikt XIII. verlieh Petrus 1729
den Ehrentitel Kirchenlehrer.
Patron von Imola; gegen Fieber und Tollwut
Worte des Heiligen
Die Gegenwart Christi in seiner Kirche:
Er stieg
, heißt es, in ein Schiff
(Matthäusevangelium 8, 23). Christus besteigt das Schiff seiner
Kirche, um für alle Zeiten die Wogen der Welt zu besänftigen; denn er will die, die an ihn glauben, in ruhiger Fahrt zum
himmlischen Vaterland führen, er will die, die er zu Schicksalsgefährten seiner Menschheit gemacht hat, zu Mitbürgern
seiner Stadt machen. Christus bedarf also nicht des Schiffes, sondern das Schiff bedarf Christi, denn ohne den
himmlischen Steuermann könnte das Schiff der Kirche auf der Fahrt durch das Meer der Welt in so bedrohlicher und großer
Gefahr nicht in den Hafen des Himmels gelangen.
Das rechte Fasten:
Die Enthaltsamkeit ist die erste Arznei des Menschen; doch zur vollen Heilung bedarf es noch der Aufwendungen
der Barmherzigkeit. Die Enthaltsamkeit löscht das Fieber; aber die durch den lang währenden Fieberbrand ausgetrocknet
sind, können nur dann zur vollständigen Gesundheit zurückkehren, wenn sie reichlich mit Salböl eingerieben, mit
wohltuenden Linderungsmitteln erfrischt und mit einem [gewissen] Aufwand an Medizin behandelt werden.
So ist es [auch] mit dem Fasten: Zwar beseitigt es die Krankheit der Laster, zwar schneidet es die Leidenschaften
des Fleisches aus, entfernt es die Ursachen sittlichen Versagens, aber es vermag ohne das Öl der Barmherzigkeit, ohne
das Ausströmen der Barmherzigkeit, ohne die Aufwendung von Almosen doch nicht die volle Gesundheit des Geistes
wiederherzustellen.
Das Fasten heilt die Wunden der Sünden; aber die Narben der Wunden werden erst durch die Barmherzigkeit vollständig
gereinigt, wie der Herr sagt: Gebt Almosen und seht: alles ist euch rein
(vgl. Lukasevangelium 11, 41). Das
Fasten ist ein einzigartiges Mittel, die Laster auszurotten, die Wurzeln unsittlichen Handelns auszureißen, es bestellt
den Acker des Geistes und des Leibes, damit er gute Früchte hervorbringen kann; aber wenn es nicht ein Fundament für die
Barmherzigkeit legt, dann gleicht der Eifer des Fastenden nur dem eines [schwachen] Greises.
Das Fasten ist eine Opfergabe der Heiligkeit, ein Opfer der Keuschheit; aber ohne den Weihrauch der Barmherzigkeit
kann es nicht als angenehmer Wohlgeruch zum Angesicht Gottes aufsteigen. Was die Seele für den Leib, das ist bekanntlich
die Barmherzigkeit für das Fasten. Wenn das Fasten aus der Barmherzigkeit lebt, dann schenkt es dem Fastenden Leben.
Das Fasten, ein Schiff, beladen mit sittlichen Werten, bringt für das Leben Gewinn, führt den Lohn des Heils herbei.
Aber wer hinausfährt auf das weite Meer des Fleisches, wer die Fluten der Laster durchschneidet, wer über die Klippen
unsittlichen Handelns fährt, wer an den Gestaden der Leidenschaften vorüberfährt, der kann kein sittlich wertvolles
Leben führen, der kann auch keinen Lohn dafür empfangen, wenn er nicht unverzüglich einläuft in den Hafen der barmherzigen
Liebe. Wer sich bewusst ist, dass dieses sein Leben auf schlüpfrigem Grund steht, wer erkennt, dass er den Weg des
Fleisches geht und dabei zu Fall kommt, wer wahrnimmt, dass er dem Ansturm der Unwissenheit, den Fallstricken der
Nachlässigkeit unterlegen ist: der soll das Fasten einhalten, aber so, dass er dabei die Barmherzigkeit nicht aufgibt.
Das Fasten öffnet uns den Himmel, das Fasten gewährt uns den Eintritt zu Gott! Aber nur dann, wenn uns als Anwalt
für unsere Angelegenheiten die Barmherzigkeit zur Seite steht, können wir der Vergebung sicher sein, wir, die wir ja
unserer Unschuld nicht gewiss sind, wie der Herr sagt: Ein Gericht ohne Barmherzigkeit erwartet den, der nicht
Barmherzigkeit geübt hat
(Jakobusbrief 2, 13). …
Mensch! Gib also Gott, was ER will, wenn du willst, dass Gott dir gebe, was DU willst! …
Brüder! Unser Fasten sei eine Wonne für den Armen, damit unser zeitliches Fasten sich für uns in ewige Wonne wandeln
kann! Mensch, du gibst dir, wenn du dem Armen gibst; denn was du dem Armen nicht gibst, wird ein anderer einheimsen; du
wirst nur das besitzen, was du dem Armen gibst!
Die Würde des Menschen:
Du Mensch, warum missachtest du dich so sehr, da du doch für Gott so kostbar bist? Da Gott dich so hoch ehrt,
warum entehrst du dich so sehr? Warum suchst du nach dem, woraus du geschaffen bist, und nicht nach dem, wofür du
geschaffen bist? Ist nicht dieses ganze Haus der Welt, das du siehst, für dich gemacht? Das Licht dringt in dich ein
und vertreibt die Finsternis, die dich umgibt. Für dein Wohl wurde die Nacht eingeführt, für dich der Tag abgemessen.
Für dich wurde der Himmel mit den vielfältigen Strahlen von Sonne, Mond und Sternen erhellt; für dich die Erde mit Blumen,
Bäumen und Früchten ausgemalt. Für dich wurde eine erstaunliche Menge von Lebewesen geschaffen: in der Luft, auf den
Feldern und im Wasser, damit nicht traurige Einsamkeit die Freude an der neu geschaffenen Welt zerstöre.
Noch etwas denkt sich der Schöpfer zusätzlich zu deiner Ehre aus: Er macht dich zum Träger seines Bildes. Dieses
sichtbare Ebenbild sollte auf der Erde den unsichtbaren Schöpfer gegenwärtig machen. Dir übergab er die Verwaltung der
irdischen Güter, damit ein so weiter Besitz einen Statthalter des Herrn habe. Was Gott in dir erschaffen hatte, das
nahm er gütig an. Er wollte in Wahrheit in einem Menschen erkannt werden, nachdem er vorher in ihm gleichsam wie in
einem Bilde gesehen worden war. Und er bewirkte, dass ein Mensch im eigentlichen Sinn des Wortes Gott war, nachdem der
Mensch es vorher nur in der Ähnlichkeit sein durfte.
So wird denn Christus geboren, um durch seine Geburt die verderbte Natur wiederherzustellen. Er wird ein Kind, lässt
sich nähren und durchläuft alle Lebensalter, um das eine, vollkommene, bleibende Alter, das er selbst geschaffen hat,
zu erneuern. Er trägt den Menschen, damit der Mensch nicht wieder fallen kann. Den er irdisch geschaffen hat, dem schenkt
er überirdisches Leben; den er durch menschlichen Geist belebt hatte, dem schenkt er das Leben des göttlichen Geistes.
So erhebt er ihn ganz zu Gott, um nichts in ihm zurückzulassen, was der Sünde, dem Tod, der Mühsal, dem Schmerz und der
Erde gehört. Das gewährt uns unser Herr Jesus Christus, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dem Vater lebt und
herrscht jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.
Quelle: Petrus Chrysologus: Sermo 50. In: Patrologie Latina 52, Sp. 346 = Bibliothek der Kirchenväter
2, 43, S. 116
Petrus Chrysologus: Sermo 41. In: Patrologie Latina 52, Sp. 316 = Bibliothek der Kirchenväter 2, 43, S. 327 - 329;
bearbeitet
Petrus Chrysologus: Sermo 148. In: Patrologie Latina 52, Sp. 596ff; zitiert nach Monastisches Lektionar zum 30. Juli
Zitate von Petrus Chrysologus
:
Wir müssen uns ebenso hüten, anderen Ärgernis zu geben, als auch uns selbst nicht dadurch verführen
zu lassen, wenn ein anderer uns ein Ärgernis bereitet. Das Ärgernis täuscht die Sinne, verwirrt den Geist, trübt die
Reinheit der Erkenntnis.
Was er kann, zeigt der Steuermann nicht bei schönem Wetter, sondern in Sturm und Ungewitter.
Wenn wir nichts geben, sollen wir uns nicht beklagen, dass wir nichts empfangen.
Quelle: https://www.aphorismen.de/suche?f_autor=2958_Petrus++Chrysologus
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Ausgewählte Predigten gibt es auf Deutsch in der Bibliothek der Kirchenväter der Université Fribourg.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die Kathedrale in Ravenna ist täglich von 7 Uhr bis 12 Uhr und von 14.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2020)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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- zuletzt aktualisiert am 13.11.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.