Prosper von Aquitanien
Beiname: Tiro
Gedenktag katholisch: 25. Juni
Gedenktag evangelisch: 25. Juni
Name bedeutet: P: der Begünstigte (latein.)
T: der Lehrling (nach Ciceros gelehrtem Freigelassenen, latein.)
Der klassisch gebildete Prosper siedelte nach den Germaneneinfällen nach Marseille über, wo er Laienbruder im damaligen
Kloster Saint-Victor wurde. Er hatte auch eine
solide theologische Bildung und wandte sich in den Diskussionen um den Semi-Pelagianismus
428 brieflich an Augustinus, der ihm seine Gnadenlehre in den Schriften
De praedestinatione sanctorum
, Von der Vorherbestimmung für die Heiligen
, und De dono perseverantiae
,
Über das Geschenk der Geduld
erläuterte. 431 reiste er zu Papst Coelestin
I. nach Rom, um von diesem eine
Verurteilung der auch in Klöstern der Provence
vertretenen Irrlehre zu erreichen; der schrieb tatsächlich an die gallischen Bischöfe. Zurück in Marseille kämpfte
er weiter gegen den Semi-Pelagianismus. Um 440 ging er nach Johannes
Cassianus' Tod als persönlicher Berater von Papst Leo I. wieder
nach Rom und half diesem 449 bei der Ausarbeitung des berühmten Tomus ad Flavianum
, des Lehrbriefs an
Flavian von Konstantinopel
. 455 nahm Prosper an den
Verhandlungen um den Termin des Osterfestes teil, kurz danach starb er.
Neben Prospers Schriften, darunter die Epitoma chronica
, die Zusammenfassende Chronik
von der Schöpfung bis
zum Jahr 378 mit Ergänzungen bis zum Jahr 455, sind auch manche seiner Gedichte erhalten.
Das Kloster Saint-Victor in Marseille wurde 1739 auf Anordnung von Papst Clemens XII. aufgehoben. In der Französischen Revolution wurden 1794 das Kloster und die Kirche samt Krypta ausgeraubt, die Reliquien, Gold und Silber entwendet und die Gebäude in ein Strohlager und ein Gefängnis umgewandelt. Die Kirche wurde 1804 Pfarrkirche. 1963 begannen die Stadt Marseille und das Kulturministerium mit einer vollständigen Renovierung von Kirche und Krypta.
Schriften von Prosper und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Patron der Dichter
Das Kloster Saint-Victor in Marseille ist täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Der Eintritt in die unbedingt sehenswerte Krypta beträgt 2 €. (2024)
Worte des Heiligen
Gegenüber der Lehre des Augustinus vom eingeschränkten
Heilswillen Gottes war Prosper Tiro
später überzeugt, dass allen Völkern und Menschen das Heil Gottes angeboten werde.
Er schreibt:
Wer zu Gott kommt, wer sich auf ihn stützt mit dem Verlangen, gerettet zu werden, der wird auch gerettet. Die
göttliche Inspiration bewirkt in ihm diese Sehnsucht nach Heil. Erleuchtet durch den, der ihn ruft, erkennt er die Wahrheit.
Er ist wirklich der Sohn der Verheißung, der Lohn des Glaubens, der geistige Nachkomme Abrahams, er gehört zum
auserwählten Geschlecht, zur königlichen Priesterschaft
(1. Petrusbrief 2, 9), seit langem ausersehen und zum ewigen
Leben bestimmt.
Durch die Vermittlung Jesajas lässt Gott uns seine Gnade erkennen, die aus
jedem Menschen eine neue Schöpfung macht: Seht her, nun mache ich etwas Neues, schon kommt es zum Vorschein, merkt ihr
es nicht? Ja, ich lege einen Weg an durch die Wüste und lasse in der Steppe Wasser fließen … um mein Volk, mein
erwähltes, zu tränken. Das Volk, das ich mir erschaffen habe, wird meinen Ruhm verkünden
(Jesaja 43, 19 – 21). Und
an anderer Stelle: Vor mir wird jedes Knie sich beugen, und jede Zunge wird bei mir schwören
(Jesaja 45, 23).
Es ist unmöglich, dass all das nicht eintritt, denn Gottes Vorsehung geht nie in die Irre; seine Pläne ändern sich
nicht; sein Wille handelt, und seine Verheißungen treffen zu. Es werden also alle, die mit diesen Worten gemeint sind,
gerettet. Gott legt ihnen seine Gebote ins Gewissen und schreibt sein Gesetz mit dem Finger in ihr Herz (Römerbrief 2, 15).
Sie kommen nicht über den Umweg menschlicher Lehre zur Erkenntnis Gottes, sondern durch die Wegweisung des höchsten Herrn:
So ist weder der etwas, der pflanzt, noch der, der begießt, sondern nur Gott, der wachsen lässt
(1. Korintherbrief
3, 7) …
Allen wird ein neues Herz geschenkt, ein gesundes Urteil und auch ein ehrlicher Wille. Bei all diesen Menschen lässt
Gott Furcht aufkeimen, damit sie seine Gebote zu Kenntnis nehmen … Sie feiern die Kraft seiner Barmherzigkeit und
die Wunder, die sie vollbracht hat: denn Gott hat sie erwählt, er hat sie zu seinen Söhnen gemacht, den Erben des neuen
Bundes.Der Ausdruck
Volk Gottes
muss [deshalb] in seiner ganzen Weite gesehen werden. Und obwohl die meisten
Menschen die Gnade des Retters zurückweisen oder missachten, so ist doch mit dem Ausdruck erwählt
und
vorherbestimmt
die Gesamtheit gemeint … Der Apostel Paulus sagt auch: Wir verkünden
Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit … aber Gottes Kraft und
Weisheit
(1. Korintherbrief 1, 23 f.). Christus wäre also für die gleichen Menschen, in deren Augen er Ärgernis
und Torheit
ist, Gottes Kraft
und Weisheit
? Da die einen um ihres Glaubens willen gerettet werden, andere
aber in ihrer Gottlosigkeit verstockt werden, fasste der Apostel Gläubige und Ungläubige mit dem Überbegriff Berufene
zusammen.
Quelle: Prosper Aquitanus, De vocatione gentium, 1, 9. kirchlich.net/pages/posts/hl.-prosper-von-aquitanien2077.php, abgerufen am 24.09.2019
Zitat von Prosper Tiro
:
In einem Brief an (Tyrannus) Rufinus, der Prospers
ersten Schaffensperiode angehört, bekräftigt er sein Hauptanliegen: die Vermittlung der
augustinischen Gnadenlehre:
Man soll die menschliche Gebrechlichkeit anerkennen wie auch die im ersten Menschen geschädigte Nachfolge aller
Generationen; und wenn Tote lebendig gemacht werden, wenn Blinde das Augenlicht bekommen, wenn Böse gerechtfertigt werden,
dann soll man Jesus Christus als sein Leben, sein Licht und seine Gerechtigkeit bekennen; und
wer sich rühme, rühme
sich im Herrn
(1. Korintherbrief 1, 31), nicht in sich: denn als er böse, blind und tot war, empfing er von seinem
Befreier sowohl die Gerechtigkeit, wie das Licht und das Leben. Es ist nämlich nicht so, dass er gerecht handelte und
[dann von Gott] seine Gerechtigkeit vermehrt wurde; es ist auch nicht so, dass er auf dem Weg zu Gott war und [von Gott]
sein Weg bestätigt und bekräftigt wurde; auch nicht so, dass er Gott liebte und seine Liebe noch mehr entflammt wurde;
sondern vielmehr so, dass er, als er ohne Glauben war und darum böse, den Geist des Glaubens empfing und so gerecht gemacht
wurde: der Gerechte lebt aber aus dem Glauben
(Römerbrief 1, 17), und ohne Glauben kann niemand Gott gefallen
(Hebräerbrief 11, 6) und alles, was nicht aus Glaube geschieht, ist Sünde
(Römerbrief 14, 23); man soll also einsehen,
dass die Gerechtigkeit der Ungläubigen keine [wahre] Gerechtigkeit ist, weil die Natur ohne die Gnade beschmutzt ist.
Quelle: Migne Patrologia Latina 51, Sp. 81f., eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das Kloster Saint-Victor in Marseille ist täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Der Eintritt in die unbedingt sehenswerte Krypta beträgt 2 €. (2024)
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 12.05.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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