Severin von Norikum
Gedenktag katholisch: 8. Januar
nicht gebotener Gedenktag im deutschen Sprachgebiet
gebotener Gedenktag im Bistum Passau, im Erzbistum Wien und im Bistum Sankt Pölten
Diözesankalender Graz-Seckau, Linz, Salzburg und Eichstätt
Übertragung der Gebeine nach Neapel: 20 Oktober
Name bedeutet: der Strenge (latein.)
Severin - möglicherweise der von Bischof Ennodius von Pavia erwähnte, aus höchsten italienischen Kreisen stammende Severinus, nach mancher Überlieferung ursprünglich aus Nordafrika stammend - begann nach dem Tode des Hunnenkönigs Attila 453 und dem Zusammenbruch seines Reiches ab etwa 460 in das von den Rugiern - die Anhänger des Arianismus waren - bedrängte Gebiet von Noricum zu gehen, um der dort noch ansässigen christlich-römischen Bevölkerung gegen die aus dem Osten und Norden andrängenden Germanenvölker zu helfen.
Severin wirkte der Donau entlang bis nach Quintanis - das heutige Künzing in Niederbayern, wo er der Überlieferung zufolge den toten Priester Silvinus, wieder zum Leben erweckte, und die Salzach hinauf bis zum Römerkastell Cucullis - dem heutigen Kuchl bei Salzburg -, wo er die bereits bestehende Christengemeinde in deren Kirche auf dem Georgenberg besuchte, weil ein Ältester der Gemeinde ihn bat, die noch heidnischen Bräuchen Anhängenden zu bekehren; dabei wirkte Severin auch aufgrund von Wundern überzeugend.
Rom hatte dieses Gebiet aufgegeben. Severin aber wirkte staatsmännisch zum Wohl der Bevölkerung. Zudem rief er die Menschen in den Kirchen zu Buße, Gebet und Almosengeben zusammen. In einigen Fällen drängte er die Vertreter der römischen Administration zu militärischer Verteidigung, was aber nur mäßig erfolgreich war; deshalb betrieb er nach 453 die Rückführung der Römer aus der von Alemannen und Thüringern bedrängten Zone in das Gebiet um Lauriacum - dem heutigen Lorch an der Enns in Österreich.
Severin wirkte, aber er hatte offenbar keine weltliche oder kirchliche Ämter inne, berichtet wird von seiner Ablehnung des Bischofsamtes. Deshalb konnte er mahnen und drängen, aber nichts erzwingen. Dennoch war er zusammen mit Bischof Canstantius, der in Lauriacum residierte 1, die beherrschende Person in den verbliebenen Resten der kirchlichen Organisation.
Severin selbst war weder römischer Beamter noch geweihter Priester noch Mönch; er lebte als - möglicherweise im Osten geschulter - Einsiedler in einem ehemaligen Wachturm nahe der Weinberge unweit der Stelle, an der er später das Kloster Favianis - im heutigen Mautern bei Krems 2 - gegründete. Er handelte also nicht aufgrund eines Amtes, sondern aus innerem Bedürfnis. Durch die Einrichtung von Klöstern hoffte er, dem verwüsteten Land und den Menschen Halt zu verleihen und gründete außer Favianis auch das Kloster Batavis / Boiotro an der Stelle des heutigen Domes in Passau; beiden stand er als Laie vor. Hinzu kamen wohl weitere Klöster in Noricum. Die später von Severins Gefährten Eugyppius verfasste Regel geht aber wohl kaum auf Severin zurück, weil seine Ferne zu dem Konvent aufgrund seiner umfassenden öffentlichen Wirksamkeit die Funktion eines echten Abtes und Durchsetzung einer Regel nicht zuließen.
Severin sah den Verlust von Noricum kommen und kündigte die Übersiedlung der christlich-römischen Bevölkerung in römische Provinzen an, Hunulf führte dann im Auftrag seines Bruders, des germanischen Söldnerführers Odoaker, 488 - nach Severins Tod - Teile der Bevölkerung nach Italien, um sie vor den eindringenden, mit den Hunnen verbündeten Rugiern, in Sicherheit zu bringen. Auch Severins Konvent folgte diesem Zug, so kamen die Gebeine Severins, die zuvor von Lucillus erhoben worden waren, zunächst auf die heute San Leo genannte Burg im gleichnamigen Ort im Montefeltro bei Rimini - dann auf das kaiserliche Privatgut Castrum Lucullanum - dessen Reste noch an der westlichen Meerseite des Castel dell' Ovo auf der Insel Megaride vor Neapel zu sehen sind - und in dem sich bereits Ende des 5. Jahrhunderts Basilianermönche ansiedelten, die von einer frommen Frau Barbara berufen wurden, um die Reliquien zu bewachen.
Severins Leben ist beschrieben in der auch als Quelle für die Geschichte der Donauländer bedeutsamen Vita Sancti
Severini
seines Begleiters Eugyppius aus dem Jahr 511. Eugyppius war Abt
im Kloster des ins Castel Lucullano / Castel
dell'Ovo in Neapel übergesiedelten Severinkonvents, wohin die Gebeine Severins
übertragen worden waren. Als das inwischen zum Benediktinerorden gehörende Kloster
um 900 aus Furcht vor den Überfällen der Sarazenen ind Landesinnere zogen und das Kloster
Santi Severino e Sossio errichteten, kamen die
Reliquien in dessen Kirche, die - neben Socius - auch ihm geweiht wurde. Nach der
Auflösung des Klosters kamen die Reliquien 1808 in die
Basilika di San Sossio in Frattamaggiore bei
Neapel.
In Passau ist die ehemalige Pfarrkirche - heute Friedhofskirche - im Stadtteil Innstadt Severin geweiht; Ausgrabungen haben hier 1980 die Fundamente einer römischen Kirche zutage gebracht.
Zusammen mit Severin werden an seinem Gedenktag Gefährten verehrt: Paulinus von Teurnia, Lucillus und Marcianus, Maximus sowie Silvinus.
Als 1783/85 das Bistum Linz durch Abtrennung vom Bistum Passau gegründet wurde, wurde Maximilian vom Pongau Patron des neuen Bistums; da dieser historisch wenig belegbar war, wurde 1935 Severin von Norikum zweiter Diözesanpatron.
Das Kloster Santi Severino e Sossio in
Neapel wurde 1799 von den durch die französische Revolution inspirierten aufständischen Sanfedisti
besetzt, war dann
Bildungseinrichtung und ist heute Staatsarchiv. Die Kirche wurde beim Erdbeben 1980 schwer beschädigt, nach der Renovierung
ist sie seit 2014 wieder benutzbar.
Attribute:
Hund, als Pilger
Patron
von Bayern; der Gefangenen: der Winzer und Leineweber; für Fruchtbarkeit der Weinstöcke; 2. Patron des Bistums Linz seit 1935
Bauernregel:
Wenn es dem Severin gefällt, / dann bringt er mit die große Kält'.
1 ▲ Die frühchristliche Bischofskirche von Lauriacum stand wohl an der Stelle der späteren Kirche Maria Anger, die auf Mauern des Zentralgebäudes des Legionslagers errichtet worden war und 1792 abgebrochen wurde.
2 ▲ Anstatt von Mautern wird verschiedentlich als Ort seines Klosters auch die Jakobskirche in Wien-Heiligenstadt genannt - dies ist nicht haltbar, was Prof. Helmut Bouzek im Artikel Favianis - das heutige Mautern erläutert.
Worte des Heiligen
Als Severin seinen Tod nahen fühlte, rief er noch einmal seine Mitbrüder zusammen und hielt folgende
Abschiedsrede:
Geliebte Söhne in Christus, ihr wisst, dass der heilige Jakob, als er dem
Tode nahe war, seine Söhne zu sich berief, jeden einzeln mit prophetischen Worten segnete und ihnen die Geheimnisse der
Zukunft enthüllte.
Ich bin schwach, matt, mir fehlt die innere Glut jenes Großen; daher darf ich es nicht wagen, meinen schwachen Kräften
solches zuzutrauen. Eines aber, was der Demut nicht widerspricht, kann ich tun: euch auf die Beispiele der Vorfahren
verweisen; betrachtet ihren Tod, betrachtet die Kraft ihres Glaubens. Abraham,
der vom Herrn berufen war, gehorchte im Glauben und zog so in ein Land, welches er zu eigen erhalten sollte; und er zog
aus, ohne zu wissen, wohin. Folget also diesem seligen Patriarchen nach, in seinem Glauben, in seiner Heiligkeit, suchet
nicht das Irdische, sondern nur euer himmlisches Vaterland.
Unser Gott ist denen nahe, die aufrichtigen Herzens sind. Die für Gott kämpfen, sollen nie ablassen von beharrlichem
Gebet. Die Buße soll nicht scheuen, wer die Tat nicht scheute. Wenn ihr gesündigt habt, haltet nicht mit der Reue zurück,
da der Zorn Gottes durch Tränen besänftigt wird und das Opfer, das ihm gefällt, ein zerknirschter Geist ist. Lasset uns
also von Herzen still und demütig sein; lasset uns jede Sünde vermeiden und die Gebote Gottes stets beobachten.
Wisst, unser schlichtes Kleid, die Tatsache, dass wir Mönche sind, fromme Reden und frommes Gehaben sind uns alles
nichts nütze, wenn wir in der Beobachtung der Gebote Gottes nachlässig und untreu befunden werden. Unsere Lebensweise vor
allem, meine lieben Söhne, muss also mit unseren Vorsätzen in Einklang stehen. Es ist traurig, wenn ein Laie in Sünden
fällt; wie viel trauriger ist dies aber bei Mönchen, welche die Lockungen der Welt wie eine wilde Bestie fliehen und
Christus allein im Herzen tragen sollen; wo Haltung und Kleid allein schon Reinheit der Sitten zu verbürgen scheinen.
Aber was halte ich euch auf, liebe Söhne, mit meiner langen Rede!
Dann rief er alle der Reihe nach zu sich und nahm von jedem mit einem Kuss Abschied. Er empfing das
Sakrament der Kommunion, bat alle, nicht um ihn zu weinen, bezeichnete mit erhobener Hand seinen ganzen Leib mit dem
Zeichen des Kreuzes und forderte sie schließlich auf, den Psalm zu singen. Da sie es, von Schmerz überwältigt, aber nicht
vermochten, intonierte er selbst den Gesang: Lobt den Herrn in seinem Heiligtum, alles, was atmet, lobe den Herrn.
[Psalm 150] Wir hatten diesen Vers kaum beantwortet, als er ruhig im Herrn verschied.
Quelle: Eugyppius: Vita Sancti Severini. Zitiert nach Monastisches Lektionar zum 8. Januar
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Eugyppius' Lebensgeschichte des Severin gibt es im lateinischen Original bei den Documenta Catholica Omnia und in englischer Übersetzung beim Tertullian Project von Roger Pearse.
Das
Römermuseum in Mautern ist zwischen Ende März und
Ende Oktober freitags von 12 Uhr bis 16 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 Uhr bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt
4 €. (2019)
Das Castel dell' Ovo mit der Kirche San
Salvatore ist täglich von 9 Uhr bis 18.30 Uhr - sonntags nur bis 13 Uhr - zur Besichtigung geöffnet, der Eintritt ist
frei. (2022)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 27.11.2023
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• http://www.bauernregeln.net/januar.html nicht mehr erreichbar
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• http://www.bistum-passau.de/aktuelle-meldungen/24/1/2017/ein-heiliger-aus-dem-bistum-passau-hl-severin-auch-der-patron-von-kuenz
nicht mehr erreichbar
• Infotafeln an der Kirche auf dem
Georgenberg bei Kuchl
• https://it.wikipedia.org/wiki/Chiesa_dei_Santi_Severino_e_Sossio - abgerufen am 12.05.2022
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.