Ökumenisches Heiligenlexikon

Sieben Entschlafene

auch: Sieben Schläfer
koptisch: Herren der Höhle
syrisch-orthodoxe Kirche: Knaben von Ephesus

7 Gedenktag katholisch: 27. Juli
traditionell in Deutschland: 27. Juni 1
Fest der Auferstehung in Ephesus: 11. August

7 Gedenktag orthodox: 4. August, 22. Oktober

2 Gedenktag armenisch: 24. Oktober
liturgische Feier als 4. Gedenktag nach Theophanie

7 Gedenktag koptisch: 19. April, 24. April, 13. August

7 Gedenktag äthiopisch-orthodox: 4. März, 8. Januar, 13. August, 14. August

7 Gedenktag syrisch-orthodox: 21. April, 16. Juni, 2. August, 13. August, 23. Oktober, 24. Oktober

Märtyrer
251 in der Höhle nahe Ephesus, heute Selçuk in der Türkei (?)


Russische Ikone
Russische Ikone

Eine Legende indisch-buddhistischer Tradition wurde in frühchristlicher Zeit neu erzählt: Sieben Brüder, Christen und Schafhirten aus Ephesus, wurden ihres Glaubens wegen verfolgt, flohen in eine Höhle und wurden auf Befehl des Kaisers Decius im Jahr 251 eingemauert. Ihre Namen werden in der westlichen Tradition als Maximian, Malchus, Martinian, Dionysius, Johannes, Serapion und Constantin überliefert, in den Orthodoxen Kirchen als Maximilian (Maximus), Jamblicus, Martinian, Johannes, Dionysius, Exacustodian (Constantin) und Antoninus. Die Überlieferung der Koptischen Kirche nennt die Namen Archellites, Diomedes, Sebastios, Probatios, Eugenios, Stephanos und Kyriakos, die Äthiopisch-Orthodoxe Kirche nennt die Namen ‛Arsalidas, Duamedos, Eugenius, Demetrius, Bernatius, Stephan und Irakos.

Im Jahr 437 wollte demnach ein Bürger diese Höhle als Schafstall nutzen und ließ das Mauerwerk entfernen. Die Brüder erwachten; einer lief, um Brot zu holen; er kannte niemanden mehr in der inzwischen christlich gewordenen Stadt und gab dem erstaunten Bäcker eine Goldmünze mit dem Bild von Kaiser Decius zur Bezahlung. Da ging der Bischof mit den erstaunten Bürgern zur Höhle und fand alle Brüder lebend vor. Kurz danach starben sie.

Die Überlieferung von den sieben Schläfern ist sehr alt und weit verbreitet. Das älteste schriftliche Zeugnis stammt von Bischof Jakob von Sarug. Die armenische Tradition berichtet, dass die Märtyrer während einer heimlichen Messe eingemauert wurden und nennt mit Namen den Priester Diodor und den Diakon Marianus. Auch Gregor von Tours erzählt ihre Geschichte. Die in Ephesus enstandene griechische Version dürfte zusammenhängen mit dortigen kirchenpolitischen Ambitionen: Ephesus wurde als Ort des Todes und der sofortigen Auferstehung des Evangelisten Johannes, des letzten Wohnhauses der Maria bevor Christus ihre Seele sofort ins Paradies holte und dem Wunder der sieben Schläfer als Ort der Auferstehung mit ähnlicher Bedeutung wie Jerusalem profiliert. Die Stadt wurde Ziel vieler Wallfahrer. Das Wunder der sieben Schläfer ereignete sich unmittelbar vor der Räubersynode von 439.

In Westeuropa wurden die sieben Schläfer schon im frühen Mittelalter verehrt, eine Blüte erlebte der Kult hier noch einmal im 17. und 18. Jahrhundert. Die Kalenderreform von 1582 durch Papst Gregor XIII. führte zur Verlegung des Gedenktags vom 7. Juli auf den 27. Juni, oft wird auch der 27. Juli als Gedenktag benannt, so im Martyrologium Romanum 1 und in den Acta Sanctorum; die Bauernregel, dass der Lostag - ob er nach altem oder neuem Kalender zu bestimmen ist - das Wetter der kommenden sieben Wochen ankündige, ist heute auch bei Metereologen anerkannt: die Großwetterlage für den Sommer zeichne sich Ende Juni / Anfang Juli ab, die Trefferquote liegt laut Deutschem Wetterdienst im deutschen Binnenland bei etwa 55 bis 60 Prozent, im Alpenvorland bei etwa 70 Prozent.

Die Grotte der sieben Schläfer wird heute beim Ruinengelände von Ephesus - beim heutigen Selçuk gezeigt; eine Grotte, mit der dieselbe Geschichte verbunden ist, liegt nahe Dedeler im Nordwesten von Tarsus; dort werden die auch im Koran ausführlich Gewürdigten besonders von Muslimen verehrt. Die wohl einzigen ihnen geweihten Kirchen Europas stehen in Rotthof - einem Ortsteil von Ruhstorf an der Rott - bei Passau 4 und die in Kirche in Les Sept Saints - einem Ortsteil von Le Vieux-Marché in der Bretagne in Frankreich. In Les Sept Saints findet alljährlich am vierten Wochenende im Juli eine islamisch-christliche Wallfahrt statt, die 1954 vom Orientalisten Louis Massignon wiederbelebt wurde.

Diese sieben Schläfer dürfen aber nicht verwechselt werden mit den - weithin unbekannten - sieben Schläfern von Tours.

Patrone bei Fieber und Schlaflosigkeit
Bauernregeln: Wie das Wetter an diesem Tag, so soll es sieben Wochen bleiben.
Regnet's am Siebenschläfertag, / es sieben Wochen regnen mag.
Siebenschläfer Regen / sieben Wochen Regen.
Werden die sieben Schläfer nass / regnet's noch lange Fass um Fass.
Ist der Siebenschläfer nass, / regnet's ohne Unterlass.
Wenn die Siebenschläfer Regen kochen, / so regnets vier ganze Wochen.

1 Im Martyrologium Romanum von 1956 und ebenso in dem von 2001/2004 werden die sieben Entschlafenen am 27. Juli verzeichnet.
Nach Hermann Grotefend: Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 1891 - 1898 in den meisten deutschen Diöcesen am 27. Juni; in Aquileja, Passau und Krakau am 13. Sept.; Regensburg am 12. Sept.; Breslau und Gnesen 28. Juli; Ermland, Lebus, Gran, und in den französischen, englischen und nordischen Diöcesen am 27. Juli.
Insgesamt kann man wohl sagen: Deutschland hat eher den 27. Juni, andere Diözesen den 27. Juli.

2 Das zweite Todesjahr nach der Auffindung der sieben wird mit 438 angegeben.

3 Im Martyrologium Romanum von 1956 und ebenso in dem von 2001/2004 werden die sieben Entschlafenen am 27. Juli verzeichnet.
Nach Hermann Grotefend: Zeitrechnung des Deutschen Mittelalters und der Neuzeit, Hannover 1891 - 1898 in den meisten deutschen Diöcesen am 27. Juni; in Aquileja, Passau und Krakau am 13. Sept.; Regensburg am 12. Sept.; Breslau und Gnesen 28. Juli; Ermland, Lebus, Gran, und in den französischen, englischen und nordischen Diöcesen am 27. Juli.
Insgesamt kann man wohl sagen: Deutschland hat eher den 27. Juni, andere Diözesen den 27. Juli.

Sieben Köpfe auf römischen Grabsteinen, an der Kirche Rotthof
Sieben Köpfe auf römischen Grabsteinen, an der Kirche Rotthof

4 Das Patrozinium der Siebenschlaeferkirche in Rotthof beruht auf einem Irrtum: nachdem man in der Umgebung zwei Grabsteine aus der Römerzeit gefunden hatte, die insgesamt sieben Köpfe abbildeten, wurden diese beim Bau der Kirche im 15. Jahrhundert fälschlich mit den Sieben Entschlafenen identifiziert und an die Kirche gebracht.

Die Höhlen der Sieben Schläfer bei Tarsus und Ephesus


Die Sieben Schläfer im Koran

Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon

Catholic Encyclopedia

Über die Siebenschlaeferkirche in Rotthof bei Passau, Brauchtum und Legende berichtet die Webseite Die Siebenschläferkirche Rotthof.

Die Siebenschlaeferkirche in Rotthof bei Passau ist von April bis Oktober tagsüber geöffnet. (2021)





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 03.02.2024

Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Beate und Mirza Hayit: Türkei. Hayit, Köln 1988
• http://www.bauernregeln.net/juni.html nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• Dr. Heinrich Bernhard Kraienhorst Pfarrer von Lage-Rieste im Bistum Osnabrück, E-Mail vom 11. Oktober 2010
• Wolfgang Kosack: Der koptische Heiligenkalender, 4. Aufl. Verlag Christoph BrunnerBerlin 2012
• https://fr.wikipedia.org/wiki/Sept-Saints_(Vieux-March%C3%A9) - abgerufen am 03.02.2024

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.