Stephan Harding
englischer Name: Stephen
Gedenktag katholisch: 28. März
Hochfest im Trappisten- und Zisterzienserorden: 26. Januar
nicht gebotener Gedenktag im Benediktinerorden: 26. Januar
17. April
Niederlegung der Gebeine: 29. April
Name bedeutet: die Krone (griech.)
Stephan kam schon als kindlicher Oblate ins Benediktinerkloster in Sherborne in Wessex. Offenbar musste er dann aus seiner Heimat fliehen, kam nach Schottland, nach Lismore in Irland, schließlich nach Paris, Reims und ins damalige Kloster St-Vincent nach Laon. Bei einer Wallfahrt zu den sieben Pilgerkirchen in Rom wurde er sich über seine Berufung klar und lernte die Reformbewegungen kennen, so die Einsiedelei Camaldoli bei Arezzo und Petrus Damiani sowie die Vallombrosaner von Johannes Gualbertus.
1085 trat er ins Kloster Molesme in Frankreich ein. Weil das neue Kloster allzu rasch wohlhabend geworden war und nun von einer inneren Krise erschüttert wurde, verließen seine Gründer, Robert von Molesme und Alberich von Cîteaux, mit einer Gruppe von Mönchen, darunter Stephan, das Kloster und gründeten 1098 das neue Kloster Cîteaux, wo sie kompromisslos die Regel des Benedikt von Nursia befolgten und die Grundlagen des neuen Zisterzienserordens erarbeiteten.
1109 wurde Stephan der dritte Abt im Kloster Cîteaux. Er förderte nachdrücklich die Liturgiereform, seine Schreibschule blühte; er entsandte Mönche nach Mailand zum Abschreiben der Gesänge des Ambrosius und ließ das Metzer Antiphonar, das als getreues Zeugnis des Gregorianischen Gesanges galt, transkribieren. Mit Hilfe jüdischer Gelehrter konnte er die durch Alkuin revidierte Ausgabe der Vulgata finden - sie blieb das ganze Mittelalter hindurch der verbindliche Bibeltext. Die Lehren der Kirchenväter machte er fruchtbar für Glauben, Liturgie und das Alltagsleben.
Die wohl von Stephan verfasste Carta caritatis
, als Dekret Einmütig in der Liebe
bekannt, das 1119 von
Papst Callistus II. gebilligt wurde, wurde zur Verfassung des Zisterzienserordens.
Stephan führte die Versorgung der Mönche durch nicht dem KlerusEin Kleriker ist in der orthodoxen, katholischen, anglikanischen und altkatholischen Kirche ein geweihter Amtsträger, der eine der drei Stufen des Weihesakraments - Diakon, Priester oder Bischof - empfangen hat.
Im Unterschied zu den Klerikern bezeichnet man die anderen Gläubigen als Laien. Angehörige von Ordensgemeinschaften gelten, wenn sie nicht zu Priestern geweiht sind, als Laien und in der Orthodoxie als eigener geistlicher Stand. In den protestantischen Kirchen gibt es keine Unterscheidung von Klerus und Laien.
Angehörige ein und schuf wichtige organisatorische Grundlagen.
Die ersten weiteren Klostergründungen des Ordens, nämlich das erste Tochterkloster des Klosters Cîteaux, das Kloster La Ferté - heute La Ferté-sur-Grosne -, dann das Kloster in Pontigny, das Kloster Clairvaux - im heutigen Ortsteil von Ville-sous-la-Ferté bei Troyes - und das Kloster Morimond im heutigen Fresnoy-en-Bassigny erfolgten unter seiner Leitung. Auch die Gründung des ersten zisterziensischen Frauenklosters, Le Tart - das heutige Tart-l'Abbaye im Jahr 1125, geht auf ihn zurück. Die Zisterzienser wurden der erste zentral organisierte Mönchsorden der Christenheit: jede neue Abtei war ihrem Mutterkloster verantwortlich.
Bernhard von Clairvaux trat unter ihm 1112 in den Orden ein. Fast erblindet, legte Stephan 1133 sein Amt nieder.
Das Kloster St-Vincent in Laon wurde in der Französischen Revolution aufgelöst und verwüstet, 1796 wurden das verbliebene Abtpalais verkauft, 1876 vom Staat beschlagnahmt und als Arsenal der Armee übergeben; 2008 brannte das Gebäude - vermutlich nach Brandstiftung - aus. In der Französischen Revolution wurde auch das Kloster Cîteaux 1790 aufgehoben, die Mönche wurden vertrieben, die Gebäude verkauft. 1898 konnten Trappisten das Kloster wieder beleben, 1999 wurde die seit 1998 gebaute neue Kirche geweiht.
Kanonisation: Erst 1623 wurde Stephan in das Ordenskalendarium eingetragen, er wurde aber von Papst Gregor XV. nicht offiziell heiliggesprochen; im Martyrologium Romanum ist er als heilig verzeichnet.
Worte des Heiligen
1131, nicht lange vor seinem Tod, schrieb Stephan Harding einen Brief an die Benediktinermönche der Abtei
Sherborne, in der er seine Jugendzeit verbracht hatte. Der Abt schreibt in seine südwestenglische Heimat:
Thurstan, dem ehrwürdigen Abt von Sherborne, und seinem Konvent, der ihm von Gott anvertraut wurde, schreibt
Bruder Stephan, Diener der Kirche von Cîteaux, er möge Christus in Liebe fürchten und in Ehrfurcht lieben.
Aufgabe eines Briefes ist es, zu Abwesenden zu sprechen, als wären sie anwesend, und durch das Band der Liebe jene
miteinander zu verbinden, die die räumliche Entfernung voneinander trennt. Da Ihr unser Bein und unser Fleisch seid, mahne
ich Euch, mich einen Augenblick geduldig zu ertragen, wenn ich Euch kurz schreibe.
Ich war Mönch bei Euch und habe mit meinem Stab das Meer überquert, damit der Herr an mir, dem Geringsten von Euch, der
unter Euch keinerlei Bedeutung besaß, den Reichtum seines Erbarmens zeige und Euch zum Wetteifer mit mir ansporne.
Er hat nämlich das leere Gefäß wie eine lebendige Quelle angefüllt, so wie er es wollte, damit Ihr, die Ihr dem
heiligen Stammbaum nach besser wart, den Mut findet, treu am klösterlichen Leben festzuhalten und Euch auf den Herrn zu
verlassen.
Ich, der ich einsam und arm aus meinem Land weggezogen bin, betrete jetzt reich und mit 40 Truppen froh den Weg alles
Irdischen und warte zuversichtlich auf den Denar, der den Arbeitern verheißen ist, die treu im Weinberg arbeiten.
Daher ermutige ich Euch, lieber Bruder: Versucht, dem guten Ruf, der von Euch bis zu uns gedrungen ist, durch einen
Fortschritt in den Tugenden zu entsprechen, so dass Ihr vom Guten zum Besseren voranschreitet und fest am wahren Glauben
festhaltet. Lasst nicht ab, die Reinheit und Demut im Streben nach einem einfachen Leben in Liebe an Seele und Leib bis
zum Tod zu bewahren, damit Ihr den Gott der Götter zu schauen verdient. Amen.
Ansprache anlässlich des Heimgangs des ersten Abtes in
Cîteaux,
Robert von Molesme:
Wenn uns [alle] beim Verlust eines so bedeutenden guten Menschen die Trauer gleichermaßen betroffen hat, dann wird
der ein schwacher Tröster sein, der selbst des Trostes bedarf. Ihr habt einen verehrungswürdigen Vater und Lenker eurer
Seelen verloren, ich habe nicht nur einen Vater und Lenker verloren, sondern auch eine Gefährten und Kampfgenossen, und
in den Kämpfen für Gott einen einzigartigen Athleten; denn mich hat Vater Robert von den ersten Anfängen meines Mönchseins
in einem einzigartigen Haus mit außerordentlicher Gelehrsamkeit und gleicher Frömmigkeit aufgezogen.
Er fehlt nun uns, aber nicht Gott; und wenn er Gott nicht fehlt, wird er auch uns nicht fehlen. Dies ist nämlich die
eigentümliche Besonderheit der Heiligen, dass sie, wenn sie aus dem Leben scheiden, ihren Leib den Freunden zurücklassen
und dass die Freunde nun den armseligen Leib im Geiste [zu Grabe] geleiten; und wir haben [nun in ihm] ein einzigartiges
Unterpfand des überaus geliebten Vaters, und er selbst hat uns alle mit inniger Liebe im Geist begleitet. Und wenn er
selbst zu Gott geleitet wurde, ist er in untrennbarer Liebe mit Ihm verbunden; und auch uns, die wir in Ihm sind, hat er
in ähnlicher Weise [mit sich] verbunden. Was sollen wir uns also weiter betrüben? Ein glückliches Los, noch glücklicher
ist der, dem es solchermaßen zuteil wurde, am glücklichsten aber sind wir, die wir zu einer solchen Gegenwart erhoben
wurden; es kann nämlich den Athleten Christi nichts Erfreulicheres zuteil geworden sein als das Gewand des Fleisches
zurückzulassen und zu dem aufzusteigen, für den sie aus Liebe so viele Strapazen erduldet haben.
Nun hat der Kämpfer den Siegespreis erhalten, der Läufer den Lohn, der Sieger den Siegeskranz, nun fordert ihr Besitzer
für uns den Siegespreis. Was sollen wir also betrübt sein? Warum sollten wir den, der sich freut, betrauern? Warum sollten
wir uns über den betrüben, der Beifall spendet? Warum werfen wir uns mit trauriger Stimme klagend vor dem Herrn nieder,
wenn der, der zu den Gestirnen emporgehoben ist, über das [war wir jetzt hier tun] Schmerz empfindet (wenn Selige überhaupt
Schmerz empfinden können), er, der in unablässiger Sehnsicht für uns ein ähnliches Ende erfleht.
Lasst uns also nicht über einen Soldaten, der in Sicherheit ist, trauern, vielmehr trauern über uns selbst, die wir
noch mitten im Kampf stehen und lasst uns unsere traurigen und betrübten Worte in Gebete umwandeln und den triumphierenden
Vater bitten, er möge nicht zulassen, dass der brüllende Löwe und der grimmige Widersacher über uns triumphiert.
Quelle: Migne Patrologia Latina, t. 166, Sp. 1375f.; eigene Übersetzung
Zitat von von Stephan Harding:
In der Einleitung zur wohl von Abt Stephan verfassten Carta Caritatis
geht er auf Absicht und
Sinn dieser neuen Bestimmungen für den Orden der Zisterzienser ein:
Da wir uns alle als wenn auch nutzlose Knechte des einen wahren Königs und Herrn und Lehrer erkennen, darum
wollen wir unseren Äbten und Mitbrüdern im monastischen Leben, die Gott in seiner Güte durch uns überaus armseligen Menschen
an verschiedenen Orten unter die Disziplin derselben Regel gestellt hat, keine Einschränkung an irdischer Annehmlichkeit
oder der zeitlichen Dinge auferlegen. Wir wollen ihnen und allen Söhnen der heiligen Kirche nämlich nützen und nichts, was
sie belastet, und nichts, was ihren Besitz vermindern könnte, ihnen gegenüber anordnen: Noch viel weniger wollen wir in
reichem Maße von ihrer Armut profitieren, denn dann könnten wir dem Laster der Habsucht, das gemäß dem Wort des Apostels
als Götzendienst gilt, nicht entgehen. Doch wollen wir die Sorge um ihre Seelen mit der Gnade der Liebe beibehalten; so
können sie, falls sie – was ferne sei! – von ihrem Gelübde und der Beobachtung der heiligen Regel
Benedikts abzuweichen suchten, durch unsere Sorge wieder zum rechten
Leben zurückkehren.
Quelle: Migne Patrologia Latina, t. 166, Sp. 1375f. 1377-79; eigene Übersetzung
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Stadlers Vollständiges Heiligenlexikon
Schriften von Stephan und seine Lebensgeschichte gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Die neue Kirche und Teile des
Klosters Cîteaux können im Rahmen einer
Führung besichtigt werden, dafür ist eine Reservierung ist erforderlich: E-Mail:
visites@citeaux-abbaye.com; die Gebühr beträgt 10,50 €. (2024)
Das ehemalige Kloster La Ferté - heute
La Ferté-sur-Grosne ist heute ein Hotel. Die Räume des erhaltenen Abteigebnäudes können im Juli und August in Rahmen einer
Führung besichtigt werden, die findet täglich außer montags um 10.30 Uhr, 11.30 Uhr, 14.30 Uhr, 15.30 Uhr und 16.30 Uhr statt,
die Gebühr beträgt 18 €. (2024)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 23.07.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Charlotte Bretscher-Gisinger, Thomas Meier (Hg.): Lexikon des Mittelalters. CD-ROM-Ausgabe. J.B. Metzler,
Stuttgart / Weimar 2000
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• Martin Bräuer: Zisterzienserorden. In: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim 6/2008
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.