Theresia von Lisieux
französischer Name: Thérèse
Ordensname: Theresia vom Kinde Jesus und dem heiligen Antlitz
Taufname: Marie-Françoise Thérèse Martin
Gedenktag katholisch: 1. Oktober
gebotener Gedenktag
Fest in Nordafrika, im Orden der Karmeliter und dem der Unbeschuhten Karmeliter sowie bei den Combonimissionaren
Ordenskalender der Marianer von der Unbefleckten Empfängnis und der Arnsteiner Patres
Todestag: 30. September
nicht gebotener Gedenktag im Bistum Mallorca: 3. Oktober
Gedenktag III. Klasse Im alten Messbuch entspricht die III. Klasse einem gebotenen Gedenktag. Grundsätzlich werden offiziell alle Klassen als „Feste” bezeichnet, da der Rang ja nicht durch das Wort „Fest”, sondern durch die Klasse gekennzeichnet wird.
Die Feste III. Klasse sind außerhalb der geprägten Zeiten (Advent, Weihnachtsoktav, Fastenzeit, Osteroktav) immer zu feiern, wenn sie nicht von einem Fest I. oder II. Klasse verdrängt werden. Innerhalb der geprägten Zeiten können sie in der Regel nur kommemoriert, aber nicht gefeiert werden.:
3. Oktober
Name bedeutet: von der Insel Thera (der heutigen Insel Santorin) stammend (griech.)
Marie-Françoise Thérèse Martin, neuntes Kind von Ludwig und Zäzilia
Martin, wurde im Alter von erst viereinhalb Jahren Halbwaise; nach dem Tod ihrer Mutter zog die Familie um nach
Lisieux. Schon in jungen Jahren hatte
Marie-Françoise ein besonderes Verhältnis zu Maria. Mit knapp sieben Jahren ging
sie erstmals zur Beichte, an Pfingsten 1883 wurde sie durch Fürsprache der Maria
und das Lächeln der Gottesmutter
wunderbar von einer schweren Krankheit geheilt. Nach Unterrichtung durch die
Benediktinerinnen von Lisieux und nach intensiver Vorbereitung, die in einer
Erfahrung der Verschmelzung mit Christus ihren Höhepunkt fand, empfing
sie 1884 die Erstkommunion, kurz danach die Firmung.
Marie-Françoise entschloss sich 1886, bei den Karmelitinnen in
Lisieux ein kontemplatives Leben zu führen wie
ihre Schwestern Pauline und Marie, doch der zuständige Bischof verweigerte wegen ihres jugendlichen Alters die Aufnahme.
1887 unternahm sie mit ihrem Vater eine Wallfahrt nach Lyon zur
Kapelle der Jungfrau
sowie zu den
sieben Pilgerkirchen in Rom und bat während einer Audienz bei Papst Leo XIII.
für Pilger aus Lisieux um Aufnahme in den Orden, aber auch das war vergeblich.
Erst 1888 konnte Marie-Françoise ins Kloster
der Unbeschuhten Karmelitinnen in Lisieux beitreten. Als ihre Aufgabe
erkannte sie, stellvertretend leidend da zu sein für die armen Seelen der Sünder auf dem Weg, der von der Gründerin
Teresa von Ávila aufgezeigt worden war. Sie nahm nach deren Vorbild den Ordensnamen
Theresia an und folgte dem - wie sie sagte - kleinen Weg
einer innigen Hingabe an Gott, die wie ein Kind sich angstlos
den Armen des Vaters überläßt. Gott in Jesus über alles lieben und in der
Liebe zu Menschen Gott erfahren: das war der Kern ihrer Frömmigkeit. Sie wollte den Weg der Einfachheit gehen und Gott lieben,
wie er noch nie geliebt worden ist, gerade in den kleinen und einfachen Dingen des alltäglichen Lebens. Sie erkannte ihre
Schwachheit und setzte mit kindlichem Vertrauen ganz auf die Hilfe und Barmherzigkeit Gottes.
Die Ordensschwestern hielten die junge Theresia für eingebildet und machten ihr das Leben oft schwer, die Priorin
behandelte sie in den ersten Jahren mit größter Strenge. Hinzu kamen Ängste, die sie ihr Leben lang quälten, das Erleben
einer geistigen Dürre
und schwere Krankheiten. Ihr Glaube wurde auch durch die Krankheit ihres geliebten Vaters
Louis Martin auf die Probe gestellt, der im Juli 1894 starb. Trotzdem wuchs in Theresia die Heiligkeit, in ihrer Autobiographie
hinterließ sie Beschreibungen ihrer geistlichen Erfahrungen. Diese wurde zunächst 1898 in einer zensierten Fassung als
Histoire d'une âme
, Geschichte einer Seele
herausgegeben, wurde zu einer der meistgelesenen religiösen
Autobiografien und in über 50 Sprachen übersetzt. 1956 erschien erstmals das Original Selbstbiographische Schriften
mit Berichten aus ihrer Kindheit bis 1894, der Beschreibung ihres kleinen Weges
und der Schilderung ihrer Krankheiten
und Gewissensprüfungen, dazu einem Kommentar zum Hohen Lied aus dem Alten TestamentWir verwenden den Begriff Altes Testament, wissend um seine Problematik, weil er gebräuchlich ist. Die hebräische Bibel, der „Tanach” - Akronym für „Torah” (Gesetz, die fünf Bücher Mose), „Nevi'im” (Propheten) und „Kethuvim” (Schriften) - hat aber natürlich ihre unwiderrufbare Bedeutung und Würde..
Der von Theresia gelehrte kleine Weg
ist der Weg, der zunächst die geistliche Armut des Menschen erkennt, der vor
Gott mit leeren Händen steht und sich von ihm alles schenken lassen muss. Auch die Tugenden eines Menschen sind Geschenk
Gottes; dies anzuerkennen und sich dabei immer als klein
, also empfangend zu erkennen, ist die Schwierigkeit dieses
Weges für den gerne so stolzen und selbstgewissen Menschen. Aus solcher Armut
folgt Barmherzigkeit, Ausfluss der
Liebe Gottes für alle Menschen, auch für die Sünder. Theresia fand den Weg heiliger Kindheit und lehrte ihn den ihr
anvertrauten Novizinnen, 1893 wurde sie zweite Novizenmeisterin im Kloster Lisieux. Sie empfand es als besondere Gabe, zwei
Missionsbrüder mit Gebeten zu begleiten, und wurde sich immer mehr ihrer apostolischen und missionarischen Berufung bewusst.
Neben ihrem Hauptwerk verfasste Theresia 266 Briefe, 54 Gedichte und 21 Gebete, die alle ihre spirituellen Erfahrungen zum Gegenstand haben. Weniger bekannt sind acht von ihr geschriebene Theaterstücke.
Am Dreieinigkeitsfest 1895 gab Theresia sich selbst hin als heiliges Opfer
der barmherzigen Liebe Gottes
. In den folgenden Monaten schrieb sie ihr erstes autobiografisches Manuskript, das sie im
Januar 1896 ihrer Oberin übergab. In der Nacht von
Gründonnerstag auf
Karfreitag 1896 erkrankte sie wieder, diesmal an Tuberkulose,
und erlebte dies als Begegnung mit ihrem göttlichen Lebensgefährten. Und
sie schrieb: Wenn ich hätte Priester werden können, hätte ich in diesem Juni die heiligen Weihen empfangen. Was tat also
Gott? Damit ich nicht enttäuscht wäre, ließ er mich krank werden. Auf diese Weise konnte ich nicht dabei sein, und ich
sterbe, bevor ich mein Amt ausüben könnte.
Auch auf dem Krankenbett verfasste sie weitere Manuskripte, nach der Überführung ins Krankenzimmer des Klosters schrieben
Mitschwestern ihre Worte nieder 1. Am Abend ihres Todes, eineinhalb
Jahre nach Ausbruch der Krankheit, schrieb sie an ihren geistlichen Bruder M. Bellier: Ich sterbe nun, ich gehe ins
Leben.
Mit den Worten Mein Gott …, ich liebe dich!
beschloss sie im Alter von nur 24 Jahren ihr Leben.
Bereits kurz nach ihrem Tod sprach man Theresia eine Vielzahl von Wundertaten zu, die ihre geheimnisvollen Worte Nach
meinem Tod will ich es Rosen regnen lassen
im Nachhinein mit Bedeutung zu füllen schienen. 1907 nannte Papst
Pius X. sie die größte Heilige der Neuzeit.
Ihre
Gebeine wurden 1910 im Beisein des Bischofs erhoben und umgebettet, dann 1917 erneut
erhoben und 1923 in einen prächtigen Schrein gelegt, der seinen Platz in der
Kapelle des Klosters der
Unbeschuhten Karmelitinnen in Lisieux fand. Im Jahr 2002 waren mehr als
1700 Kirchen oder Kapellen, zwei Kathedralen und fünf Basiliken ihr geweiht und
mehrere hundert religiöse Kongregationen ihrem Patronat unterstellt. Lisieux ist heute nach
Lourdes der zweitgrößte
Wallfahrtsort in Frankreich mit jährlich fast eineinhalb Millionen Pilgern und
Besuchern; mit dem Bau der Basilika in Lisieux wurde 1929 begonnen, 1954 war die
Einweihung; finanziert durch Spenden aus der ganzen Welt ist sie eine der größten Kirchen, die im 20. Jahrhundert
gebaut wurden.
Kanonisation:
Am 29. April 1923 wurde Theresia von Papst Pius XI. selig- und am
17. Mai 1925 von ihm im Beisein von 50.000 Menschen im
Petersdom und weiteren 500.000 auf dem
Petersplatz, dazu 23 Kardinälen und 250 Bischöfen, heiliggesprochen. 1927 wurde Theresia neben
Franz Xaver zur Patronin aller Missionen erklärt. 1997 ernannte Papst
Johannes Paul II. sie zur
Kirchenlehrerin.
Im Jahr 2008 wurden auch ihre Eltern seliggesprochen. Es
war erst das zweite Mal in der Kirchengeschichte, dass ein Ehepaar gleichzeitig seliggesprochen wurde, und das erste Mal,
dass es die Eltern einer heiligen Person waren.
Attribute:
Rosen
Patronin
von Frankreich; der Weltmission, der Missionen und der Flieger; in allen Anliegen
1 ▲ J.-F. Six bestritt 1997
in seinem Buch Licht in der Nacht. Die 18 letzten Monate im Leben der Thérèse von Lisieux
die Echtheit.
Worte des Heiligen
Auf die Frage einer Mitschwester, was es heiße, vor Gott ein Kind zu sein, antwortet sie:
Es besteht darin, dass man sein Nichts anerkennt, alles vom Lieben Gott erwartet, so wie ein kleines Kind alles
von einem Vater erwartet; dass man sich um nichts Sorgen macht, kein Vermögen erwirbt. Auch bei den Armen gibt man dem
Kind, was es braucht, sobald es aber groß wird, will sein Vater es nicht mehr erhalten. Er sagt zu ihm:
Jetzt musst du
arbeiten, du kannst dich jetzt selber erhalten.
Weil ich das nicht hören wollte, wollte ich nicht groß werden, denn
ich fühlte mich unfähig, meinen Lebensunterhalt zu verdienen, nämlich das ewige Leben im Himmel. So bin ich immer klein
geblieben, und meine einzige Beschäftigung bestand darin, Blumen zu pflücken, Blumen der Liebe und des Opfers, um sie dem
Lieben Gott anzubieten zu seiner Freude.
Klein sein heißt auch, nicht die Tugenden, die man übt, sich selber zuschreiben, nicht sich selber zu irgendetwas
fähig halten, sondern anerkennen, dass der Liebe Gott diesen Schatz in die Hand seines kleinen Kindes legt, damit es ihn
benützt, wenn es ihn braucht; aber der Schatz gehört immer dem Lieben Gott.
Schließlich heißt es, dass man sich nie durch seine Fehler entmutigen lässt, denn Kinder fallen oft, aber sie sind
zu klein, um sich sehr weh zu tun.
Therese verspürte in sich den Wunsch, Kämpferin für den Glauben, Priester, Apostel, Kirchenlehrer zu werden,
aber vor allem erfüllte sie das Verlangen nach dem Martyrium:
Als beim Gebet meine Begierden mich ein wahres Martyrium erleiden ließen, schlug ich die Briefe des hl.
Paulus auf, um irgendeine Antwort zu suchen. Das 12. und 13. Kapitel des ersten
Korintherbriefes fiel mir in die Hände. Ich las im ersten, dass nicht alle zugleich Apostel, Propheten, Lehrer usw. sein
können, dass die Kirche sich aus verschiedenen Gliedern zusammensetzt, und dass das Auge nicht zugleich Hand sein kann.
Die Antwort war klar, stillte aber mein Sehnen nicht und brachte mir keinen Frieden. … Wie
Magdalena sich immer wieder über das leere Grab beugte und schließlich
fand, was sie suchte, so erniedrigte ich mich bis in die Tiefen meines Nichts und da erhob ich mich so hoch, dass ich
mein Ziel erreichte. … Ohne mich entmutigen zu lassen, setzte ich meine Lesung fort und fand Trost in folgendem Satz:
Strebt eifrig nach den vollkommensten Gaben, aber ich will euch einen noch vorzüglicheren Weg zeigen
(1.
Korintherbrief 12, 31). Und der Apostel erklärt, wie die vollkommensten Gaben nichts sind ohne die Liebe …, dass die Liebe
der vortreffliche Weg ist, der mit Sicherheit zu Gott führt.
Endlich hatte ich Ruhe gefunden. … Den mystischen Leib der Kirche betrachtend, hatte ich mich in keinem der vom hl.
Paulus geschilderten Glieder wiedererkannt, oder vielmehr, ich wollte mich in allen wiedererkennen. … Die Liebe gab mir
den Schlüssel meiner Berufung. Ich begriff, dass, wenn die Kirche einen aus verschiedenen Gliedern bestehenden Leib hat,
ihr auch das notwendigste, das edelste von allen nicht fehlt; ich begriff, dass die Kirche ein Herz hat, und dass dieses
Herz von Liebe brennt. Ich erkannte, dass die Liebe allein die Glieder der Kirche in Tätigkeit setzt, und würde die Liebe
erlöschen, so würden die Apostel das Evangelium nicht mehr verkünden, die Märtyrer sich weigern, ihr Blut zu vergießen.
Ich begriff, dass die Liebe alle Berufungen in sich schließt, dass die Liebe alles ist, dass sie alle Zeiten und Orte
umspannt …, mit einem Wort, dass sie ewig ist! …
Da rief ich im Übermaß meiner überschäumenden Freude: O Jesus, meine Liebe, … endlich habe ich meine Berufung gefunden,
MEINE BERUFUNG IST DIE LIEBE! …
Ja, ich habe meinen Platz in der Kirche gefunden, und diesen Platz, mein Gott, den hast du mir geschenkt: Im Herzen
der Kirche, meiner Mutter, werde ich die Liebe sein …, so werde ich alles sein …, so wird mein Traum Wirklichkeit werden.
Das Gebet als archimedischer Punkt:
Ein Gelehrter hat gesagt:
Gebt mir einen Hebel, einen Stützpunkt, und ich werde die Welt aus den Angeln heben.
Was Archimedes nicht erreichen konnte, weil seine Forderung sich nicht an Gott richtete und nur das Stoffliche betraf,
das erlangten die Heiligen in seiner ganzen Fülle. Der Allmächtige gab ihnen als Stützpunkt: GOTT SELBST und GOTT ALLEIN,
[und] als Hebel: das Gebet, das mit einem Liebesfeuer entflammt, und auf diese Art haben sie die Welt aus den Angeln
gehoben; und auf diese Art heben die heute streitenden Heiligen sie aus den Angeln, und bis zum Ende der Welt werden es
die künftigen Heiligen ebenfalls tun.
Quelle: Therese Martin: Ich gehe ins Leben ein - Letzte Gespräche der Heiligen von Lisieux.
Leutesdorf 1979, S. 152
Therese vom Kinde Jesus: Selbstbiographische Schriften - Authentischer Text, übersetzt von O. Iserland und C. Capol.
Einsiedeln 1958, S. 199 - 201, 274
zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung
Mit leeren Händen. Die Biographie von Conrad de Meester
Schriften von Theresia gibt es online zu lesen in den Documenta Catholica Omnia.
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- zuletzt aktualisiert am 27.06.2024
Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Jörg Haustein: Hagiologie - Heiligenverehrung - Heiligenpolitik. In: Materialdienst des Konfessionskundlichen
Instituts Bensheim 4/1997
• http://www.vatican.va/news_services/liturgy/saints/ns_lit_doc_19101997_stherese_en.html
• http://www.marypages.com/ThereseofLisieux.htm
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb.
Aufl., Bd. 9. Herder, Freiburg im Breisgau 2000
• http://www.josefengling.de/down/Mit_Josef_in_Frankreich.zip
• http://www.kreuz.net/article.6040.html
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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