Pankratius - Legende und Historie
Die Basilika minor und Titelkirche San Pancrazio
an der Piazza di San Pancrazio im Park der Villa Pamphilij in Rom erinnert bis in unsere Tage an den Märtyrer und Heiligen
Pankratius, der im deutschsprachigen Raum als Eisheiliger
verehrt wird.
Sein Kult ist nach dem Martyrologium des Hieronymus bereits
im 5. Jahrhundert bezeugt.
Pankratius gilt als Patron der Ritter und Adeligen, deshalb wurden ihm zahlreiche Burgkapellen geweiht.
Pankratius' Beliebtheit im deutsprachigen Raum geht auf den König von Italien und Kaiser des römisch-deutschen Reiches
Arnulf von Kärnten zurück, der die ihm im Jahr 896 geglückte Eroberung
Roms der Hilfe des hl. Pankratius zuschrieb.
In einigen Berichten wird als Tag der Eroberung der 12. Mai - sein heutiger Gedenktag- genannt. Allgemein dürfte die
um die Person des Pankratius entstandene Legende aus dem 6. Jahrhundert bekannt sein.
Die Legende
Pankratius wurde um 290 als Sohn des vornehmen und wohlhabenden römischen Bürgers Cleonios und seiner Ehefrau Cyriada
in Synnada, in der weitgehend griechischsprachigen Provinz geboren. Seine Mutter starb bald nach seiner Geburt, sein Vater
ein Jahr oder einige Jahre danach. Pankratius wurde von seinem Onkel Dionysios, dem Bruder seines Vaters, aufgenommen und
erzogen. Zwischen 295 und 303 reiste Dionysios mit seinem Neffen nach
Rom, um für einige Zeit auf den Familiengütern
auf dem mons caelius / Monte Celio - einem der
sieben Hügeln Roms - zu leben.
In der Nähe der Güter soll sich auch Bischof von Rom Caius aus Angst vor
der Christenverfolgung in einem Versteck aufgehalten und viele
Menschen der Umgebung zum Christentum bekehrt haben. Pankratius und sein Onkel waren von den Worten und Taten des Bischofs
angetan, begaben sich zu ihm und erhielten nach einer 20-tägigen Unterweisung die Taufe.
Dionysios starb bald darauf. Pankratius unterstützte mit dem ererbten Vermögen in Not geratene Christen und bekannte
sich öffentlich zu seinem neuen Glauben. Aufgrund des allgemeinen
Verfolgungsbefehls des Kaisers Diokletian wurde der Jüngling,
der kurz zuvor sein Hab und Gut verschenkt hatte, verhaftet. Da er von vornehmer Abstammung war, wurde er dem Kaiser, der
Pankratius’ Vater gut gekannt haben soll, vorgeführt. Diokletian versprach Pankratius für den Fall, dass er vom
Christenglauben abschwören sollte, alle Vorteile des Lebens. Der inzwischen etwa vierzehnjährige Jüngling ließ sich jedoch
nicht von seinem Glauben abbringen. Rasend vor Wut über die Standhaftigkeit und den Mut eines solch jungen Burschen ließ
Diokletian schließlich das Todesurteil über ihn fällen.
Am 12. Mai des Jahres 304 wurde Pankratius öffentlich enthauptet.
Bis zum letzten Augenblick pries der mutige Christ seinen Herrn Jesus Christus. Den Leichnam des jungen Märtyrers ließen die Schergen zum Fraß für die Hunde liegen. Unter Lebensgefahr barg die Senatorengattin Octavilla (auch Oldanilla) die sterblichen Überreste und trug sie zur Via Aurelia zu den dortigen Katakomben, wo sie eine Gruppe Gläubiger beisetzte.
Die Legende reizt zur Kritik und zum Versuch, zur historischen Wahrheit zu kommen.
Religion und Kult im Römischen Reich
Die römische Religion stellt kein geschlossenes theologisches System dar, wie wir das etwa
vom Christentum oder Islam her kennen, sie hat keinen Stifter, kein heiliges Buch und ihre
Anfänge liegen im Dunkel der Geschichte.
In der Frühzeit verehrten die Römer – wie auch die ihnen verwandten Ethnien in der
Nachbarschaft – vor allem Naturgottheiten, die elementare Gewalten verkörperten und so den
einfachen Vorstellungen der Landbau betreibenden Bevölkerung entsprachen. Neben diesen
Hauptgottheiten glaubte man an eine unpersönlich wirkende Kraft eines göttlichen Wesens
(numen). Im Lauf der Entwicklung wurden die Kräfte einer bestimmten Arbeit oder einem
Naturvorgang zugeordnet, wodurch sie zu Gottheiten wurden und Namen erhielten.
So entwickelte sich aus dem alten Donnergott Iuppiter der Schutzgott des latinischen
Bundes, der zusammen mit Mars und Quirinus die älteste Götterdreiheit bildete. An der Spitze
der Götterhierarchie trat bald eine Veränderung ein und die Staatsgötter Iuppiter, Iuno und
Minerva waren die obersten im römischen Pantheon. Eine weitere Trinität bildeten Ceres, Liber
und Libera.
Neben einer Vielzahl weiterer Gottheiten, die über Heim und Acker wachten, und so die
alten agrarischen Verhältnisse widerspiegeln, wurden auch Laren, Genien und Penaten verehrt.
Vom Ende des dritten vorchristlichen Jahrhunderts an begannen orientalische Gottheiten
einzudringen, deren Kulte zur Zeitenwende eine entscheidende Rolle spielten.
In der Endzeit der Republik setzte ein allgemeiner religiöser Verfall ein. Die von
griechischen Philosophen vorgetragene Religionskritik, die auch in Rom überzeugte Anhänger
– wie z. B. Marcus Tullius Cicero – hatte, trug dazu bei, den Glauben der Volksmassen an die
alten Götter aufzulösen.
In der Kaiserzeit wurde die Aufnahme fremder Götter immer stärker betrieben und neue orientalische Kulte wurden eingeführt. Als unter Kaiser Caracalla (211 – 217) allen Göttern des Reiches gleiche Rechte zugestanden wurden, stellte sich bei immer mehr Menschen das Gefühl der Unsicherheit ein. Die Mysterienreligionen und Geheimkulte konnten keine Antworten auf die bewegenden Lebensfragen anbieten, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich eine immer größere Personenzahl vom Christentum angesprochen fühlte, das von der Bruderliebe und von einer Gotteshilfe für die Armen und Beladenen sprach.
Christentum und Staat
Die Verbreitung der unterschiedlichsten Religionen im Kaiserreich war nur dadurch möglich, dass sie der Staat agieren
ließ. Verbote und Verfolgungen außerhalb der Stadt
Rom kamen kaum vor, und auch nur dann, wenn
eine politische Gefahr drohte.
Die Anhänger der diversen Religionen ihrerseits machten dem Staat auch keine Schwierigkeiten, sie anerkannten die
staatlichen Götter und den Kaiserkult und nahmen die vorgeschriebenen Verpflichtungen widerspruchslos auf sich. Eine
Ausnahme bildete das Judentum, das aber trotzdem zum kaiserlichen Staat ein gutes Verhältnis hatte. Die ersten
durchgreifenden antijüdischen Gesetze wurden erst von christlichen Kaisern erlassen.
Das Verhältnis des römischen Staates zu den gegebenen Religionsgemeinschaften war besonders
für das Christentum einschneidend und bestimmend.
Die ersten Schwierigkeiten, auf die die christliche Missionstätigkeit stieß, waren nur
von lokaler Bedeutung. Die Schwierigkeiten, die zunächst auf Auseinandersetzungen mit den Juden
und dann mit lokalen Kulten beruhten, vergrößerten sich in dem Maße, wie Auseinandersetzungen
mit städtischen Behörden und Provinzverwaltungen gesucht wurden, bis der Staat schließlich
selbst Stellung beziehen musste.
Die oft maßlose Polemik der christlichen Prediger gegen die städtischen und staatlichen
Kultformen sowie die Verachtung der Tempel und Götter ließen die Christen als Atheisten erscheinen,
was Greuelgeschichten über unverstandene Vorgänge in christlichen Gemeinden zu bestätigen
schienen; zudem machte der Fanatismus der Menge, die in jeder Krise den Zorn der beleidigten
Götter sah, die Christen dafür verantwortlich. Für den Staat musste die Ablehnung jeder Form
des Herrscherkultes gefährlich werden, denn auf diesen beruhte vielfach die göttliche Legitimation
von Staat und Kaisertum.
Der römische Staat hatte vier juristische Handhaben, um gegen die Christen vorzugehen:
das senatus consultentum de bacchanlibus
, Bacchanaliendekret
aus dem Jahr 186
v. Chr., die lex Iulia de collegis illicitis
, das Gesetz gegen unerlaubte Gemeinschaften
,
das von Tiberius erneuerte Gesetz gegen die crimina laesae maiestatis
, Majestätsbeleidigung
,
und schließlich eine Klassifizierung als crimen extraordinarium
, außerordentliches
Verbreachen
. Aber nur wenige Kaiser machten von diesen juristischen Möglichkeiten Gebrauch.
Zwischen den Jahren 60 und 200 war es nur zu örtlich begrenzten Christenverfolgungen gekommen. Mit dem Beginn des 3.
Jahrhunderts wurden die Christen im ganzen Reichsgebiet gezielt verfolgt. Von wesentlicher Bedeutung sind die Edikte der
Kaiser Septimius Severus, Decius und Valerianus. Aber schon 260 hob Kaiser Gallienus alle Edikte wieder auf. Sein
Neuplatonismus, seine bewusste Erneuerung hellenistischen Geistes – er war einer der letzten Kaiser, der sich in Eleusis
einweihen ließen – duldete keinerlei Gewaltpolitik.
In den nächsten Jahrzehnten schwelte der Konflikt weiter.
Solange eine starke Zentralgewalt fehlte, war eine Lösung der in den Provinzen immer brennender werdender Fragen nicht
möglich. Als sie zur Zeit des Kaisers Diokletian noch immer vorhanden waren, gab es nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder
musste noch einmal versucht werden, das Christentum als götter- und reichsfeindliche Bewegung radikal zu bekämpfen und
womöglich auszurotten, oder die alten Götter mussten bekämpft, der Absolutheitsanspruch der Christen anerkannt und das Reich
verchristlicht werden. Diokletian ging den ersten Weg, allerdings nach langem Zögern.
Die Christen ihrerseits bekämpften außer den heidnischen Göttern und den damit verbundenen
Kulten die Juden und verteufelten sich gegenseitig.
Schon in der Urgemeinde rivalisierten mindestens zwei Fraktionen, Hellenisten
und
Hebräer
. Auch zwischen Paulus und den Uraposteln
kam es zu heftigem Streit.
In der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts konstituierte sich die Kirche Marcions, die
das ganze römische Reich umspannte und wahrscheinlich internationaler war als die in der zweiten
Jahrhunderthälfte sich bildende altkatholische Kirche, die mit Ausnahme des religiösen Grundgedankens
fast alles von Marcion übernahm.
Im späten 2. Jahrhundert höhnte der heidnische Philosoph Celsus, seit die Christen zur
Menge angewachsen seinen, entstünden unter ihnen Spaltungen und Parteien, und jeder wolle sich
– denn danach trachteten sie von Anfang an
– einen eigenen Anhang schaffen.
Im frühen 3. Jahrhundert kannte Bischof Hippolyt
von Rom 32, Ende des
4. Jahrhunderts Bischof Philaster von Brescia
128 konkurrierende christliche Sekten.
Doch da politisch machtlos, tobte sich die vorkonstantinische Kirche, wie gegenüber den Juden,
im Ketzer-Kampf vorerst nur verbal aus. Es kam zu stets schwerer werdenden Zerwürfnissen mit der
Synagoge und zu gleichfalls immer gehässiger werdenden Konfrontationen mit allen andersgläubigen
Christen. Für die Kircheväter war ja jede Abweichung vom Glauben die schlimmste Sünde. Das brachte
nämlich Spaltung, Anhängerschwund und Machteinbußen. So suchte man bei der Polemik weder den
anderen Standpunkt wirklich kennen zu lernen noch klärte man - weil oft unmöglich oder gefährlich
- ganz über den eigenen auf. Vielmehr war es das Ziel, den Gegner mit allen verfügbaren Mitteln
zu schlagen
(Olof Gigon). Die antike Gesellschaft hatte wegen ihres sehr anderen, undogmatischen
Religionsverständnisses solche Glaubensstreitigkeiten vorher nicht gekannt
(Norbert Brox).
Diokletian
Der Kaiser, der das römische Imperium zu seinem letzten Höhepunkt führte, wurde um das Jahr
243 (manchmal wird behauptet, am 22. Dezember 245) in
Dalmatien
als Sohn eines Freigelassenen geboren.
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Mann, der auf den Namen Caius Valerius Diocles
hörte, lief von der Feldarbeit davon, um das Kriegshandwerk zu erlernen. Der Soldat, dessen
militärische Laufbahn ganz alltäglich gewesen sein dürfte, nannte sich in der latinisierten
Form Diokletian. Dem römischen Staatsgebilde, von dem er allerdings nur die Kriegstradition
wirklich kannte, war er treu ergeben. Von der militärischen Disziplin, die ihn geformt hatte,
war ihm der Gehorsam ohne Widerrede geblieben, den sich ein Soldat in einer starren Hierarchie
zu Eigen machen muss. In der Religion des Mithras, den er später zum Patron des Reiches machte,
hatte er unerschütterliche Gewissheit und feste Zuversicht gefunden. Die unbesiegbare Sonne
sol invictus
, die er verehrte, war die Gottheit der Armeen, aber auch der allgegenwärtige
Gebieter und Garant einer für die Ewigkeit errichteten Ordnung, deren Geheimnisse die Astrologen
zu deuten hatten.
Eine militärische Verschwörung in Chalkedon- dem heutigen Stadtteil Kadıköy in Ístanbul – offenbar am 18. September 284 - machte den inzwischen zum General gewordenen Diokletian zum Kaiser.
Dem neuen Kaiser – Caius Aurelius Valerius Diocletianus - stellte sich Carinus, der Bruder
des bei der Verschwörung ermordeten Kaisers Numerianus, entgegen; er wurde um den 1. April 285
am Margos (Morava) auf dem Balkan geschlagen und ermordet.
Diokletian konnte nun daran gehen, seine Macht zu sichern. Er bestellte seinen Freund
und Mitstreiter Marcus Aurelius Maximianus im März 286 zum Mitregenden und zeichnete ihn mit
dem Caesarentitel aus, womit dieser als Kaisernachfolger designiert und von einer etwaigen
Machtergreifung abgehalten worden war. Schon im September des gleichen Jahres erhob Diokletian
seinen Freund zum Augustus. Nun gab es also zwei Kaiser, die den selben Titel trugen; dieses
Imperatorenkollegium war allerdings nichts grundsätzlich Neues. Ungewöhnlich und neuartig war,
dass Diokletian am 1. März 293 zwei Caesaren, also Kaisernachfolger, ernannte: Galerius Valerius
Maximianus als seinen Nachfolger und Marcus Flavius Valerius Constantius Chlorus als den Nachfolger Maximians.
Diokletian verwaltete den Osten mit der Residenz in Nikomedia - dem heutigen
Ízmit
in der Türkei, Maximian Italien und Africa mit der Residenz in
Mailand,
Gallerius Illyrien, Macedonien und Griechenland mit der
Residenz in Sirmium - ihre Ruinen befinden sich im heutigen
Sremska
Mitrovica an der Save in Serbien, und Constantius Chlorus verwaltete Spanien, Gallien
sowie Britannien mit einer Residenz in Trier
und einer in York.
Die römische Welt war dadurch nicht auf vier Kaiser aufgeteilt. Es steht fest, dass
die beiden Caesaren und - wie es scheint - auch Maximianus ständig Diokletians Befehle
ausführten. Faktisch herrschte im Rahmen der Tetrarchie ein einziger Kaiser, das berichtete
auch ein Zeitgenosse, der Philosoph Porphyrios, dessen enge Beziehungen zum Hof von Nicomēdeia
sicher belegt sind.
Die Berechtigung dieser Regelung musste durch eine göttlich-hierarchische Ordnung weithin
sichtbar gemacht werden. Damit der Ausschluss des Usurpators Carausius - er war Gegenkaiser in
Britannien von 286 bis 293 - aus dem Kollegium der wahren Kaiser deutlich hervortreten konnte,
wurde bei einer Epiphanie, die in sämtlichen Garnisonen und Provinzen schon am 21. Juli 287
gefeiert wurde, Diokletian zum Sohn des Iuppiter mit dem Titel Iovis und Maximianus zum Sohn
des Hercules mit dem Titel Herculius erhoben. Constantius und Galerius, die, ob sie wollten
oder nicht, zu Schwiegersöhnen der Augusti hatten werden müssen, erhielten später als Kaiser
die selben Titel.
Man kann am Gekünstelten und Naiven des tetrarchischen Systems durchaus Anstoß nehmen,
unbestreitbar ist aber, dass es mit der Unbeständigkeit der politischen Institutionen aufgeräumt,
den Frieden an allen Grenzen des Reiches gesichert und mit der Wiederherstellung der Staatsautorität
große Reformen ermöglicht hat.
Einige dieser Reformen und die damit verbunden Maßnahmen sind für die Auseinandersetzung
mit Pankratius von besonderer Bedeutung.
Diokletian drehte nun das Rad der Zeit wieder zurück. Dem neuen Herrschaftsverständnis entsprechend wurde die Verehrung
der alten Götter forciert und damit ging der Beginn einer neuen
Christenverfolgung einher. Unterstützt von Galerius beendete
Diokletian eine fast vierzigjährige Toleranzphase. Interessant daran ist, dass Diokletians Frau Prisca selbst Christin war
und auch ihre Umgebung keineswegs behelligt wurde.
Schon 297/298 mussten alle Beamten und Soldaten den alten Göttern opfern. Jene, die sich weigerten, wurden entlassen.
Damit hatte sich die Sache vorerst für die nächsten sechs Jahre erledigt. 297 begann Diokletian auch die
Manichäerzu bekämpfen.
Die echte Verfolgung der Christen begann am 23. Februar 303
mit der Herausgabe eines Erlasses der befahl, die Kirchen zu zerstören, die Schriften zu vernichten und führende Christen zu
bestrafen. Neu daran war, dass der Kaiser daran dachte, das Christentum endgültig auszurotten. Normalerweise wäre dies eine
Denkart, die man gegenüber Verschwörern anwendet. Es könnte durchaus so gewesen sein, dass sich manche Christen bedroht
fühlten und in geheimen Zirkeln über den Sturz des Systems nachdachten.
Im Osten des Reiches gab es dann im gleichen Jahr zwei weitere Dekrete, die Priester mit Haftstrafen bedrohten, wenn
sie nicht den alten Göttern opferten.
Ein viertes Edikt vom April 304 dehnte die Anwendung schließlich auf alle Christen in allen Provinzen aus und
verschärfte es durch die Androhung der Todesstrafe.
Die Große Verfolgung
griff um sich, war aber in ihren
Auswirkungen von verschiedener Schärfe. Im Osten war sie mitunter grausam (Diokletian und Galerius), im Westen Maximians war
lediglich Afrika betroffen, da es als Hochburg des Christentums galt. Die Zahl der Blutzeugen blieb doch verhältnismäßig
klein. In Gallien und Britannien dagegen, wo die christliche Minderheit schwach war, war sie oberflächlich und von kurzer
Dauer.
Namentlich in Afrika waren traditores
, Überbringer
, die Kultgegenstände an die Behörden ablieferten, und
lapsi
, Gefallene
, die ihren Glaubensverzicht mit heidnischen Opfern bekundeten, viel zahlreicher als
confessores
, Bekenner
, die in Gefängnissen und Bergwerken oder in den Hinrichtungsstätten für ihren Glauben
Zeugnis ablegten.
Pankratius könnte im Jahr 303 schon eine längere Zeit in
Rom verbracht haben, Diokletian hingegen war im
Herbst dieses Jahres in Sirmium und kam am 20.
November zum ersten Mal nach Rom, um gemeinsam mit Maximianus das zwanzigjährige Regierungsjubiläum zu feiern.
Am 20. Dezember verließ er Rom in Richtung Norden, weil er sich einige Zeit in
Ravenna aufhalten wollte. Er erkrankte unterwegs
derart schwer, dass er in einer Sänfte getragen werden musste. Das darauffolgende Jahr konnte der Kaiser nur unter großen
Anstrengungen meistern und Dezember 304 erlitt er in seinem Palast in
Nicomēdeia einen Zusammenbruch. Die Krankheit
hinderte ihn nun an der vollen Ausübung seiner Regierungsgeschäfte, aber wider Erwarten verstarb der Kaiser nicht.
Nun beschloss Diokletian etwas, das vor ihm noch nie ein Kaiser gemacht hatte; seine Abdankung. Die Sache wäre nicht
so reibungslos über die Bühne gegangen, wenn nicht auch Maximianus abgedankt hätte. Es ist aus heutiger Sicht erstaunlich,
dass er seinen Mitregenten zu diesem Schritt überreden konnte. In diesem Sinne erfolgte der Machtverzicht am 1. Mai 305 für
Diokletian in Nicomēdeia und für Maximianus in Mediolanum - dem heutigen
Mailand.
Da auch Kaiser Maximianus im Jahr 304 nicht mehr in Rom weilte, konnte Pankratius vor keinen der beiden Herrscher gebracht werden.
Gaius / Cajus, Bischof von Rom
Der aus Dalmatien stammende Gaius war in der Zeit vom 17. Dezember bis zum 22. April 296 Bischof von Rom, also in einer Zeit, in der es keine Christenverfolgung gab. Sein Verstecken ist daher äußerst fragwürdig.
Mit der Legende, die sich um Pankratius rankt, haben wir die Lebens- und Leidensgeschichte eines Heiligen vor uns, die möglicherweise mit einer lehrhaften Absicht verfasst worden ist, mit der Realität aber nichts zu tun hat.
Bleibt noch die Frage zu klären, ob Arnulf von Kärnten tatsächlich am 12. Mai 896 Rom erobert und dies der Hilfe des hl. Pankratius zugeschrieben hat.
Arnulf von Kärnten
Der um 850 geborene Arnulf von Kärnten
war der älteste außereheliche Sohn des Königs des Ostfrankenreiches in
Bayern und Königs von Italien Karlmann aus seiner Beziehung mit Liutswind,
wahrscheinlich einer Luitpoldingerin.
Der aus dem Geschlecht der Karolinger stammende Mann war von 876 bis 887 Markgraf von Karantanien /
Kärnten - daher die Bezeichnung Arnulf
von Kärnten
-, 887 bis 899 ostfränkischer König, von 894 bis 899 König von Italien und von 896 bis 899
römisch-deutscher Kaiser.
In der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts beherrschte Wido II. das Herzogtum Spoleto in Mittelitalien. Außenpolitisch nach Westfranken orientiert, familiär mit Toskana sowie Salerno verbunden und so der eigentliche Herrscher in Mittelitalien, suchte er in den Spuren seines Vorgängers sein Territorium vor allem nach Süden und nicht zuletzt auf Kosten des Kirchestaates auszudehnen und in Italien eine eigene Dynastie zu begründen.
Wie schon der Papst Johannes VIII. den Kaiser Karl III. um Hilfe gegen Wido, den er als den schlimmsten Feind der Kirche
hasste, gebeten hatte, so war es im Jahr 895 Papst Formosus, der Arnulf um Hilfe anflehte. Nach Beratung mit den Bischöfen
entschloss sich Arnulf zu einem neuen Romzug. Im
Dezember 895 unterwarf er die Lombardei.
Dann traf er, nach einem äußerst mühevollen, unter gewaltigen Stürmen, Regengüssen und schlimmem Pferdesterben erfolgten
Marsch – nun zunächst auf Ochsen, die nach Art der Pferde gesattelt – durch Tuszien /
Toskana, im Februar 896 vor Rom ein.
Dort aber hatten die Spoletiner - unter der
Führung von Widos couragierter Witwe Ageltrude - überraschend die Tore schließen und die Stadt in Verteidigungszustand bringen
lassen. So kam es zur ersten Belagerung Roms durch einen fränkisch-deutschen König.
Arnulf beriet sich – wahrscheinlich an einem der Tage zwischen dem 17. und 20. Februar - mit den Seinen und entschloss
sich, am darauffolgenden Tag – höchstwahrscheinlich am 21. Februar – den Angriff zu wagen.
Alle feierten, berichteten die ostfränkischen Chronisten, die hl. Messe, beichteten ihre Sünden, fasteten, schwuren
Arnulf unter Tränen Treue
und erstürmten auf Gottes Wink
im ersten Anlauf und mit Hilfe des hl. Pankratius -
wie Arnulf glaubte - die heilige Stadt. Am folgenden Tag, am 22. Februar 896, krönte Papst Formosus Arnulf zum Kaiser des
römisch-deutschen Reiches.
Arnulf blieb nur zwei Wochen in Rom, dann brach er Anfang März zur Eroberung von Spoleto auf.
So deckt sich die Schilderung bezüglich der Beliebtheit des hl. Pankratius im deutschsprachigen Raum mit den historischen Gegebenheiten, nur mit dem Datum der Eroberung Roms dürfte man bewusst geschwindelt haben.
Prof. Helmut Bouzek, E-Mail vom 13. Dezember 2011
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korrekt zitieren: Prof. Helmut Bouzek: Artikel
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