Johanniterorden
Der Johanniterorden - vollständig Ordo militiae S. Johannis Baptistae hospitalis Hierosolimitani
- entwickelte
sich aus einem vor Beginn des ersten Kreuzzugs in
Jerusalem erbauten Hospital, dem sich Kreuzfahrer
zugesellten, um Verwundete und Pilger zu pflegen. So entstand kurz vor der Eroberung Jerusalems im Jahr 1099 die
Bruderschaft vom heiligen Johannes dem Täufer
1, deren erster Vorsteher
Gerhard Sasso war. Als für die Pflege gegründeteer Orden hießen die
Johanniter eine Zeit lang auch Hospitalier oder Hospitalsritter.
1113 verlieh Papst Paschalis II. der Gründung des Lateinischen Königreiches von Jerusalem, die der Ordensentstehung vorausging, Privilegien. Aus der Bruderschaft wurde ein Orden, dem der zweite Ordensobere, Raimund von Puy, eine Regel mit augustinischen und benediktinischen Elementen gab; diese Regel wurden 1137 von Papst Benedikt IX. bestätigt, ihre Endfassung 1153 von Papst Eugen III. approbiert. Es gab Priester und Ritterbrüder - 1144 ist der erste Ritterbruder bezeugt -, daneben Halb- und Laienbrüder sowie einige Frauen. 1154 anerkannte Papst Anastasius IV. den Orden.
Sitz Jerusalem:
1. Gerhard (1100 - 1120)
2. Raymond du Puy (1120 - 1142)
Sitz Krak des Chevaliers:
2. Raymond du Puy (1142 - 1158/60)
3. Auger de Balben (1158/60 - 1162)
4. Arnaud de Comps (1162 - 1163)
5. Gilbert de Aissailly (1163 - 1169)
6. Gaston de Murols ca. (1169)
7. Joubert (1169 - 1177)
8. Roger de Moulins (1177 - 1187)
9. Hermangard d’Asp (1188 - 1190)
Sitz Margat
10. Garnier de Naplouse (Nablus) (1190 - 1192)
11. Geoffroy de Donjon (1193 - 1202)
12. Alfonse de Portugal (1203 - 1206)
Sitz Akko:
13. Geoffrey le Rat (1206 - 1207)
14. Garin de Montaigu (1207 - 1228)
15. Bertrand de Thessy (1228 - 1231)
16. Guerin Lebrun (1231 - 1236)
17. Bertrand de Comps (1236 - 1239/40)
18. Pierre de Vielle-Bride (1239/40 - 1242)
19. Guillaume de Chateauneuf (1242 - 1258)
20. Hugues de Revel (1258 - 1277)
21. Nicolas Lorgne (1277 - 1284)
22. Jean de Villiers (1285 - 1291)
Sitz Zypern:
22. Jean de Villiers (1291 - 1294)
23. Odon de Pins (1294 - 1296)
24. Guillaume de Villaret (1296 - 1305)
25. Foulques de Villaret (1305 - 1309)
Sitz Rhodos:
25. Foulques de Villaret (1309 - 1319)
26. Helion de Villeneuve (1319 - 1346)
27. Dieudonné de Gozon (1346 - 1353)
28. Pierre de Corneillan (1353 - 1355)
29. Roger de Pins (1355 - 1365)
30. Raymond Berenger (1365 - 1374)
31. Robert de Juliac (1374 - 1376)
32. Jean Fernandez de Heredia (1376 - 1396)
Sitz Italien:
33. Riccardo Caracciolo (1383 - 1395)
Sitz Rhodos:
34. Philibert de Naillac (1396 - 1421)
35. Antonio Fluvian de la Riviere (1421 - 1437)
36. Jean de Lastic (1437 - 1454)
37. Jacques de Milly (1454 - 1461)
38. Piero Raimondo Zacosta (1461 - 1467)
39. Giovanni Battista Orsini (1467 - 1476)
40. Pierre d’Aubusson (1476 - 1503)
41. Emery d’Amboise (1503 - 1512)
42. Guy de Blanchefort (1512 - 1513)
43. Fabrizio del Carretto (1513 - 1521)
44. Philippe de Villiers de l’Isle-Adam (1521 - 1530)
Fortsetzung: => Malteserorden
Die Brüder gelobten Armut, Gehorsam und Keuschheit, sie schworen,
Jerusalem gegen die Muslime zu verteidigen und
gaben das Versprechen ab, für Tuitio Fidei et Obsequium Pauperum
, Schutz des Glaubens und Unterstützung der
Bedürftigen
, einzustehen. Christi Feinde zu dämpfen, zu lindern
Krankheit und Not - das ist der Johanniter uralt Aufgebot.
Herbergen mit Krankenstationen entstanden dann entlang der
Pilgerwege und Kreuzfahrerrouten von Europa zum Heiligen Land. Gerhard,
der Gründer und erstes Oberhaupt des Ordens, erhielt den Titel eines Rektors, die späteren Führer nannte man Großmeister.
Um 1180 wurden die ersten Ordensritter, die aus adligem Geschlecht stammten, bewaffnet. Neben die caritativen Aufgaben
traten militärische, es kam zu einer Symbiose von Kutte und Rüstung, von Mönchtum und Rittertum. Die Krankenpflege blieb
aber eine wichtige Säule, die damals einzigartigen medizinischen Kenntnisse der Muslimen wurden aufgenommen und führten
zu dem hohen Standard in Behandlung und Pflege, der über Jahrhundert andauerte. 1187 eroberte Sultan Saladin
Jerusalem, die Johanniter zogen sich nach
Akko sowie auf die Kreuzfahrerburgen
Krak des Chevaliers und
Margat in Syrien zurück.
Nach der Schlacht von Akko war 1291 auch die
letzte Kreuzfahrerbastion gefallen, die Johanniter mussten das Heilige Land verlassen und eroberten dann nach einem
Zwischenaufenthalt auf Zypern 1309 die eigentlich zu Byzanz gehörende Insel
Rhodos. Dort errichtete der Orden sein
Hauptquartier und schuf nun einen souveränen Territorialstaat mit dem Großmeister als Oberhaupt. Die vorbildliche medizinische
Versorgung wurde erhalten, eine gewaltige Festung und eine mächtige Flotte aufgebaut, die Johanniter wachten mit ihren
Schiffen darüber, dass Muslime nicht in den östlichen Mittelmeerraum vordrangen. 1312 gingen auch die Besitztümer der
Templer auf die Johanniter über, die nun zumeist unter der Bezeichnung Rhodiner auftraten und
acht nationale Unterabteilungen, so genannte Zungen
bildeten; sie wurden so der erste multinationale Staat Europas,
beherrschten zwei Jahrhunderte lang als Seemacht mit Galeeren das östliche Mittelmeer und waren auch von den Türken gefürchtet.
Als aber nach einem ersten, 1480 gescheiterten Angriff der Türken, der osmanische Herrscher Süleiman I. der Prächtige
1522 die Insel Rhodos eroberte, waren die Ritter
zunächst heimatlos, bis Kaiser Karl V. sie 1530 mit der Insel Malta belehnte, wo sie zunächst die Reste der ehemaligen
arabischen Burg in Birgu - dem heutigen Vittoriosa - zum
Fort St Angelo ausbauten, das ihr erster
Ordenssitz auf Malta wurde. Nun nannten sich diese Ordensmitglieder Malteserritter.
Seit 1153 waren auch in Deutschland die ersten Kommenden des Johanniterordens entstanden; es folgten ab 1192 Spitäler, u. a. in Freiburg im Breisgau, wo sich 1248 auch das spätere Großpriorat Deutschland etablierte, bis es 1428 ins benachbarte Heitersheim verlagert wurde. Durch Errichtung von Kommenden und Hospitälern an den großen Handelsstraßen und Übernahme militärischer Dienst erwarb der Orden große wirtschaftliche Bedeutung und politischen Einfluss.
Ab 1318 entstand die Balley Brandenburg mit dem späteren Sitz in Sonnenburg - dem heutigen
heute Słońsk bei Gorzów. Sowohl das Großpriorat
Deutschland als auch die Balley Brandenburg konnten ihren Besitz durch Einrichtungen des 1312 aufgelösten
Templerordens entscheidend vermehren. Durch den im Jahr 1382 im damaligen
Kloster Heimbach bei Zeiskam in der Pfalz
geschlossenen Vergleich erhielt die Balley innerhalb des Großpriorates weitgehende Autonomie. Um 1540 folgte die Balley
dem Kurfürsten Joachim II. von Brandenburg und trat zur Lehre Martin Luthers
über. Der Orden konnte so seine Eigenständigkeit und seinen Einfluss in den protestantischen Gebieten steigern, der
brandenburgische Kurfürst wurde zum Herrenmeister
, während der katholische Orden Besitz und Einfluss verlor. Trotz
dieses Übertritts gehörte die Balley aber weiterhin zum Großpriorat und damit zum Gesamtorden. Als Folge der Napoleonischen
Kriege wurde 1805 das katholische Großpriorat und 1810 durch das preußische Säkularisationsedikt auch die evangelische
Balley aufgehoben.
Doch 1852 kam es zur Wiedererrichtung der Balley durch König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen und acht rechtmäßige
Ordensritter, die noch vor der Aufhebung vom damaligen Herrenmeister den Ritterschlag erhalten hatten. Hintergrund war der
von Johann Hinrich Wichern und vielen anderen entdeckte
diakonische Auftrag der Kirche. 1854 bestätigt der Statthalter des Gesamtordens in
Rom die Wiedererrichtung der Balley
Brandenburg des Ordens des Hl. Johannes zu Jerusalem
und die Wahl des neuen, des 32. Herrenmeisters Prinz Friedrich
Karl Alexander von Preußen. Damit wurden für die beiden konfessionsverschiedenen Ordenszweige Ursprung und Auftrag als
gemeinsame Klammer erneut deutlich.
Unter Hinweis auf das Ordensvorbild Johannes will der
Johanniterorden Jesus Christus den Weg bereiten und zur Buße im Denken
und alltäglichen Verhalten anleiten. Das weiße Kreuz im Ordenswappen kennzeichnet das Licht Christi, die vier Kreuzesbalken
verweisen auf die Kardinaltugenden Tapferkeit, Gerechtigkeit, Weisheit und Maßhalten; die achte Spitzen des Kreuzes
verweisen auf die acht Zungen
oder Nationen, denen die Ordensmitglieder ursprünglich angehörten. In der 1964 neu
gefassten Ordensregel wird auf die Seligpreisungen Jesu in der Bergpredigt verwiesen; die geistliche Ritterschaft
nach Epheserbrief 6, 16f soll durch die alten Traditionen des Ordens und im Geist der Reformation geübt werden. 1961
schloss sich der Johanniterorden mit den Ordenszweigen in den Niederlanden, Schweden und Großbritannien zu einer
internationalen Allianz
zusammen.
2005 hatte der Orden rund 3600 Mitglieder, die in 18 deutschen und 5 europäischen Kommenden organisiert sind; er ist
Mitglied des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland. Herrenmeister ist seit 1999 Prinz Oskar von Preußen.
Im Jahr 1999 betrieb der Orden 16 Krankenhäuser, 36 Senioreneinrichtungen, zehn Tageskliniken und fünf Wohnheime. Außerdem
gibt es in Frankreich, Finnland, Österreich, der Schweiz und Ungarn fünf nichtdeutsche Genossenschaften mit je einem
regierenden Kommendator
an der Spitze. Zum Johanniterordem gehören noch drei selbständige Werke, die von ihm zur
Erfüllung besonderer diakonischer und medizinischer Maßnahmen gegründet wurden: die Johanniter-Hilfsgemeinschaft
mit
4000 ehrenamtlich tätigen Mitgliedern, die Johanniter-Schwesternschaft
mit 550 Krankenschwestern, wovon noch 300 im
aktiven Dienst stehen, und die Johanniter-Unfallhilfe
mit 1,3 Millionen Mitgliedern, 18.000 ehrenamtlichen und
8600 hauptamtlichen Mitarbeitern im Sanitätsdienst, der stationären und ambulanten Altenbetreuung und der Hospizarbeit sowie
in 150 Kindertagesstätten.
Heilige und Selige der (katholischen) Johanniter:
• Ferdinand von Portugal
• Flora von Beaulieu
• (Don) Garcia Martinez
• Gerhard
• Gerhard von Villamagna
• Gerland
• Heinrich von Grünenwörth
• Hugo der Malteser
• Nicasius Camuto de Burgio
• Petrus von Imola
• Tuscana von Verona
• Ubaldesca
für weitere Heilige und Selige siehe bei Malteserorden
1 ▲ Die Kapelle, an der das erste Hospital errichtet wurde und auf die sich der Ordensname bezog, war ursprünglich Johannes „dem Almosengeber” geweiht, erst später wurde der bekanntere Johannes der Täufer Namensgeber und Ordenspatron.
Die Homepage der Johanniter bietet in deutscher und englischer Sprache ausführliche Informationen über die Geschichte, die Struktur und Organisation des Ordens heute, auch mit links zu regionalen Gruppen, sowie eingehende Informationen zu den heutigen Aufgaben und Tätigkeitsfeldern.
Im Malteserschloss in Heitersheim gint es ein Museum zur Ordensgeschichte der Johanniter und Malteser; es ist zwischen April und Oktober sonn- und feiertags von 11 Uhr bis 18 Uhr, mittwochs von 13 Uhr bis 18 Uhr geöffnet; der Eintritt ist frei. (2014)
Heiligenlexikon als USB-Stick oder als DVD
Unterstützung für das Ökumenische Heiligenlexikon
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Autor: Joachim Schäfer
- zuletzt aktualisiert am 28.08.2023
Quellen:
•
• Walter Fleischmann-Bisten: Der evangelische Johanniterorden. In: Materialdienst des Konfessionskundlichen Instituts
Bensheim 3/2007
• Bernhard Maurer: Kampf und Liebe. In: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg 25/1999
• Broschüre Aus Anlaß des 900jährigen Ordensjubiläums
, hg. von der Baden-Württembergischen Kommende des
Johanniterordens e.V., Stuttgart 1999
• Vollständiges Heiligen-Lexikon …, 3. Band: [I]K-L. Herausgegeben von Johann Evangelist Stadler, B. Schmid'sche
Verlagsbuchhandlung (A. Manz), Augsburg, 1869
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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