Ökumenisches Heiligenlexikon

Heilige Sippe


Lukas Cranach der Ältere: Heilige Sippe, Altar, 1509, im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt
Lukas Cranach der Ältere: Heilige Sippe, Altar, 1509, im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt.
In der Mitte Maria, links daneben Joseph, rechts daneben Anna mit dem Jesuskind, darüber Annas Männer Joachim, Kleophas und Salomas, davor zwei der Brüder Jesu bzw. der Kinder der Maria des Kleophas; auf dem linken Altarflügel Maria mit ihrem Mann Kleophas / Alphäus - dessen Darstellung Friedrich dem Weisen entspricht - und die zwei weiteren ihrer vier Kinder; auf dem rechten Altarflügel (Maria) Salome mit Zebedäus - dessen Darstellung Johann dem Beständigen entspricht - und deren zwei Kinder Johannes der Evangelist und Jakobus der Ältere.

Eine weitere Entfaltung der Vorstellung von der Heiligen Familie ist die Darstellung der gesamten Heiligen Sippe, erstmals um 1300, dann in verschiedenen Varianten, zum Erliegen gekommen im 17. Jahrhundert.

Hildesheimer Benediktmeister: „Emerentia Selbviert”-Statue: Maria, Emerentia und Anna (von links); das dazugehörige Jesuskind ist verloren; um 1520, im Dom in Minden
Hildesheimer Benediktmeister: Emerentia Selbviert-Statue: Maria, Emerentia und Anna (von links); das dazugehörige Jesuskind ist verloren; um 1520, im Dom in Minden

Im Zentrum steht Anna, die nach der Trinubium-Legende drei Ehemänner hatte. Aus der ersten Ehe mit Joachim wurde Maria geboren. Der zweiten Ehe mit Kleophas entstammt die Maria des Kleophas, deren Kinder waren demnach - gemäß der Aufzählung der Brüder Jesu im Matthäusevangelium (13, 55) - Jakobus der Jüngere, Joseph Barsabbas, Simon der Zelote und Judas Thaddäus. In dritter Ehe war Anna dieser Überlieferung nach mit Salomas verheiratet und gebar (Maria) Salome, die Zebedäus ehelichte, woraus Johannes der Evangelist und Jakobus der Ältere entstammten.

Annas Eltern waren dieser Legende nach Ysachar und Susanna oder - in der Fassung der Karmeliten - Stolanus und Emerentia, die ihre Hochzeit auf dem Berg Karmel feierten; Annas Schwester war Esmeria, die Ephraim heiratete und mit ihm Elisabeth als Tochter bekam, die nach dem Lukasevangelium (1, 36) mit Maria verwandt war und die die Mutter von Johannes dem Täufer und die Großtante von Servatius, dem ersten Bischof von Tongern, wurde.

             Ysachar ○○ Susanna
    oder    Stolanus ○○ Emerentia
Joachim 1. ○○ Anna Kleophas 2. ○○ Anna Salomas 3. ○○ Anna Ephraim ○○ Esmeria
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Joseph von Nazaret ○○ Maria Kleophas
oder
Alphäus
○○ Maria des Kleophas Zebedäus ○○ (Maria) Salome Zacharias ○○ Elisabeth Eliud ○○ Emerentia
Jesus von Nazaret Jakobus der Jüngere,
Joseph Barsabbas,
Simon der Zelote,
Judas Thaddäus
Johannes Evangelist,
Jakobus der Ältere
Johannes der Täufer Enim ○○ Memelia
Servatius von Tongern
Hans Thomann: Heilige Sippe, um 1515, Skulpturensammlung im Bode-Museum in Berlin
Hans Thomann: Heilige Sippe, um 1515, Skulpturensammlung im Bode-Museum in Berlin.
In der Mitte Maria, die ihrer Mutter Anna das Jesuskind reicht, darüber Annas Männer Kleophas, Salomas und Joachim; links davon (Maria) Salome mit ihren zwei Kindern Johannes der Evangelist und Jakobus der Ältere, dahinter ihr Mann Zebedäus und rechts neben ihm Emerentia mit ihrem Sohn Enim, der Vater von Servatius werden wird; rechts Maria des Kleophas mit ihren vier Kindern Jakobus der Jüngere, Joseph Barsabbas, Simon der Zelote und Judas Thaddäus, dahinter Zacharias und Elisabeth, die ihren Sohn Johannes den Täufer in Händen hält.

Die Vorstellung von der heiligen Sippe ist spekulativ, ohne sich auf weitere Erweise im Neuen Testament stützen zu können, nicht zuletzt inspiriert durch die Lehre von der Jungfräulichkeit der Maria.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 17.10.2024

Quellen:
• Lexikon der christlichen Ikonographie, begr. von Engelbert Kirschbaum. Hrsg. von Wolfgang Braunfels, 4. Bd., Herder, Freiburg im Breisgau 1972
• Germain Bazin, Horst Gerson, Lawrence Gowing u. a. (Hg.): Kindlers Malereilexikon. Kindler Verlag, Zürich, 1964 - 1971. CD-ROM-Ausgabe, Directmedia Publishing, Berlin, 2003/2004

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
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