Ökumenisches Heiligenlexikon

Johann Georg Seidenbusch

1 Gedenktag katholisch: 10. Dezember

Name bedeutet: J: Gott ist gnädig (hebr.)
G: der Landmann (griech.)

Priester, Gründer
* 5. April 1641 in München in Bayern
10. Dezember 1729 in Aufhausen in der Oberpfalz in Bayern


Jesuitenkirche St. Michael und ehemaliges -kolleg in München
Jesuitenkirche St. Michael und ehemaliges -kolleg in München

Johann Georg Seidenbusch wurde in der Sendlingergasse - der heutigen Sendlinger Straße - in München als Sohn eines Tuchmachers geboren und in der Kirche St. Peter getauft. Er besuchte dann das damalige Kolleg der Jesuiten in München. Dort zeichnete er sich durch seine besondere Musikalität und die Fähigkeit in der Malerei aus; zugleich war er ein großer Marienverehrer. Als er durch seine gelungene Dekoration beim Besuch von Kaiser Leopold I. in München dessen Aufmerksamkeit erregte, durfte er sich ein Geschenk machen lassen und wählte eine früher im Kolleg verwendete Marienfigur, das vom Bayrischen Herzog Wilhelm V. um 1580 gestiftete Marianische Bildnis.

Wallfahrtskirche Maria Schnee und Oratorianer-Institut in Aufhausen
Wallfahrtskirche Maria Schnee und Oratorianer-Institut in Aufhausen

Seidenbusch wurde 1666 in Freising zum Priester geweiht und 1667 Pfarrer in Aufhausen in der Oberpfalz. Hier führte er bald schon tägliche marianische Abendandachten vor dem ihm geschenkten Bild ein – zunächst für die Angehörigen des Pfarrhauses, dann mit der Nachbarschaft, schließlich für Pilger von Nah und Fern. Als Andachtsraum diente zunächst eine Art Bretterverschlag. Er selbst war beliebt ob seiner tiefen Frömmigkeit und liebenswürdigen Bescheidenheit, es kamen immer mehr Pilger, deshalb übertrug er 1668 das Bild in die dafür neu gebaute, Maria Schnee geweihte und von vielen Wallfahrern besuchte Kirche.

ehemalige Dreifaltigkeitskapelle in Wien
ehemalige Dreifaltigkeitskapelle in Wien

Ab 1672 führte Seidenbusch mit seinem Hilfspriester ein gemeinsames Leben und trat dann 1675 in Rom an Santissima Trinità dei Pellegrini der Gemeinschaft der von Philipp Neri begründeten Oratorianer bei. Noch im selben Jahr gründete er an der neuen Kirche in Aufhausen ein Oratorianer-Institut; weitere Institute wurden 1701 in Wien in der damaligen Dreifaltigkeitskapelle - in der heutigen Judengasse - und 1707 in München - an der Stelle der heutigen Herzogspitalkirche - eröffnet.

Worte des Heiligen

Seidenbusch betont in seinen autobiographischen Aufzeichnungen die Wichtigkeit religiöser Praxis und Erziehung im Elternhaus:
Sobald ich ein wenig reden konnte, hat sich eines Tages mein Vater sehr darum bemüht, mir das Vater-unser, das Ave-Maria und das Glaubensbekenntnis beizubringen, indem er es vor und nach dem Essen andächtig und langsam vorbetete. Außerdem trug er mir die Unterweisungen aus dem Katechismus vor. … Meine Mutter flößte mir schon mit der Muttermilch die Andacht zu Gott, zu Maria und zu den Heiligen ein und weckte gleichzeitig in mir die Barmherzigkeit für die Armen und die Seelen im Fegfeuer.

Im Kloster Scheyern vertraute ihm eine Witwe eine Erfahrung mit den Armen Seelen an:
Als einmal für die Brüder und Schwestern der Rosenkranz-Bruderschaft auf deren eigenem Altar ein Gottesdienst gehalten werden sollte und der Altar deshalb mit einem schwarzen Tuch und einem weißen Kreuz bedeckt war, befand sie sich schon etwas früher alleine bei diesem Altar und betete für die Armen Seelen. Da sah sie, wie das schwarze Tuch in der Mitte aufgehoben wurde. Auf sie herab sah eine glänzende Seele mit einem sehr schönen Gesicht und bedankte sich für ihr Gebet.

Schon als Gymnasiast empfand er eine tiefe Zuneigung zur Gottesmutter Maria. Aufgrund eines Erlebnisses in St. Peter in München weihte er ihr sein Leben:
Nun muss ich bekennen, dass ich eine ganz große innere Freude erlebte. Ich legte demütig meine Urkunde ihr zu Füßen nieder. Darin habe ich sie nicht nur Herrin und Beschützerin genannt, sondern: Ich erwähle dich als meine über alles geliebte Braut. Ich habe also Maria zu meiner Verlobten und Braut erwählt.
Er begründet, warum er in der Wallfahrtskirche von Aufhausen als besonderes Marienfest Maria zum Schnee eingeführt hatte:
Da vernahm ich in meinen Gedanken, dass sie schneeweiß und ohne Makel sei, weil ich sie an ihrem Fest der schneeweißen Empfängnis bekommen hatte. … So habe ich mich entschlossen, ihr den Titel Maria zum Schnee zu erteilen.

Mehrfach in seinem Leben erfuhr er spürbar die Hilfe Gottes, so auch bei einem Seesturm:
Wir waren kaum eine viertel Stunde auf dem Meer, da kam plötzlich in einem Augenblick ein grausames Unwetter auf, ein Sausen und Brausen, und es schien als sollte das ganze Schiff versinken. … Ich dachte: Mein Gott, wie wird es uns nur ergehen?! Ich nahm mein Kruzifix in die Hand, gab den Segen und sprach: O Herr, hilf uns, wir verderben! … Der Wind schleuderte das Schiff an die Pfeiler bei der Einfahrt in den Hafen, so dass es verunglückte, aber Gott hat uns vor aller Gefahr bewahrt und ans Land geholfen.

Quelle: Pater Winfried M. Wermter C.O. (Hg.): Seidenbusch-Perlen. Kostbare und köstliche Zeugnisse eines außergewöhnlichen Pfarrers, Aufhausen 2017, S. 151f, 15f, 17, 173, 166f

Zitat von Johann Georg Seidenbusch:

Bei mehrfachen Einbrüchen in sein Zimmer in Wien zeigte er heitere Gelassenheit. Er betete zuerst mit seinen Mitbrüdern zusammen das Tedeum:
Das Vorhängeschloss hing noch am Haken, aber das Zimmerschloss war völlig ruiniert. Die Leisten waren vom Schrank abgerissen und der ganze Schrank ausgeplündert. Da sagte er lächelnd zu seinen Patres: Das ist ein eigenartiger Nikolaus, der von Zeit zu Zeit bei helllichtem Tag kommt, nichts herbringt, sondern nur wegträgt! Die Patres mussten wiederum mit ihm das Tedeum beten und dann auch noch einmal singen.

Quelle: Pater Winfried M. Wermter C.O. (Hg.): Seidenbusch-Perlen. Kostbare und köstliche Zeugnisse eines außergewöhnlichen Pfarrers, Aufhausen 2017, S. 160

zusammengestellt von Abt em. Dr. Emmeram Kränkl OSB,
Benediktinerabtei Schäftlarn,
für die Katholische SonntagsZeitung

Die Autobiographie von Johann Georg Seidenbusch ist, herausgegeben von Winfried M. Wermter C.O. und angereichert mit Zeugnissen von Zeitgenossen, mit dem Titel Erfahrungen und Zeugnisse einer großen Priestergestalt im Internet verfügbar.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 09.12.2021

Quellen:
• Ekkart Sauser. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz (Hg.): Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. XVII, Herzberg 2000
• http://www.maria-schnee-aufhausen.de/10.html
• https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Dreifaltigkeitskapelle_(1,_Judengasse_10-12)
• https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Dreifaltigkeitshof_(1)
• Dienerinnen vom heiligen Blut: Novene zur Erlangung der Seligsprechung von Johann Georg Seidenbusch, 3. Aufl. Regensburg / Aufhausen 2016

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.