Lazarus von Betanien
auch: Lazarus der Arme
Gedenktag katholisch: 29. Juli
Fest bei den Herz-Jesu-Priestern (SCJ)
gebotener Gedenktag im Benediktiner-, Trappisten- und Zisterzienserorden
17. Dezember
Auferstehung von den Toten: 16. März
Auffindung der Gebeine in Marseille: 7. April
Niederlegung der Gebeine im Lazaruskloster durch Kaiser Leo VI. und Weihe der Kirche: 4. Mai
Niederlegung der Gebeine: 30. August
in Autun: Auffindung der Gebeine: 20. Oktober
Gedenktag evangelisch: 29. Juli (ELCA, LCMS)
Gedenktag anglikanisch: 29. Juli
Gedenktag orthodox: Samstag vor Palmsonntag
Übertragung der Gebeine nach Konstantinopel und Restaurierung der Kirche 809 - 898: 4. Mai
Übertragung der Gebeine und Kleider in die Kirche der Heiligen Apostel in Konstantinopel 956 - 970: 20. Juni
Übertragung der Gebeine nach Byzanz: 17. Oktober
Gedenktag armenisch: 9. April
liturgische Feier am 6. Montag nach dem Kreuzerhöhungssonntag
Erinnerung an seine Auferstehung: Samstag vor Palmsonntag
Übertragung der Reliquien von Zypern nach Konstantinopel: 17. Oktober
Gedenktag koptisch: 21. Juni
Tag seines ersten Todes: 13. März
Tag der Auferweckung: 16. März
Beratung der Hohenpriester, um ihn zu töten: 17. März
Tag seines zweiten Todes: 22. Mai
Übertragung der Gebeine nach Konstantinopel: 18. Oktober
Gedenktag äthiopisch-orthodox: 21. Juni
Tag seines ersten Todes: 13. März
Tag der Auferweckung: 16. März
Beschluss der Hohepriester, ihn zu töten: 17. März
Übertragung der Gebeine nach Konstantinopel: 18. Oktober
Gedenktag syrisch-orthodox: Samstag vor Palmsonntag
Name bedeutet: Gott hat geholfen (hebr.)
Lazarus war der Bruder von Maria und Martha, ein Freund Jesu. Als Jesus erfuhr, dass Lazarus gestorben war, weinte er über dessen Tod; als Jesus nach vier Tagen nach Betanien - dem heutigen al-Eizariya - kam, wurde Lazarus von ihm von den Toten auferweckt (Johannesevangelium 11, 1 - 45). Lazarus nahm dann am Festmahl im Haus von Simon dem Aussätzigen teil und viele Leute kamen, um den Geretteten zu sehen (Johannesevangelium 12, 1 - 3).
Die Auferweckung des Lazarus von den Toten war der Höhepunkt der Zeichenhandlungen
Jesu im Johannesevangelium und wurde zum Anlass für den Beschluss zur
Kreuzigung (11, 47. 53) wie zum Hosianna
bei seinem Einzug in
Jerusalem (12, 12. 17f) und der Selbstoffenbarung
Ich bin die Auferstehung und das Leben
(11, 25). Lazarus ist hier nicht als einzelne Person interessant, sondern als
Beispiel für alle Menschen, die Jesus liebt
(11, 3. 5. 36).
Von einem Mann namens Lazarus spricht auch Jesu'
Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus
(Lukasevangelium 16, 19 - 31); hier wird zum einzigen Mal eine Person
in einem Gleichnis mit Namen genannt. Der Name ist hier wohl in eine Erzählung eingeflossen, zu der es Vorbilder schon in
älterer Tradition, z. B. einem ägyptischen Märchen, gab. Bei Johannes wie bei Lukas scheint eine ältere, uns unbekannte
Lazarus-Tradition aufgenommen zu sein.
Eine Legende des Hochmittelalters machte Lazarus zum Herzogssohn, der auf alle Eitelkeit der Welt verzichtete. Die Juden gaben ihn demnach zusammen mit seinen Schwestern und mit seinen Freunden Maximus und Cedonius auf einem Schiff ohne Ruder und Segel dem Wind und den Wellen auf dem Meer preis. Das Schiff landete demzufolge im Hafen von Marseille, wo Lazarus dann zum Bischof gewählt wurde, als der er Alexander im Glauben stärkte.
Lazarus war in Marseille deshalb angeblich die 410 errichtete erste Kathedrale er Stadt - an der Stelle der heutigen Kathedrale Sainte-Marie-Majeure - geweiht. Andere Legenden lassen Lazarus unter Kaiser Claudius, der von 41 bis 54 regierte, friedlich entschlafen; wieder andere erzählen, dass er unter Kaiser Domitian, der von 81 bis 96 regierte, bedroht und zum heidnischen Opfer vergeblich aufgefordert, dann geschleift und in den Kerker geworfen wurde, wo ihm Christus erschien und ihn ermutigte, ehe er enthauptet wurde.
In Betanien - das später nach ihm Lazarion genannt wurde, dieser Name ist im arabischen
al-Eizariya bewahrt - ist ein Lazarus-Grab schon
333 durch den Pilger von Bordeaux
bezeugt:
an dieser Stelle habe er die vier Tage bis zu seiner Auferweckung gelegen. Von der ersten Kirche berichtete
Hieronymus; deren Mosaike sind im Hof vor der heutigen Lazaruskirche zu sehen.
Diese erste Kirche wurde um 500 durch ein Erdbeben zerstört und dann durch eine größere ersetzt, die wiederum durch
die Kreuzfahrer vergrößert wurde, wodurch gleich zwei neue Kirchen entstanden. Im
7. Jahrhundert gab es neben der Kirche ein großes Kloster, ab 1138 zudem ein
Benediktinerinnenkloster, dessen Ruinen erhalten sind. Die Kirche unmittelbar
über dem Grab wurde in eine Moschee verwandelt und im 16. Jahrhundert zur heutigen Al-Usair-Moschee ausgebaut, dabei wurde
der ursprüngliche Zugang zum Grab zugemauert; deshalb wurde 1613 von der Straßenseite aus eine steile Treppe zur
Grabkammer angelegt.
Am Samstag vor Palmsonntag findet jährlich eine Prozession von Jerusalem nach Betanien statt; die Ostkirchen haben diesen Tag als Festtag bewahrt. Auch in Frankreich, Spanien und Italien wurde sein Fest früher am Palmsonntag begangen. Lazarus ist schon in den frühesten Darstellungen der Katakombenmalerei und auf den frühchristlichen Sarkophagen als Symbol für die den Tod überwindende Kraft besonders häufig dargestellt. Die Apostolischen Väter erwähnen Lazarus nicht, bei Irenäus von Lyon und Tertullian wird er zum Aufweis der Auferstehung Christi genannt, im Evangelium des Nikodemus als Beginn des Sieges über den Tod beschrieben.
Die Aufforderung Jesu, den auferweckten Lazarus von seinen Totenbinden zu befreien (Johannesevangelium 11, 44) wurde von Clemens von Alexandria, Origenes, Ambrosius von Mailand, Augustinus und anderen als Aufforderung zur Buße interpretiert.
Die in allen Kulturen verbreitete Vorstellung vom Todesengel, der die Menschen beim Sterben begleitet und in der
jenseitigen Welt willkommen heißt, wird im Christentum mit Lazarus verbunden: als der Arme starb wurde er von den
Engeln in Abrahams Schoß getragen
(Lukasevangelium 16, 22). Im Antiphon eines Requiems findet sich traditionell die Bitte: Der Chor der Engel soll dich
empfangen, und mit Lazarus, dem vormals armen, sollst du ewige Ruhe finden.
Im Mittelalter stellten Lazarus-Spiele
sein Sterben und Auferstehen dar, wobei er anschließend von seinen Erlebnissen im Totenreich berichtete.
Schon Eusebius von Cäsarea kennt die Überlieferung, wonach
Lazarus nach seiner Auferweckung - bei der er 30 Jahre alt war - nach Kítion - dem heutigen
Lárnaka - auf Zypern umsiedelte und dort noch
weitere 30 Jahre lebte. Als Paulus zusammen mit
Barnabas nach Zypern kam, traf er Lazarus und setzte ihn als Bischof ein; so
wurde er der erste Bischof der Stadt. 890 fand man dort einen Sarkophag mit der Aufschrift Lazarus, der Freund Christi
;
unter Kaiser Leo VI. - er regierte von 886 bis 912 - wurde über der Fundstelle eine Lazarus geweihte Kirche errichtet,
heute die Hauptkirche von Lárnaka 1. Der Sarkophag in der
Krypta ist inzwischen leer, die Gebeine wurden 898, also schon bald nach ihrer
Entdeckung, nach Byzanz - dem heutigen Ístanbul -
gebracht; dort ließ Kaiser Leo VI. der Philosoph
ihm eine Kirche errichten; am Grab in dieser Kirche, aus dem
MyronDas Myron (von griech μύρον
duftendes Öl
) ist ein mit duftenden Gewürzen angereichertes Olivenöl, das in den orthodoxen, in orientalischen und in katholischen Ostkirchen als Salböl benutzt wird, vor allem bei Firmung und Altarweihe, teilweise auch bei der Kaiserkrönung.
floss, geschahen viele Wunder: Dämonen wurden ausgetrieben, Schwachsinnige und blutflüssige Frauen wurden geheilt, schwache
Hände wurden wieder kräftig.
Aus Ístanbul wurden die Gebeine 1204 durch Kreuzfahrer nach Marseille verschleppt und kamen in das damalige Kloster Saint-Victor. Darauf zurück gehen die Legenden von Lazarus als Bischof von Marseille; diese Reliquien verehrt man heute in Autun, wo Lazarus die Kathedrale geweiht ist. Die Kopfreliquie kam kurz nach 1000 durch Graf Henri le Grand von Burgund in die dann 1106 durch Papst Paschalis II. Lazarus geweihte Stiftskirche Saint-Lazare nach Avallon, andere Reliquien werden in der Kathedrale in Aix-en-Provence, eine weitere Kopfreliquie in der Kirche des ehemaligen Klosters in Andlau bei Straßburg gezeigt.
Weitere Überlieferungen kennen Lazarus als in Ephesus oder in Alexandria lebend und gestorben.
Am Samstag vor Palmsonntag feiern die Orthodoxen Kirchen den Lazarus-Samstag, in Lárnaka ist das mit einem großen Kirchweihfest verbunden. An diesem Tag wird die Urne, die angeblich Lazarus' Kopf enthält, auf den Schrein gestellt, in dem sie das Jahr über aufbewahrt ist, so dass die Gläubigen sich unter den Baldachin des Schreins beugen und die Urne küssen können. Seit 1965 wird an diesem Tag auch wieder die Ikone in feierlicher Prozession durch die Straßen getragen; man hatte in Lárnaka lange gezögert - es hieß, sie brächte Unglück über alle Kinder unter sieben Jahren, die sie zufällig sehen würden. Noch heute gehen die Einheimischen mit diesen Kindern nicht hinunter in die Krypta mit dem Grab des Lazarus; auch Hochzeiten werden in der Lazarus-Kirche nur selten gefeiert, weil sie frühen Tod oder baldige Scheidung bringen sollen.
Bereits um das Jahr 370 wurden in einem Spital vor den Mauern der Stadt
Jerusalem Leprakranke von einer christlichen
Bruderschaft des Lazarus
gepflegt. Im 12. Jahrhundert wurde die Bruderschaft im Zuge des
1. Kreuzzuges in einen christlichen Ritterorden, den
Lazarusorden, umgewandelt. Auf das Gleichnis vom reichen Mann und armen
Lazarus
bezogen sich auch die ab 1624 gegründeten Aussätzigen-Krankenhäuser des von
Vinzenz von Paul gegründeten Lazaristen-Missionsordens - heute
== Vinzentiner genannt -mit der späteren Bezeichnung Lazarett
, die sich auf die Krankenstationen des Militärs
übertragen hat.
In Fedor M. Dostoevskijs Schuld und Sühne
liest Sonja dem Mörder Raskolnikov die Lazarus-Geschichte vor und
erfleht die Auferstehung; ähnlich verwendet Elisabeth Langgässer die Geschichte in ihrem Roman Das unauslöschliche
Siegel
.
Das Kloster Saint-Victor in Marseille wurde 1739 auf Anordnung von Papst Clemens XII. aufgehoben. In der Französischen Revolution wurden 1794 das Kloster und die Kirche samt Krypta ausgeraubt, die Reliquien, Gold und Silber entwendet und die Gebäude in ein Strohlager und ein Gefängnis umgewandelt. Die Kirche wurde 1804 Pfarrkirche. 1963 begannen die Stadt Marseille und das Kulturministerium mit einer vollständigen Renovierung von Kirche und Krypta.
Patron
der Metzger; der Totengräber, Bettler, Aussätzigen und der Leprosenhäuser
Bauernregel
(für den 17. Dezember): Ist St. Lazar nackt und bar, / wird ein linder Februar.
1 ▲ Lárnaka
leitet sich vom griechischen Wort für Sarkophag, lárnax
, ab.
Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet bietet in seinem Artikel über Lazarus umfassende und fundierte Informationen.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon
Das
Musée des Docks Romains in Marseille ist
täglich außer montags von 10 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. (2024)
Das Kloster Saint-Victor in Marseille ist
täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Der Eintritt in die unbedingt sehenswerte Krypta beträgt 2 €.
(2024)
Die Kathedrale Sainte-Marie-Majeure in Marseille
ist täglich von 10 Uhr bis 19 Uhr - von November bis März nur bis 17.30 Uhr - geöffnet. (2024)
Die Kathedrale in Autun ist von April bis
September täglich von 9 Uhr bis 18 Uhr - sonntags erst ab 14 Uhr -, im Winter nur von 10 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.
Die Stiftskirche Saint-Lazare in Avallon ist
ist täglich von 9 Uhr bis 12 Uhr und von 14 Uhr bis 18 Uhr - geöffnet. (2024)
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- zuletzt aktualisiert am 16.07.2024
Quellen:
• Hiltgard L. Keller: Reclams Lexikon der Heiligen und der biblischen Gestalten. Reclam, Ditzingen 1984
• Prof. Helmut Bouzek, E-Mail vom 26. April 2005
• http://www.strejcek.de/main_zypern.html nicht mehr erreichbar
• http://www.vlf-bawue.de/lehrfahrt/bericht_zypern.pdf nicht mehr erreichbar
• http://www.bauernregeln.net/dezember.html nicht mehr erreichbar
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl.,
Bd. 6. Herder, Freiburg im Breisgau 1997
• Wilhelm Pratscher. In: Friedrich-Wilhelm Bautz †, Traugott Bautz † (Hg.): Biographisch-Bibliographisches
Kirchenlexikon, Bd. IV, Herzberg 1992
• https://www.die-tagespost.de/leben/reise/lazarusgrab-in-neuem-glanz;art311,215857 - abgerufen am 18.07.2023
• https://www.katholisch.de/artikel/30734-das-lazarusgrab-eine-fast-vergessene-staette-der-christenheit - abgerufen am 18.07.2023
• Infotafel in der Stiftskirche Saint-Lazare in
Avallon
korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.